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UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

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zusätzliche Baum-, Pflanzen- und Tierarten<br />

entstanden. Leider wirkt die intensive<br />

Landwirtschaft heute gerade in die gegenteilige<br />

Richtung. Auch die menschlichen<br />

Möglichkeiten und Lebensweisen vervielfachten<br />

sich durch die Viehhaltung; vom<br />

Jäger und Sammler zum Bauern, Hirten<br />

oder Nomaden, von der reinen Selbstversorgung<br />

zum Handel und zum Austausch<br />

von Gütern, mittels Lasttieren auch über<br />

weite Distanzen hinweg. Die Viehhaltung<br />

und der anfallende Hofdünger führten<br />

dazu, dass immer mehr Menschen ernährt<br />

und Überschüsse erzeugt werden konnten.<br />

So konnte Handel getrieben, Städte gegründet<br />

und die Arbeitsteilung unter den<br />

Menschen vorangetrieben, Verwaltung,<br />

Wissenschaft und Künste etabliert werden.<br />

Ohne Domestikation und planmässige<br />

Viehzucht hätte die Menschheit diese<br />

Entwicklung kaum machen können.<br />

2.2 Geschichtliches zur<br />

Nutztierhaltung<br />

Die alten römischen und griechischen<br />

Es gab eine Zeit, da kamen<br />

die Bauern mit ihren Produkten<br />

noch in die Stadt<br />

Kulturen schätzten kultiviertes Land mit<br />

Getreide, Obst, Oliven und Reben. An<br />

Nutztieren hatten lediglich Schafe eine<br />

übergeordnete Bedeutung. Demgegenüber<br />

bevorzugten die germanischen Völker<br />

im Norden eher die Natur, die Wälder<br />

und die Jagd und setzten weit stärker auf<br />

Tierhaltung und Weiden, als es der Süden<br />

tat. Mit dem Ende der Römerzeit nahm der<br />

Einfluss der nördlichen Gebräuche und<br />

damit auch die Bedeutung von <strong>Fleisch</strong><br />

europaweit zu. Frankenkönig Lothar ordnete<br />

im 9. Jahrhundert an, dass ein Krieger,<br />

der einen Bischof töte, nicht nur die<br />

Waffen niederlegen, sondern fortan auch<br />

ohne <strong>Fleisch</strong> leben müsse. Chronisten berichten<br />

im Mittelalter von enormen Verzehrsraten<br />

von bis zu 100 Kilogramm pro<br />

Kopf und Jahr in der Oberschicht – wegen<br />

der damals bis zu 150 fleischlosen<br />

kirchlichen Feiertage bedeutete dies sehr<br />

hohe tägliche Verzehrsmengen. Demgegenüber<br />

konnten die unteren Schichten<br />

von <strong>Fleisch</strong> und Fisch meist nur träumen.<br />

Nicht ohne Grund kam damals die Idee<br />

vom Schlaraffenland auf.<br />

Ausgangs des 15. Jahrhunderts beanspruchten<br />

Adel und Kommunen vielerorts<br />

die Nutzung der stark geschwundenen<br />

Wälder – und damit die Verfügbarkeit<br />

über den damaligen Hauptenergie- und<br />

-bauträger, das Holz. Damit gingen in Mitteleuropa<br />

grosse Weideflächen verloren,<br />

denn das Vieh hielt sich bis dahin ganz<br />

selbstverständlich auch in Waldbereichen<br />

auf. Damals entstand die heute selbstverständliche<br />

Trennung von Wald und Landwirtschaftsflächen.<br />

Als Kompensation erschlossen<br />

die Menschen neues Kulturland,<br />

etwa durch das Trockenlegen von Überschwemmungs-,<br />

Sumpf- und Moorgebieten,<br />

oder indem dem Meer Land abgerungen<br />

wurde. Eine weitere Folge des Weideflächenverlusts<br />

war, dass die Tierhaltung<br />

vermehrt in Ställe verlagert wurde. Medizinische<br />

Traktate rieten allerdings vom<br />

<strong>Fleisch</strong> derart eingekerkerter Tiere ab und<br />

empfahlen aus Qualitäts- und Gesundheitsgründen<br />

<strong>Fleisch</strong> von im Freien gehaltenen<br />

Tieren. Die Stallhaltung brachte<br />

aber Gülle und Mist, welche, auf die Felder<br />

ausgebracht, die Erträge der Ackerkulturen<br />

steigerten. Die Bauernbetriebe<br />

begannen sich nach und nach auf Obstbau,<br />

Ackerbau oder Viehhaltung zu spezialisieren<br />

und verlagerten sich von der<br />

reinen Selbstversorgung auf den Tausch<br />

und Verkauf von Produkten. Ohne Land<br />

keine Stadt: Noch bis 1900 wurden Ziegenherden<br />

von Fluntern ins Zürcher<br />

«Dörfli» getrieben, wo die Stadtfrauen<br />

gegen ein Entgelt Ziegen melken konnten.<br />

An den Markttagen brachten Bauern<br />

mit Fuhrwerken oder den «Seeschwalben»<br />

genannten Limmatschiffen Lebensmittel<br />

nach Zürich.<br />

Von der Römerzeit über das Mittelalter<br />

bis in die Neuzeit wurden im Zuge<br />

des Fernhandels zahlreiche neue Pflanzen<br />

und Tiere nach (Mittel-)Europa gebracht.<br />

Wer sich heute an Margeriten und Akelei<br />

in den Blumenwiesen erfreut, dürfte kaum<br />

wissen, dass diese erst im Mittelalter zu<br />

uns kamen. Im Zuge der spanischen und<br />

portugiesischen «Entdeckungen» wurden<br />

Perlhühner und Truten auch in Europa<br />

heimisch. Als die englischen Pilgerväter<br />

im 17. Jahrhundert mit der «Mayflower»<br />

nach Amerika segelten, hatten sie nebst<br />

anderen Nutztieren auch einige Truten<br />

an Bord. Drüben angekommen, staunten<br />

sie nicht schlecht, als sie bemerkten, dass<br />

Wildtruten den Kontinent zu Millionen<br />

bevölkerten.<br />

Der durchschnittliche <strong>Fleisch</strong>konsum<br />

8<br />

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