P-OE - UniversitätsVerlagWebler
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P-<strong>OE</strong><br />
W.-D. Webler • Schweizer Zertifikatsprogramme zum Auf- und Ausbau der Lehrkompetenz<br />
zierendenprogramm (B) konzipiert worden für „Dozierende,<br />
die im Rahmen ihrer akademischen Karriere zunehmend<br />
Verantwortung für die Gesamtorganisation<br />
Universität und innerhalb der Selbstverwaltung der Universität<br />
neben der Lehrtätigkeit auch bildungs- und wissenschaftspolitische<br />
Aufgaben übernehmen, und richtet<br />
sich somit an Habilitierende, Habilitierte und (Assistenz-<br />
)ProfessorInnen.” (Selbstdarstellung der Universität<br />
Basel, s.o.) Der Blick wird also deutlich über Lehraufgaben<br />
hinaus auf eine allgemeine Professionalisierung gerichtet<br />
und bettet die Didaktik mit einem gewissen Gewicht<br />
ein in die übrigen Anforderungen.<br />
Auch die Universität Luzern unterhält ein gestuftes Angebot:<br />
Ausschließlich an Assistierende vor Einstieg in die<br />
Lehrtätigkeit wendet sich das Programm„Ouverture”.<br />
Nach diesem „Initial Entry Training” kann ein Aufbaukurs<br />
besucht werden.<br />
C) Drei Adressatengruppen finden an der Hochschule Luzern<br />
Qualifizierungsprogramme für unterschiedliche Voraussetzungen<br />
in drei Stufen und Formaten.<br />
D) Multiple Adressatengruppen: Die Universität Zürich bietet<br />
ein Spektrum an Studienangeboten, das sich<br />
grundsätzlich an alle (Hochschul-)Lehrenden richtet.<br />
Dieses kann je nach Voraussetzungen bzw. individuellen<br />
Zielen variiert und gestuft zu unterschiedlichen Programmen<br />
zusammen gestellt werden, die mit einem Zertifikat<br />
dokumentiert werden (s.u.).<br />
1.2 Freiwillige oder obligatorische Belegung des Qualifizierungsprogramms?<br />
Universität Basel: Die Teilnahme ist freiwillig. (Daneben<br />
gibt es offene Einzelveranstaltungen, von denen eine gewisse<br />
Anzahl im Rahmen des Habilitationsverfahrens obligatorisch<br />
zu besuchen ist). An der Universität Bern ist die<br />
Teilnahme ebenfalls freiwillig. Dagegen sind an der Universität<br />
Luzern alle Veranstaltungen obligatorisch zu besuchen.<br />
Bei begründeten Abwesenheiten kann eine Kompensationsleistung<br />
erbracht werden. Die Hochschule Luzern<br />
konnte sich zu einem solchen Schritt nicht entschließen,<br />
auch wenn sie den Besuch für besonders notwendig hält.<br />
Die Teilnahme am Qualifizierungsprogramm ist dort freiwillig;<br />
aber es gibt starke Anreize zur Teilnahme: der erfolgreich<br />
absolvierte (erste) Zertifikatskurs bildet die Voraussetzung<br />
dafür, den Professorentitel zu bekommen; Sie führt<br />
auch zu einer höheren Gehaltseinstufung. An der Universität<br />
Zürich ist die Teilnahme ebenso freiwillig wie an der<br />
Zürcher Fachhochschule.<br />
1.3 Vergleichende Bemerkungen<br />
Die verschiedenen Programme reagieren auf die Ausdifferenzierung<br />
in Erfahrungen und Qualifizierungsinteressen<br />
unterschiedlicher Zielgruppen selbst sehr unterschiedlich.<br />
Das Spektrum reicht von der Reaktion auf multiple Adressatengruppen<br />
über Angebote für drei bzw. zwei Gruppen und<br />
wendet sich schließlich als letzte Variante mit einem einzigen<br />
konsekutiven Programm an alle Lehrenden, die hier<br />
ihre Qualifizierung von Grund auf betreiben können.<br />
Der Besuch fast aller dieser Programme ist freiwillig (obligatorisch<br />
nur an der Universität Luzern; mit dem dortigen „Initial<br />
Entry Training”,„Ouverture”genannt, wird immerhin<br />
eine Basis gesichert; in Basel ist eine gewisse Anzahl von<br />
Veranstaltungen für die Habilitation obligatorisch).<br />
P-<strong>OE</strong> 2+3/2010<br />
An der Zürcher Fachhochschule wird favorisiert, dass die<br />
Teilnehmenden den ganzen CAS buchen. Eine längere, zusammenhängende<br />
Weiterbildung hat aus Sicht der Initiatoren<br />
gegenüber isolierten Einzelveranstaltungen erhebliche<br />
Vorteile. Bewusst wurde auch entschieden, Dozierende der<br />
verschiedensten Fachrichtungen zusammenzunehmen. Die<br />
Kenntnis des „Anderen” erlaubt das „Eigene“ neu zu bewerten.<br />
Die oft geforderte interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
wird hier gelebt und erlaubt eine berufliche Vernetzung<br />
über weite Fachgebiete hinweg. Ärzte, Mathematiker,<br />
Juristen, Chemiker, Künstler, Pädagogen, Agronomen, Informatiker<br />
und Pflegepersonal sind nur einige Beispiele der<br />
vertretenen Berufsgruppen. An der Hochschule Luzern wird<br />
über Anreize versucht, die Adressaten möglichst vollständig<br />
zum Besuch der Programme zu bewegen.<br />
Damit sind die Veranstaltungen weitgehend nachfrageorientiert,<br />
was im ersten Moment sehr positiv klingt. Kaum<br />
nachgefragte Veranstaltungen werden dann aber (unabhängig<br />
von ihrer Relevanz für die Lehrkompetenz) kaum durchgeführt,<br />
wenn sie wenig nachgefragt werden. Das führt in<br />
ein Dilemma, dem sich alle für die Lehrkompetenz Verantwortlichen<br />
stellen müssen. Eine konsequente Orientierung<br />
an einem Profil professioneller Kompetenz würde a) den<br />
Besuch obligatorisch machen und b) dafür sorgen, dass solche<br />
Veranstaltungen regelmäßig stattfinden, weil sie nicht<br />
mehr mangels Nachfrage ausfallen können. Hier ist schon<br />
deutlich zu sehen, dass es sich noch kaum um eine systematische<br />
Berufsausbildung handelt. Über die Ursachen der<br />
jeweiligen lokalen Konstellation ist damit noch nichts gesagt.<br />
Portfolio-Verfahren versuchen dies allerdings aufzufangen<br />
(s.u.). Auf diese Konstellation wird am Ende des Artikels<br />
zurück gekommen.<br />
2. Profil des Studiums<br />
2.1 Besondere Kennzeichen<br />
2.1.1 Individualisierung der Wege<br />
Das Angebot der Universität Basel versteht sich als Umsetzung<br />
des Leitbildes Lehre, in welchem die Strategie der profilierten<br />
Vielfalt im Bereich der akademischen Personalentwicklung<br />
durch den methodischen Ansatz einer Didaktik<br />
der Vielfalt aufgenommen wird. Die Lehrenden der Universität<br />
Bern melden sich nach ihren aktuellen Bedürfnissen zu<br />
einem Kurs an. Diese sind fach- und institutionenübergreifend<br />
so konzipiert, dass sie in Zusammensetzung, Themen<br />
und Begleitung die Sichtweisen, Methoden und Probleme<br />
der Lehre an verschiedenen Institutionen sammelt, vergleicht<br />
und zur Verfügung stellt. Die Hochschule Luzern<br />
bietet mehrere Wege an, sich für die Lehre zu qualifizieren.<br />
Das „Zertifikat der Hochschule Luzern für Hochschuldidaktik"<br />
(Zertifikat) wird aufgrund des Nachweises von formell<br />
und nicht formell erworbenen hochschuldidaktischen und<br />
funktionsbezogenen Kompetenzen verliehen. Formell und<br />
nicht formell erworbene Kompetenzen sind gleichwertig.<br />
Um das Zertifikat zu erlangen, kann entweder der Zertifikatskurs<br />
besucht oder das Portfolioverfahren gewählt werden.<br />
Für den formellen Weg bietet die Hochschule ein dreistufiges,<br />
je in sich geschlossenes Qualifizierungsprogramm<br />
für Hochschuldozierende in unterschiedlichen Entwicklungsphasen<br />
ihrer Lehrkompetenz an,<br />
a) den Zertifikatskurs „Hochschuldidaktische Basisqualifikation<br />
in sieben Modulen” (Basiskurs). Alternativ zum Ba-<br />
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