Motoretta Kaufberater 2013
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Service<br />
Roller-Reifen<br />
Zur Einführung in die Welt der schwarzen<br />
Gummi-Magie, für ein besseres Verständnis<br />
der gewaltigen Anforderungen, denen die<br />
sensiblen Rundlinge ausgesetzt sind, und<br />
zur Identifizierung der eigenen Reifen sind<br />
die folgenden Tipps und Erläuterungen<br />
gedacht:<br />
Luftdruck<br />
Das Luftpolster der Reifen trägt die Last<br />
des kompletten Fahrzeugs, das sich aus<br />
dem Eigengewicht des Motorrollers plus<br />
dem Gewicht der Besatzung und eventuell<br />
dem Gepäcks zusammensetzt. Ein korrekter<br />
Luftdruck wird immer bei kaltem Reifen<br />
gemessen, die vom Hersteller gemachten<br />
Angaben gelten auch nur für den kalten<br />
Zustand.<br />
Je nach Fahrzeugtyp sind die vorgeschriebenen<br />
Reifenluftdrücke unterschiedlich,<br />
der vorgeschriebene Luftdruck steht in<br />
der Betriebsanleitung: Bei 50er-Rollern<br />
betragen sie meist 1,8 bar vorne und 2,0 bar<br />
hinten, bei einem großen Roller bis zu 2,3<br />
bar vorne und 2,7 bar hinten. Von diesen<br />
Werten sollte man nicht abweichen, denn<br />
falscher Luftdruck hat folgende negative<br />
Auswirkungen:<br />
• Zu hoher Luftdruck verschlechtert den<br />
Abrollkomfort und verringert die Haftungseigenschaften<br />
des Reifens.<br />
• Zu niedriger Luftdruck führt zu einer starken<br />
Erwärmung des Reifens und damit zu<br />
der Gefahr eines Reifenschadens. Außerdem<br />
beeinträchtigt er die Fahrstabilität vor<br />
allem bei Soziusbetrieb und hoher Beladung,<br />
fördert den Verschleiß und erhöht<br />
den Rollwiderstand, verursacht dadurch<br />
höheren Kraftstoffverbrauch.<br />
Der Luftdruck sollte daher mindestens<br />
alle zwei Wochen am kalten Reifen überprüft<br />
werden, eine Sichtkontrolle des Gummis<br />
sollte wöchentlich geschehen. Immer<br />
gut schließende Ventilkappen mit einwandfreier<br />
Gummidichtung verwenden, fehlende<br />
sofort ersetzen. Ohne Kappe kann sich aufgrund<br />
der auftretenden starken Fliehkräfte<br />
bei hohen Geschwindigkeiten der Ventileinsatz<br />
öffnen und Luft entweichen. Zur Kontrolle<br />
des Reifendrucks vertraut man besser<br />
nicht dem Tankstellengerät, sondern<br />
besorgt sich einen hochwertigen Luftdruckprüfer,<br />
der im Bordwerkzeug mitgeführt<br />
werden kann.<br />
Reifenverschleiß<br />
Reifen sind Verschleißteile, die irgendwann<br />
abgefahren sind: Die Lauffläche des Reifens<br />
wird immer dünner, das Profil immer geringer.<br />
Der Gesetzgeber schreibt eine Mindestprofiltiefe<br />
von 1,6 mm vor, doch ist dies<br />
nur die unterste Grenze. Die Fahreigenschaften<br />
lassen indes schon deutlich früher<br />
nach – spätestens bei 2 mm Restprofiltiefe<br />
sollte man neue Reifen aufziehen.<br />
Die Stellen, an denen die Profiltiefe<br />
gemessen wird, sind seitlich auf dem Reifen<br />
mit TWI gekennzeichnet. TWI ist die Abkür-<br />
zung von Tread Wear Indicator. In Richtung<br />
der seitlich aufgebrachten TWI’s quer über<br />
die Lauffläche hinweg befinden sich in den<br />
Profilrillen der Lauffläche kleine, 1,0 mm<br />
hohe Erhebungen. Die tatsächliche Profiltiefe<br />
wird neben diesen Erhebungen gemessen.<br />
Wenn das Profil soweit abgefahren ist,<br />
dass sich die Erhe bungen mit der Laufflächenoberfläche<br />
decken, beträgt die tatsächliche<br />
Profiltiefe nur noch 1,0 mm und<br />
es ist überhöchste Zeit, neue Reifen aufzuziehen.<br />
Reifenalter<br />
Doch nicht nur die effektive Profiltiefe, auch<br />
das tatsächliche Reifenalter ist wichtig:<br />
Gummi altert durch Wärme, Feuchtigkeit<br />
und Sonneneinstrahlung und wird durch<br />
viele Lösungsmittel angegriffen. Berührung<br />
mit Benzin, Öl und Fett vermeiden. Mit<br />
zunehmendem Alter verschlechtern sich die<br />
Qualitäten, auch wenn die Reifen nicht<br />
benutzt werden. Reifen, die älter als acht<br />
Jahre sind, sollte man daher nicht mehr<br />
verwenden beziehungsweise schnell gegen<br />
neue austauschen.<br />
Neue Reifen<br />
In Deutschland kann man nicht grundsätzlich<br />
jeden von der Dimensionierung passenden<br />
Reifen auf seinen Roller montieren. Die<br />
jeweilig freigegebenen Typen findet man im<br />
Fahrzeugschein und auch auf den Internetseiten<br />
der Reifenhersteller, die ständig<br />
neue Freigaben erteilen. Sind die neuen<br />
Pneus aufgezogen, müssen sie bei gemäßigter<br />
Fahrweise zuerst eingefahren werden,<br />
damit sie insbesondere ihre Haftungseigenschaften<br />
voll entwickeln können – man<br />
spricht von 80 bis 100 Kilometern, je nach<br />
Typ. Doch auch vor jeder Fahrt sollten die<br />
ersten Kilometer mit mäßiger Geschwindigkeit<br />
gefahren werden (insbesondere bei kaltem<br />
und feuchtem Wetter), bis die Reifen<br />
die nötige Einsatztemperatur erreicht<br />
haben. Erst dann ist eine optimale Haftung<br />
gewährleistet.<br />
Neue Reifen lässt man sich am einfachsten<br />
beim Roller- oder spezialisierten Reifenhändler<br />
aufziehen. Dieser wird den Scooter<br />
in der Regel mit den vorher schon aufgezogenen<br />
Typen bestücken – ein Anruf vorab<br />
sichert die Verfügbarkeit des benötigten<br />
Profils – die meist der Erstausrüstung entsprechen.<br />
Versierte Händler beraten auch<br />
über den neuesten Stand der Reifentechnik<br />
und empfehlen unter Umständen einen neuen<br />
Pneu – die Rollerreifentechnologie entwickelt<br />
sich zwar nicht so rasch wie bei den<br />
Motorradreifen, doch bei den speziellen<br />
Eigenschaften Haftung, Nässeeignung, Profilgestaltung<br />
und Lebensdauer profitieren<br />
Rollerfahrer von den Errungenschaften des<br />
Motorradbereichs.<br />
Im Vergleich zu Motorradreifen steht bei<br />
der Entwicklung von Rollerreifen oftmals<br />
die Laufleistung als wichtigste Eigenschaft<br />
ganz oben im Lastenheft. In der Regel wird<br />
das über eine harte Laufflächenmischung<br />
Winterreifen: Aus dem Automobilbau bekannte<br />
Lamellen fördern die Schlechtwettereigenschaften.<br />
ermöglicht. Diese steht aber Haftung und<br />
guten Nässeeigenschaften entgegen, so<br />
dass die Reifenentwicklung immer nur ein<br />
Kompromiss aus den verschiedenen Fähigkeiten<br />
sein kann.<br />
Sportreifen<br />
Einige Reifenherstellern führen sogenannte<br />
„Sportreifen” im Programm, die<br />
sich durch eine weichere Reifenmischung<br />
als normale Reifen auszeichnen. Dadurch<br />
kommen diese Pneus schneller auf Be -<br />
triebs temperatur und bieten eine bessere<br />
Haftung in allen Fahrzuständen. Sportreifen<br />
unterscheiden sich äußerlich nur durch die<br />
Bezeichnung auf der Flanke, bei ihnen ist<br />
die Lauffläche aus einer weicheren<br />
Mischung gefertigt. Diese sorgt schon auf<br />
den ersten Metern für einen besseren<br />
Abrollkomfort und feinfühligeres Ansprechverhalten<br />
der Federelemente. Stabiler<br />
Geradeauslauf, neutrales Handling und präzises<br />
Einlenken in Kurven sind ebenso wie<br />
die bessere Übertragung von Bremskräften<br />
ein Merkmal von Sportreifen. Im Abriebverhalten<br />
sind diese normalen, auf Lebensdauer<br />
ausgelegten Pneus natürlich unterlegen,<br />
als Faustregel verschleißen diese rund 20<br />
bis 30 Prozent schneller als ein auf lange<br />
Lebensdauer ausgelegter Normalreifen.<br />
Winterreifen<br />
Mittlerweile bieten verschiedene Reifenhersteller<br />
spezielle Winterreifen für Roller an.<br />
Diese Roller-Winterreifen haben gröbere<br />
Profile und breitere Profilrillen. Überdies<br />
sind sie mit so genannter Lamellentechnik<br />
ausgestattet, haben also noch zusätzliche<br />
feine Einschnitte (Lamellen) in den Profilblöcken.<br />
Damit führen sie sicherer durch<br />
schweren Regen, Matsch und Schnee. Die<br />
Winterreifen können auf kleineren Motorrollern<br />
bedenkenlos auch im Sommer gefahren<br />
werden, haben dann allerdings einen höheren<br />
Verschleiß. Neu sind Reifen, die durch<br />
eine clevere Mischung gerade bei niedrigeren<br />
Temperaturen besser funktionieren und<br />
sich daher als Ganzjahresreifen – auch für<br />
leistungsstarke Roller – empfehlen.<br />
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