Februar - Fokus-Media
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edition a<br />
„Es gibt keine klassischen Bordellgeher. Männer von 18 bis 80 Jahre,<br />
die aus allen Gesellschaftsschichten kommen, sind vertreten.“<br />
weiter immer herausgehalten und bin dadurch<br />
niemandem in die Quere gekommen.<br />
Welche Bordelle betreiben Sie heute außer<br />
dem „Goldentime“ in Österreich und im<br />
Ausland?<br />
Das „Laufhaus A9“ in Oberösterreich, am<br />
„Napoleonhof“ bin ich nur mehr Minderheitsbeteiligter.<br />
Dann habe ich noch einige<br />
Consultingverträge in Deutschland.<br />
Als Zuhälter bezeichnet zu werden, dagegen<br />
wehren Sie sich aber vehement.<br />
Weil ein Zuhälter die Mädchen ausnützt,<br />
ihnen den so genannten „Schandlohn“ abnimmt<br />
und sie dafür noch unter Druck<br />
setzt, physisch und oft auch psychisch.<br />
Wie läuft das Geschäft ab, sind die Mädchen<br />
bei Ihnen angestellt?<br />
Die Mädchen sind selbstständig, bei mir<br />
sind sie Gäste, die nur einen Eintritt bezahlen<br />
und dafür eine adäquate Gegenleistung<br />
bekommen, mehr nicht. Ich helfe ihnen<br />
eher, als ich ihnen schaden würde.<br />
Wie ist das Geschäft im Rotlichtmilieu heute<br />
wirklich?<br />
Die Tendenz geht zu großen Häusern, die<br />
legal verwaltet werden und vor allem auch<br />
durch die Polizei gut kontrollierbar sind.<br />
Sie haben bestimmt schon einiges erlebt, seit<br />
Sie Ihr Bordell betreiben. Welche Erlebnisse<br />
haben Sie besonders berührt oder geprägt?<br />
Die unterschiedlichen Menschen, die in<br />
einem Bordell verkehren, und oft die Geschichten,<br />
die dahinter stehen, die Abhän-<br />
Buchtipp<br />
„Pufferzone – Wie man ein<br />
Bordell betreibt“<br />
Dr. Alexander Gerhardinger<br />
ist ein Quereinsteiger im<br />
Wie maN eiN Bordell<br />
BetreiBt alexaNder<br />
GerhardiNGer<br />
Rotlichtgeschäft. In seinem<br />
Buch „Pufferzone“ schildert<br />
er seine Erlebnisse im Milieu. Er geht auf<br />
aktuelle Branchentrends und den Wandel<br />
im Rotlichtmilieu genauso ein wie auf<br />
die Kundenseite und die veränderten<br />
Erwartungen der Freier.<br />
Preis: 19,95 Euro<br />
ISBN-10: 3990010182<br />
gigkeit des männlichen Geschlechts vom<br />
weiblichen und der Blick in einen Pistolenlauf<br />
sind schon extreme Erfahrungen. Der<br />
Umstand, dass sich zwar einige Türen schließen,<br />
wenn man ein Bordellbetreiber ist,<br />
aber dafür viel mehr öffnen, war eher unerwartet,<br />
vor allem besonders im gehobenen<br />
Management. Auch in diesem Milieu<br />
können besondere Freundschaften, aber<br />
auch besondere Feindschaften entstehen.<br />
Wer sind die klassischen Bordellgeher, aus<br />
welchen sozialen Schichten kommen sie?<br />
Es gibt keine klassischen Bordellgeher. Männer<br />
von 18 bis 80 Jahre, die aus allen Gesellschaftsschichten<br />
kommen, sind vertreten.<br />
Der Schwerpunkt liegt bei 40 bis 60 Jahren.<br />
Vertreter, Handelsreisende, Ärzte auf Kongressen,<br />
Leute aus der Bauwirtschaft, Banker<br />
und vor allem Manager, die Geschäftsabschlüsse<br />
feiern und manchmal hier sogar<br />
tätigen, zählen zu meinen Gästen.<br />
Sie haben auch viele Stammgäste?<br />
Ja, sogar mehr als 50 Prozent.<br />
Wie stark muss man sein, um im harten Geschäft<br />
des Rotlichtmilieus zu „überleben“?<br />
Mentale Stärke ist wichtiger als körperliche<br />
Stärke, denn dafür gibt es ausgebildete<br />
Securitys.<br />
Mit welchen Problemen kämpfen Sie?<br />
Vor allem mit steuerlichen, dem Ausländerbeschäftigungsgesetz<br />
und dem Problem,<br />
dass Wien das einzige Bundesland ohne<br />
geregeltes Bordellgesetz ist.<br />
Was sind die schönen Seiten dieser Branche,<br />
falls es sie gibt?<br />
Der Zugang zu vielen Menschen, der alles<br />
andere als oberflächlich ist. Last but not<br />
least ein Arbeiten unter hübschen Mädchen.<br />
Alles andere wäre Lüge, auch wenn<br />
ich nie im eigenen Haus „naschen“ würde.<br />
Haben Sie die Wirtschaftskrise der letzten<br />
beiden Jahre auch stark zu spüren bekommen<br />
oder hat „Mann“ für Sex immer Geld übrig?<br />
Gespürt schon, aber bei Weitem nicht so<br />
sehr wie die anderen Branchen<br />
Würden Sie, wenn Sie noch einmal vor der<br />
Wahl stehen, diesen Weg wieder gehen?<br />
Ja, sicher.<br />
Werden Sie irgendwann wieder in die Immobilienbranche<br />
zurückkehren?<br />
Auch heute interessiert mich das Immobiliengeschäft<br />
immer noch. Den Bordelljob<br />
kann und will ich nicht ewig machen, und<br />
deshalb bin ich mir sicher, wieder in die<br />
„Aus Geschäften wie mit Drogen und Waffen<br />
habe ich mich immer herausgehalten.“<br />
Immobilienbranche zurückzukehren. Bei<br />
den Wohnungen wird es neue Entwicklungen<br />
geben, ebenso bei Spitälern, im<br />
Tourismus und in der Unterhaltungsbranche.<br />
Mit Ihrem Bordell hatten Sie eigentlich<br />
vor, an die Börse gehen, was ist daraus<br />
geworden?<br />
Das hat die Wirtschaftskrise zunichte<br />
gemacht. Das Börsenumfeld und das Vertrauen<br />
in Aktien selber haben sich stark<br />
verändert.<br />
Sie haben das Buch „Pufferzone“ geschrieben.<br />
Wie kam es zu dieser Idee?<br />
Weil es eine Menge Fragen gab, besonders<br />
von Frauen, die sich immer öfter für meinen<br />
Job interessierten.<br />
Wer sind eigentlich potenzielle Leser Ihres<br />
Buches?<br />
Mehr als 50 Prozent Frauen und vor allem<br />
Personen, die selten oder nie in ein Bordell<br />
gehen.<br />
Ein Bordell für Frauen – hat es Ihrer Meinung<br />
nach eine Chance, wäre es eine<br />
Option für Sie, das erste in Österreich zu<br />
eröffnen? Gibt es vielleicht sogar schon<br />
Pläne?<br />
Chance ja, Pläne gibt es auch bereits. Ob<br />
die Zeit reif ist, das weiß ich selbst noch<br />
nicht.<br />
Danke für das interessante Gespräch.<br />
■<br />
FEBRUAR 2011<br />
FOKUS I HOME & BUSINESS 65