P-OE - UniversitätsVerlagWebler
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P-<strong>OE</strong><br />
W.-D. Webler • Schweizer Zertifikatsprogramme zum Auf- und Ausbau der Lehrkompetenz<br />
Wolff-Dietrich Webler<br />
Schweizer Zertifikatsprogramme zum<br />
Auf- und Ausbau der Lehrkompetenz<br />
Teil II: Ein Vergleich untereinander und<br />
mit deutschen Programmen<br />
Wolff-Dietrich<br />
Webler<br />
Bei einer vergleichenden Analyse und Bewertung von Zertifikatsprogrammen<br />
zum Erwerb der Lehrkompetenz stellen<br />
sich verschiedene Alternativen. Hndelt es sich A) um eine<br />
Ausrichtung des Kompetenzprofils an einem professionellen<br />
Anforderungsprofil oder an dem Bewusstseins- und<br />
Motivationsstand der Adressatengruppe? Handelt es sich B)<br />
um eine freiwillige Qualifizierung für öffentliche Aufgaben<br />
(von der aber andere abhängig sind) oder um eine selbstverständliche<br />
und verpflichtende professionelle Vorbereitung<br />
auf Lehraufgaben? Infolgedessen: Handelt es sich um<br />
Qualitätssicherung der Lehre durch den Träger der jeweiligen<br />
Hochschule (das hieße Personalentwicklung) oder um<br />
freiwillige Weiterbildung nach Lust und individuellem Problembewusstsein<br />
der jeweils Lehrenden? Je nach den Antworten<br />
sehen die Konsequenzen ganz unterschiedlich aus.<br />
In dieser Ausgabe der P-<strong>OE</strong> stellen sich 6 Schweizer Zertifikatsprogramme<br />
vor. In der Ausgabe 3/4-2009 der P-<strong>OE</strong><br />
hatte der Verfasser den entsprechenden Vergleich für die<br />
deutsche Szene mit den Worten eingeleitet:<br />
„Immer mehr Hochschulen halten hochschuldidaktische<br />
Angebote zur Verbesserung der Lehre bereit, aber deren lokale<br />
Anlässe, Ziele, Struktur und Umfang driften auseinander.<br />
Die einen sehen diese Programme als Teil der Förderung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses, Andere führen<br />
es lediglich als Follow up zu negativ ausfallenden individuellen<br />
Veranstaltungsevaluationen ein, Dritte wollen es nur<br />
als unverbindliche Option für weiterbildungswillige Lehrende<br />
anbieten. Daraus geht schon hervor, dass keineswegs<br />
alle gleiche Ziele verfolgen und gleiche Selbstverständnisse<br />
entwickelt haben. Das muss in einem sich pluralistisch verstehenden<br />
und noch stark in der Entwicklung zur Disziplin<br />
befindlichen Fach wie der Hochschuldidaktik zunächst<br />
nicht negativ sein – es kann auch anregen. Allerdings wird<br />
es bedenklich, wenn die Grundlagen der Qualifizierung von<br />
Hochschullehrern nicht übereinstimmen. Spätestens dann<br />
stellt sich erhöhter Kommunikationsbedarf ein, der typischerweise<br />
in einer Fachzeitschrift wie der P-<strong>OE</strong> befriedigt<br />
werden kann. Wir gehen davon aus, dass die hier vorgelegte<br />
Synopse und die Entwicklung von Güte- und Vergleichskriterien<br />
diese Kommunikation und weitere Reflexion konstruktiv<br />
befördern können.” Der Kommunikationsfaden<br />
wird hiermit also wieder aufgenommen. Für die Entwicklung<br />
von Gütekriterien wird auf Heft 3/4-2009 verwiesen.<br />
Zum begrifflichen Verständnis der hier wiedergegebenen<br />
Beiträge ist erwähnenswert, dass „Lehrgang” in der Schweiz<br />
P-<strong>OE</strong> 2+3/2010<br />
einen Studiengang bezeichnet (der unterschiedlichen Umfang<br />
haben kann).<br />
Zum Teil hält sich der nachfolgende Text bei der Wiedergabe<br />
von Programmzielen usw. an deren Formulierung, um<br />
Interpretationsfehler zu minimieren und möglichst authentisch<br />
zu bleiben. Durch den unmittelbaren Vergleich unter<br />
gleichen Stichworten treten Ähnlichkeiten und Differenzen<br />
zwischen den Programmen deutlicher hervor. Teilweise<br />
wird dadurch Pluralität der Lösungen demonstriert – also<br />
Reichtum (ihren Erfolg unterstellt) – teilweise ergeben sich<br />
Legitimationsfragen, die der Weiterentwicklung der Programme<br />
zu Gute kommen können.<br />
I. Programmatische Grundlagen<br />
Sowohl fünf Schweizer Universitäten (Basel, Bern, Genf,<br />
Zürich und die ETH Zürich), als auch die Fachhochschulen<br />
haben sich auf übergreifende Ziele und Prinzipien für ihre<br />
Programme bzw. die praktische Ausgestaltung der Veranstaltungen<br />
geeinigt. Die Universitäten haben dabei im<br />
Sommer 2001 weitgehend die Prinzipien übernommen, die<br />
die britische Staff and Educational Development Association<br />
(SEDA) entwickelt hat (vgl. Anlage 1). Die Konferenz<br />
der Fachhochschulen der Schweiz (KFH) hat im März 2003<br />
„Richtlinien für die didaktische und funktionsbezogene<br />
Weiterbildung für Dozierende an FH” als Empfehlungen beschlossen<br />
(vgl. Anlage 2). Sie bieten ebenfalls eine klare<br />
Grundlage für gemeinsames Handeln und gehen mit dem<br />
Teil „funktionsbezogene Weiterbildung “ deutlich über eine<br />
rein didaktische Orientierung zugunsten einer Gesamtprofessionalisierung<br />
hinaus.<br />
II. Vergleich existierender Programme<br />
Aus einer Reihe von Gründen (lokale Konstellationen, unterschiedliche<br />
Zielgruppen, unterschiedliche didaktische<br />
Konzepte, unterschiedliche Vorstellungen von der Berücksichtigung<br />
weiterer beruflicher Anforderungen und von den<br />
Aufgaben der Hochschuldidaktik) ist es zu sehr differenzierten<br />
Programmen gekommen. Sie lassen sich trotz der gemeinsamen<br />
programmatischen Grundlagen zwischen den 5<br />
beteiligten Universitäten und zwischen den Fachhochschulen<br />
nicht auf kurze gemeinsame Nenner bringen. Insofern<br />
muss ein solcher Vergleich, soll er sorgfältig vorgehen,<br />
ebenfalls sehr differenziert argumentieren und sich auf viele<br />
Details und Varianten einlassen.<br />
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