18.07.2014 Aufrufe

Jahrbuch 2008 - Sozialhilfe - Kanton Basel-Stadt

Jahrbuch 2008 - Sozialhilfe - Kanton Basel-Stadt

Jahrbuch 2008 - Sozialhilfe - Kanton Basel-Stadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

55<br />

SOZIALHILFE<br />

IM PARADIGMAWECHSEL<br />

Aktivieren statt Versorgen<br />

Rolf Maegli, Vorsteher <strong>Sozialhilfe</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong>, Anne Burri, Büro für soziale Arbeit<br />

Die <strong>Sozialhilfe</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Basel</strong> steht in einem gesellschaftlich bedingten Umbruchprozess. Die Folgen<br />

von Rationalisierung und Globalisierung, das stetige Verschwinden von Arbeitsplätzen für wenig<br />

ausgebildete Arbeitskräfte sowie die soziale Individualisierung und die Veränderung der familiären<br />

Beziehungen bedingen eine hohe Komplexität ihrer Aufgaben. Die an die <strong>Sozialhilfe</strong> gerichteten<br />

Erwartungen werden immer differenzierter und anspruchsvoller, ihr Adressatenkreis entsprechend<br />

vielschichtiger. Zudem hat sie sich mit dem auf unterschiedlichen Faktoren gründenden Interesse der<br />

Politik und der Medien auseinanderzusetzen.<br />

Notwendig sind deshalb grundsätzlich neue Leitgedanken, welche die aktuelle Problematik aufnehmen<br />

und lösungsorientierte Handlungsansätze widerspiegeln. Frühere, damals ebenfalls vom Zeitgeist<br />

inspirierte, theoretische Leitlinien werden den Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gerecht:<br />

• Die paternalistische Fürsorge sah den hilfsbedürftigen Menschen als einen Empfänger fürsorglicher<br />

Zuwendung und Hilfeleistungen, welche vor dem Hintergrund eines christlich-humanistisch<br />

geprägten Welt- und Menschenbildes gewährt wurden. Damit verbunden war die Überzeugung,<br />

dass Armut unverschuldet, aber auch selbstverschuldet entstanden sein könnte. Die<br />

‹Fürsorge› basierte in der Regel auf einer sehr beziehungsorientierten Einzelfallarbeit, welche<br />

oft von grosser Empathie für die Betroffenen geprägt war. Die ‹Hilfsperson› stand in einem sehr<br />

engen Verhältnis zu ‹ihrem Schützling›.<br />

• Später entstand daraus aufgrund gesellschaftspolitischer Veränderungen die Theorie einer <strong>Sozialhilfe</strong><br />

(oder sozialen Arbeit) nach anwaltschaftlichem Modell. Die Klientschaft der <strong>Sozialhilfe</strong><br />

wurde als Opfer einer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung definiert; die <strong>Sozialhilfe</strong> interpretierte<br />

demnach ihre Aufgabe als Interessensvertretung ihrer Klientinnen und Klienten im Kampf<br />

gegen strukturelle Gewalt und in der Verteidigung ihrer Bürgerrechte. Geleitet von der Idee<br />

einer ‹gerechten› Verteilung gesellschaftlich erwirtschafteter Güter wurde der Fokus auf eine<br />

möglichst umfassende materielle Unterstützung gerichtet.<br />

Die <strong>Sozialhilfe</strong> geht heutzutage vom systemischen Ansatz aus. Im Zentrum steht dabei die Erkenntnis,<br />

dass Eigenressourcen der Klientinnen und Klienten in ihrem persönlichen Bezugsumfeld zu<br />

erkennen und zu fördern seien. Dabei versteht sich die <strong>Sozialhilfe</strong> als eine Managerin der verschiedenen<br />

‹Systeme›; sie hat im Netzwerk von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft soziale Zusammenhänge<br />

zu analysieren und darauf basierende Massnahmen für möglichst pragmatische, nachhaltige<br />

Problemlösungen zu entwickeln.<br />

AKTIVIERUNG DER INDIVIDUELLEN RESSOURCEN<br />

Im Fokus des Selbstverständnisses einer zeitgemässen <strong>Sozialhilfe</strong>unterstützung steht deshalb die<br />

Aktivierung ihrer Klientschaft. Die ausschliesslich finanzielle Sicherung des Existenzbedarfs reicht zur<br />

nachhaltigen Lösung der Problemsituationen der Betroffenen nicht aus; der Gefahr der Chronifizie-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!