Informationsmanagement
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Popp <strong>Informationsmanagement</strong> 109<br />
7.2 IV-Leitbild - Normatives IV-Management<br />
Immer mehr Unternehmungen, aber auch Behörden und öffentliche Verwaltungen, formulieren ihre<br />
grundsätzlichen Ziele sowie ihre langfristigen Perspektiven in einem Leitbild. Der Begriff "Leitbild"<br />
drückt aus, dass mit Hilfe eines "Bildes" wesentliche Zielvorstellungen sichtbar gemacht werden, wodurch<br />
das tägliche Handeln, die Ziele und die Strategien der Mitarbeiter geleitet werden sollen. Das<br />
Leitbild ist Teil des normativen Managements, das sich mit den grundsätzlichen Zielen, Normen, Werten,<br />
Spielregeln, Prinzipien, Grundhaltungen usw. in einer Organisation befaßt. Eine andere Bezeichnung<br />
dafür ist Vision. Das normative Management hat einen konstitutiven Charakter, es wirkt also „begründend“<br />
und legitimiert Handlungen gegenüber allen Anspruchsgruppen. Intern dient es der Konsensorientierung,<br />
dem Spannungsausgleich bei Zielkonflikten sowie der Impulsgebung und der Sinnstiftung. Gute<br />
Leitbilder oder Visionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie klar, prägnant, leicht verständlich, einprägsam,<br />
inspirierend, herausfordernd und vor allem auch realisierbar sind. Sie definieren nicht das unternehmerische<br />
Ziel, geben aber die Richtung an. Ihre Aufgabe ist, die langfristige Lebens- und Entwicklungsfähigkeit<br />
einer Organisation sicherzustellen. In der Regel werden dabei Aussagen zu folgenden<br />
Themen gemacht:<br />
• die Beziehung zu den Kundenbedürfnissen,<br />
• die Grundidee der eigenen Produkte und Dienstleistungen,<br />
• das angestrebte Verhältnis zur kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Umwelt, zur Ökologie,<br />
• das angestrebte Verhältnis zu Lieferanten, Kunden, Kapitalgebern,<br />
• die Beziehung zu den Menschen im Unternehmen (Menschenbild).<br />
Leitbilder drücken häufig unter Zuhilfenahme von Metaphern Vorstellungen über einen wünschenswerten<br />
Sollzustand aus. Wesentlich dabei ist, dass es sich nicht um isolierte Forderungen handelt, sondern<br />
dass damit richtungweisende Vorstellungen (Visionen) verbunden sind.<br />
Das Leitbild beschreibt immer einen Zielzustand. Es hat also Aufforderungscharakter in bezug auf die<br />
gegenwärtige Realität. Seine Umsetzung ist eine unternehmerische Aufgabe. In diesem Sinne beinhaltet<br />
das Leitbild eine Fülle von Chancen, Gestaltungsalternativen sowie schöpferisches Potential. Ob ein<br />
Leitbild in einem Unternehmen wirksam wird, hängt u.a. davon ab, in welchem Geist es erarbeitet wird.<br />
Wenn damit z.B. nur Fortschrittlichkeit dokumentiert werden soll, dann dürfte die gewünschte Wirkung<br />
wohl kaum eintreten. Ein wesentlicher Faktor ist auch der Prozeß der Leitbildformulierung selbst: Wer<br />
hat in welcher Form bei der Erarbeitung mitgewirkt? Ist das Leitbild ein Ergebnis einer "Einzelarbeit",<br />
der Vorschlag eines externen Beraters oder eine adaptierte Variante eines anderen Unternehmens? Solche<br />
Leitbilder sind zwar schnell erstellt, sie dürften aber kaum eine Akzeptanz erreichen.<br />
Beim Erarbeiten des Leitbildes gilt in jedem Fall, dass der Weg wichtiger ist als das Ziel. Dementsprechend<br />
ist ein Leitbild, das Kräfte mobilisieren und langfristig Wettbewerbsvorteile schaffen soll,<br />
immer das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, in dem möglichst viele Mitarbeiter aktiv eingebunden<br />
sind. Damit wird automatisch erreicht, dass die Leitbildinhalte Bestandteil des Denkens möglichst<br />
vieler Personen im Unternehmen werden. Dennoch bedarf es einer Reihe von weiteren Aktivitäten,<br />
damit es die angestrebte Wirkung in bezug auf die Unternehmensziele entfalten kann. Einige Aktivitäten,<br />
welche sich in der Praxis dabei bewährt haben, werden nachfolgend aufgeführt:<br />
• Zielgruppengerechte Veröffentlichung der Leitbildinhalte. Es gibt sowohl in Hinblick auf die<br />
Zielsetzung als auch auf die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, gravierende<br />
Unterschiede zwischen den potentiellen Adressaten (z.B. Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner,<br />
Mitarbeiter). Diese gilt es zu beachten, indem die Leitbildinhalte zielgruppengerecht formuliert und<br />
gestaltet werden (z.B. als Broschüre, als Poster, als Aufkleber, als Graphik u.a.m.).<br />
• Erarbeiten von praktischen Konsequenzen für das Handeln. Das Leitbild spricht in der Regel nicht<br />
für sich allein! Dementsprechend ist es Aufgabe der Führungskräfte aller Ebenen, die Leitbildinhalte<br />
mit ihren Mitarbeitern intensiv in Hinblick auf konkrete Handlungskonsequenzen zu diskutieren,<br />
entsprechende Vereinbarungen festzuhalten und diese laufend zu kontrollieren.