Der THW - THWhS
Der THW - THWhS
Der THW - THWhS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Minister Zuber:<br />
Ich sehe das vom Grundsatz<br />
her genauso, deshalb<br />
auch meine Aussage, daß<br />
wir ohne weiteres in der Lage<br />
sind, im Normalfall eintretenden<br />
Katastrophen durch<br />
unsere Hilfsorganisationen<br />
zu begegnen, die ja ebenfalls<br />
darauf vorbereitet sind,<br />
sowohl personell als auch<br />
von ihrer Ausrüstung her, die<br />
wohl sicher, was das letztere<br />
anbelangt, das ein oder<br />
andere Mal noch verbesserungsWÜIdig<br />
wäre. Genau<br />
auf diesem Hintergrund bin<br />
ich der Auffassung, daß der<br />
Einsatz der Bundeswehr<br />
eben nur die Ausnahme sein<br />
kann, und zwar dann, wenn<br />
die übrigen Hilfsorganisationen<br />
ihre Möglichkeiten ausgeschöpft<br />
haben bzw. das<br />
Ausmaß einer solchen Katastrophe<br />
so groß ist, daß der<br />
Einsatz der Bundeswehr dringend<br />
ist und deren zusätzliche<br />
personelle, aber insbesondere<br />
auch ihre sachliche<br />
Ausstattung benötigt wird.<br />
Frage:<br />
Sie wissen, daß die Bundeswehr<br />
ja nichts umsonst<br />
tut. Es gibt einen gemeinsamen<br />
Hilfeleistungserlaß vom<br />
21. November 1988, in dem<br />
sehr deutlich ausgeführt ist,<br />
daß alles das, was die Bundeswehr<br />
an Leistung auf Anfrage<br />
erbringt, zu entgelten<br />
ist. Theoretisch könnte dem<br />
Landrat eine Kostenrechnung<br />
auf den Tisch flattern,<br />
wenn er die Bundeswehr herangeholt<br />
hat. Meinen Sie,<br />
daß die Kostenpflicht der<br />
Bundeswehr in der Kooperation,<br />
Stichwort Amtshilfe,<br />
eine angemessene Vertragslage<br />
ist, oder sollte man dieses<br />
Thema nicht überprüfen<br />
und den Kostenerlaß verankern.<br />
Minister Zuber:<br />
Ja. Wenn schon die Bundeswehr<br />
im Rahmen der<br />
Katastrophenhilfe tätig wird,<br />
sollte nicht im nachhinein<br />
auch noch der Kostenersatz<br />
angefordert werden. Ich<br />
sehe es einfach als eine Verpflichtung<br />
der Bundeswehr<br />
an, bei größeren Katastrophen<br />
zur Verfügung zu stehen.<br />
Mit ihrem Personal und<br />
mit ihrer Ausstattung, ohne<br />
daß nachträglich irgendwelche<br />
Kosten angefordert werden.<br />
Was anderes ist es,<br />
wenn die Hilfeleistung der<br />
Bundeswehr beispielsweise<br />
bei der Erntenothilfe erfolgt.<br />
Da meine ich schon, daß sich<br />
die Frage nach dem Kostenersatz<br />
stellt. Man sollte also<br />
differenziert vorgehen.<br />
Frage:<br />
Die Länder, insbesondere<br />
die fünf neuen Bundesländer,<br />
haben natürlich viele<br />
andere Sorgen und widmen<br />
dem Katastrophenschutz<br />
nicht das vordringliche Augenmerk<br />
und auch nicht die<br />
vordringlichen Investitionen.<br />
Wenn ich Sie recht verstehe,<br />
plädieren Sie für eine<br />
umfassende Unterstützung<br />
der alten Länder in Ostdeutschland.<br />
Minister Zuber:<br />
Wir versuchen verwaltungsmäßig<br />
mitzuhelfen -<br />
auch die einzelnen Hilfsorganisationen<br />
sind ja dankenswerterweise<br />
dabei - in<br />
den neuen Bundesländern,<br />
Städten, Landkreisen und<br />
Gemeinden die Katastrophenorganisation<br />
aufzubauen.<br />
Es ist unsere Aufgabe,<br />
die Kollegen der neuen Bundesländer<br />
davon zu überzeugen,<br />
daß dem eine hohe<br />
Aufmerksamkeit gewidmet<br />
und eine entsprechende<br />
Priorität eingeräumt werden<br />
muß. Es sind ja vollkommen<br />
neue Gegebenheiten gegenüber<br />
der bisherigen Situation,<br />
und es muß sicher<br />
auch sehr viel Bewußtseinsveränderung<br />
herbeigeführt<br />
werden, auch innerhalb der<br />
Bevölkerung in den neuen<br />
Bundesländern, um Verständnis<br />
für die Ziele und<br />
Aufgaben des Katastrophenschutzes<br />
zu wecken.<br />
Nach dem ersten Aufbau<br />
von <strong>THW</strong> -Ortsverbänden bin<br />
ich aber optimistisch, daß<br />
doch das Bewußtsein wachsen<br />
wird und der Katastrophenschutz<br />
einen entsprechenden<br />
Stellenwert erhält.<br />
Frage:<br />
Sie sind ein überzeugter<br />
Unterstützer des Technischen<br />
Hilfswerks. Das <strong>THW</strong> hat<br />
zwar jetzt, so will ich das<br />
formulieren, die Schwelle der<br />
Gefahr der Auflösung überschritten.<br />
Andererseits gibt<br />
es immer noch keine Konzeption,<br />
daß das Technische<br />
Hilfswerk im Frieden in die<br />
Katastrophenabwehrplanung<br />
einbezogen wird. Gegründet<br />
ist es ja 1950 für den<br />
Verteidigungsfall. Jetzt ist es<br />
im wesentlichen ein Aushängeschild<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland im Ausland<br />
und bei Großschadenslagen<br />
im Inland ein willkommener<br />
Unterstützer. Sollte<br />
dies nicht reglementiert werden?<br />
Sind Sie auch der Auffassung,<br />
daß man das Technische<br />
Hilfsw erk in die Katastroph<br />
e n vorbeugung<br />
und Katastrophenplanung<br />
der Länder institutionell einbeziehen<br />
soll?<br />
Minister Zuber:<br />
Ich war eigentlich von jeher<br />
ein Verfechter des Gedankens,<br />
daß das Technische<br />
Hilfswerk stärker eingebunden<br />
werden solle, und<br />
dort, wo ich bislang tätig<br />
war, hat es auch keine Eifersüchteleien<br />
zwischen <strong>THW</strong><br />
und beispielsweise den Feuerwehren<br />
gegeben, sondern<br />
man hat sich abgesprochen<br />
und vernünftig zusammengearbeitet.<br />
Ich finde, daß<br />
das auch generell so geregelt<br />
werden kann und daß<br />
sowohl das Technische Hilfswerk<br />
als auch ganz natürlich<br />
unsere Feuerwehren ihren<br />
Platz im Katastrophenschutz<br />
der Länder finden.<br />
Also, ich sehe schon einen<br />
Handlungsbedarf und freue<br />
mich auch darüber, daß zumindest<br />
die Diskussion über<br />
die Existenzberechtigung<br />
des Technischen Hilfswerkes<br />
wohl hoffentlich der Vergangenheit<br />
angehört. In Rheinland-Pfalz<br />
ist das <strong>THW</strong> übrigens<br />
durch das Brand- und<br />
Katastrophenschutzgesetz<br />
ausdrücklich in die Allgemeine<br />
Hilfe und den Katastrophenschutz<br />
eingebunden.<br />
Frage:<br />
Sie haben den Handlungsbedarf<br />
angesprochen. <strong>Der</strong><br />
Minister hat vor Ort als Bürgermeister<br />
und Landrat das<br />
<strong>THW</strong> in seine notwendige<br />
Notfall- und Katastrophenplanung<br />
und in Übungen<br />
mit einbezogen. Wird er das<br />
auch auf die Landesebene<br />
übertragen?<br />
Minister Zuber:<br />
Ich will auf jeden Fall versuchen,<br />
meine bisherigen<br />
kommunalpolitischen Erfahrungen<br />
in diesem Zusammenhang<br />
einzubringen,<br />
und ich denke, daß es unter<br />
vernünftigen Leuten auch<br />
möglich sein sollte und möglich<br />
sein wird, daß man Konkurrenzdenken<br />
beiseite<br />
schiebt. Es gibt ein ausreichendes<br />
Betätigungsfeld für<br />
unsere vielen freiwilligen<br />
Feuerwehren im Lande, und<br />
es gibt auch ein ausreichendes<br />
Betätigungsfeld für das<br />
Technische Hilfswerk. Ich<br />
habe vorhin darauf verwiesen,<br />
daß sicher vor dem Hintergrund<br />
der Reduzierung<br />
der Bundeswehr sich die<br />
Notwendigkeit stellen wird,<br />
neue realistische Planungen<br />
zu erarbeiten. Gerade aus<br />
diesem Hintergrund halte ich<br />
es für sinnvoll und für richtig,<br />
das <strong>THW</strong> weiter mit einzubinden.<br />
Die Fragen an Minister Zuber<br />
stellte Dr. Horst Schöttler.<br />
0 29 Technisches Hilfswerk