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UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

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Perser Hunden Denkmäler setzten und sie<br />

wie Menschen beerdigten, Katzen hingegen<br />

als des Teufels erachteten und für vogelfrei<br />

erklärten. Die alten Griechen und<br />

Römer führten grausame Experimente an<br />

lebendigen Tieren durch. In den Arenen<br />

von Rom, der damals weltweit grössten<br />

Stadt, wurden nebst 200 000 Kriegsgefangenen,<br />

Verbrechern und Gladiatoren auch<br />

Millionen von Haus- und Wildtieren zur<br />

Belustigung hingemetzelt und aufeinandergehetzt.<br />

Im Mittelalter wurde in verschiedenen<br />

Regionen Europas lebenslange<br />

Dunkelhaltung für Kälber, Lämmer<br />

und Schafe betrieben. Kochbücher empfahlen,<br />

Gänse für rascheres Wachstum an<br />

den Schwimmhäuten festzunageln, oder<br />

Kälber und Ferkel für zarteres <strong>Fleisch</strong><br />

mit Seilen zu Tode zu prügeln. Seit jeher<br />

zeichnet sich der Mensch durch Herzlosigkeit<br />

gegenüber Tieren aus. Nicht erst<br />

der «moderne» Mensch der Neuzeit bedrängt<br />

durch seinen Lebensstil Tierarten<br />

und verurteilte viele zum Aussterben.<br />

Unsere Vorfahren rotteten viele Tierarten<br />

aus, im Mittelalter in der Schweiz beispielsweise<br />

den Wisent und im 19. Jahrhundert<br />

Biber und Bär.<br />

Auch der «edle Wilde» bleibt in puncto<br />

Mensch-Tier-Verhältnis lediglich eine<br />

westlich-romantische Vorstellung. Es ist<br />

überliefert, dass Indianer in Nordamerika<br />

sinnlose Büffelabschlachtungen durch<br />

Hinabstürzen in Schluchten praktizierten,<br />

oder ihren Kindern auftrugen, Vögel<br />

zu fangen, ihnen Beine oder Flügel zu<br />

brechen und mit ihnen zu spielen. Nomadenvölker<br />

entnahmen lebenden Rindern<br />

Blut, oder schnitten aus den Schwänzen<br />

ihrer Schafe Fettstücke als Leckerbissen<br />

heraus. Das etwa über die Inuit und<br />

andere «Naturvölker» kolportierte Beten<br />

oder «Um-Verzeihung-Bitten» vor dem<br />

Tiere Töten dürfte eher eine sentimentale<br />

und gegenüber einer möglichen höheren,<br />

strafenden Macht rückversichernde Geste<br />

darstellen als ein gelebter und bewusster<br />

Ausdruck von Fairness und Liebe gegenüber<br />

den Mitgeschöpfen – vergleichbar<br />

den Gebräuchen unserer Jäger nach dem<br />

Abschuss des Wildes. Ob nun sogenannte<br />

«Naturvölker» oder «zivilisierte» Kulturen:<br />

Bis ins 20. Jahrhundert hinein<br />

war das Pferd ein geschundenes<br />

Kriegs- und Arbeitsgerät<br />

Sie alle haben hemmungslos und ohne<br />

Einsicht in ökologische Zusammenhänge<br />

Tierarten ausgerottet und ohne Rücksicht<br />

auf Gewissen, Moral, Ethik oder religiöse<br />

Vorgaben Tiere gequält und ausgenützt.<br />

Besonders übel hat der Mensch dem<br />

Pferd mitgespielt. Bis ins 20. Jahrhundert<br />

hinein war es geschundenes Kriegs- und<br />

Arbeitsgerät: Lebenslang unter Tage in<br />

den Kohlegruben zur Arbeit gezwungen<br />

und dabei erblindet, um Mühlräder und<br />

Pumpen anzutreiben jahrelang tagsüber<br />

im Kreis gehend, auf dem harten Pflaster<br />

der Millionenstädte London, Paris, Berlin<br />

und New York Busse und Kutschen oder<br />

auf dem Land an Kanälen und Flüssen entlang<br />

Lastschiffe ziehend, schweisstriefend<br />

auf den Feldern vor dem Pflug gehend.<br />

Mit Recht empört man sich heute über<br />

überlange und unnötige EU-Schlachttiertransporte.<br />

Doch gab es hierzulande bereits<br />

ausgangs des Mittelalters vergleichbares,<br />

nämlich Schlachtviehtrecks, etwa<br />

von Rindern aus Ungarn in die reichen<br />

süddeutschen Kaufmannsstädte oder von<br />

Dänemark nach Holland. Zu Fuss mussten<br />

die Tiere hunderte, manchmal tausend<br />

und mehr Kilometer zurücklegen. Wie im<br />

Wilden Westen, wo die zumeist verwilderten<br />

Mastrinder von Texas nach Norden<br />

in die Verladestationen getrieben wurden,<br />

um dann in den Riesenschlachthöfen<br />

Chicagos getötet zu werden. Wer jetzt<br />

noch immer glaubt, dass es Tieren früher<br />

besser erging, soll daran denken, dass das<br />

Betäuben vor dem Töten eine junge, kaum<br />

hundert Jahre alte Tradition ist, welche<br />

bis heute in manchen Ländern und Kulturen<br />

unbekannt ist.<br />

Es gibt wenig Anlass zur Behauptung,<br />

Nutztiere hätten es früher besser gehabt.<br />

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das<br />

Mensch-Tier-Verhältnis heute zumindest<br />

in der Schweiz ein viel engeres ist, als es<br />

noch vor einem Vierteljahrhundert bei Inkrafttreten<br />

der Tierschutzgesetzgebung der<br />

Fall war. Im Bewusstsein sehr vieler Menschen<br />

wird keine scharfe Trennlinie mehr<br />

zwischen Heim- und Nutztieren gezogen.<br />

Die Nutzung von Rindern, Schweinen und<br />

Hühnern wird zwar zumeist nicht infrage<br />

gestellt, aber es herrscht heute ein breiter<br />

Konsens darüber, dass diese Tiere, wenn<br />

sie schon für unsere Zwecke planmässig<br />

gezüchtet, gehalten und geschlachtet werden,<br />

wenigstens Anrecht auf eine möglichst<br />

schonende Behandlung und eine<br />

artgemässe Haltung haben sollen.<br />

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS<br />

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