UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch
UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch
UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schnabeltouchieren von Legeküken:<br />
Im Unterschied zum Schnabelcoupieren,<br />
wo erhebliche Teile des Schnabels weggekürzt<br />
werden, soll beim Touchieren lediglich<br />
die vorderste Schnabelspitze im nicht<br />
innervierten Bereich entfernt werden. Allerdings<br />
sind die Unterschiede je nach Arbeitsqualität<br />
der durchführenden Fachperson<br />
fliessend. Wird der Hühnerschnabel im<br />
innervierten Bereich coupiert, ist dies nicht<br />
nur beim Eingriff selbst schmerzhaft. Vielmehr<br />
muss ein Huhn dann ein Leben lang<br />
sogenannte Phantomschmerzen ertragen,<br />
vergleichbar Menschen mit amputierten<br />
Gliedern.<br />
Ein Legehuhn (links) und<br />
ein Masthuhn (rechts), jeweils<br />
im Alter von 29 Tagen<br />
Importierte Tierschutz- und Gesundheitsprobleme:<br />
Die Zucht von Poulets<br />
liegt weltweit in den Händen von nur mehr<br />
zwei, diejenige von Legehennen von drei<br />
international tätigen Zuchtkonzernen. Die<br />
Schweiz betreibt seit vielen Jahrzehnten<br />
keine eigenständige Wirtschaftsgeflügelzucht,<br />
sondern vermehrt lediglich mit den<br />
importierten Hochzuchttieren. Die meisten<br />
dieser Linien sind auf möglichst hohe Leistungen<br />
gezüchtet – Gesundheit, Verhalten<br />
und das Wohl der Tiere spielen dabei kaum<br />
eine Rolle. Für eine artgerechte Freilandhaltung<br />
geeignete Linien stellen im Portefeuille<br />
dieser Konzerne ein Nischenprodukt<br />
dar, sodass die Beschaffung für verantwortungsbewusste<br />
<strong>Schweizer</strong> Vermehrer<br />
ein Problem darstellen kann. Männliche<br />
Turbotruten nehmen um 150 Gramm<br />
pro Tag zu und wachsen damit doppelt<br />
so schnell wie Rassetruten. Turbopoulets<br />
nehmen täglich 50 Gramm zu und wachsen<br />
damit gar viermal schneller als Junghennen.<br />
Turbotruten und -poulets müssen<br />
jung geschlachtet werden. Würde man sie<br />
weiter wachsen lassen, könnten sie sich<br />
wegen des enormen Körpergewichts und<br />
der Schmerzen beim Gehen kaum mehr<br />
bewegen, und die Todesrate würde auf<br />
bis zu 30 % steigen, wie Untersuchungen<br />
drastisch zeigen!<br />
Brut und Junghennen<br />
Töten der männlichen Legeküken:<br />
Wurden noch bis vor sechzig Jahren weibliche<br />
Hühner zum Eierlegen und die Hähnchen<br />
zur Mast gehalten, also eine Art<br />
«Zweinutzung» betrieben, änderte sich die<br />
Situation mit dem Aufkommen von spezialisierten<br />
Mastlinien, wo Männchen und<br />
Weibchen gemästet werden. Diese setzen<br />
viel rascher und viel mehr Muskelfleisch<br />
an. Ein Männchen der heutigen Legehybriden<br />
müsste mehr als dreimal länger, nämlich<br />
18 Wochen, gemästet werden, um das<br />
Schlachtgewicht von Masthybriden zu erreichen.<br />
Sie würden dazu gar fünfmal mehr<br />
Futter benötigen, wie eine aktuelle deutsche<br />
Studie zeigt. Damit ist die Ausmast<br />
von auf hohe Legeleistung gezüchteten<br />
Hühnern unrentabel und betreffend Futterverwertung<br />
ineffizient. Aus diesem Grund<br />
werden in der Schweiz und weltweit die<br />
männlichen Küken von Legelinien gleich<br />
nach dem Schlupf aussortiert und getötet.<br />
Eventuell ist es schon bald möglich, Geschlechtsbestimmung<br />
im Ei durchzuführen.<br />
So müssten Eier, aus denen männliche Küken<br />
schlüpfen würden, nicht mehr bebrütet<br />
werden und man könnte auf das perverse<br />
Eintagsküken-Töten verzichten.<br />
Kaum Auslauf ins Freie: Die allermeisten<br />
der während rund vier Monaten vom Eintagsküken<br />
zur legebereiten Hennen aufgezogenen<br />
Junghennen, nämlich 80 %, haben<br />
keinerlei Zugang zu einer Weide. Dabei<br />
wäre viel Bewegung im Freien gesundheitsfördernd<br />
und würde die Kondition der<br />
Jungtiere verbessern.<br />
Legehennen<br />
Alle Legehennen verfügen in der Schweiz<br />
über erhöhte Plätze zum Ruhen, geschützte<br />
Nester zum Eierlegen und Einstreu zum Picken,<br />
Scharren und Staubbaden. Fast 90 %<br />
haben ständigen Zugang zu einem Aussenklimabereich,<br />
und 70 % zu einer Weide.<br />
Die Legehennenhaltung in der Schweiz<br />
kommt international gesehen den Bedürfnissen<br />
der Tiere mit Abstand am nächsten.<br />
Aber auch im Vergleich zum Haltungsstandard<br />
etwa von Tieren der Rinder- und<br />
Schweinegattung in der Schweiz hat sie<br />
ein recht hohes Niveau erreicht.<br />
Staub und Schadstoffe: Verschiedene<br />
Management- und Haltungsaspekte, etwa<br />
hohe Besatzdichten, die Einstreu oder ungenügende<br />
Entmistungs- und Lüftungssysteme,<br />
führen zu teilweise hohen Staub- und<br />
Schadstoffgehalten in der Stallluft. Diese belasten<br />
die Hühner und führen etwa zu Atemwegserkrankungen<br />
bei Mensch und Tier.<br />
46<br />
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS