Februar - Fokus-Media
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Text Dieter Kendler<br />
Fotos Beigestellt<br />
IMMOBILIEN<br />
KOOPERATION OHNE ZWANGSBEGLÜCKUNG<br />
DAS PERFEKTE OBJEKT<br />
Gemeinschaftsgeschäfte versprechen den Immobilienmaklern ein hohes regelmäßiges Einkommen.<br />
Die Praxis zeigt aber, dass nach wie vor viele Makler Kooperationen kritisch gegenüberstehen.<br />
Christian Kaindl und Mag. Marco Felice von EDI-Real im FOKUS-Interview.<br />
Es bewegt sich einiges am österreichischen<br />
Softwaremarkt. Immer mehr Produkte<br />
setzen auf Kooperation. Wie bewerten Sie<br />
diese Entwicklung?<br />
Christian Kaindl: Wir haben bereits vor<br />
mehr als zehn Jahren den Trend zu Gemeinschaftsgeschäften<br />
gesehen und sehen<br />
uns mit dieser Entwicklung absolut bestätigt.<br />
Bei EDI-Real handelt es sich um kein<br />
Multi-Listing-System mit Zwangsbeglückung,<br />
sondern jeder Makler kann bestimmen,<br />
mit wem er zusammenarbeitet. Nur<br />
so können vertrauensvolle Beziehungen<br />
aufgebaut werden, die langfristig für beide<br />
Kooperationspartner Erfolg bringen.<br />
Kooperationssoftware und Multi-Listing-<br />
Systeme werden doch häufig als austauschbare<br />
Begriffe verwendet. Wo liegen die<br />
Unterschiede?<br />
Christian Kaindl: Da gibt es in der Branche<br />
einen grundlegenden Irrtum bezüglich der<br />
Bezeichnung und der Funktionalität. Eine<br />
Kooperationssoftware wie EDI-Real hat gegenüber<br />
einem Multi-Listing-System völlig<br />
andere und weiter gehende Funktionen.<br />
Marco Felice: Als Neueinsteiger musste ich<br />
selbst lernen, wo die Unterschiede liegen.<br />
Von der praktischen Seite betrachtet unterstützen<br />
beide, Kooperationssoftware und<br />
MLS, den Makler. Es liegen aber Welten dazwischen,<br />
auf welche Art und Weise kooperiert<br />
wird. Bei EDI-Real betreiben wir Kooperationen<br />
auf höchstem Niveau. Da geht<br />
es darum, dass jeder Teilnehmer zu 100<br />
Prozent bestimmen kann, mit wem er zusammenarbeiten<br />
will.<br />
Herr Kaindl, was meint Mag. Felice mit<br />
Kooperation auf höchstem Niveau?<br />
Christian Kaindl: Der europäische Markt ist<br />
so strukturiert, dass der Makler einem Kollegen,<br />
den er nicht kennt, seine Daten<br />
grundsätzlich nicht zur Verfügung stellt.<br />
Kooperationen müssen sich daher langsam<br />
aufbauen. Um diesen Vertrauensprozess<br />
softwaretechnisch zu forcieren, gehören für<br />
mich folgende Punkte dazu – erstens: Der<br />
Makler bestimmt, mit wem er zusammenarbeiten<br />
will. Zweitens: Er hat immer den<br />
100-prozentigen Überblick, wer was mit<br />
seinem Objekt gemacht hat. Drittens: Es<br />
werden keine Daten zu Kollegen übertragen.<br />
Viertens: Die Kooperationsdaten können<br />
jederzeit gesperrt werden. Fünftens:<br />
Vereinbarungen können generell aber auch<br />
auf Objektebene getroffen werden.<br />
Und wie ist das bei Multi-Listing-Systemen<br />
und softwareübergreifender Zusammenarbeit?<br />
Christian Kaindl: Nach meinem Wissen sind<br />
bei Kooperationsplattformen oder Zusammenschlüssen<br />
von technisch unterschiedlichen<br />
Softwaresystemen unsere Prämissen<br />
in keiner Weise gewährleistet. Dennoch ist<br />
zu sagen: Die Idee, die Zusammenarbeit unter<br />
Maklerbetrieben mit einer ersten Informationsquelle<br />
und der Anbahnung eines<br />
Gemeinschaftsgeschäfts zu fördern, ist<br />
grundsätzlich eine gute. In der Praxis ist<br />
dies jedoch für den einzelnen Makler mit<br />
relativ hohem Arbeitsaufwand verbunden.<br />
Was meinen Sie mit „hohem Aufwand“?<br />
Christian Kaindl: Jede Zusammenarbeit erfordert<br />
eine Vielzahl von Zusatzschritten.<br />
Beispielsweise kenne ich keinen Makler, der<br />
seine Objektdaten mit voller Adresse und<br />
allen Details der Allgemeinheit zur Verfügung<br />
stellen will.<br />
Kann eine Kooperation für den Makler auch<br />
gefährlich sein?<br />
Marco Felice: Da bekommen Sie von mir ein<br />
eindeutiges „Ja“. Wie wir alle wissen, sind<br />
nicht nur seriöse Betriebe am Markt. Bei<br />
uns gibt es intern eine Liste von Unternehmen,<br />
wo wir glauben, dass deren Akquisition<br />
ausschließlich durch Objektdiebstahl<br />
bei Kollegen stattfindet. Diese Unternehmen<br />
nehmen wir ins EDI-Real nicht auf.<br />
Stellen Sie sich vor, was passieren würde,<br />
wenn jeder, der einen Gewerbeschein besitzt,<br />
freien Zugang auf alle Objektdaten hat.<br />
Zurück dazu, was sich am Markt bewegt.<br />
Was halten Sie von der aktuellen Initiative<br />
„Makler für Makler“ von der Wirtschaftskammer<br />
in Wien?<br />
Christian Kaindl: „Makler für Makler“ ist ein<br />
zukunftsweisendes Netzwerk, das Gemeinschaftsgeschäfte<br />
zwischen Immobilienmaklern<br />
ankurbeln soll. Konsumenten sollen<br />
dadurch beim Makler ihres Vertrauens<br />
eine größtmögliche Auswahl an Immobilien<br />
erhalten. Wir als EDI-Real wollen dieses<br />
Netzwerk natürlich unterstützen, was<br />
auch seitens der Wirtschaftskammer gewünscht<br />
und beabsichtigt ist. Eine grundlegende<br />
Einigung über die Modalitäten<br />
haben wir mit einem Vertreter der Wirtschaftskammer<br />
bereits gefunden. n<br />
Christian Kaindl (li.) und Mag. Marco Felice<br />
unterstützen das zukunftsweisende Netzwerk<br />
„Makler für Makler“ der WKO.<br />
FEBRUAR 2011<br />
FOKUS I HOME & BUSINESS 35