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Einführung in das mathematische Arbeiten - an der Fakultät für ...

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daher<br />

schreiben.<br />

2.4. GLEICHUNGSUMFORMUNGEN IN BEWEISEN — STIL UND FALLEN 15<br />

3r 2 + 4r + 5 = −r 3 + r + 4 | + r 3 − r − 4 ⇐⇒<br />

r 3 + 3r 2 + 3r + 1 = 0 ⇐⇒<br />

(r + 1) 3 = 0 | √ 3 ⇐⇒<br />

r + 1 = 0 | − 1 ⇐⇒<br />

r = −1<br />

Auch bei Schlüssen von unten nach oben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umformung müsste m<strong>an</strong> die Implikationsrichtung<br />

durch Setzes des entsprechenden Pfeils (⇐=) <strong>an</strong>geben. Schlüsse von unten<br />

nach oben gelten nicht als guter <strong>mathematische</strong>r Stil und sollten daher unbed<strong>in</strong>gt<br />

vermieden werden. Machen Sie sich daher immer klar, womit e<strong>in</strong>e Umformung beg<strong>in</strong>nt<br />

und was Sie abzuleiten gedenken. Wenn Sie die Rechnung vom Ergebnis zum Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />

h<strong>in</strong> durchführen, so kehren sie die Schlussweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>schrift um!<br />

Welche Umformungen s<strong>in</strong>d eigentlich erlaubt? M<strong>an</strong> darf auf beiden Seiten <strong>das</strong>selbe addieren<br />

(subtrahieren). M<strong>an</strong> darf auch beide Seiten mit demselben multiplizieren; Wie steht es mit<br />

<strong>der</strong> Division?<br />

Theorem 2.4.3 (S<strong>in</strong>nlosigkeit <strong>der</strong> Zahlen). Alle Zahlen s<strong>in</strong>d gleich.<br />

Beweis. O.B.d.A. werden wir den Spezialfall 1 = 2 beweisen. Wir werden nur elementare<br />

Umformungen benutzen. Wir beg<strong>in</strong>nen mit reellen Zahlen a und b mit a = b.<br />

Die Abkürzung O.B.d.A. steht <strong>für</strong> ohne Beschränkung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit. Korrekt verwendet<br />

m<strong>an</strong> sie zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Beweises o<strong>der</strong> Beweisteils. Damit wird <strong>der</strong> Leser auf zwei<br />

D<strong>in</strong>ge aufmerksam gemacht. E<strong>in</strong>erseits soll nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Aussage bewiesen werden, und<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong> Autor des Beweises <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, <strong>das</strong>s die Gesamtaussage e<strong>in</strong>fach aus<br />

dem Bewiesenen folgt. Es steckt also h<strong>in</strong>ter o.B.d.A. e<strong>in</strong> weiterer <strong>mathematische</strong>r Satz ( ”<br />

aus<br />

dem tatsächlich Bewiesenen folgt die Aussage des Satzes“), und o.B.d.A. bedeutet d<strong>an</strong>n,<br />

<strong>das</strong>s diese Implikation nach Me<strong>in</strong>ung des Autors trivial, also beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>fach herzuleiten<br />

ist.<br />

Zusätzlich zur Beschränkung auf e<strong>in</strong>en Son<strong>der</strong>fall, aus dem schon die gesamte Aussage<br />

folgt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> O.B.d.A. auch noch zur Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Bezeichnung o<strong>der</strong> zum Ausschließen<br />

trivialer Son<strong>der</strong>fälle verwenden. Beispiele zu diesen Verwendungen werden Sie <strong>in</strong><br />

späteren Beweisen f<strong>in</strong>den.<br />

a = b<br />

a 2 = ab nach Multiplikation mit a<br />

a 2 + a 2 = a 2 + ab nach Addition von a 2<br />

2a 2 = a 2 + ab<br />

2a 2 − 2ab = a 2 + ab − 2ab nach Subtraktion von 2ab<br />

2a 2 − 2ab = a 2 − ab<br />

2(a 2 − ab) = 1(a 2 − ab)<br />

2 = 1 nach Division durch a 2 − ab,<br />

woraus unsere Behauptung folgt.<br />

□<br />

Natürlich haben wir <strong>in</strong> diesem Beweis e<strong>in</strong>en Fehler gemacht. Können Sie ihn entdecken?<br />

An diesem Beispiel sieht m<strong>an</strong> schön die kle<strong>in</strong>e Falle, <strong>in</strong> die m<strong>an</strong> tappen k<strong>an</strong>n bei Verwendung<br />

<strong>der</strong> Division als Äquivalenzumformung. M<strong>an</strong> muss sich immer überzeugen, <strong>das</strong>s<br />

m<strong>an</strong> nicht durch 0 dividiert wie im obigen Beweis, und 0 k<strong>an</strong>n sich h<strong>in</strong>ter komplizierten<br />

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