27.06.2014 Aufrufe

UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ern verdienen dort 2700 Franken je Kuh<br />

und Jahr, die schlechtesten 25 % indessen<br />

lediglich 1200 Franken! Auch hier spielt<br />

das Management, also der Faktor Mensch,<br />

die grösste Rolle. So finden sich auf den<br />

Betrieben der Gutverdiener lediglich 2 %<br />

Kälberverluste, bei den schlechten indessen<br />

15 %!<br />

Für mehrere Tierkategorien trifft die<br />

Feststellung zu, dass der Tierschutz die<br />

Produktion verteuert, sei dies durch höhere<br />

Investitionskosten oder durch Mehraufwand.<br />

So brachte die Volierenhaltung<br />

als tierfreundliche Alternative zur Käfigbatterie<br />

10–15 % höhere Produktionskosten<br />

mit sich. Sehr hohe Mehrkosten fallen<br />

bei der Freilandhühnermast an. Durch<br />

das Zurverfügungstellen von Weide, die<br />

tieferen Besatzdichten im Stall und primär<br />

durch den Einsatz von langsamer<br />

wachsenden Hybriden mit einer um 50 %<br />

verlängerten Mastdauer erhöhen sich die<br />

Produktionskosten im Vergleich zur konventionellen<br />

Haltung stark.<br />

In der Schweinezucht/-mast und der<br />

Rindermast unterscheiden sich die Investitionskosten<br />

für die verschiedenen Haltungsformen<br />

wenig, mit Ausnahme von<br />

reinen Weidemasten, die ohne teure Stallbauten<br />

auskommen. Hingegen generieren<br />

tierfreundliche Haltungsformen mit<br />

Einstreu und Auslauf teilweise Mehraufwand.<br />

Aus diesem Grund sind Label- und<br />

Biozuschläge sowie die staatlichen BTS/<br />

RAUS-Beiträge gerechtfertigt.<br />

In der Milchviehhaltung hingegen<br />

leisten Tierschutzmassnahmen einen<br />

wichtigen Beitrag zur Senkung der Produktionskosten.<br />

Eine ETH-Modellrechnung<br />

ergab, dass bei Beschränkung des<br />

Weidegangs auf die gesetzlichen Vorschriften<br />

von nur 90-mal Auslauf im<br />

Jahr der erzielbare Milcherlös um 7 Rappen<br />

pro Kilogramm niedriger ausfällt, als<br />

wenn die Kühe von Frühjahr bis Herbst<br />

weiden. Der Vollweidebetrieb hat im Vergleich<br />

zu Betrieben mit Stallhaltung und<br />

-fütterung ein Kostensparpotenzial von<br />

mehreren hundert Franken pro Kuh. Weidehaltung<br />

und Freilaufställe können die<br />

Arbeitszeit reduzieren. Kommt dazu, dass<br />

beim Melken im Freilaufstall mit Melkstand<br />

auch die Arbeitsbelastung vermindert<br />

wird. Hier finden sich weniger ungünstige<br />

Körperhaltungen und Arbeitsarten<br />

als beim Melken im Anbindestall.<br />

In- und ausländische Erfahrungen<br />

zeigen, dass regelmässiger Weidegang<br />

und Freilaufhaltung Fruchtbarkeit und<br />

Tiergesundheit (z. B. Klauenprobleme,<br />

Euterentzündungen, Gliedmassenerkrankungen)<br />

verbessern sowie die Lebensdauer<br />

verlängern können. Hier liegt ein<br />

wesentliches Kostensparpotenzial, geht<br />

man doch davon aus, dass Euterentzündungen<br />

und Fruchtbarkeitsstörungen den<br />

40 000 <strong>Schweizer</strong> Milchbauern Einbussen<br />

von bis zu einer halben Milliarde Franken<br />

jährlich zufügen können.<br />

Tierarztkosten sind dabei nur die<br />

Spitze des Eisbergs. Die Tierarzt- und Medikamentenrechnungen<br />

fallen dem Landwirt<br />

zwar auf und erscheinen in der Buchhaltung.<br />

Viel stärker ins Gewicht fallen<br />

jedoch der Milchausfall während der Behandlung<br />

und die in der Folge geringere<br />

Milchleistung der Kühe. Bessere Tiergesundheit<br />

bedeutet deshalb nicht nur geringere<br />

Tierarztkosten, sondern vor allem<br />

bessere Leistungen, weniger Leistungsausfälle<br />

und Abgänge, bessere Ausnützung<br />

von Gebäuden und Einrichtungen,<br />

niedrigere Futter-, Remontierungs-, Arbeits-<br />

und Pflegekosten.<br />

Tierschutz wird oft mit grossen Neuund<br />

Umbauprojekten und damit hunderttausenden<br />

von Franken an Investitionen<br />

in Verbindung gebracht. Nicht jeder Stall<br />

ist aber schon amortisiert, und nicht jeder<br />

Tierhalter verfügt über ein derart dickes<br />

finanzielles Polster. Ist Tierschutz am<br />

Ende nur etwas für reiche Bauern? Keineswegs!<br />

Denn es muss nicht immer gleich<br />

ein teurer Umbau sein. Mit gutem Willen<br />

und Geschick lässt sich auch mit kleinem<br />

Portemonnaie viel fürs Wohlbefinden der<br />

Tiere tun:<br />

Ein Freilaufstall ist gut für<br />

die Tiere und reduziert den<br />

Arbeitsaufwand<br />

• Optimale Fütterung (Qualität, Regelmässigkeit,<br />

Häufigkeit) und ständiges<br />

Angebot von sauberem Wasser (z. B.<br />

Kälbermast!)<br />

• Licht und Luft (Vermeiden von Schadgasen,<br />

Staub, Zugluft; viel frische Luft<br />

durch offene Fenster/Stallfronten;<br />

Wände und Decken sauber halten; fleissiges<br />

Entmisten; Überhitzung und Unterkühlung<br />

vorbeugen)<br />

• Pflege (Klauen und Fell; Gesundheitszustand),<br />

Tiere ansprechen, Überwa-<br />

52<br />

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!