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UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

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Fehlende verhaltensgerechte Einrichtungen:<br />

Da Schweine nicht schwitzen<br />

können, leiden sie bei hochsommerlichen<br />

Temperaturen. Die Tierschutzgesetzgebung<br />

fordert Abkühlmöglichkeiten.<br />

Gut können sich Schweine mittels Suhlen<br />

in der Freilandhaltung oder Duschen im<br />

Auslauf kühlen. Sie lernen rasch, mit der<br />

Schnauze den Druckknopf zum Auslösen<br />

eines kurzen Duschregens zu betätigen.<br />

Da erwachsene Schweine wenig biegsam<br />

sind, benötigen sie zur Körperpflege<br />

und zum Kratzen von Rücken, Flanke und<br />

Hinterteil Scheuermöglichkeiten. Ausser<br />

in der Freilandhaltung wird eines der<br />

zentralsten Verhaltensbedürfnisse von<br />

Schweinen, das Wühlen, in praktisch allen<br />

Haltungen grösstenteils verunmöglicht.<br />

Das Anlegen eines Wühlareals hilft<br />

dem ab.<br />

Grosse Würfe und kurze Nutzungsdauer<br />

wegen extremer Leistungszucht:<br />

Durch die Anpaarung mit superfruchtbaren<br />

Sauen gebären Sauen immer<br />

mehr Ferkel pro Wurf, teilweise bereits<br />

mehr, als milchführende Zitzen vorhanden<br />

sind. Dabei hat es die Natur so eingerichtet,<br />

dass die Ferkel schon kurz nach der Geburt<br />

eine Zitzenordnung festlegen und jedem<br />

Ferkel eine Zitze «gehört». Durch die Zucht<br />

auf derart grosse Würfe gibt es mehr Kümmerer<br />

unter den Ferkeln, und der Züchter<br />

muss mit erheblichem Mehraufwand Ammen<br />

suchen für die überzähligen Ferkel<br />

oder sie vollkommen künstlich und mutterlos<br />

aufziehen. Heute gebären Sauen<br />

zwar zwei Ferkel mehr als noch vor 25<br />

Jahren. Aber bereits nach vier Wochen hat<br />

sich dieser Vorsprung auf ein Ferkel reduziert.<br />

Das bedeutet, dass gleichzeitig auch<br />

immer mehr Schweinebabys Kümmerlinge<br />

sind und sterben. Die Muttersauen werden<br />

durch die vielen säugenden Ferkel stark<br />

beansprucht, es ist fast nicht mehr möglich,<br />

sie leistungsgerecht zu füttern. Nach<br />

dem Absetzen der Ferkel werden sie gleich<br />

wieder trächtig gemacht, sodass ihr Körper<br />

permanent eine Riesenfortpflanzungsleistung<br />

erbringen muss. Den Tribut dafür<br />

zahlen die Tiere: Meist werden die Muttersauen,<br />

völlig abgemagert und abgesaugt,<br />

bereits nach fünf Würfen zum Schlachten<br />

geliefert, im eigentlich für Schweine noch<br />

jungen Alter von knapp drei Jahren. Auf<br />

diese Weise müssen pro Jahr wesentlich<br />

mehr junge Muttersauen erzeugt und ältere<br />

geschlachtet werden.<br />

Übermässiger Transport: Hielt ein<br />

Bauer früher Muttersauen und mästete<br />

deren Junge, hat sich die Branche seit<br />

über dreissig Jahren konsequent spezialisiert<br />

in Züchter, welche mit Muttersauen<br />

Ferkel erzeugen und in Mäster, welche<br />

diese Ferkel kaufen und mästen. Seit rund<br />

zehn Jahren gibt es ein noch spezialisierteres<br />

Verfahren, die sogenannte «arbeitsteilige<br />

Ferkelproduktion», wobei der Bereich<br />

der Schweinezucht weiter unterteilt<br />

wird: ein Bauer betreibt das Abferkelgeschäft,<br />

ein anderer sorgt für das Belegen<br />

der Sauen mittels Eber oder künstlicher<br />

Befruchtung, ein dritter hält die tragenden<br />

Sauen und ein vierter zieht abgesetzte<br />

Ferkel auf. Das hat zur Folge, dass Muttersauen<br />

und Ferkel sehr viel häufiger herumtransportiert<br />

werden. Problematisch<br />

aus Tierschutzsicht ist dabei insbesondere<br />

der routinemässige Transport hochtragender<br />

Sauen.<br />

Mastschweine<br />

Mangelnde Liegequalität: Anstelle von<br />

Einstreu oder anderen geeigneten Liegematerialien<br />

sind auch harte, perforierte<br />

Betonböden zulässig. Diese entsprechen<br />

den Ansprüchen von Schweinen an einen<br />

Liegeplatz – sie bauen sich mit Stroh<br />

Schlafnester – überhaupt nicht. Die Böden<br />

verschmutzen rasch, werden glitschig und<br />

führen bei den Schweinen vermehrt zu<br />

Druckstellen und Hautschürfungen. Rund<br />

40 % der Masttiere wird heute ein schweinekonformer<br />

Liegeplatz vorenthalten.<br />

Kaum freie Bewegung: Für die bis zu<br />

105 Kilogramm schweren Mastschweine<br />

sind lediglich 0,9 Quadratmeter Fläche<br />

vorgeschrieben, das heisst auf der Fläche<br />

eines durchschnittlichen Autoparkplatzes<br />

liessen sich völlig legal 10 Schweine mästen.<br />

Dieser Platz reicht nur gerade zum<br />

Liegen, nicht aber für das artgemässe<br />

Fortbewegungsverhalten. Noch immer<br />

werden rund 40 % aller Schweine in derart<br />

beengten Platzverhältnissen gemästet.<br />

Legale Spaltenbodenhaltung für<br />

Mastschweine, ohne Einstreu und<br />

ohne Auslauf ins Freie<br />

Fehlen von Auslauf: 40 % der Mastschweine<br />

verlassen den Stall nur am Tag<br />

ihrer Schlachtung. Sie werden ansonsten<br />

44<br />

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

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