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UND LANDWIRTSCHAFT - Schweizer Fleisch

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Die Nachfrage von Konsumenten und<br />

Detaillisten nach Produkten von Tieren<br />

aus artgerechter Haltung bestimmt nebst<br />

der Tierschutzgesetzgebung und der Agrarpolitik<br />

– insbesondere der Förderung<br />

besonders tierfreundlicher Haltungsformen<br />

durch spezifische Direktzahlungen<br />

– massgeblich das Tierwohl in <strong>Schweizer</strong><br />

Ställen. Für ein glaubhaftes tierfreundliches<br />

Label wird seitens des STS heute<br />

vorausgesetzt, dass mindestens die Vorschriften<br />

der Bundesprogramme BTS (Besonders<br />

tierfreundliche Stallhaltung) und<br />

RAUS (Regelmässiger Auslauf ins Freie)<br />

erfüllt werden.<br />

Bei der Labelentwicklung wirkten die<br />

beiden Grossverteiler Coop und Migros<br />

als Entwicklungsmotoren. Dank ihrem<br />

Einsatz schafften Freilandeier und Labelfleisch<br />

nach der Jahrtausendwende den<br />

Sprung von Nischen- zu Standardprodukten.<br />

Mit «Naturaplan» (bio) und «Naturafarm»<br />

(tierfreundliche Haltung) platzierte<br />

Coop in den 1990er-Jahren die konsequentesten<br />

und bis heute bestbekannten<br />

Labels. Migros änderte die Labelnamen<br />

und -anforderungen mehrmals, hat<br />

sich nun aber mit «TerraSuisse» und der<br />

Zusammenarbeit mit den IP-Bauern Konstanz<br />

und Glaubwürdigkeit verordnet.<br />

Coop setzt beim Labelkalbfleisch (Naturafarm)<br />

die Haltungsanforderungen klar<br />

höher als die Migros (TerraSuisse): Coop<br />

verlangt hier Auslauf- oder Mutterkuhhaltung,<br />

die Migros hingegen verkauft<br />

bislang Labelkalbfleisch ohne zwingenden<br />

Auslauf und fordert damit bei der<br />

Haltung nur unwesentlich mehr, als dies<br />

die <strong>Schweizer</strong> Tierschutzvorschriften verlangen.<br />

Coop setzt beim Labelrindfleisch<br />

auf die vorbildliche Mutterkuhhaltung<br />

(Naturabeef). Die Migros will mit dem<br />

2010 neu eingeführten Weide-Beef-Programm<br />

ähnliche Massstäbe setzen. Migros<br />

weist bei Rind- und Schweinefleisch<br />

noch etwas höhere Labelanteile auf als<br />

Coop. Coop weist beim Eiersortiment<br />

klar die höchsten Labelanteile (<strong>Schweizer</strong><br />

Bio- und Auslauf-/Freilandeier zusammen<br />

57 %) und mit 10 % den geringsten<br />

Importanteil auf. Bei Migros beträgt der<br />

Labelanteil von <strong>Schweizer</strong> Bio- und Auslauf-/Freilandeiern<br />

41 %. Der Importanteil<br />

liegt bei 22 %.<br />

Das Beispiel der Grossverteiler und<br />

die zunehmende Nachfrage nach Produkten<br />

aus tierfreundlicher Haltung haben<br />

verschiedene andere Detaillisten be-<br />

Mutterkuhhaltung:<br />

Vorläuferin der Labelprogramme<br />

wogen, in den vergangenen Jahren verstärkt<br />

auf Labelprodukte zu setzen. Dies<br />

betrifft etwa Manor, Volg und Spar. Selbst<br />

die Newcomer aus Deutschland, Aldi und<br />

Lidl, scheinen mittlerweile um eine entsprechende<br />

Sortimentsausweitung nicht<br />

mehr herumzukommen.<br />

6.4 Zögerliche Gastronomie<br />

Das Gros der weit über 20 000 Restaurants,<br />

Personalrestaurants und Schnellimbisse<br />

in der Schweiz verwendet eher<br />

wenige Produkte aus tierfreundlicher<br />

Haltung, und bietet den Gästen stattdessen<br />

entweder konventionelles <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Fleisch</strong> oder noch häufiger Importfleisch<br />

und -eier an. Häufig sind die Wirte über<br />

die Tierhaltungsbedingungen im In- und<br />

Ausland und die verschiedenen Tierwohllabels<br />

gar nicht richtig informiert. Dies die<br />

ernüchternde Bilanz einer Umfrage des<br />

<strong>Schweizer</strong> Tierschutz STS aus dem Jahr<br />

2008.<br />

2011 schrieb der STS rund dreihundert<br />

gehobene sowie Gourmetrestaurants<br />

in der ganzen Schweiz an und bat<br />

um Informationen zur Verwendung von<br />

<strong>Schweizer</strong> Labelfleisch und Freilandeiern.<br />

Bei der Frage nach der Beschaffung<br />

von <strong>Fleisch</strong>, Eiern und Käse steht bei diesen<br />

Restaurants gemäss Selbstdeklaration<br />

die Qualität an erster Stelle, gefolgt von<br />

Herkunft (Schweiz) und Tierwohl. Positiv<br />

aus Tierschutzsicht stimmt das Resultat,<br />

dass in Zukunft immerhin 38 % mehr Labelfleisch,<br />

26 % mehr Biokäse und 24 %<br />

mehr Freilandeier verwenden wollen. Labelfleisch<br />

würde von den Gastronomen<br />

vermehrt verwendet, wenn es besser verfügbar<br />

wäre (29 %), eine bessere Qualität<br />

als konventionelles <strong>Fleisch</strong> aufwiese<br />

(28 %), preislich günstiger wäre (24%)<br />

und die Gäste es verstärkt nachfragen<br />

würden (19 %). Der Anteil Gäste, welcher<br />

bei einem entsprechenden Angebot tierfreundlichere<br />

und teurere Menüs bestellen<br />

würde, wird auf durchschnittlich 52 %<br />

geschätzt. Nach Ansicht dieser Gastronomen<br />

besteht also ein erhebliches Potenzial<br />

unter den Gästen in Bezug auf tierfreundliche<br />

Produkte; ein Potenzial, das aber erstaunlicherweise<br />

nicht ausgenützt wird.<br />

34<br />

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

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