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UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

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und weniger mediziniert werden müssen.<br />

Mit Ausnahme bei der Mutterkuhhaltung<br />

ist die für Rinder natürlichste Haltung,<br />

die Weidehaltung, bei Kälbern praktisch<br />

überhaupt nicht mehr anzutreffen.<br />

Kein Sozialkontakt: Die Einzelhaltung<br />

von Kälbern in engen Iglus auf knapp<br />

3 Quadratmeter Fläche ist als Ausnahme<br />

zur ansonsten geforderten Gruppenhaltung<br />

legal. Sie bringt den Kälbern im<br />

Vergleich zur dauernden Stallhaltung gesundheitliche<br />

Vorteile mit frischer Luft,<br />

Sonne und weniger Staub-, Schadgasund<br />

Keimgehalt der Luft. Allerdings werden<br />

das angeborene Sozial- und Bewegungsverhalten<br />

verunmöglicht. Ein erheblicher<br />

Teil der Aufzuchtkälber in der<br />

Schweiz lebt in dieser tierschutzwidrigen<br />

Haltungsform.<br />

Weder Spielen noch Springen: Die<br />

grundsätzlich tiergerechte Gruppenhaltung<br />

von Kälbern bietet den bis zu 160 Kilogramm<br />

schweren Kälbern lediglich eine<br />

äusserst knapp bemessene Fläche von 1,5<br />

Quadratmeter je Tier an. Die spiel- und<br />

bewegungsfreudigen Jungtiere wachsen<br />

platzmässig extrem beschränkt auf.<br />

Mutterlose Aufzucht: Seit über hundert<br />

Jahren und überall, wo professionell Rinder<br />

gezüchtet werden – ob in der Schweiz,<br />

der EU, in Nord- und Südamerika oder<br />

Asien (Ausnahme: Mutterkuhhaltung) –,<br />

werden Kälber den Müttern nach der Geburt<br />

weggenommen. Das natürliche Mutter-Kind-Verhältnis<br />

wird vollständig unterbunden.<br />

Dies zu einem Zeitpunkt, wo<br />

die individuelle Bindung von Kuh und<br />

Kalb noch relativ schwach ist, da beide<br />

für ein zweifelsfreies geruchliches, optisches<br />

und stimmliches Erkennen des anderen<br />

mehrere Tage benötigen. Wird das<br />

Kalb der Mutter erst nach einer Woche<br />

weggenommen, zeigen beide Tiere denn<br />

auch viel stärkere Trennungssymptome<br />

wie Unruhe, Suchen oder Rufen.<br />

Fehlernährung bei der Mast: Zwar<br />

schob die Tierschutzgesetzgebung der<br />

weissen Kalbfleischerzeugung schon<br />

1981 mit der Forderung nach Raufutter<br />

und genügend Eisen sowie dem Verbot<br />

von anämisch/krank machenden Futterrationen<br />

theoretisch einen Riegel. Doch<br />

noch immer werden Kälber für möglichst<br />

helles <strong>Fleisch</strong> fehlernährt, mit negativen<br />

Folgen für die Tiergesundheit.<br />

Problematischer Handelszeitpunkt:<br />

Händler kaufen für die Mast bestimmte<br />

Kälber zu einem Zeitpunkt auf, wo im<br />

Kalb der mit der Muttermilch aufgenommene<br />

Schutz gegen Erkrankungen am<br />

Versiegen, das eigene Immunsystem aber<br />

noch unterentwickelt ist («Immunloch»).<br />

Dies trägt nebst der grossen Durchmischung<br />

aus verschiedensten Herkunftsbetrieben,<br />

der teilweise beengten Haltung<br />

ohne Auslauf ins Freie und der vorkommenden<br />

Fehlernährung mit dazu bei, dass<br />

in der Kälbermast überproportional häufig<br />

Antibiotika eingesetzt werden muss.<br />

Tötung nach der Geburt: Die für die<br />

Weiterzucht ungeeigneten Kälber aus extremer<br />

Milchleistungszucht sind für die<br />

Grossvieh- und selbst für die Kälbermast<br />

zunehmend ungeeignet, da sie viel weniger<br />

<strong>Fleisch</strong> ansetzen. Es ist nur eine<br />

Frage der Zeit, bis auch in der Schweiz<br />

ein Teil der Nachkommen von Hochleistungsmilchkühen,<br />

insbesondere männliche<br />

Tiere, gleich nach der Geburt getötet<br />

werden. So, wie dies bereits in Neuseeland<br />

und teilweise in Irland und Italien<br />

geschieht, und bei einer anderen Tierart,<br />

nämlich den männlichen Küken der<br />

Hochleistungslegehühner, seit Jahrzehnten<br />

weltweit Usus ist.<br />

Aufzucht- und Mastvieh<br />

Mangelnde Liegequalität: Anstelle von<br />

Einstreu, Sand oder anderen geeigneten<br />

Liegematerialien sind auch harte Gummimatten<br />

zulässig, welche den Ansprüchen<br />

von Rindern an einen Liegeplatz<br />

nicht entsprechen, rasch verschmutzen<br />

und glitschig werden. In Wahlversuchen<br />

werden diese von den Tieren denn auch<br />

gemieden und es wird stets die Einstreu<br />

vorgezogen.<br />

Kaum verbreitet:<br />

Das Weiden von<br />

Kälbern<br />

Kaum freie Bewegung: Für die bis zu<br />

500 Kilogramm schweren Tiere sind lediglich<br />

3 Quadratmeter Fläche vorgeschrieben,<br />

das heisst in einem durchschnittlichen<br />

Wohnzimmer könnte man<br />

8 bis 10 Mastmunis halten! Dieser Platz<br />

reicht nur gerade zum Liegen, nicht aber<br />

für das artgemässe Fortbewegungsver-<br />

40<br />

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

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