Jahrbuch 2008 - Sozialhilfe - Kanton Basel-Stadt

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

46 Folgende Grundannahmen und -prinzipien sind bei der Beratung zu beachten: • Der Klient wird in seinem Mensch-Sein akzeptiert. Zu unterscheiden ist dabei zwischen ihm als Mensch und seinem Verhalten und seinen Handlungen, die nicht unbedingt gebilligt werden müssen, insbesondere dann, wenn diese Verhaltensweisen andere schädigen. • Die Beratung erfolgt immer mit der grundlegenden Einstellung, dass sich der Klient ändern kann, möglicherweise muss (ihm) dafür ein anderer Rahmen geschaffen werden. • Der Klient deutet und interpretiert seinen Alltag und die darin liegenden Handlungen nach eigenen Kriterien. • Der Klient ist auch in Bezug auf seine belastenden Situationen und Problemlagen sein eigener Experte. Er weiss am besten, was in seiner Situation wirkt. DIE ROLLE DES CASE-MANAGERS Die Rolle des Case-Managers verlangt kooperative, proaktive und klientenzentrierte Beziehungen, in denen sich für den Klienten der Ertrag der Versorgung fördern und maximieren lässt. Im Case- Management-Verfahren hat der Case-Manager eine Schlüsselfunktion. Er ist für den Klienten Ansprechs- und Bezugsperson. Er setzt sich unabhängig und anwaltschaftlich für die Klärung des Bedarfs und der Planung sowie die Umsetzung der Hilfen ein. Als Koordinator organisiert und steuert der Case-Manager den Hilfeprozess mit den Akteuren. In welchem Umfang der Case-Manager Unterstützung in alltäglichen Lebensaufgaben selbst anbietet oder diese koordiniert, ist von der jeweiligen Situation des Klienten und den personellen Möglichkeiten abhängig. Demnach können dem Case-Manager drei Grundfunktionen zugeteilt werden: 1) Systemagent 2) Kundenanwalt 3) Versorgungsmanager Systemagent: Er sorgt beim Leistungsanbieter dafür, dass die mit dem Klienten vertraglich übernommene Aufgaben zielwirksam ausgeführt werden. Er ist Ansprechpartner des Klienten, koordiniert den dienstlichen Einsatz und ist in den Fällen, die er betreut, für die Qualtitätssicherung zuständig. Er vertritt die Einrichtung in allen den Klienten betreffenden Angelegenheiten. In einer Variante übernimmt der Case-Manager vor allem Informations- und Vermittlungsaufgaben. In einer andern Variante begleitet er den Leistungsnehmer auf seinem Weg durch die Stationen seiner Versorgung. Kundenanwalt: In dieser Funktion steht der Case-Manager den Klienten zur Verfügung, klärt mit ihnen den Unterstützungs- oder Versorgungsbedarf ab und steht ihnen bei der Beantragung von Leistungen zur Seite. Er kennt die Anspruchskriterien und weiss, wie an Behörden oder Versicherungen heranzutreten ist. Der Case-Manager begleitet die Klienten gegebenenfalls als Sachverwalter während der Zeit, in der sie unterstützt werden. Dies kann auch bedeuten, dass der Case-Manager Beschwerden des Klienten nachgeht oder seine (berechtigen) Wünsche weitergibt. Andererseits hat der Case- Manager Interessen anderer Parteien zu vertreten. Versorgungsmanager: Hier ist der Case-Manager zuständig für eine ordnungsgemässe und erfolgreiche Leistungserbringung. Entweder ist er Agent des Leistungsträgers und von ihm dazu angestellt, die Angemessenheit des Versorgungsangebots zu beobachten, die zweckmässige und kostengünstige Erbringung der Dienstleistungen zu kontrollieren und Beschwerden der Klienten nachzugehen. Oder er ist mit diesen Aufgaben in einem Dienstleistungsbetrieb betraut, fungiert also in ihm als Qualitätsmanager.
47 VORAUSSETZUNGEN FÜR EINEN CASE-MANAGER SIND FOLGENDE SPEZIFISCHE QUALIFIKATIONEN • Fähigkeit, komplexe und intransparente Situationen zu erkennen, zu erfassen und zu analysieren und daraus adäquate Schlüsse zu ziehen • Fähigkeit zum systematischen und zielorientierten Denken und Handeln (Festlegen von Prioritäten, Erstellen der Hilfepläne usw.) • Differenzierte Kenntnisse über das Verfahren Case-Management und die institutionellen Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Verfahrensschritte • Gute Kenntnisse über das soziale und sozialversicherungsrechtliche Dienstleistungssystem • Ausgeprägte Kommunikationskompetenz und gutes Verhandlungsgeschick • Erfahrung in professioneller Beratung • Fähigkeit, Ressourcen zu erkennen und nutzbringend einzusetzen • Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit • Fähigkeit, interdisziplinäre Kooperationen zu planen und zu gestalten • Sozialadministrative Kompetenzen für die Bewältigung des Leistungserbringsprozesses und für die Falldokumentation • Kompetenz in Projektmanagement (Planung und Steuerung von Prozessen) • Durchsetzungsvermögen (verhandeln, anwaltschaftliches Mandat) FAZIT Die aufgezeigten Kompetenzen sind erforderlich, um die generalistische Case-Management-Funktion wahrnehmen zu können. In der Sozialhilfe Basel arbeiten derzeit Case-ManagerInnen mit einem abgeschlossenen Sozialarbeiterstudium, mit einem Case-Managment-Diplom und Zusatzausbildungen unter anderem in Mediation, Systemischer Beratung, Gemeinwesenarbeit, Projekt- und Betriebsmanagement sowie Supervision. Darüber hinaus verfügen alle MitarbeiterInnen über langjährige Berufserfahrungen in der Beratungsarbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen. Mit dieser hohen Professionalität ist es der Sozialhilfe Basel gelungen ein Case-Management zu implementieren, welches sich aktuell einem längerfristigen Monitoring durch die Fachhochschule Bern unterzieht, mit dem Ziel, die Wirkung des Case-Managements wissenschaftlich darlegen zu können. LITERATUR Roland Woodtly, Managed Care Nr. 2, 2005, S. 8ff. Löcherbach, Klug, Remmel-Fassbender, Wendt ( Hg.), München, 2005 Wendt Rolf Rainer, Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen, Freiburg im Breisgau, 2001
Seite 1 und 2: JAHRBUCH 2008 SOZIALHILFE DER STADT
Seite 3: EDITORIAL Die Sozialhilfe befindet
Seite 6 und 7: 6 Zuerst zur Altersvorsorge: Mit de
Seite 8 und 9: 8 16 Kehrli, Knöpfel, 2006 17 Prod
Seite 10 und 11: 10 15 Füglistaler-Wasmer, Pedergna
Seite 12 und 13: 12 18 Strohmeier, Knöpfel, 2005 19
Seite 14 und 15: 14 HARMONISIERUNG DER KANTONALEN SO
Seite 16 und 17: 16 Dank dieser Massnahmen wird es i
Seite 18 und 19: 18 Probleme. Es zeigt sich, dass di
Seite 20 und 21: 20 AUSTRITTSGRÜNDE Im Laufe des Ja
Seite 22 und 23: 22 rechtlich relevanter Hintergrund
Seite 24 und 25: 24 GAP*, CASE-MANAGEMENT BERUFSBILD
Seite 26 und 27: 26 den, um die ‹Lücke› zwische
Seite 28 und 29: 28 ORGANISATION Das GAP-Case Manage
Seite 30 und 31: 30 AUSBLICK Der Pesonalrekrutierung
Seite 32 und 33: 32 Produkte Das AIZ stellt zur Erf
Seite 34 und 35: 34 Coaching Ist aus dem Integration
Seite 36 und 37: 36 ARBEITSINTEGRATION LANGZEITARBEI
Seite 38 und 39: 38 Die Aussage ist deutlich: Im Kan
Seite 40 und 41: 40 Freiwilligenarbeit ist Erwerbsar
Seite 42 und 43: 42 Organisation aus Überzeugung ei
Seite 44 und 45: 44 bis längerfristig sollte eine
Seite 48 und 49: 48 PARADIGMAWECHSEL: INTEGRATION VO
Seite 50 und 51: 50 Arbeitsbemühungen oder Lehrstel
Seite 52 und 53: 52 2. ÜBERBLICK ÜBER DIE VERÄNDE
Seite 54 und 55: 54 Auch andere Teams in der Migrati
Seite 56 und 57: 56 rung von Armut muss mit allen zu
Seite 58 und 59: 58 AKTIVIERUNG ALS GRATWANDERUNG De
Seite 60 und 61: 60 Die Zufriedenheits-Befragungen w
Seite 62 und 63: 62 Case-Management-Beratung (CM) au
Seite 64 und 65: 64 angemerkt werden, dass sich in d
Seite 66 und 67: 66 Die Definition des Grundbedarfs
Seite 68 und 69: 68 Ein Mann der innerhalb eines Jah
Seite 70 und 71: 70 Mitte Jahr nahm im Amt für Wirt
Seite 72 und 73: 72 verletzt). Zehn davon wurden per
Seite 74 und 75: 74 die Abläufe sind noch nicht vol
Seite 76 und 77: 76 7 RECHNUNG ASYL Erfolgsrechnung
Seite 78 und 79: 78 8.2 Unterstützungsgründe Unter
Seite 80: 80 8.5 Personalien Verwaltungsrat D

Jahrbuch 2008 - Sozialhilfe - Kanton Basel-Stadt

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?