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UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

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5.3 Tierwohlförderung<br />

Die Agrarpolitik versucht, das Tierwohl<br />

primär durch zwei Anreizmassnahmen zu<br />

fördern: Bei Stallneubauten über 20 %<br />

höhere Investitionskredite für besonders<br />

tierfreundliche Ställe (BTS), beispielsweise<br />

Freilaufställe für Kühe, sowie<br />

jährliche Direktzahlungen für Bauern, die<br />

sich verpflichten, die Vorschriften der<br />

Tierwohlprogramme Regelmässiger Auslauf<br />

ins Freie (RAUS) und Besonders tierfreundliche<br />

Stallhaltung (BTS) einzuhalten.<br />

Die Grundidee der ökologischen und<br />

der Tierwohldirektzahlungen – Förderung<br />

konkreter und gesellschaftlich erwünschter<br />

Leistungen mittels Beiträgen – hat sich<br />

auch bei BTS und RAUS als richtig erwiesen.<br />

Hier wurde tatsächlich bei mehreren<br />

der geförderten Tierkategorien etwas ausgelöst<br />

und somit Gesundheit und Wohlbefinden<br />

der Tiere verbessert.<br />

Das Tierwohl stellt nur teilweise eine<br />

marktfähige Leistung dar, die über das<br />

Schaffen von Labels und entsprechender<br />

Konsumentennachfrage abgegolten<br />

werden kann. Für viele der in der Landwirtschaft<br />

genutzten rund 25 Tierkategorien<br />

gibt es denn auch keine, respektive<br />

Entwicklung Tierwohl-Förderprogramme<br />

BTS und RAUS 1996 bis 2009<br />

CHF 180<br />

CHF 160<br />

CHF 140<br />

CHF 120<br />

CHF 100<br />

CHF 80<br />

CHF 60<br />

CHF 40<br />

CHF 29<br />

CHF 0<br />

144<br />

47<br />

lassen sich überhaupt keine Tierwohllabels<br />

schaffen, mit denen sich eine bessere<br />

Tierhaltung via Markt und Konsumentennachfrage<br />

fördern liesse. Das gilt etwa<br />

für alle Jung- und Aufzuchttiere, Muttersauen,<br />

Ziegen, Schafe und Pferde.<br />

Deshalb führte der Bund mit dem Direktzahlungssystem<br />

Mitte der 1990er-<br />

Jahre Förderprogramme für besonders<br />

tierfreundliche Haltungsformen ein. In<br />

Ergänzung zu den beschränkten Möglichkeiten<br />

des Marktes sollten sich Landwirte<br />

auf freiwilliger Basis an staatlichen Programmen<br />

zur Tierwohlförderung beteiligen.<br />

Nach übereinstimmender Meinung<br />

von Behörden, Bauern und Tierschützern<br />

wirken BTS und RAUS zielgenau durch<br />

konkrete und nachweisbare Tierwohlmehrleistungen,<br />

spezifiziert für jede der<br />

rund zwei Dutzend auf <strong>Schweizer</strong> Bauernhöfen<br />

gehaltenen Tierkategorien. Tierfreundliche<br />

Haltungsformen kosten mehr<br />

als lediglich gesetzeskonforme. Sie verursachen<br />

Mehrarbeit, erfordern zusätzliche<br />

Infrastruktur (Ausläufe, verhaltensgerechte<br />

Einrichtungen) und Unterhaltskosten<br />

(Einstreu zum Liegen statt kahle,<br />

harte Betonböden). Gleichzeitig werden<br />

wie etwa bei Freilandpoulets durch<br />

153<br />

50<br />

161 163<br />

RAUS Gesamte Beitragssumme/Jahr<br />

BTS Gesamte Beitragssumme/Jahr<br />

1996 2004 2006 2008 2009<br />

56<br />

60<br />

die Wahl entsprechender Rassen, welche<br />

langsamer wachsen und weniger <strong>Fleisch</strong><br />

ansetzen, die Einnahmen vermindert.<br />

BTS/RAUS haben zu nachweislichen<br />

Verbesserungen des Tierwohls und der<br />

Tiergesundheit geführt, wie dies beispielsweise<br />

Untersuchungen von BVET und<br />

BLW an Milchkühen oder Mastschweinen<br />

zeigen. Die grössten Effekte bezüglich<br />

Tierwohl und Tiergesundheit wurden<br />

stets auf jenen Betrieben gemessen, welche<br />

BTS und RAUS kombinieren. Die qualitativen<br />

Vorgaben der BTS- und RAUS-<br />

Vorschriften haben sich grösstenteils bewährt<br />

und gewährleisten ein akzeptables<br />

Tierwohl.<br />

Die Vorgaben verbessern in Teilbereichen<br />

auch die Produktequalität, die Lebensmittelsicherheit<br />

(BTS/RAUS-Mastschweinehaltungen<br />

weisen deutlich weniger<br />

antibiotikaresistente Keime auf)<br />

und die Tiergesundheit (z. B. weniger<br />

Hautschäden bei BTS/RAUS-Kühen und<br />

-Schweinen; tiefere Mortalitätsrate bei<br />

Freilandpoulets). Die mit RAUS geförderte<br />

Weidehaltung von Rindern, Kühen, Ziegen<br />

und Schafen verringert die Ammoniakemissionen<br />

und den CO2-Ausstoss.<br />

Indem sie einen Teil dieses Mehraufwands<br />

abdecken, bieten BTS- und RAUS-<br />

Beiträge den Bauern einen gewissen Anreiz,<br />

die gesellschaftlich erwünschte<br />

Mehrleistung für das Tierwohl zu erbringen.<br />

Ideale Voraussetzungen sind dabei<br />

motivierte Tierhalter, deren Betriebe<br />

gute bauliche Voraussetzungen für BTS/<br />

RAUS aufweisen (Stallsystem erfordert<br />

nur leichte Anpassungen, oder es ist ein<br />

Neu-/Umbau geplant) und die eine Tierkategorie,<br />

für deren Produkte ein Label im<br />

Detailhandel oder im Gastrokanal existiert,<br />

auf BTS/RAUS umstellen wollen. Die<br />

allermeisten Betriebe, die sich heute an<br />

BTS/RAUS beteiligen, dürften zwei oder<br />

gar alle drei dieser Voraussetzungen mitbringen.<br />

Für rund die Hälfte der Tierkategorien<br />

lassen sich aber keine Tierwohllabels und<br />

entsprechende marktgängige Produkte<br />

schaffen, sodass hier keine Synergien<br />

zwischen Markt und BTS/RAUS/Agrarpolitik<br />

spielen können. Der Umstellungsan-<br />

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS<br />

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