MARKETING - managerTool
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<strong>MARKETING</strong><br />
Skript<br />
Marktanalyse<br />
Marketing-Grundlagen<br />
Inside-out Outside-in<br />
1. Analyse der Marketing-Chancen<br />
Umweltanalyse<br />
Branchenanalyse<br />
SWOT-Analyse<br />
2. Marketingstrategie<br />
USP<br />
3. Marketing-Mix<br />
Product Price Promotion Place<br />
E-Marketing<br />
Konkurrenzanalyse<br />
4. Controlling<br />
Unternehmensanalyse<br />
Segmentierung Zielmarktfestlegung Positionierung
Inhaltsverzeichnis<br />
INHALTSVERZEICHNIS......................................................................................................................... 2<br />
<strong>MARKETING</strong>-GRUNDLAGEN................................................................................................................ 3<br />
Marketing-Definition .......................................................................................................................... 4<br />
Güter ................................................................................................................................................... 6<br />
Marktsystem ....................................................................................................................................... 8<br />
Kundenzufriedenheit ....................................................................................................................... 10<br />
Sektorales Marketing....................................................................................................................... 12<br />
Entwicklungsphasen des Marketing.............................................................................................. 16<br />
INSIDE-OUT VS. OUTSIDE-IN ............................................................................................................. 19<br />
1 ANALYSE DER <strong>MARKETING</strong>-CHANCEN ................................................................................... 21<br />
1.1 Umweltanalyse ...................................................................................................................... 24<br />
1.2 Marktanalyse ......................................................................................................................... 28<br />
1.3 Branchenanalyse .................................................................................................................. 33<br />
1.4 Konkurrenzanalyse/Benchmarking..................................................................................... 37<br />
1.5 Unternehmensanalyse.......................................................................................................... 41<br />
1.6 SWOT-Analyse ...................................................................................................................... 46<br />
2 <strong>MARKETING</strong>STRATEGIE............................................................................................................. 48<br />
2.1 Unique Selling Proposition .................................................................................................. 53<br />
2.2 Marktsegmentierung............................................................................................................. 56<br />
2.3 Zielmarktfestlegung.............................................................................................................. 58<br />
2.4 Positionierung....................................................................................................................... 60<br />
3 <strong>MARKETING</strong>-MIX.......................................................................................................................... 65<br />
3.1 Product................................................................................................................................... 66<br />
3.2 Price ....................................................................................................................................... 75<br />
3.3 Promotion .............................................................................................................................. 79<br />
3.3.1 Public Relations ............................................................................................................... 80<br />
3.3.2 Werbung .......................................................................................................................... 83<br />
3.3.3 Verkaufsförderung ........................................................................................................... 92<br />
3.3.4 Verkauf............................................................................................................................. 93<br />
3.4 Place....................................................................................................................................... 97<br />
3.5 E-Marketing.......................................................................................................................... 105<br />
4 CONTROLLING........................................................................................................................... 110<br />
2<br />
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Marketing-Grundlagen<br />
Grundlagen<br />
Marketing ist eine spannende, schillernde, umstrittene,<br />
aber auf keinen Fall zu unterschätzende<br />
betriebswirtschaftliche Disziplin. Ein fundiertes<br />
Verständnis der Systematik und die entsprechende<br />
Kompetenz, die geeigneten Werkzeuge richtig<br />
einzusetzen, kann den Unternehmenserfolg massgebend<br />
beeinflussen.<br />
Bevor der Marketingprozess systematisch und integriert<br />
betrachtet wird, geht es darum, die wichtigen<br />
Marketinggrundlagen zu kennen und zu verstehen;<br />
insbesondere:<br />
• ein detailliertes Verständnis der Marketing-Definition<br />
• ein fundiertes Verständnis von Kundenzufriedenheit und<br />
verwandten Themen<br />
• ein grundlegendes Wissen um die verschiedenen Güter<br />
• ein allgemeines Verständnis für die sektoralen<br />
Marketing-Unterschiede<br />
• ein praktisches Verständnis verschiedener<br />
Marktsysteme<br />
• die Kenntnis der Entwicklungsphasen des Marketing der<br />
vergangenen Jahrzehnte<br />
3<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Marketing-Definition<br />
Lernziel: Sie sind in der Lage,<br />
Marketing konkret zu definieren<br />
und detailliert zu erklären.<br />
Grundlagen<br />
Definition<br />
Marketing-Definition<br />
Marketing ist eine auf die Bedürfnisse eines<br />
Marktes gerichtete, systematische, effiziente<br />
und wirkungsvolle Steuerung aller<br />
Unternehmensaktivitäten zur Erreichung der<br />
Unternehmensziele.<br />
• Verlangen nach einer Sache<br />
• Analyse, Planung, Implementierung und Kontrolle<br />
• Die Dinge richtig machen (Doing things right)<br />
• Die richtigen Dinge machen (Doing the right things)<br />
Marketing ist einer der zentralen Begriffe in der modernen<br />
Betriebswirtschaftslehre und vielfach entscheidender<br />
Erfolgsfaktor für das Überleben einer Unternehmung.<br />
Marketing hat sich im Wandel der Zeit zu einer<br />
funktionsübergreifenden Denkhaltung bzw. zu einem<br />
Führungskonzept entwickelt. Das bedeutet, dass nicht nur<br />
die Marketing-Abteilung, sondern die ganze Unternehmung<br />
und mit ihr alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen „Marketing<br />
denkt, macht und lebt“.<br />
Marketing ist eine auf die Bedürfnisse eines Marktes<br />
gerichtete, systematische, effiziente und wirkungsvolle<br />
Steuerung aller Unternehmensaktivitäten zur Erreichung<br />
der Unternehmensziele.<br />
„Bedürfnisse“: Eine Bedürfnis ist ein Verlangen eines<br />
Menschen nach einer Sache bzw. eine<br />
Lebensnotwendigkeit.<br />
„marktgerichtet“: Zeitgemässes Marketing ist nicht nur auf<br />
den Konsumenten bzw. Kunden ausgerichtetes Denken<br />
und Handeln, sondern berücksichtigt die Bedürfnisse aller<br />
Anspruchsgruppen, und bewahrt oder verbessert somit die<br />
Lebensqualität der Gesellschaft. Die Forderung (leider<br />
bleibt es in der Praxis vielfach bei der Forderung) zielt auf<br />
4<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Unternehmensziele<br />
eine langfristige Optimierung und nicht auf eine kurzfristige<br />
Maximierung ab.<br />
„systematisch“: Marketing umfasst die Planung,<br />
Gestaltung, Koordination und Kontrolle der Transaktionen<br />
zwischen einer Unternehmung und ihren Märkten.<br />
„effizient“: Erfolgreiches Marketing ist effizient, „macht die<br />
Dinge richtig“ oder erreicht mit möglichst wenig Input einen<br />
möglichst grossen Output.<br />
„wirkungsvoll“: Erfolgreiches Marketing ist effektiv, also<br />
wirkungsvoll. Effektivität bedeutet „das Richtige machen“.<br />
Richtig ist, was der Markt bzw. die Kunden für richtig<br />
beurteilen. Richtig ist, was den Bedürfnissen der Kunden<br />
am genauesten entspricht und sie somit zum Kauf motiviert<br />
(Motiv = Beweggrund).<br />
Zu den grundlegenden Unternehmenszielen gehören:<br />
• Umsatz, Gewinn bzw. Rendite<br />
• Marktbeherrschung oder Marktleader<br />
• langfristige Sicherung der Überlebensfähigkeit<br />
• Wahrung der Unabhängigkeit<br />
• Fortführung einer Tradition<br />
• Sicherheit der Arbeitsplätze<br />
• sowie die Erfüllung gewisser ökologischer oder<br />
gesellschaftspolitischer Ziele (insbesondere bei sog.<br />
Non-Profit-Organisationen (NPO), d.h. Unternehmen die<br />
einen anderen als einen rein gewinnorientierten Zweck<br />
erfüllen)<br />
Insbesondere die letzten zwei oder sogar drei Ziele werden<br />
zwar in der Theorie genannt, sind allerdings in der Praxis<br />
zu relativieren. Folgende Aufzählung von Kritikpunkten am<br />
Marketing illustrieren dies:<br />
• Marketing fördert die Degenerierung und<br />
Kommerzialisierung der Gesellschaft!<br />
• Marketing „motipuliert“ den Konsumenten! („motipuliert“<br />
setzt sich zusammen aus „motivieren“ und<br />
„manipulieren“)<br />
• Marketing orientiert sich lediglich am<br />
Unternehmenserfolg und nicht an gesellschaftlich<br />
wichtigen Anliegen!<br />
• Marketing beschleunigt die Verschwendung natürlicher<br />
Ressourcen und fördert die Verschmutzung der Umwelt!<br />
• Marketing hintergeht die Gesellschaft durch verfälschte<br />
Versprechungen, überhöhte Preise, ungenügende<br />
Informationen, hinterlistige Verkaufsmassnahmen usw.!<br />
5<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Güter<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
unterschiedlichen Produktetypen<br />
und verstehen die für die<br />
Marketingpraxis relevanten<br />
Unterschiede.<br />
Grundlagen<br />
Güter-Arten<br />
Konsumgüter<br />
Verbrauchsgüter<br />
Materielle<br />
Güter<br />
Güter<br />
Wirtschaftsgüter<br />
Investitionsgüter<br />
Gebrauchsgüter<br />
Güter<br />
Dienstleistungen<br />
Freie Güter<br />
Immaterielle<br />
Güter<br />
Rechte<br />
(z.B. Patente)<br />
Das Marketing hängt sehr stark von den Charakteristika<br />
eines Gutes ab! Ein Marketingkonzept für ein Klopapier<br />
kann - ausser dem formellen Teil - kaum mit demjenigen<br />
einer Luxusuhr verglichen werden!<br />
Wirtschaftsgüter und freie Güter<br />
Wirtschaftsgüter sind – im Gegensatz zu den freien Gütern<br />
– nicht kostenlos oder ohne Gegenleistung zu haben. Für<br />
freie Güter (wie Luft, einen Spaziergang im Wald, einen<br />
Ausblick auf den Vierwaldstättersee usw.) müssen wir<br />
heute – zum Glück – noch nichts bezahlen. Werden sie<br />
knapper, kann es durchaus sein, dass wir eines schönen<br />
Tages dafür Geld hinblättern müssen…<br />
Materielle vs. immaterielle Güter<br />
Materielle Güter (oder auch Sachgüter) lassen sich<br />
anfassen, bzw. bestehen aus „Material“. Immaterielle<br />
Güter sind entweder virtuell oder „nicht fassbar“<br />
(Dienstleistungen oder Rechte wie Patente). Wir<br />
entwickeln uns zu einer Gesellschaft, die zunehmend<br />
immateriell wird. Bücher oder Musik lassen sich bereits<br />
heute unkompliziert und ohne materielle Basis (Papier<br />
bzw. CD) erwerben. In allen Lebensbereichen finden wir<br />
neue Dienstleistungen und bald werden wir auch mit<br />
6<br />
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Produktetypologie<br />
immateriellen Gütern überhäuft, die wir uns vor einigen<br />
Jahren so nie und nimmer hätten vorstellen können.<br />
Konsumgüter<br />
Kunden von Konsumgüter sind Konsumenten (B2C;<br />
Business to Consumer). Konsumgüter lassen sich in<br />
Verbrauchs- und Gebrauchsgüter unterteilen. Während<br />
Verbrauchsgüter (unmittelbar) „verbraucht“ werden (z.B.<br />
Nahrungsmittel, Benzin), dienen Gebrauchsgüter den<br />
Konsumenten eine längere Zeit „zum Gebrauch“ (z.B. PC,<br />
TV, Kühlschrank).<br />
Investitionsgüter<br />
Investitionsgüter richten sich nicht an die Konsumenten,<br />
sondern an Unternehmen (B2B; Business to Business). Es<br />
handelt sich hierbei um Güter, die zur Herstellung von<br />
Konsumgüter benötigt werden (z.B. Maschinen, Rohstoffe,<br />
Systeme).<br />
Kaufgewohnheit bzw. Dauer der Kaufentscheidung und<br />
des damit verbundenen Risikos<br />
• Convenience goods (Güter des mühelosen Kaufs)<br />
• Shopping goods (Güter des Such- und Vergleichskaufs)<br />
• Speciality goods (Güter des Spezialkaufs)<br />
Erklärungsintensität<br />
• beratungsunabhängige Güter<br />
• beratungsintensive Güter<br />
Zahl der Bedarfsträger<br />
• Massengüter<br />
• Individualgüter<br />
(Dienstleistungen wurden hier weggelassen.)<br />
7<br />
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Marktsystem<br />
Lernziel: Sie verstehen das<br />
Marktsystem (der eigenen<br />
Branche) und können<br />
Zusammenhänge und<br />
Abhängigkeiten in eigenen Worten<br />
erklären.<br />
Grundlagen<br />
Einzelne Rollen<br />
Nachfrage<br />
Marktsystem<br />
Firma X Wettbewerber<br />
M-Mix<br />
Externe<br />
Beeinflusser<br />
Zwischenhandel<br />
M-Mix<br />
Produkteverwender<br />
Umweltsphären<br />
M-Mix<br />
Nachfrage<br />
Externe<br />
Beeinflusser<br />
ökonomische ökologische technologische sozio-kulturelle rechtliche<br />
Das Marktsystem (oder auch Marktstruktur bzw.<br />
Marktgesicht) genannt, zeigt gemäss Prof. Richard Kühn<br />
auf einen Blick die wichtigsten Markt-Parameter. Die<br />
Rollen und Abhängigkeiten der einzelnen Markt-Player<br />
sowie die marktrelevanten Einflussfaktoren lassen sich<br />
anhand der systemischen Darstellung einfacher erkennen.<br />
Externe Beeinflusser<br />
Externe Beeinflusser sind aussenstehende Personen oder<br />
Institution, die den Kaufentscheid der Produkteverwender<br />
beeinflussen. Beispiele von externen Beeinflussern sind<br />
der Ingenieur eines Waschmaschinenherstellers, der ein<br />
Statement über ein Waschpulver abgibt, oder Journalisten,<br />
die über ein Produkt schreiben.<br />
Interne Beeinflusser übernehmen dieselbe Rolle wie<br />
externe Beeinflusser und sind Personen oder Institution,<br />
die dem Produkteverwender „nahe stehen“. Beispiele dafür<br />
sind Kinder, die eine wichtige Rolle beim Autokauf spielen<br />
oder innerhalb einer Unternehmung sind es die User, wenn<br />
es um den Kauf einer neuen Software geht.<br />
8<br />
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Ersichtliche Zusammenhänge<br />
Im Marktsystem ist ersichtlich, welche Zusammenhänge<br />
bestehen. Die Unternehmung X, genau so wie deren<br />
Wettbewerber, versucht Einfluss auf den<br />
Produkteverwender, den Zwischenhandel und die<br />
Beeinflusser zu nehmen.<br />
Der Zwischenhandel steht zwischen mehreren Anbietern<br />
und den Produkteverwendern.<br />
Der Produkteverwender nimmt direkt und indirekt Einfluss<br />
auf den Zwischenhandel und macht den Kaufentscheid von<br />
den Anbietern sowie von den Beeinflussern abhängig.<br />
Das ganze Marktsystem wird darüber hinaus von den sog.<br />
Umweltfaktoren beeinflusst.<br />
9<br />
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Kundenzufriedenheit<br />
Lernziel: Sie sind in der Lage,<br />
unabhängig von der Leistung, den<br />
Unterschied zwischen<br />
Kundenerwartung,<br />
Kundenzufriedenheit und<br />
Kundennutzen sowie die Relevanz<br />
für die Marketingpraxis<br />
aufzuzeigen.<br />
Grundlagen<br />
IST<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Leistung Kundenerwartung<br />
bzw. -anforderung<br />
Vergleich<br />
kognitiv / emotional<br />
Übereinstimmung / Diskrepanz<br />
Kundenzufriedenheit<br />
bzw. -unzufriedenheit<br />
Kundenverhalten<br />
SOLL<br />
„Es ist besser, einen Markt zu haben als eine Fabrik!“<br />
(Peter Drucker)<br />
Wichtig für das Verständnis eines zeitgemässen<br />
Marketingverständnisses ist die Marketing-Maxime „Marktbzw.<br />
Kundenorientierung“! Das Zeitalter ist vorbei, in dem<br />
eine Unternehmung das produziert, was sie am besten<br />
kann. Heute sind die erfolgreichsten Unternehmen<br />
diejenigen, die genau das herstellen, was der Markt will.<br />
Mit dem Wandel vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt<br />
sind die Unternehmen gezwungen, sich gezielter und<br />
systematischer auf die Probleme, Wünsche und<br />
Bedürfnisse der potentiellen Abnehmer einzustellen. Eine<br />
Unternehmung ist langfristig nur erfolgreich, wenn sie<br />
markt- bzw. kunden- und sogar umfeldorientiert denkt und<br />
handelt.<br />
Marktorientierung heisst, die unternehmerische Tätigkeit<br />
als Prozess der Bedürfnisbefriedigung von Kunden und<br />
nicht - wie in der Praxis leider allzu oft - als Prozess der<br />
Herstellung von Produkten zu sehen.<br />
„In der Fabrik stellen wir Kosmetika her. Über die<br />
Ladentheke verkaufen wir Hoffnung auf Schönheit!“<br />
(Charles Revson, Altpräsident von Revlon)<br />
„Ein Kunde ist nicht die Unterbrechung unserer Arbeit - er<br />
allein ist Ziel und Zweck derselben. Wir tun ihm keinen<br />
Gefallen, indem wir ihm zu Diensten sind, er tut uns einen<br />
Gefallen, indem er uns die Gelegenheit dazu gibt!“<br />
10<br />
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Kundenzufriedenheit<br />
Ziel der Markt- bzw. Kundenorientierung ist ein zufriedener<br />
Kunde! Was ist nun ein zufriedener Kunde resp. was<br />
charakterisiert die Kundenzufriedenheit?<br />
Kundenzufriedenheit ist:<br />
• subjektiv<br />
• wird durch rationale und/oder durch emotionale Aspekte<br />
bestimmt<br />
• ist mehrdimensional (vielfältige Einflussfaktoren)<br />
• wird von den Kunden nicht „automatisch“ angezeigt<br />
• ist nicht direkt operational<br />
• wird bestimmt durch:<br />
○ Erfüllung der Kundenanforderungen<br />
○ Einhalten der gegebenen Zusagen<br />
○ Abstand zu Benchmarks<br />
Und wichtig: Kundenzufriedenheit bestimmt das<br />
Kundenverhalten!<br />
11<br />
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Sektorales Marketing<br />
Lernziel: Sie können detailliert<br />
Auskunft geben über wichtige<br />
Unterschiede zwischen<br />
Konsumgüter-, Investitionsgüter-<br />
und Dienstleistungsmarketing.<br />
Darüber hinaus verstehen Sie<br />
insbesondere die Charakteristika<br />
des B2B-Marketing.<br />
Grundlagen<br />
Konsumgütermarketing<br />
Konsumgüter-<br />
Marketing<br />
Sektorales Marketing fasst Konsumgüter-, Investitions- und<br />
Dienstleistungsmarketing zusammen. In der neueren Zeit<br />
spricht man eher von der Unterscheidung zwischen B2B-<br />
(Business to Business) und B2C-Marketing (Business to<br />
Consumer). Das B2C-Marketing entspricht dem<br />
Konsumgütermarketing, während das B2B-Marketing dem<br />
Investitionsgütermarketing zuzuordnen ist. Das<br />
Dienstleistungsmarketing kann sowohl dem B2C- als auch<br />
dem B2B-Marketing zugeordnet werden, abhängig davon,<br />
ob es eine Dienstleistung für Konsumenten oder eine für<br />
Unternehmen ist.<br />
Definition Konsumgüter:<br />
Konsumgüter sind die Güter, die der Endverbraucher in<br />
erster Linie zur Befriedigung seiner materiellen Interessen<br />
benötigt.<br />
Kennzeichen:<br />
Investitionsgüter-<br />
Marketing<br />
Dienstleistungs-<br />
Marketing<br />
Massenmarketing Individualmarketing Imagemarketing<br />
Massenprodukte,<br />
eher tiefpreisig und<br />
standardisiert<br />
meistens Einzellose,<br />
eher hochpreisig und<br />
noch nicht hergestellt<br />
Käufer: Haushalte Käufer: Unternehmen<br />
(Buying-Center)<br />
kurzer, meist emotionaler<br />
Kaufentscheid<br />
langer, eher rationaler<br />
Kaufentscheid<br />
Immaterielle<br />
“Produkte”<br />
Käufer: beide<br />
kurz bis sehr langer<br />
und meist emotionaler<br />
Kaufentscheid<br />
indirekter Absatz direkter Absatz direkter Absatz<br />
oder “Vermittler”<br />
Werbung und Preispolitik<br />
sehr wichtig<br />
Sektorales Marketing<br />
Verkauf, Service und<br />
Preispolitik sehr wichtig<br />
Verkauf und Service<br />
sehr wichtig<br />
• Kurze Produktlebenszyklen, die aus einem wachsenden<br />
Wettbewerbsdruck resultieren (Zeitwettbewerb)<br />
• „Me-too“-Produkte, mit deren Hilfe Imitatoren bei<br />
technologisch ausgereiften Produkten durch niedrige<br />
Preise Marktanteile zu gewinnen versuchen �<br />
12<br />
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Dienstleistungsmarketing<br />
rechtzeitige Imitation ist „intelligent“; Möglichkeit nicht<br />
aus dem Markt gedrängt zu werden<br />
• Intensive Werbeaufwendungen im Rahmen einer<br />
konsequenten Markenpolitik � Kundenbindung<br />
(Schaffung von Kundenloyalität) durch Markennamen.<br />
(Der Kunde kennt bestimmte Produkte „evoked set“, die<br />
er dann bevorzugt kauft. Marken steuern zu diesem<br />
Prozess bei.)<br />
• In der Regel mehrstufiger Vertrieb unter Einschaltung<br />
unterschiedlicher Vertriebskanäle (Distributionsmanagement,<br />
insbesondere Mehrkanalmanagement)<br />
• Handelsgerichtete Marketingkonzeption, um der<br />
zunehmenden Nachfragemacht der<br />
Handelsunternehmen gerecht zu werden<br />
• Preiskämpfe, ausgelöst durch zunehmenden<br />
Wettbewerb<br />
Für die Unternehmen ist es wichtig den Abnehmer zu<br />
kennen bzw. relevante Informationen über ihn zu erhalten.<br />
Dies ist die Voraussetzung für die Fähigkeit, Marktlücken<br />
zu entdecken und zu schließen (Kenntnis von Kunden und<br />
Nicht-Kunden, von deren Verhalten und dessen<br />
Determinanten).<br />
Definition Dienstleistung:<br />
Verrichtung an oder zum Nutzen von Menschen, die<br />
manuell oder maschinell erbracht wird, aber weder auf<br />
Vorrat bereitgestellt und gelagert, noch transportiert oder<br />
weiterveräußert werden kann. Eine primäre Dienstleistung<br />
bildet den Kern einer Austauschbeziehung, während eine<br />
sekundäre das Warengeschäft oder die Primäre<br />
Dienstleistung flankiert.<br />
Kennzeichen:<br />
• Dienstleitungen sind nicht materiell, damit nicht lager-<br />
und transportfähig sowie häufig nicht „sichtbar“ �<br />
Aussehen spielt keine Rolle bei der Kaufentscheidung<br />
• Aufgrund der Notwendigkeit der permanenten<br />
Bereitstellung des Dienstleistungspotentials, das sich<br />
bei Dienstleistungen zu einem Großteil aus<br />
menschlichen Fähigkeiten zusammensetzt, sind<br />
Maßnahmen zur Qualifikation, Schulung und Motivation<br />
von Mitarbeitern besonders wichtig<br />
• Kunden sind aktiv an der Leistungserstellung beteiligt �<br />
externer Faktor<br />
• Die Kommunikation ist ein expliziter Bestandteil der<br />
Dienstleistungserstellung � externer Faktor<br />
• Da die Leistungsmerkmale eines Anbieters für den<br />
Kunden oft nicht nachprüfbar sind, spielen für die<br />
13<br />
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Investitionsgütermarketing<br />
Kaufentscheidung Imagemerkmale des Unternehmens<br />
und des jeweiligen Leistungserbringers (z.B. Seriösität,<br />
Vertrauens- und Glaubwürdigkeit) eine besondere Rolle<br />
(Signalling) � Surrogatinformationen spielen eine<br />
wichtige Rolle<br />
• Da Dienstleistungsqualität objektiv schwer nachprüfbar<br />
ist, bildet die Mund-zu-Mund-Kommunikation eine<br />
wichtige Determinante bei der Wahl eines Dienstleisters<br />
• In der Branche gibt es eine Faustregel: Mit einem<br />
unzufriedenen Kunden verliert man 10 potentielle<br />
Kunden<br />
Definition Investitionsgut:<br />
Gut, das von gewerblichen Verwendern für die Herstellung<br />
von Erzeugnissen oder die Erbringung von<br />
Dienstleistungen benötigt wird<br />
Kennzeichen:<br />
• Produktentwicklung findet vielfach in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden statt (� Individuallösungen) � a)<br />
besonders intensive Einbindung des externen Faktors;<br />
b) die Unternehmen haben meistens abgeleiteten<br />
Bedarf<br />
• Angebot von Systemlösungen: Leistung besteht nicht<br />
aus einem einzelnen Produkt, sondern aus einer Palette<br />
von Produkten und Serviceleistungen wie Beratung,<br />
Engineering, Schulung und Wartung usw.<br />
(Systemanbieter)<br />
• Organisation der Nachfrager in Form eines<br />
Einkaufsgremiums („Buying Center“ siehe<br />
Webster/Wind-Modell), in dem die Kaufentscheidung der<br />
industriellen Abnehmer von mehreren Personen<br />
gemeinsam getroffen wird<br />
• Der Direktvertrieb steht als Absatzweg im Vordergrund;<br />
hohe Bedeutung des persönlichen Verkaufs (� „Selling<br />
Center“)<br />
• Individuelle und persönliche Formen der Kommunikation<br />
mit dem Kunden haben einen großen Stellenwert � a)<br />
Dadurch, daß Individuallösungen verkauft werden, ist<br />
eine intensive Kundenbetreuung und eine persönliche<br />
Kommunikation besonders wichtig, wodurch die<br />
Beziehung stabil wird; b) die Entscheidungträger sind<br />
Fachleute<br />
• Preiskämpfe sind vergleichsweise selten zu beobachten<br />
� Ein anderes Unternehmen wird es schwer haben<br />
(allein schon durch die persönliche Kundenbetreuung),<br />
eine auf den Abnehmer maßgeschneiderte Individuallösung<br />
anzubieten, da sehr viel Entwicklungskosten<br />
und andere Kosten in dem Produkt stecken.<br />
14<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Konzept des Webster/Wind-Modells („Buying Center“)<br />
Im „Buying Center“ wird die Beschaffung von<br />
Investitionsgütern als komplexer Entscheidungsprozess<br />
von den Organisationsmitgliedern, die in einer Gruppe<br />
zusammenarbeiten, betrachtet.<br />
Vier Determinanten bestimmen den Entscheidungsprozess:<br />
• Umweltfaktoren<br />
• Bedingungen der Organisation<br />
• Interaktion der Personen im „Buying Center“<br />
• individuelle Eigenschaften der am Beschaffungsprozess<br />
beteiligten Individuen<br />
Mitglieder des „Buying Centers“:<br />
• Einkäufer<br />
• Entscheider<br />
• Benutzer<br />
• Informationsselektierer<br />
• Beeinflusser<br />
Für den Verkäufer ist es wichtig herauszufinden, wer im<br />
Betrieb des Kunden welche Rolle in der Kaufentscheidung<br />
spielt. (Oft steht dem „Buying-Center“ ein „Selling-Center“<br />
gegenüber. � Preiskämpfe sind vergleichsweise selten)<br />
Webster/Wind haben darauf verzichtet, strenge<br />
Gesetzmäßigkeiten zu postulieren. Das Modell soll<br />
lediglich durch Darstellung eines möglichen<br />
Zusammenwirkens von verschiedenen Faktoren den<br />
Entscheidungsprozess gedanklich durchdringen. Das<br />
Modell berücksichtigt aber nicht die Vielfalt konkreter<br />
Gegebenheiten und ist auch nicht empirisch überprüfbar.<br />
Jedoch ist die Kenntnis des Webster/Wind-Modells (und<br />
damit der Komplexität des Entscheidungsprozesses) für<br />
die Marketingforschung von<br />
investitionsgüterproduzierenden Unternehmen sehr<br />
wichtig.<br />
15<br />
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Entwicklungsphasen des Marketing<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
Veränderungen der Märkte resp.<br />
des Marketing und sind in der<br />
Lage, Konsequenzen und<br />
Anforderungen für etwelche<br />
Produkte und/oder Leistungen zu<br />
erörtern.<br />
Grundlagen<br />
Distributions-<br />
Orientierung<br />
Marketing<br />
als<br />
Vertriebsfunktion<br />
50er<br />
Jahre<br />
Entwicklungsphasen in den letzten 50 Jahren<br />
Entwicklungsphasen des Marketing<br />
Produktionsund<br />
Verkaufs-<br />
Orientierung<br />
Marketing<br />
als<br />
Engpassfunktion<br />
60er<br />
Jahre<br />
Markt-<br />
Orientierung<br />
Marketing<br />
als<br />
Führungsfunktion<br />
70er<br />
Jahre<br />
Wettbewerbs-<br />
Orientierung<br />
Marketing<br />
als<br />
strategisches<br />
Management<br />
80er<br />
Jahre<br />
Umfeld- und<br />
Individual-<br />
Orientierung<br />
Marketing<br />
als<br />
Führungskonzept<br />
90er<br />
Jahre<br />
Das Marketing ist eine verhältnismässig junge Disziplin.<br />
Natürlich mussten bereits unsere (Ur-)Vorfahren Produkte<br />
und Dienstleistungen auf dem Markt anbieten und darum<br />
feilschen. Von einem konzeptionellen und systematischen<br />
Marketing kann allerdings noch nicht gesprochen werden.<br />
Interessant sind insbesondere die Entwicklung der letzten<br />
ca. 50 Jahre. In dieser Periode haben sich die Märkte und<br />
mit ihnen hat sich das Marketing zwangsläufig stark<br />
verändert.<br />
50er Jahre: Distributionsorientierung<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg war die Nachfrage nach<br />
Produkten und Dienstleistungen aller Art<br />
verständlicherweise gross. Das Angebot reichte lange<br />
nicht, um die nachholbedürftigen Menschen zu befriedigen.<br />
Die Marketingherausforderung in dieser Zeit bestand darin,<br />
die grosse Nachfrage zu decken. Aufgrund des erst<br />
langsam wieder funktionierenden Handels und der<br />
wenigen, erschlossenen Distributionskanäle kamen<br />
dadurch nicht alle Menschen in Genuss des Konsums. Der<br />
Vertrieb war eines der Hauptprobleme!<br />
16<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Welche Merkmale prägen die Marketingarbeit von heute?<br />
60er Jahre: Produktions- und Verkaufs-Orientierung<br />
Die goldenen 60er Jahre waren von einer sehr positiven<br />
und anhaltenden Wirtschaftslage geprägt. Die<br />
Unternehmen konnten das, was sie produzierten mit<br />
grosser Wahrscheinlichkeit auch wieder verkaufen.<br />
Dadurch waren die Unternehmen gefordert, ihre<br />
Produktionsanlagen immer effizienter und in Richtung<br />
Massenproduktion zu optimieren. Erste<br />
Marktsättigungstendenzen zwangen die Unternehmen in<br />
dieser Zeit überdies, mit intensiven<br />
Verkaufsanstrengungen die bisherigen Marktanteile zu<br />
behaupten resp. weiter auszubauen.<br />
70er Jahre: Markt-Orientierung<br />
In den 70er Jahren waren die Unternehmen in den<br />
Industriestaaten zunehmend mit der Situation konfrontiert,<br />
dass die Kaufkraft der Konsumenten zwar gross war,<br />
andererseits aber das Güterangebot ebenfalls stark<br />
gewachsen war. Die Unternehmen mussten ihr Marketing<br />
nun effizienter und effektiver gestalten. Themen wie<br />
Zielgruppenmarketing oder die Analyse der<br />
Kundenbedürfnisse waren mittlerweile im Marketing<br />
verbreitet.<br />
80er Jahre: Wettbewerbs-Orientierung<br />
Die meisten Märkte waren in den 80er Jahren gesättigt,<br />
der Wettbewerb entsprechend hart, die Konsumenten<br />
kritischer und die Margen schrumpften. Kurzfristiges<br />
Agieren brachte in den 80er Jahren viele Unternehmen in<br />
Schwierigkeiten. Fokus der Marketingarbeit war mehr und<br />
mehr die strategische Ausrichtung am Markt. Dabei spielte<br />
die Antizipation des Verhaltens der Mitbewerber eine<br />
zunehmend wichtige Rolle. Benchmarking wurde zur<br />
Pflicht.<br />
90er Jahre: Umfeld und Individual-Orientierung<br />
Seit Beginn der 90er Jahre unterscheiden sich die<br />
Produkte immer weniger. Unterschiede zwischen den<br />
Konkurrenzangeboten sind für die Verbraucher immer<br />
schwieriger auszumachen. Nicht zuletzt durch die<br />
zunehmende Internationalisierung und Globalisierung<br />
wurde der Wettbewerb zwischen den Anbietern immer<br />
härter. Die schnelle und Beschaffung für jedermann wurde<br />
durch Telekommunikation, Internet und weitere<br />
elektronische Neuerungen möglich. Erste Rufe nach Oneto-One-Marketing<br />
wurden laut. Erkenntnisse, dass es<br />
wesentlich günstiger ist, einen Kunden zu binden, als<br />
einen neuen zu gewinnen, machte die Runde unter den<br />
Marketers.<br />
Themen wie der „gläserne Kunde“, Guerilla-Marketing,<br />
Marketingkoalitionen, Internetmarketing o.ä. dürfen nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass das Marketing in seiner<br />
Entwicklung stagniert. Viel weiter als das Marketing der<br />
90er Jahre sind wir nicht! Und wer effektives, effizientes<br />
und sogar noch innovatives Marketing betreibt, hat auch<br />
17<br />
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heute noch gute Chancen, überdurchschnittliche Umsätze<br />
zu generieren!<br />
18<br />
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Inside-out vs. Outside-in<br />
Lernziel: Innovationen entstehen entweder Inside-out (auf der Basis der eigenen<br />
Fähigkeiten und/oder Ideen) oder Outside-in (auf der Basis von Kundenbedürfnissen und -<br />
wünschen). Sie verstehen diesen Unterschied und wissen Bescheid über die bedeutenden<br />
Parameter des Innovationsmanagement.<br />
Grundlagen<br />
Inside-out<br />
Inside-out<br />
• ressourcenorientiert<br />
• technologiegetrieben<br />
• F&E-Impulse<br />
• Sache ist innovativ<br />
• Investitionsgüter<br />
Bsp.: Newton<br />
Erfolgspotential auf<br />
Wachstumsmärkten<br />
Outside-in<br />
• bedürfnisorientiert<br />
• marktgetrieben<br />
• Marketingimpulse<br />
• Erlebnis ist innovativ<br />
• Konsumgüter / DL<br />
Bsp.: Swatch<br />
Erfolgspotential auf<br />
gesättigten Märkten<br />
Bei der Gegenüberstellung von Inside-out vs. Outside-in<br />
geht es um die Frage, WIE eine Innovation entsteht.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine geeignete<br />
Geschäftsidee gefunden werden kann. Die sog. Outside-in-<br />
Innovation verspricht oft mehr Erfolg als die sog. Insideout-Innovation,<br />
da erstere aufgrund eines Bedürfnisses<br />
entsteht.<br />
Innovationen entstehen allerdings selten entweder Insideout<br />
(auf der Basis der eigenen Fähigkeiten und/oder Ideen)<br />
oder Outside-in (auf der Basis von Kundenbedürfnissen<br />
und -wünschen). In der Praxis ist es immer etwas von<br />
Beidem.<br />
Inside-out-Innovationen sind gekennzeichnet durch<br />
• eine stärkere Ressourcenorientierung (d.h. was können<br />
wir, statt was brauchen die Kunden)<br />
• eine stärkere Technologie-Affinität (d.h. grösseres<br />
Interesse an dem was man kann, statt an dem, was der<br />
Kunde möchte)<br />
• F&E-Impulse (d.h. die Ideen bzw. Möglichkeiten<br />
kommen von den Forschungs- und Entwicklungs-<br />
Leuten, statt von der Benutzerseite)<br />
19<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Outside-in<br />
• eine innovative Sache (d.h. das Produkt ist innovativ, ob<br />
das Erlebnis von den Kunden auch so erlebt wird, ist<br />
eine andere Frage)<br />
• eine stärkere Verbreitung bei Investitionsgütern<br />
Erfolgspotential: Eher auf Wachstumsmärkten<br />
Inside-out-Innovationen sind gekennzeichnet durch<br />
• eine stärkere Bedürfnisorientierung (d.h. was will der<br />
Kunde, statt was können wir)<br />
• eine stärkere Marktorientierung (d.h. Orientierung an<br />
Kunden, Wettbewerbern, Branchenentwicklung, statt an<br />
dem, was wir können)<br />
• Marketingimpulse (d.h. die Ideen bzw. Vorstellungen<br />
kommen von Produkteverwendern, statt von uns)<br />
• ein innovatives Erlebnis (d.h. das Erlebnis ist innovativ,<br />
ob das Produkt von den Kunden auch so erlebt wird, ist<br />
eine andere Frage)<br />
• eine stärkere Verbreitung bei Konsumgütern und<br />
Dienstleistungen<br />
Erfolgspotential: Eher auf gesättigten Märkten<br />
20<br />
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1 Analyse der Marketing-Chancen<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
Bestandteile einer fundierten<br />
Marketingchancen-Analyse,<br />
verstehen den Unterschied<br />
zwischen der internen und der<br />
externen Analyse und sind in der<br />
Lage, die Marketing-Chancen für<br />
ein Produkt oder eine<br />
Dienstleistung zu eruieren.<br />
Grundlagen<br />
Unternehmensanalyse<br />
1. Analyse der Marketing-Chancen<br />
Interne Analyse Externe Analyse<br />
Marktanalyse<br />
SWOT<br />
Umweltanalyse<br />
Branchenanalyse<br />
Stärken Schwächen Chancen Gefahren<br />
Unternehmensstrategie<br />
Konkurrenzanalyse<br />
Marketing als Management-Konzept bzw. das<br />
Marketingkonzept steht für sämtliche Entscheidungen, die<br />
das Marktverhalten der Unternehmung bestimmen. Es<br />
umfasst die Marketingstrategie mit den entsprechenden<br />
Zielen, Massnahmen und Mitteln sowie den Einsatz der<br />
Marketinginstrumente (4 Ps). Die Marketingstrategie<br />
resultiert aus der Unternehmensstrategie, die wiederum<br />
aus einer fundierten Chancen/Gefahren- und<br />
Stärken/Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse; S =<br />
Strenghts, W = Weaknesses, O = Opportunities, T =<br />
Threats) abgeleitet wird. Als kontinuierlicher und paralleler<br />
Prozess dazu die Marktforschung und das<br />
Marketingcontrolling, welche permanent die Effektivität und<br />
die Effizienz sämtlicher Marketingentscheidungen und -<br />
Massnahmen gewährleisten sollen.<br />
Die Unternehmensstrategie legt die zukünftige<br />
Marschrichtung der Unternehmung fest, die als Leitplanke<br />
die Massnahmen und Ressourcen auf ein gemeinsames<br />
Ziel hin konzentriert. Die Strategie beantwortet somit die<br />
Frage, was die Unternehmung in Zukunft aus welchen<br />
Gründen sein will resp. das strategische Management<br />
plant und gestaltet die zukünftige<br />
Unternehmensentwicklung.<br />
Bevor eine Strategie entwickelt und formuliert werden<br />
kann, muss die Ausgangslage bzw. die Situation analysiert<br />
werden. Die Ausgangslage lässt sich sinnvollerweise in<br />
eine externe Analyse (Umweltanalyse) und eine interne<br />
Analyse (Unternehmensanalyse) unterteilen.<br />
21<br />
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Externe Analyse<br />
Interne Analyse<br />
Für eine Unternehmung ist es wichtig, Entwicklungen in<br />
der Umwelt möglichst frühzeitig zu erkennen, um agieren<br />
bzw. sofort reagieren zu können. „Nicht die Grossen<br />
werden die Kleinen fressen, sondern die Schnellen die<br />
Langsamen.“ (Heinz Peter Halek)<br />
Bei der Umweltanalyse interessieren<br />
• die Entwicklungen in den einzelnen Umweltsphären<br />
(ökonomische, ökologische, sozio-kulturelle,<br />
technologische und rechtliche Entwicklungen und<br />
Veränderungen der Rahmenbedingungen); z.B.:<br />
○ Der Innovationsdruck, die immer kleiner werdenden<br />
Lose und die immer kürzeren Produktlebenszyklen...<br />
○ Wettbewerbs- und Preisdruck und die damit<br />
verbundene Marktsättigung...<br />
○ Der Anfang von gigantischen Datenautobahnen...<br />
○ Das Gefühl des subjektiven Zeitmangels...<br />
○ Menschen streben nach immer mehr Komfort und<br />
Genuss...<br />
○ Die extreme Informationsüberlastung...<br />
○ Das Kauferlebnis wird immer bedeutungsvoller...<br />
○ Die männliche Frau und der weibliche Mann ...<br />
○ Die zahlreicheren Senioren werden immer jünger,<br />
leben immer länger...<br />
○ Die immer grösser werdende Zahl der Singles oder<br />
Dinks...<br />
○ Die Produkte werden austauschbarer, immaterieller<br />
und intelligenter...<br />
○ Die „Glokalisierung“ und das Motto „think global, act<br />
local“ bringt den Wettbewerb in neue Dimensionen...<br />
• der Markt (z.B. Marktgrössen, Käuferkonzentration,<br />
Saisonabhängigkeiten, Kaufhäufigkeit,<br />
Nachfrageelastizität)<br />
• die Branche (z.B. Art der vorhandenen Produkte,<br />
Erfahrungsvorteile, Transport- und Distributionskosten,<br />
Markteintrittsbarrieren) und<br />
• (bestimmte) Konkurrenten (z.B. Strategien und<br />
Annahmen der Wettbewerber).<br />
Während bei der Analyse der Unternehmensumwelt die<br />
Chancen und Risiken für die Unternehmung unter die Lupe<br />
genommen werden, betrachtet man bei der<br />
Unternehmensanalyse die Stärken und Schwächen der<br />
Unternehmung bzw. die relativen Wettbewerbsvorteile.<br />
„Relativ“, im Verhältnis zu den Wettbewerbern. Sehr oft<br />
fällt in diesem Zusammenhang der Begriff strategische<br />
Erfolgsposition (USP: Unique Selling Proposition), d.h. „die<br />
Fähigkeiten, die es der Unternehmung erlauben, im<br />
22<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Vergleich zur Konkurrenz auch längerfristig<br />
überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen.“ Beispiele<br />
von USP’s sind:<br />
• McDonald’s: hervorragende Standorte; Einkaufszentren,<br />
wichtige Verkehrsnetze, Fussgängerzonen<br />
• 3M: Hunderte von innovativen Produkten (z.B. Post-it);<br />
kreativitätsförderndes Betriebsklima<br />
• Nestlé: enormes Liquiditäts- und Finanzpotential<br />
• Coca-Cola: wertvollste Marke, weltweit bekannt<br />
23<br />
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1.1 Umweltanalyse<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
verschiedenen Umweltsphären<br />
einer Unternehmung.<br />
Grundlagen<br />
Ökonomische Umweltsphäre<br />
Anspruchsgruppen Umweltsphären<br />
Wettbewerber<br />
Kunden<br />
Staat<br />
Umweltanalyse<br />
Institutionen<br />
Unternehmen<br />
Gemäss den einleitenden Ausführungen steht das System<br />
Unternehmung in einem dynamischen Kontext<br />
(Zusammenhang, Umgebung) mit ihrer Umwelt. Die<br />
Unternehmung wird beeinflusst und ist abhängig von den<br />
Entwicklungen der Umwelt. Umgekehrt kann die<br />
Unternehmung kaum relevanten Einfluss auf die<br />
Entwicklung dieser Rahmenbedingungen nehmen. Um die<br />
Vielfältigkeit und Komplexität dieser Entwicklungen<br />
darzustellen, drängt sich eine Unterteilung in sogenannte<br />
Umweltsphären auf:<br />
Einige Beispiele für Veränderungen der wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen sind:<br />
• Währungsschwankungen<br />
• Verschiebung der globalen Arbeitsteilung<br />
• Zunahme der internationalen Konkurrenz<br />
• anhaltende Konzentrationsprozesse<br />
• enorme Verschuldung vieler Entwicklungsländer<br />
• Verlagerung der Wachstumsmärkte<br />
• immer mehr gesättigte Märkte<br />
• Wandel im Käuferverhalten<br />
Kapitalgeber<br />
Lieferanten<br />
Mitarbeiter<br />
24<br />
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Technologische Umweltsphäre<br />
Sozio-kulturelle Umweltsphäre<br />
• unüberschaubare Produktevielfalt<br />
• Deregulierung vieler Märkte<br />
• Verknappung der Rohstoffe<br />
• Grenzen des quantitativen Wirtschaftswachstums<br />
Veränderungen der technologischen Rahmenbedingungen<br />
umfassen alles, was in die Bereiche der Technik und der<br />
Naturwissenschaften fällt, z.B.:<br />
• revolutionäre Basistechnologien<br />
• enorme Bedeutung der Mikroelektronik<br />
• rascher Wandel in der Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie<br />
• frappante Bedeutung der Gentechnologie<br />
• bahnbrechende Entwicklungen in der Robotik und der<br />
Automation<br />
• zunehmende Miniaturisierung<br />
• Wandel der Zahlungsmöglichkeiten<br />
• wesentlich kürzer werdende Produktlebenszyklen<br />
Veränderungen der sozio-kulturellen Rahmenbedingungen<br />
betreffen den Menschen mit seinen Wünschen und<br />
Wertvorstellungen als Einzelperson, in Familie bzw.<br />
Gemeinschaft und umfassen Bereiche wie Gesundheit,<br />
Bildung, Politik und Religion:<br />
• anhaltend strukturell hohe Arbeitslosigkeit<br />
• steigende Bedeutung der Weiterbildung<br />
• neue Arbeits(zeit)modelle<br />
• vermehrte Individualität und Einsamkeit<br />
• subjektiver Zeitmangel<br />
• gesundheitheitsbewusster, genuss- und lustbetonter<br />
Leben<br />
• zunehmende Informationsüberlastung<br />
• Suche nach dem Kauferlebnis<br />
• Trend zur männlichen Frau und zum weiblichen Mann<br />
• mehr junge bzw. junggebliebene Senioren<br />
25<br />
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Ökologische Umweltsphäre<br />
Anspruchsgruppen<br />
Veränderungen der ökologischen Rahmenbedingungen<br />
beinhalten Problemkreise wie Rohstoffe, Energie, Wasser<br />
und Luft sowie Abfallbeseitigung:<br />
• verstärktes Ökologiebewusstsein breiter Kreise der<br />
Öffentlichkeit<br />
• sparsamer Umgang mit Ressourcen<br />
• Beschränkung gefährlicher Stoffe<br />
• Drängen auf ökologische Produktion<br />
• strengere Produktzulassung<br />
• striktere Entsorgungsvorschriften<br />
• schärfere Luftreinhalteverordnungen<br />
Gemäss den einleitenden Ausführungen ist eine<br />
Unternehmung ein zweckorientiertes, offenes,<br />
dynamisches und sozio-kulturelles System. Mit der<br />
Betrachtung der Zweckorientierung stellt sich die Frage<br />
„Welchen Zweck bzw. Wert und für wen soll die<br />
Unternehmung wirtschaftend schaffen?“. Wer erhebt somit<br />
Anspruch auf die geschaffenen Werte bzw. auf die<br />
Wertschöpfung? Wirtschaften führt nicht nur zu<br />
erwünschten Resultaten in Form von Umsatz, Gewinn oder<br />
Marktanteilen, sondern sind immer auch mit<br />
unerwünschten Ergebnissen in Form von Umweltbelastung,<br />
menschlichen Schicksalen, fehlerhafte Produkte usw.<br />
verbunden. Der Zweck der Unternehmenstätigkeit besteht<br />
nicht ausschliesslich in der Gewinnmaximierung, sondern<br />
in der Befriedigung verschiedenster Interessen aller<br />
Anspruchsgruppen. Während es den Shareholdern<br />
lediglich um die kurzfristige Gewinnmaximierung geht, ist<br />
bei den Stakeholdern eine langfristige - und v.a.<br />
vernünftige - Nutzenoptimierung von Interesse.<br />
Anspruchsgruppen<br />
(Stakeholders)<br />
I Interne Anspruchsgruppen<br />
1. Eigentümer<br />
• Kapitaleigentümer<br />
• Eigentümer-<br />
Unternehmer<br />
2. Management<br />
Interessen (Ziele)<br />
• Einkommen/Gewinn<br />
• Erhaltung, Verzinsung und<br />
Wertsteigerung des investierten<br />
Kapitals<br />
• Selbständigkeit/Entscheidungsa<br />
utonomie<br />
• Macht, Einfluss, Prestige<br />
• Entfaltung eigener Ideen und<br />
Fähigkeiten,<br />
Selbstverwirklichung<br />
26<br />
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3. Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen<br />
II Externe<br />
Anspruchsgruppen<br />
4. Fremdkapitalgeber<br />
• Einkommen<br />
• soziale Sicherheit<br />
• flexible Arbeitszeiten<br />
• sinnvolle Betätigung, Entfaltung<br />
der eigenen Fähigkeiten<br />
• zwischenmenschliche Kontakte<br />
• Status, Anerkennung, Prestige<br />
• sichere Kapitalanlage<br />
• befriedigende Verzinsung<br />
• Vermögenszuwachs<br />
5. Lieferanten • konstante Liefermöglichkeiten<br />
• termingerechte Begleichung der<br />
Rechnungen<br />
6. Kunden • qualitativ und quantitativ<br />
befriedigende Marktleistung zu<br />
günstigen Preisen<br />
• Service, Beratung, Betreuung...<br />
7. Konkurrenz • Einhaltung fairer und<br />
konstruktiver<br />
Wettbewerbsgrundsätze<br />
8. Staat und<br />
Gesellschaft<br />
• lokale und<br />
nationale<br />
Behörden<br />
• ausländische und<br />
internationale<br />
Organisationen<br />
• Verbände und<br />
Interessenlobbies<br />
aller Art<br />
• Polit. Parteien<br />
• Bürgerinitiativen<br />
• allgemeine<br />
Öffentlichkeit<br />
• Zusammenarbeit auf<br />
branchenpolitischer Ebene<br />
• Steuern<br />
• Sicherung der Arbeitsplätze<br />
• Sozialleistungen<br />
• Einhalten von Rechtsvorschriften<br />
und Normen<br />
• Teilnahme an der politischen<br />
Willensbildung<br />
• Beiträge an kulturelle,<br />
wissenschaftliche und bildende<br />
Institutionen<br />
• Erhaltung einer lebenswerten<br />
Umwelt<br />
27<br />
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1.2 Marktanalyse<br />
Lernziel: Sie kennen die wichtigsten Marktgrössen und können diese für beliebige Produkte oder<br />
Dienstleistungen berechnen.<br />
Sie wissen Bescheid über die Funktionsweise der Marktforschung und können anhand einer<br />
beliebigen Ausgangslage ein Marktforschungskonzept erarbeiten.<br />
Sie sind überdies in der Lage eine Primärerhebung durchzuführen.<br />
Grundlagen<br />
Quantitative Marktanalyse<br />
Marktkapazität<br />
(ohne Kaufkraft zu berücksichtigen)<br />
Marktpotential<br />
(Kaufkraft berücksichtigt)<br />
Marktvolumen<br />
(Absatzmenge bzw. Summe<br />
der Umsätze aller Hersteller)<br />
Marktanteil<br />
(Anteil des %-ualen<br />
U’umsatzes am<br />
Marktvolumen)<br />
Wer kauft?<br />
Was?<br />
Wie oft?<br />
Wie lange?<br />
Wo?<br />
Wofür?<br />
Qualitative Marktanalyse<br />
Käuferstruktur<br />
Leistung (objektiv), Nutzen (subjektiv)<br />
Einkaufshäufigkeit, -intensität<br />
Wiederkäuferanalyse, Markentreue<br />
Kanal, Verteileranalyse<br />
Verwendungsanalyse<br />
Damit eine Unternehmung marktorientiert denken und<br />
handeln kann, muss sie ihre Märkte und deren Grösse<br />
kennen. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff<br />
Markt - je nach Gesichtspunkt - unterschiedlich verwendet:<br />
Man spricht von einem Markt für ein bestimmtes Bedürfnis<br />
(z.B. dem Diätmarkt), vom Produktmarkt (z.B. dem<br />
Biermarkt), vom demografischen Markt (z.B. dem<br />
Seniorenmarkt) und vom geografischen Markt (z.B. dem<br />
schweizerischen Markt). Für eine Unternehmung ist eine<br />
solche Beschreibung eines Marktes in den meisten Fällen<br />
zu weit gefasst. Für eine aussagekräftige Vorhersage der<br />
Marktgrösse muss der untersuchte Markt anhand von<br />
mehreren Dimensionen charakterisiert werden.<br />
Um die zukünftigen Marktchancen abschätzen zu können<br />
und eine Entscheidungsgrundlage zu haben, ist die<br />
Kenntnis der verschiedenen Marktgrössen einerseits und<br />
die Analyse der Kunden andererseits für die<br />
Unternehmung von fundamentaler Bedeutung.<br />
28<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Quantitative Analyse<br />
Qualitative Analyse<br />
Markforschung<br />
Bei der quantitativen Analyse geht es um die folgenden,<br />
zentralen Marktgrössen bzw. –kennzahlen:<br />
• Marktanteil<br />
• Marktvolumen<br />
• Marktpotential<br />
• Marktkapazität<br />
Bei der qualitativen Analyse geht es meist um die<br />
folgenden, zentralen Informationen:<br />
• Käuferstruktur (Wer kauft?)<br />
• Leistung und Nutzen (Was wird gekauft?)<br />
• Kaufhäufigkeit (Wie oft wird gekauft?)<br />
• Markentreue (Wie lange wird gekauft?)<br />
• Kaufort (Wo wird gekauft?)<br />
• Verwendungsanalyse (Wozu wird gekauft?)<br />
Die Marktforschung umfasst somit alle Aktivitäten zur<br />
Suche, Sammlung, Aufbereitung und Interpretation von<br />
Informationen über den Markt zur Schaffung von<br />
Entscheidungsgrundlagen im Marketing.<br />
Im Gegensatz zur Markterkundung, die gelegentlich,<br />
unsystematisch und vielfach zufällig geschieht, erfolgt die<br />
Marktforschung systematisch und beruht auf<br />
wissenschaftlichen Methoden.<br />
Marktforschungsprozess<br />
Prinzipiell durchläuft jede Marktuntersuchung folgende vier<br />
Phasen:<br />
• Problemdefinitions- bzw. Designphase: Erkennen und<br />
Definieren des Entscheidungs-/Untersuchungsproblems<br />
• Informationsgewinnungsphase: Auswahl der Methode<br />
zur Informationserhebung gemäss den Anforderungen<br />
des Untersuchungsproblems<br />
• Informationsverarbeitungsphase: Verarbeitung,<br />
Auswertung und Interpretation der erhobenen<br />
Informationen<br />
• Kommunikationsphase: Präsentation der Ergebnisse<br />
und Weiterleitung an die Entscheidungsträger<br />
29<br />
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Anforderungen an die Marktforschung<br />
Informationen, die durch Marktforschung gewonnen<br />
werden, sollten folgenden Anforderungen genügen:<br />
• Die Marktforschung sollte objektive Informationen<br />
liefern. Dazu gehört auch eine unvoreingenommene<br />
Interpretation der Marktforschungsergebnisse.<br />
• Informationen sollten reliabel (zuverlässig) sein. Ein<br />
Ergebnis ist dann reliabel, wenn es unter denselben<br />
Bedingungen reproduzierbar ist.<br />
• Die Validität (Gültigkeit) gibt Auskunft darüber,<br />
inwieweit und wie genau ein interessierender<br />
Sachverhalt durch die Untersuchung erfasst wurde.<br />
Erhebungsmethoden der Marktforschung<br />
Grundlagen der Marktforschung sind marktbezogene<br />
Informationen. Um diese zu gewinnen, bietet die<br />
Marktforschung ein breites Spektrum an verschiedenen<br />
Methoden. Diese werden in der Literatur grundsätzlich den<br />
zwei Oberbegriffen Sekundärerhebung (auch Desk<br />
Research genannt) und Primärerhebung (auch Field<br />
Research genannt) zugeordnet. Welche der Methoden<br />
gewählt wird, ist von der Art der Fragestellung, der<br />
angestrebten Genauigkeit und Sicherheit der Ergebnisse<br />
und den Kosten des jeweiligen Verfahrens abhängig.<br />
Ebenso muss auch die grundsätzliche Entscheidung<br />
getroffen werden, ob die Marktforschung durch eigene<br />
Mitarbeiter betrieben werden soll, oder ob sie an<br />
Marktforschungsinstitute vergeben wird. Argumente für die<br />
Vergabe sind z. B. die bessere Methodenkompetenz, die<br />
grössere Objektivität oder die leistungsfähigeren<br />
Erhebungsinstrumente dieser Institute. Dagegen sprechen<br />
die hohen Risiken durch mangelnde Diskretion, eine<br />
schwer nachprüfbare Auftragserfüllung und die meist sehr<br />
hohen Kosten.<br />
Sekundärerhebung<br />
Ale Sekundärerhebungen bezeichnet man alle Auswertung<br />
bereits vorhandener Daten, sogenannter<br />
Sekundärinformationen, die ursprünglich für andere<br />
Zwecke erhoben wurden. Da Sekundärerhebung<br />
wesentlich günstiger sind als Primärerhebungen, sind in<br />
der Marktforschung grundsätzlich immer zuerst<br />
vorhandene sekundäre Quellen zu konsultieren und<br />
auszuwerten.<br />
Für die Sekundärerhebung kommen sowohl betriebsinterne<br />
als auch betriebsexterne Quellen in Frage.<br />
Betriebsinterne Quellen: z.B. Absatzstatistiken, Auftragseingangsstatistiken,<br />
Informationen des Rechnungswesens,<br />
Rapporte über Kunden- und Messebesuche,<br />
Planungsunterlagen<br />
Betriebsexterne Quellen: z.B. Veröffentlichungen und<br />
Auskünfte staatlicher und halbstaatlicher Institutionen<br />
(statistische Ämter, BBT, SNB, EVD, von Verbänden<br />
(Wirtschaftsverbände, Konsumentenverbände,<br />
Gewerkschaften), von Marktforschungsinstituten,<br />
30<br />
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Firmenhandbücher und Adressbücher, Tages- und<br />
Fachpresse, Forschungsberichte.<br />
Primärerhebung<br />
Kann man aus den vorhandenen Sekundärquellen nicht die<br />
erforderlichen Informationen gewinnen, so müssen durch<br />
Primärerhebungen neue bisher noch nicht erhobene<br />
Marktdaten ermittelt werden.<br />
Die Informationen werden somit primär mit Hilfe von<br />
speziellen Erhebungstechniken - häufig von spezialisierten<br />
Marktforschungsinstituten - gewonnen:<br />
• Befragung<br />
Eine Befragung kann mündlich (Interview), schriftlich<br />
(Fragebogen oder Internet) oder telefonisch erfolgen.<br />
• Beobachtung<br />
Im Gegensatz zur Befragung, bei welcher subjektive<br />
Äusserungen im Vordergrund stehen, werden mit<br />
Beobachtung v.a. objektive Sachverhalte erhoben, wie<br />
z.B. Kaufverhalten, die Wirkung einer bestimmten<br />
Plazierung von Produkten in Regalen oder die<br />
Reaktionen des Käufers bei einem Verkaufsgespräch.<br />
Es wird unterschieden zwischen Feldbeobachtung<br />
(verdeckte Beobachtung, unter natürlichen Bedingungen<br />
am Verkaufsort) und Laborbeobachtung (offene<br />
Beobachtung, unter künstlich geschaffenen<br />
Bedingungen, z.B. Blindtest von Getränken).<br />
• Test<br />
Die versuchsweise Einführung eines neuen Produkts in<br />
einem relativ eng abgegrenzten Markt, der nur ein Teil<br />
des zukünftigen Markts darstellt, wird Markttest<br />
genannt. Dabei kann das Produkt selbst, die<br />
Verpackung oder der Preis im Vordergrund stehen.<br />
• Panel<br />
Ein Panel ist eine wiederholte, über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg durchgeführte, schriftliche Befragung<br />
eines ausgewählten, gleichbleibenden Kreis von<br />
Personen. So werden z.B. im Detailhandelspanel der<br />
Firma Nielsen aus Luzern alle zwei Monate die Umsätze<br />
von 240 Detailhandelsgeschäften im Food-Bereich<br />
erhoben. Oder das Haushaltspanel der Firma IHA aus<br />
Hergiswil erfasst 2'250 Haushalte, die über ihre<br />
Einkäufe Tagebuch führen (Mengen, Preise,<br />
Einkaufsort).<br />
Auswertung der gewonnenen Informationen<br />
Nach der Erhebung sollten die Daten zugeordnet, geprüft<br />
und analysiert werden. Durch die Analyse der Daten<br />
können zukünftige Entscheidungen besser getroffen und<br />
begründet werden. Dabei ist es von grosser Bedeutung,<br />
dass die in den Umfragen gewonnenen Informationen auch<br />
auf die jeweilige Entscheidung zugeschnitten sind. Jede<br />
Datenauswertung (Analyse) kann nur so gut sein, wie die<br />
dafür erhobenen Daten. Um eine einfache Übersicht über<br />
die Häufigkeiten zu bekommen, genügt das Führen einer<br />
31<br />
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Strichliste. Zur Ermittlung komplexerer Zusammenhänge<br />
oder zur Auswertung umfangreicherer Untersuchungen,<br />
bieten sich statistische Computerprogramme wie z.B.<br />
SPSS an. In der Regel ist jedoch die Funktionalität von<br />
Microsoft Excel völlig ausreichend. Die nun folgenden<br />
Analysen haben verschiedene Absichten und Ziele im<br />
Hinblick auf unternehmerische Entscheidungen.<br />
32<br />
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1.3 Branchenanalyse<br />
Lernziel: Sie können eine<br />
Branchenanalyse vornehmen.<br />
Grundlagen<br />
Verhandlungsstärke<br />
der Lieferanten<br />
Branchenanalyse (gemäss Porter)<br />
Gefahr des Markteintritts<br />
durch neue Konkurrenten<br />
Rivalität unter<br />
Konkurrenten<br />
Druck durch<br />
Substitutionsprodukte<br />
Verhandlungsstärke<br />
der Abnehmer<br />
Im Rahmen dieser Analyse wird die Branche, sprich die<br />
Summe der Anbieter, studiert. Es geht im Kern um die<br />
Frage, wohin sich die Branche entwickelt und damit um<br />
folgende Aspekte:<br />
• Branchen-Rentabilität (hohe oder tiefe<br />
Umsatzrentabilität; konstruktiver vs. destruktiver<br />
Branchenkampf)<br />
• Branchen-Struktur (viele Anbieter mit geringen<br />
Marktanteilen oder wenige Anbieter, die sich den Markt<br />
untereinander aufteilen)<br />
• Branchen-Dynamik (Veränderungen der Anbieter-<br />
Konstellation; Eintritts- und Austrittsbarrieren)<br />
• Branchen-Reife (junge Branche vs. veraltete Branche)<br />
Porters Modell der fünf Wettbewerbskräfte ermöglicht die<br />
systematische Analyse der Attraktivität einer ganzen<br />
Branche. Es werden die fünf entscheidenden<br />
Wettbewerbskräfte analysiert und deren Konsequenzen auf<br />
die Unternehmensentwicklung abgeleitet. Porter geht<br />
davon aus, dass nicht alle Branchen das gleiche<br />
Gewinnpotential haben, sondern dass die<br />
zusammengefasste Stärke der fünf Wettbewerbskräfte die<br />
Wettbewerbsintensität und damit das Gewinnpotential und<br />
die Branchenrentabilität weitgehend bestimmt.<br />
33<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Bedrohung durch neue Konkurrenten<br />
Bedrohung durch Ersatzprodukte<br />
Um das Bedrohungspotential neu eintretender<br />
Wettbewerber bestimmen zu können, müssen die<br />
Attraktivität der Branche (Volumen, Margen), die<br />
Eintrittsbarrieren, also jene Barrieren, die neuen<br />
Wettbewerbern den Zugang zum Markt erschweren, und<br />
die absehbaren Reaktionen der etablierten Wettbewerber<br />
analysiert werden.<br />
Eintrittsbarrieren:<br />
• Betriebsgrössenersparnisse (economies of scale):<br />
Betriebsgrössenersparnisse schrecken neue<br />
Wettbewerber ab, da sie gezwungen werden, mit hohen<br />
Anlaufverlusten und Produktionsvolumina in den Markt<br />
einzusteigen.<br />
• Kapitalbedarf: Müssen hohe finanzielle Mittel in den<br />
Markteinstieg investiert werden, so stellt dies für einige<br />
Unternehmen eine nicht zu überwindende Hürde dar.<br />
• Umstellungskosten: Bei hohen sind neue Wettbewerber<br />
gezwungen, zu deutlich niedrigeren Konditionen<br />
anzubieten, oder sie benötigen einen hohen objektiven<br />
Produktvorteil.<br />
• Produktdifferenzierung: Neue Wettbewerber müssen viel<br />
investieren, um bestehende Kundenloyalität zu<br />
überwinden.<br />
• Zugang zu Vertriebskanälen: Haben bestehende<br />
Wettbewerber eine starke Stellung bei den<br />
Vertriebspartnern, so müssen neue Konkurrenten viel<br />
Zeit und Geld aufwenden, um neue Kanäle aufzubauen.<br />
Die zu erwartenden Reaktionen der bestehenden<br />
Wettbewerber auf den Eintritt neuer Mitbewerber werden<br />
ebenfalls das Risiko des Eintritts beeinflussen. Wenn<br />
etablierte Unternehmen über hohe finanzielle Mittel und<br />
umfangreiche sonstige Ressourcen verfügen, sowie harte<br />
Vergeltungsmassnahmen gegen früher Eingetretene<br />
ergriffen wurden, ist die Wahrscheinlichkeit des<br />
Misserfolgs und die Höhe des zu erwartenden Verlusts<br />
relativ hoch. Geringe Erfolgsaussichten des Markteintritts<br />
schrecken neue Wettbewerber in der Regel wirksam ab.<br />
Die neu in den Wettbewerb eintretenden Unternehmen<br />
müssen abschätzen, ob die Ertragschancen eines Eintritts<br />
höher sind als die zusätzlich zu erwartenden Kosten aus<br />
der Überwindung von Eintrittsbarrieren und den zu<br />
erwartenden Reaktionen der etablierten Mitbewerber.<br />
Substitutionsprodukte können auch aus weit entfernt<br />
liegenden Branchen stammen und dennoch die gleichen<br />
Funktionen erfüllen wie die Produkte der etablierten<br />
Unternehmen. Entscheidend ist ausschliesslich die<br />
Problemlösungskompetenz und die Funktionserfüllung aus<br />
Kundensicht. Um Ersatzprodukte ausfindig zu machen, ist<br />
nach der eigentlichen Problemlösung zu fragen, die der<br />
Kunde sucht. Alle Produkte, die aus Sicht des Kunden<br />
diese Funktion erfüllen können, sind grundsätzlich als<br />
34<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Verhandlungsmacht der Abnehmer<br />
Verhandlungsmacht der Lieferanten<br />
Rivalität unter den bestehenden Unternehmen<br />
Substitut zu betrachten. Dabei gelangt man häufig in<br />
Geschäftszweige, die weit von der eigenen Branche<br />
entfernt sind.<br />
Für die Stärke der Abnehmergruppen gelten folgende<br />
Zusammenhänge (Porter, 1992):<br />
• Die Abnehmergruppe ist stark konzentriert und hat<br />
hohen Anteil am Gesamtumsatz des Verkäufers.<br />
• Je niedriger die Gewinne des Abnehmers sind, desto<br />
eher wird er versuchen, die Einkaufspreise zu senken.<br />
• Bei standardisierten, nichtdifferenzierten Produkten sind<br />
die Abnehmer meist in der Lage, die Lieferanten zu<br />
wechseln oder diese gegeneinander auszuspielen.<br />
• Je niedriger die Umstellkosten sind, denen sich der<br />
Abnehmer beim Wechseln der Lieferanten<br />
gegenübersieht (z.B. Kosten für Umschulung), desto<br />
leichter kann der Wechsel der Lieferanten erfolgen.<br />
• Wenn die Abnehmer eine Möglichkeit zur<br />
Rückwärtsintegration haben, können sie oft<br />
Zugeständnisse bei ihren Lieferanten erreichen.<br />
Die Verhandlungsstärke der Lieferanten ist von folgenden<br />
Faktoren abhängig:<br />
• Konzentrationsgrad und Anzahl der Lieferanten: Ist der<br />
Konzentrationsgrad der Lieferanten hoch und wird der<br />
Lieferantenmarkt von einem oder wenigen Unternehmen<br />
dominiert, so ist ihr Einfluss auf Preis, Qualität und<br />
Verfügbarkeit und damit auch die Abhängigkeit der<br />
Abnehmer gross.<br />
• Die Lieferanten sind nicht durch Substitute bedroht, mit<br />
denen sie konkurrieren müssen.<br />
• Wenn die Lieferanten beim Kunden<br />
Produktdifferenzierungen aufgebaut haben oder der<br />
Umstieg zu anderen Lieferanten hohe<br />
Umstellungskosten mit sich bringen würde, wird die<br />
Verhandlungsstärke der Lieferanten ebenfalls erhöht.<br />
• Eine besondere Machtposition haben Lieferanten, wenn<br />
sie die Möglichkeit zur Vorwärtsintegration haben.<br />
Die Wettbewerbsintensität unter den bestehenden<br />
Konkurrenten hängt von folgenden Faktoren ab:<br />
• Zahlreiche oder gleich ausgestattete Wettbewerber mit<br />
einer vergleichbaren Kostensituation sind der Grund<br />
dafür, dass die Rivalität unter den bestehenden<br />
35<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Wettbewerbern im Kampf um die Marktführerschaft<br />
relativ hoch ist.<br />
• Fehlende Differenzierung verstärkt den Rivalitätsgrad,<br />
da aufgrund weitgehend austauschbarer Produkte der<br />
Wettbewerb primär über den Preis geführt wird.<br />
• Heterogene Wettbewerber, die sich in Zielen und<br />
Strategien, Herkunft, Einstellungen oder Stellung in<br />
ihrem Konzern deutlich voneinander unterscheiden,<br />
lassen nicht zu, dass sich allgemein gültige<br />
Wettbewerbsspielregeln durchsetzen.<br />
• Hohe strategische Einsätze können für die Rivalität<br />
unter den etablierten Unternehmen von Bedeutung sein,<br />
wenn einige Unternehmen alles darauf ausrichten, die<br />
Gesamtstrategie des Konzerns zu vollziehen, und zur<br />
Erreichung der gesteckten Ziele zu aggressiven Mitteln<br />
greifen (Preissenkungen, Dumping etc.).<br />
• Grosse Kapazitätsausweitungen, die mit dem Ziel<br />
getätigt werden, Kostenvorteile zu erreichen, können<br />
das Angebot-Nachfrage-Verhältnis destabilisieren und<br />
den Wettbewerb intensivieren.<br />
• Geringes Branchenwachstum führt zu einem harten<br />
Wettbewerb um Marktanteile.<br />
• Hohe Austrittsbarrieren liegen dann vor, wenn der<br />
Austritt aus einer Branche durch ökonomische,<br />
strategische oder auch emotionale Faktoren erschwert<br />
wird, und daher Unternehmen im Wettbewerb<br />
verbleiben, obwohl die Rentabilität unbefriedigend ist.<br />
36<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
1.4 Konkurrenzanalyse/Benchmarking<br />
Lernziel: Sie sind in der Lage,<br />
eine Konkurrenzanalyse<br />
durchzuführen.<br />
Grundlagen<br />
W<br />
I<br />
R<br />
Konkurrenzanalyse/Benchmarking<br />
Output, Resultate, Erfolgsfaktoren<br />
Was gilt es zu<br />
untersuchen?<br />
Wie machen<br />
wir es?<br />
Informationen sammeln<br />
Analyse der Informationen<br />
Informationen sammeln<br />
Wer ist der<br />
Beste?<br />
Wie macht es<br />
der Beste?<br />
Prozesse, Verfahren, Methoden<br />
Für eine erfolgreiche Marktpositionierung und die<br />
Festlegung der Wettbewerbsstrategie ist es wichtig, die<br />
direkten Wettbewerber zu kennen. Wettbewerber sind in<br />
erster Linie Unternehmen, die insgesamt oder in einem<br />
Geschäftsfeld auf denselben Marktzweck wie das eigene<br />
Unternehmen ausgerichtet sind. Mit „direkt“ sind diejenigen<br />
Player gemeint, die entweder den eigenen Marktanteil<br />
torpedieren oder aktuell bzw. zukünftig eine Bedrohung<br />
darstellen. Die Anzahl selbst ist dabei nicht unbedingt das<br />
ausschlaggebende Element, sondern die Kompetenz und<br />
Stärke der einzelnen Firmen. Bei der Analyse ist es<br />
deshalb empfehlenswert drei Gruppen zu bilden:<br />
1. Marktführer und Marktherausforderer<br />
Solche Wettbewerbsfirmen haben eine besonders<br />
ausgeprägte Marktstellung und übernehmen eine<br />
Führungsfunktion in bezug auf Produktangebot,<br />
Marktbedienung und Marktbeeinflussung.<br />
Marktherausforderer sind solche Firmen, die auf dem<br />
Wege sind, sich als Marktführer zu positionieren.<br />
2. Nischenbearbeiter<br />
Nischenbearbeiter beteiligen sich nur mit einem<br />
begrenzten Liefersortiment und Produktangebot am Markt<br />
D<br />
E<br />
R<br />
B<br />
E<br />
S<br />
T<br />
E<br />
37<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Informationen<br />
Potentielle Konkurrenten<br />
oder konzentrieren sich auf beschränkte Marktgebiete,<br />
welche sie mit ihrem Angebot abdecken.<br />
3. Mitläufer<br />
Mitläufer beteiligen sich nur marginal am Marktgeschehen<br />
und haben meist eine untergeordnete Marktstellung.<br />
Über die direkten Wettbewerber sollten in erster Linie<br />
folgende Informationen bekannt sein:<br />
1. Welche Strategien verfolgen die Konkurrenten heute<br />
und mit welchem Erfolg?<br />
2. Auf welchen Prämissen beruhen die voraussichtlichen<br />
Strategien der Konkurrenten?<br />
3. Über welche Stärken und Schwächen verfügen die<br />
Konkurrenten?<br />
4. Welche Strategien können in der Zukunft von den<br />
Konkurrenten erwartet werden?<br />
Weitere Informationen sind z.B.:<br />
• Umsatzwachstum<br />
• Breite und Tiefe des Sortiments<br />
• Image<br />
• Innovationswille und -fähigkeit<br />
• Ressourcenausstattung und Kapazitäten<br />
• Flexibilität und Anpassungsbereitschaft<br />
• Führungsstärke<br />
• Unternehmungskultur<br />
Potentielle Wettbewerber und ernsthafte Konkurrenten<br />
kommen sehr oft aus anderen Bereichen:<br />
• Produktexpansion: Konkurrenten mit technisch<br />
ähnlichen Anlagen, die bisher andere Produkte<br />
herstellten, aber in der Lage sind, die Anlagen ohne<br />
Schwierigkeiten umzustellen<br />
• Marktexpansion: Konkurrenten aus anderen Märkten<br />
können z.B. eine räumliche Marktgrenze überspringen<br />
der dringen durch Sortiments- oder<br />
Produkterweiterungen in unternehmungseigene<br />
Marktsegmente ein und werden so zu aktuellen<br />
Konkurrenten.<br />
• Rückwärtsintegration: Bisherige Kunden im Rahmen der<br />
Wertschöpfungskonkurrenz bezogene Produkte durch<br />
eigene Produkte ersetzen<br />
38<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• Vorwärtsintegration: Auch Lieferanten sind in der Lage,<br />
durch den Aufbau einer eigenen Produktion zu aktuellen<br />
Konkurrenten zu werden.<br />
• Fusion oder Aufkäufe: Durch Fusionen oder Aufkäufe<br />
durch finanzstarke Unternehmungen können kleine,<br />
bisher nicht beachtete Konkurrenten zu grossen<br />
Wettbewerbern werden.<br />
• Auftreten neuer Substitutionsprodukte<br />
Die Bedrohung potentieller Konkurrenten hängt von<br />
folgenden Aspekten ab:<br />
• relative Eintrittsfähigkeit<br />
• Ressourcen<br />
Wettbewerber-Informationen beschaffen<br />
• „Höhe“ der Eintrittsbarrieren<br />
• Eintrittswilligkeit in den abgegrenzten Markt<br />
Über Primär- und Sekundärerhebungen lassen sich die<br />
notwendigen Daten für eine Konkurrenzanalyse<br />
beschaffen. In der Praxis bietet sich hierzu ein breites<br />
Spektrum an unterschiedlichen Beschaffungswegen und<br />
Informationsquellen an.<br />
• Beschaffung von Informationen von ehemaligen und<br />
gegenwärtigen Mitarbeitenden der Konkurrenz<br />
• Ausfragen von Stellenbewerbern, die bei der<br />
Konkurrenz gearbeitet haben<br />
• Ausschreiben fiktiver Stellenanzeigen mit dem Ziel,<br />
Bewerberinterviews mit<br />
• Konkurrentenmitarbeitern führen zu können<br />
• Abwerben von Mitarbeitern der Konkurrenz<br />
• Besuch von Fachtagungen und Kongressen, wobei<br />
Konkurrenten in<br />
• Fachgespräche verwickelt werden<br />
• Interviewen von Konkurrenten<br />
• Führen von Beratungsgesprächen mit Ingenieursbüros,<br />
Unternehmensberatern<br />
• und Steuerberatern<br />
• Beschaffung von Informationen von Geschäftspartnern<br />
der Konkurrenz<br />
• Befragen der Konkurrenten mit Hilfe von Stammkunden,<br />
die über die Konkurrenzaktivitäten Bescheid wissen<br />
• „Kunden“-Anfragen bei der Konkurrenz (potentielle<br />
Kunden erhalten eher Auskunft über neue Produkte)<br />
• Aushorchen von Lieferanten der Konkurrenz (besonders<br />
derjenigen bei denen man selbst Kunde ist)<br />
• Beschaffung von Informationen durch Auswertung von<br />
Dokumentationen und Publikationen<br />
39<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• Analysieren von Stellenanzeigen, da häufig<br />
Personalakquisitionen durchgeführt werden, bevor ein<br />
neues Produkt vorgestellt wird (Service/Vertrieb)<br />
• Auswerten von amtlichen Quellen und Dokumentationen<br />
• Studieren und Interpretieren von Presseartikeln,<br />
Geschäftsberichten und Unternehmensbroschüren<br />
• Beschaffung von Informationen durch direkte<br />
Beobachtung<br />
• Generierung von Indikatorwerten und Zusammenfügung<br />
zu einem Gesamtbild,<br />
• z.B. Umsätze/Stückzahlen über einfaches abzählen<br />
(z.B. Lkw-Ladungen, beladene Waggons) und<br />
Schätzungen<br />
• Besuchen von Messen und Montagewerken<br />
• Rekonstruieren von Produkten zur Gewinnung von<br />
Erkenntnissen über Konkurrenzprodukte und<br />
Fertigungstechniken<br />
• Aufkaufen von Konkurrenzprodukten und Abfall, um z.B.<br />
Hinweise auf Forschungsaktivitäten zu erhalten<br />
40<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
1.5 Unternehmensanalyse<br />
Lernziel: Sie verstehen die<br />
Bedeutung der wichtigsten Fragen<br />
zur Unternehmensanalyse.<br />
Grundlagen<br />
Ressourcen<br />
Materielle<br />
Ressourcen<br />
Immaterielle<br />
Ressourcen<br />
Ressourcen<br />
erkennen/<br />
schaffen<br />
+<br />
Unternehmensanalyse<br />
Fähigkeiten<br />
Die Fähigkeit,<br />
Ressourcen<br />
einzusetzen und<br />
durch Strukturen,<br />
Prozesse und<br />
Systeme zu<br />
koordinieren.<br />
Ressourcen<br />
richtig nutzen<br />
Kernkompetenzen<br />
wertvoll, selten, schwer<br />
imitierbar, schwer<br />
substituierbar<br />
Kernkompetenzen<br />
Die Unternehmensanalyse beleuchtet die Stärken und<br />
Schwächen der eigenen Unternehmung. Es handelt sich<br />
hierbei – im Gegensatz zu der Umweltanalyse – um<br />
beeinflussbare Parameter.<br />
Im Rahmen der Unternehmensanalyse geht es darum, die<br />
eigenen Ressourcen zu erkennen und diese richtig zu<br />
nutzen. Aus diesem Grund kann zwischen Ressourcen und<br />
Fähigkeiten unterschieden werden, wobei diese Trennung<br />
nicht immer ganz scharf ist. Unternehmen, die ihre<br />
(wertvollen) Ressourcen erkannt haben und diese gezielt<br />
nutzen, besitzen vereinfacht ausgedrückt eine<br />
Kernkompetenz. Am Beispiel Kapital kann der Unterschied<br />
zwischen Ressource und Fähigkeit plausibel aufgezeigt<br />
werden: Kapital ist eine Ressource. Erst mit der Fähigkeit,<br />
das Kapital optimal zu investieren, wird daraus eine<br />
Kernkompetenz.<br />
Welche Fragen gilt es im Rahmen einer<br />
Unternehmensanalyse zu beantworten? Nachfolgend<br />
einige der zentralen Fragen für eine fundierte<br />
Unternehmensanalyse.<br />
41<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Ressourcen<br />
Technologie:<br />
• Existieren einmalige und verteidigbare Technologien?<br />
• Lassen sich damit kundenrelevante Produktvorteile<br />
erstellen?<br />
• Sind die Ergebnisse für den Kunden wahrnehmbar?<br />
• Lassen sich die Technologien langfristig schützen?<br />
• Wie setzt sich das Innovationsportfolio zusammen?<br />
• Sind einzigartige Produktionsressourcen (z.B.<br />
Qualitätsvorteil, Mitarbeiterqualifikation, Logistikvorteil,<br />
Kostenvorteil, Kapazitätskontrolle, Standortvorteile)<br />
vorhanden?<br />
• Können damit Produkte erstellt werden, deren Wert für<br />
den Kunden einsichtig und relevant ist?<br />
Produkte/Dienstleistung:<br />
• Wo liegen die Wettbewerbsvorteile der Produkt bzw. der<br />
Dienstleistungen? Welche drei Eigenschaften würden<br />
Kunden in welcher Reihenfolge nennen? Wie nachhaltig<br />
und verteidigbar sind diese?<br />
○ Kosten-/Nutzen-Relation<br />
○ Qualität<br />
○ Funktionen<br />
○ Service<br />
○ Verfügbarkeit (Distributionskanal)<br />
○ Design<br />
Kunden:<br />
• Wie hoch ist der Wert der bestehenden Kundenbasis<br />
resp. der potentiellen Kunden?<br />
• Wie hoch ist die Loyalität der Kunden? Wie hoch ist die<br />
Wiederkaufsrate?<br />
• Welche Verschiebungen zwischen Kundengruppen gab<br />
es? Wie viel Prozent des Umsatzes, Deckungsbeitrags<br />
erwirtschaften Sie noch mit den wichtigsten<br />
Kundengruppen des Vorjahres?<br />
• Wie viele und welche Kunden wurden verloren, welche<br />
gewonnen?<br />
• Welche Alternativen haben die Kunden zur Deckung der<br />
relevanten Bedürfnisse?<br />
• Warum kaufen die Kunden dieses Produkt und nicht das<br />
der Wettbewerber, bzw. umgekehrt?<br />
• Unter welchen Umständen würden die Kunden den<br />
doppelten Preis bezahlen? Unter welchen<br />
Voraussetzungen die doppelte Menge kaufen?<br />
42<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Fähigkeiten<br />
Distribution<br />
• Wie hoch ist der Distributionsgrad?<br />
• Wie viel Prozent der potentiellen Kunden werden mit<br />
den bisherigen Vertriebswegen erreicht?<br />
• Wie stark sind die Vertriebswege unter Kontrolle?<br />
• Gibt es exklusive Vertriebswege?<br />
• Wie sieht der Marktanteil beim Vertriebspartner aus?<br />
Wie gross ist die relative Bedeutung am<br />
Gesamtwarenumsatz der Vertriebspartner?<br />
• Welche neuen Vertriebsformen sind im weiteren<br />
Marktumfeld zusätzlich entstanden?<br />
• Welche Leistungen erbringen Ihre Vertriebspartner?<br />
• Wie haben sich Bedürfnisse und Leistungsangebot<br />
verändert?<br />
Preis<br />
• Wie hoch ist die Marge (relativ zu den wichtigsten<br />
Wettbewerbern)?<br />
• Wie sieht die Preis-Absatz-Funktion aus? Wie gross ist<br />
die Preiselastizität? Wie viel Prozent der Kunden<br />
würden bei einer Preiserhöhung um 20% verloren<br />
gehen?<br />
Kapital/Finanzen<br />
• Welche Finanzierungsmöglichkeiten sind kurz- und<br />
langfristig offen?<br />
• Wie hoch sind die Kapitalkosten?<br />
• Wie viel Cashflow steht kurzfristig und langfristig zur<br />
Verfügung?<br />
Marke<br />
• Besitzt die Marke eine klare Positionierung?<br />
• Ist die Marke ein wichtiger Kaufentscheidungsgrund?<br />
• Wie marktrelevant, bekannt und beliebt ist die Marke?<br />
• Wie hoch ist der Markenwert?<br />
Kulturmanagement:<br />
• Existiert eine klare, allen bekannte und motivierende<br />
Vision?<br />
• Orientieren sich alle Mitarbeitenden an übergeordneten<br />
Zielen und Grössen?<br />
• Sind die Ziele konkret und messbar?<br />
43<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• Wie ausgeprägt sind die Führungsfähigkeiten der<br />
Schlüssel-Crew?<br />
Technologiemanagement:<br />
• Wird kontinuierlich und effektiv nach neuen<br />
Technologien bzw. Anwendungen gesucht?<br />
• Wie viel Zeit wird zur Identifizierung einer neuen<br />
Technologie relativ zum Wettbewerb benötigt?<br />
• Wie schnell kann diese umgesetzt werden?<br />
Produktionsmanagement:<br />
• Wie hoch ist der Auslastungsgrad über die Zeit, wie<br />
hoch die Flexibilität (Umstellkosten)?<br />
• Wie gut wird mit Komplexität umgegangen?<br />
• Wie hoch ist die Fehlerquote?<br />
• Wie hoch sind die Produktivitätszuwächse relativ zum<br />
Wettbewerb?<br />
Logistikmanagement:<br />
• Wie kann die Einkaufsquellen bezüglich Preis, Qualität,<br />
Zuverlässigkeit, Geschäftsbeziehung beurteilt werden?<br />
• Wie effizient und effektiv ist das<br />
Lieferantenmanagement?<br />
• Werden Lieferantenschnittstellen permanent optimiert?<br />
Innovationsmanagement:<br />
• Wie viele Innovationen werden pro Jahr eingeführt?<br />
• Wie gross ist der Anteil echter Innovationen vs.<br />
Produktvariationen bzw. Sortimentserweiterungen?<br />
• Wie gross ist der Umsatz der Produkte, die in den<br />
letzten fünf Jahren eingeführt wurden?<br />
• Wie viel Zeit wird bis zur marktreifen Entwicklung<br />
gebraucht?<br />
• Wie schnell können neue Produkte in neue Länder<br />
eingeführt werden?<br />
Marketingmanagement:<br />
• Wie verläuft die Umsatz- bzw. die Margen-Entwicklung?<br />
• Wie effizient werden die Marketingausgaben<br />
eingesetzt?<br />
• Wie effektiv werden die Kommunikationsausgaben<br />
eingesetzt?<br />
• Wie gut wird mit neuen Medien umgegangen?<br />
• Wie viel Prozent der Kosten machen die<br />
Distributionskosten aus? Wie haben sich die Anteile<br />
entwickelt?<br />
44<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• Wie sehen die Wertschöpfungsanteile der<br />
Vertriebspartner in anderen Geschäften aus?<br />
• Wie ausgewogen ist das Portfolio (Stars, Cash Cows<br />
etc.)?<br />
• Existieren differenzierte und fokussierte Strategien für<br />
Einzelgeschäfte?<br />
• Wie hoch ist der Return on Investment in den einzelnen<br />
Geschäften, und wie hat er sich entwickelt?<br />
HR-Management:<br />
• Können die Schlüsselqualifikationen der Mitarbeitenden<br />
abgefragt und gemanagt werden?<br />
• Werden die Schlüsselpersonen evaluiert und permanent<br />
gefördert?<br />
• Wird Leistung honoriert, auch wenn das Ergebnis nicht<br />
immer der Zielsetzung entspricht?<br />
• Gibt es Möglichkeiten, bei denen die Mitarbeitenden<br />
Intrapreneurship entwickeln können?<br />
Organisation:<br />
• Wie stark ist das Unternehmen prozessorientiert bzw. -<br />
optimiert?<br />
• Sind die Kompetenzen im Unternehmen klar definiert?<br />
• Tauschen sich die Mitarbeiter regelmässig<br />
funktionsübergreifend aus?<br />
• Existieren intern leistungsfähige Wissens- bzw.<br />
Kompetenzzentren?<br />
• Wie ausgeprägt sind die Kooperationsfähigkeiten mit<br />
externen Partnern?<br />
45<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
1.6 SWOT-Analyse<br />
Lernziel: Sie können die SWOT-<br />
Analyse mit allen zugehörigen<br />
Teilanalysen anwenden.<br />
Grundlagen<br />
Stärken-/Schwächen-Analyse<br />
Externe Analyse<br />
Gefahren Chancen<br />
Eine SWOT Analyse umfasst eine Stärken-Schwächen-<br />
Analyse (S=Strength; W=Weakness) und eine Chancen-<br />
Gefahren-Analyse (O=Opportunities; T=Threats). Es<br />
handelt sich dabei um die folgenden Analysen:<br />
Stärken-/Schwächen-Analyse:<br />
• Unternehmensanalyse<br />
Chancen-/Gefahren-Analyse:<br />
• Umweltanalyse<br />
• Marktanalyse<br />
• Branchenanalyse<br />
• Konkurrenzanalyse<br />
SWOT-Analyse<br />
Wettbewerbsposition<br />
ausbauen und diese<br />
nutzen<br />
Fähigkeiten beibehalten<br />
und behaupten<br />
Interne Analyse<br />
Stärken Schwächen<br />
Fähigkeiten verbessern<br />
oder die Situation<br />
entschärfen<br />
Konfrontation vermeiden<br />
oder minimieren<br />
• Erkennen der eigenen Stärken, auf welche die neuen<br />
Strategien aufbauen können<br />
• Erkennen der eigenen Schwächen, die im Rahmen der<br />
neuen Strategien zu vermeiden sind<br />
• Erkennen der Synergiepotentiale, die mit neuen<br />
Strategien auszunützen sind<br />
46<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Chancen-/Gefahren-Analyse<br />
Kernfragen<br />
• Erkennen der eigenen Mittel<br />
• Beurteilung der aktuellen Situation hinsichtlich der<br />
rentabilitätsbestimmenden Faktoren<br />
• Erkennen der strategischen Erfolgspotentiale<br />
• Erkennen von Chancen, die mit neuen Strategien<br />
auszunützen sind<br />
• Erkennen von Gefahren, die durch neue Strategien zu<br />
vermeiden, zu umgehen oder mindestens zu minimieren<br />
sind<br />
• Beurteilung der Markt-Möglichkeiten<br />
• Beurteilung der Marktanteil-Situation und der<br />
Möglichkeit für eine Veränderung der Marktanteile<br />
• Erkennen branchenbezogener Chancen und Gefahren<br />
• Beurteilung der Wettbewerbssituation in der<br />
betreffenden Branche<br />
• Analyse der Wertvorstellungen und Zielsetzungen der<br />
Konkurrenz zum Erkennen eigener strategischer<br />
Möglichkeiten und Chancen oder drohender Gefahren<br />
• Beurteilung der strategischen Möglichkeiten der<br />
Konkurrenz<br />
• Erkennen von Konkurrenzschwächen als Ansatzpunkt<br />
für eigene Offensivstrategien<br />
Stärken Schwächen<br />
Chancen Wie die Stärken<br />
einsetzen, um die<br />
Chancen zu nutzen?<br />
Gefahren Wie die Stärken<br />
einsetzen, um die<br />
Gefahren zu meistern?<br />
Wie an den Schwächen<br />
arbeiten, um die<br />
Chancen zu nutzen?<br />
Wie an den Schwächen<br />
arbeiten, um die<br />
Gefahren zu meistern?<br />
47<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
2 Marketingstrategie<br />
Lernziel: Sie wissen Bescheid<br />
über die in der Praxis verbreiteten<br />
Marketingstrategien und die damit<br />
zusammenhängenden<br />
Marketingzielen.<br />
Grundlagen<br />
Wettbewerbsstrategien<br />
Marketingstrategie<br />
Wettbewerbsstrategie nach Porter<br />
Mehrere<br />
Märkte<br />
Ein Markt<br />
Insbesondere die von Michael Porter<br />
(Wettbewerbsstrategie) und Igor Ansoff (Produkt-/Markt-<br />
Strategie) entwickelten Strategie-Ansätze geniessen eine<br />
hohe Bedeutung in der heutigen Management-Praxis.<br />
Deshalb und zum besseren Verständnis für die weiteren<br />
Ausführungen ist es wichtig, diese beiden marktbasierten<br />
Strategie-Typen genauer zu betrachten.<br />
Jede erfolgreiche Strategie baut auf Wettbewerbsvorteilen<br />
bzw. strategischen Erfolgsfaktoren auf. Michael Porter<br />
(Competitive Strategy, 1980) nennt drei unterschiedliche<br />
Wettbewerbsstrategien, anhand derer eine Unternehmung<br />
mit der Konkurrenz und anderen Wettbewerbskräften fertig<br />
werden kann:<br />
• Strategie der Kostenführerschaft<br />
• Strategie der Differenzierung<br />
Qualität Kosten<br />
Differenzierung<br />
Fokussierung<br />
Produkt-/Markt-Strategie nach Ansoff<br />
Bestehende<br />
Märkte<br />
Neue<br />
Märkte<br />
Bestehende<br />
Produkte<br />
Marktdurchdringung<br />
Marktentwicklung<br />
Kostenführerschaft<br />
Neue<br />
Produkte<br />
Produktentwicklung<br />
Diversifikation<br />
• Strategie der Fokussierung oder Konzentration auf<br />
Schwerpunkte<br />
Kostenführerstrategie – die Strategie, die auf Masse<br />
setzt<br />
Die Strategie der Kostenführerschaft zielt auf den Aufbau<br />
eines umfassenden Kostenvorsprungs ab. Niedrigere<br />
Kosten im Verhältnis zu den Wettbewerbern werden zum<br />
roten Faden der Unternehmensstrategie. Entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette werden permanent<br />
Kostenverursacher gesucht und eliminiert. Profit-Vorteile<br />
resultieren daraus, dass der Kostenführer eine höhere<br />
48<br />
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Marge als die Wettbewerber hat, weil er die Produkte zu<br />
viel tieferen Kosten herstellen, aber lediglich zu<br />
unwesentlich tieferen Preisen verkaufen kann. Die<br />
Kostenführerstrategie ist demnach nicht gleichzusetzen mit<br />
der Preisführerstrategie, obwohl dies in der Praxis sehr oft<br />
der Fall ist.<br />
Unternehmen, welche die Strategie der Kostenführerschaft<br />
verfolgen, produzieren bzw. verkaufen typischerweise<br />
Standard- oder Massenprodukte, also ”Ware ab der<br />
Stange”. Wichtige Voraussetzung zur erfolgreichen<br />
Umsetzung der Kostenführerstrategie ist:<br />
• Grössenvorteile (Economies of scale, tiefe Stückkosten<br />
aufgrund hohem Volumen)<br />
• hohe Marktanteile (dito)<br />
• Erfahrungsvorteile<br />
• Kostenminimierung (Vermeidung von unnötigen Kosten,<br />
strenge Kontrolle der variablen Kosten)<br />
Beispiele: Media-Markt, Ikea<br />
Risiko:<br />
• technologische Veränderungen, die Erfahrungsvorteile<br />
oder Investitionen unwichtig machen<br />
• Wettbewerber können Kostensenkungspotentiale<br />
imitieren<br />
• zu einseitige Konzentration auf die Kosten und damit<br />
Vernachlässigung von Produkt- oder<br />
Marktveränderungen<br />
Differenzierungsstrategie – die Strategie, die auf<br />
Klasse setzt<br />
Die Strategie der Differenzierung zielt darauf ab, die<br />
eigene Unternehmung gegenüber den Wettbewerbern<br />
möglichst abzuheben bzw. zu profilieren und vom Markt als<br />
einzigartig anerkennt zu werden. Erfolgreiche Profilierung<br />
heisst im Klartext, in den Köpfen der Konsumenten einen<br />
herausragenden Stellenwert zu generieren. Wenn dies<br />
gelingt, kann der Differenzierer eine höhere Marge als<br />
seine Konkurrenten realisieren, weil die Kunden bereit<br />
sind, einen höheren Preis dafür zu bezahlen. Diese<br />
Strategie schirmt gegen den Wettbewerb ab, indem sie<br />
Abnehmer an die Marke bindet und die<br />
Preisempfindlichkeit verringert. Ansätze zur<br />
Differenzierung lassen sich entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette finden: Design, Marke, Technologie,<br />
Service usw. (siehe USP/SEP). Voraussetzungen der<br />
Differenzierung sind:<br />
• Einzigartigkeit in der Branche<br />
• Bindung des Abnehmers an die Marke<br />
• Verringerung der Preisempfindlichkeit<br />
• Exklusivität des Image<br />
Beispiele: Rolex, Porsche<br />
Risiko:<br />
49<br />
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• Nutzenvorteil rechtfertigt aus der Optik der Kunden den<br />
hohen Preisunterschied zu Standardprodukten nicht<br />
mehr<br />
• steigende Preissensibilität der Zielgruppe<br />
• Differenzierungsmerkmal kann einfach und schnell von<br />
Nachahmern imitiert werden<br />
Fokussierungsstrategie – die Strategie, die auf eine<br />
Nische setzt<br />
Die Strategie der Fokussierung ist gekennzeichnet durch<br />
Konzentration auf Marktnischen, also auf eine bestimmte<br />
Abnehmergruppe, einen bestimmten Teil des Produktprogrammes<br />
oder einen geografisch abgegrenzten Markt.<br />
Der Fokussierer kennt die Kundenbedürfnisse einer<br />
Marktnische speziell genau und kann diese auch gezielt<br />
erfüllen.<br />
Im Gegensatz zu den beiden obgenannten Wettbewerbsstrategien<br />
hat der Fokussierer die Wahl, auf Masse oder<br />
Klasse innerhalb seiner Nische zu setzen:<br />
• Mit der Strategie der Fokussierung auf Kosten verfolgt<br />
die Unternehmung Kostenvorteile im Zielmarkt<br />
• Mit der Strategie der Differenzierung versucht sich die<br />
Unternehmung im Zielmarkt über Qualität zu profilieren.<br />
Voraussetzung zur erfolgreichen Konzentration auf<br />
Schwerpunkte ist:<br />
• ausreichende Grösse der Marktnische oder<br />
ausreichendes Wachstumspotential<br />
• Fähigkeit, die potentiellen Kunden in dieser Marktnische<br />
überhaupt zu erreichen bzw. zu bearbeiten<br />
• Effektivität oder Effizienz, d.h. die richtigen Bedürfnisse<br />
dieser Marktnische zu befriedigen oder den<br />
Kostenvorteil effizient umzusetzen<br />
Beispiel: Reisebüro, welches nur Kreuzfahrten anbietet<br />
Risiko:<br />
• zu grosser Kostenunterschied, der die Fokussierung<br />
nicht mehr rechtfertigt<br />
• vernachlässigbare Unterschiede zwischen Marktnische<br />
und Massenmarkt<br />
• Eindringen von Wettbewerbern (wenn die bearbeitete<br />
Nische rentabel ist, lockt dies die Konkurrenten an, und<br />
die Rentabilität sinkt)<br />
Entweder oder?<br />
Professor Porter geht bei den Wettbewerbsstrategien<br />
davon aus, dass nur diejenigen Unternehmen erfolgreich<br />
sind, die klar zu einer der drei Strategien Stellung<br />
beziehen und diese eine konsequent durchziehen. Andere<br />
Autoren bestreiten dies und führen diverse empirische<br />
Beispiel auf, die das Gegenteil beweisen. Toyota und<br />
Benetton sind zwei solcher Unternehmen, die<br />
differenzieren und tiefe Kosten fahren, also auf Klasse und<br />
50<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Produkt-/Markt-Strategien<br />
Masse setzen. (Lynch R., Corporate Strategy, Pitman Publishing,<br />
London 1997, S.490)<br />
Als besonders geeignet zur Beschreibung von<br />
strategischen Alternativen aus der Markting-Optik erweist<br />
sich die Produkt-/Markt-Matrix von Ansoff. Unternehmen<br />
können dabei folgende Strategien wählen:<br />
Marktdurchdringungsstrategie<br />
Die Marktdurchdringung (Marktintensivierung, -penetration<br />
bzw. -ausschöpfung) strebt eine Vergrösserung von<br />
Umsatz- bzw. Marktanteilen an mit den Produkten, welche<br />
die Unternehmung bereits im Sortiment hat, sowie auf den<br />
Märkten, welche die Unternehmung bereits bearbeitet.<br />
Mögliche Massnahmen:<br />
• Intensivierung der Marktbearbeitung<br />
• Relaunch<br />
• neue Kunden gewinnen<br />
• Bedürfnisse bisheriger Kunden besser erfüllen<br />
• neue Kundenbedürfnisse schaffen<br />
• Effizienz verbessern, Kosten und damit Preise senken<br />
Marktentwicklungsstrategie<br />
Die Marktentwicklung (Markterweiterung bzw. -expansion)<br />
zielt auf eine Erschliessung neuer Märkte mit den<br />
bisherigen Produkten ab.<br />
Mögliche Massnahmen:<br />
• neue Zielgruppen erschliessen (Regionen,<br />
Abnehmergruppen)<br />
• neuen Verwendungszwecke in anderen Märkten<br />
erkennen<br />
Produktentwicklungsstrategie<br />
Bei der Produktentwicklung steht die Entwicklung neuer<br />
Produkte für bisherige Märkte im Vordergrund.<br />
Mögliche Massnahmen:<br />
• zusätzliche Kundenbedürfnisse erfüllen<br />
• Produkte weiterentwickeln<br />
• Produkte durch einen Mehrwert ergänzen<br />
Diversifikationsstrategie<br />
Die Diversifikation bedeutet eine generelle Neuorientierung<br />
bestimmter Unternehmensbereiche, da es um die<br />
Entwicklung neuer Produkte und neuer Märkte geht.<br />
51<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Folgende Formen der Diversifikation können unterschieden<br />
werden:<br />
• Horizontale Diversifikation: Erweiterung des<br />
Absatzprogrammes, die z.B. hinsichtlich des Materials,<br />
des Herstellungsprozesses, des Vertriebssystems oder<br />
der Abnehmer eine Verwandtschaft mit dem bisherigen<br />
Programm aufweisen. Beispiel: Ski-Hersteller produziert<br />
neu Wasserskis.<br />
• Vertikale Diversifikation: Leistungen von vorgelagerten<br />
Marktstufen (Lieferanten) oder nachgelagerten<br />
Marktstufen (Kunden) werden nun selbst erbracht.<br />
Beispiel: Buchverlag vertreibt nicht nur, wie bis anhin,<br />
sondern druckt die Bücher auch (rückwärts) bzw.<br />
eröffnet neu eine Buchhandlung (vorwärts).<br />
• Laterale Diversifikation: Diversifikation i.e.S., also<br />
Vorstoss mit (für die Unternehmung) völlig neuen<br />
Produkte in (für die Unternehmung) völlig neue Märkte.<br />
Beispiel: Kaugummi-Produzent steigt ins<br />
Waffengeschäft ein.<br />
52<br />
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2.1 Unique Selling Proposition<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
wichtigsten Fähigkeiten, sich<br />
gegenüber den Wettbewerbern<br />
abzugrenzen.<br />
Grundlagen<br />
Merkmale von USP<br />
Strategie-<br />
Kontrolle<br />
USP<br />
Situations- bzw.<br />
SWOT-Analyse<br />
Strategische<br />
Erfolgsposition<br />
(USP)<br />
Strategie-<br />
Umsetzung<br />
Strategieentwicklung<br />
Strategisches Planen und Handeln ist auf die Entwicklung<br />
von USP (Unique Selling Proposition) ausgerichtet. Oft<br />
werden Synonyme wie Schlüsselerfolgsfaktoren,<br />
Wettbewerbsvorteile, strategischen Erfolgspositionen<br />
(SEP) o.ä. benutzt. Die Idee ist allerdings immer dieselbe:<br />
Es handelt sich um die wichtigsten Fähigkeiten resp.<br />
Kompetenzen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und<br />
damit der Überlebensfähigkeit der Unternehmung.<br />
Diese Aussage impliziert drei wichtige Merkmale:<br />
• USP werden von einem Unternehmen bewusst<br />
aufgebaut.<br />
• Sie werden aufgrund wichtiger Kernfähigkeiten des<br />
Unternehmens aufgebaut.<br />
• Sie sind die Voraussetzung für langfristig anhaltende<br />
überdurchschnittliche Erfolge im Sinne der<br />
betriebswirtschaftlichen Erfolgsrechnung (also<br />
Voraussetzungen z.B. für spätere Gewinne). USP sind<br />
die Steuerungsgrösse der strategischen Führung,<br />
während die tatsächlichen Erfolge (z.B. die Gewinne),<br />
die erst aufgrund ausgeprägter Erfolgspositionen in der<br />
Zukunft erzielt werden können, die Steuerungsgrösse<br />
der operativen Führung sind.<br />
53<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Grundlagen von USP<br />
USP lassen sich entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette entwickeln:<br />
im Bereich der Produkte und der Dienstleistungen<br />
• Fähigkeit, Kundenbedürfnisse rascher und besser als<br />
die Konkurrenz zu erkennen und damit die Sortimente<br />
bzw. Produkte und Dienstleistungen schneller den<br />
Marktbedürfnissen anpassen zu können.<br />
• Fähigkeit, eine hervorragende Kundenberatung und<br />
einen überlegenen Kundenservice zu bieten.<br />
• Fähigkeit, einen bestimmten Werkstoff in der<br />
Herstellung und der Anwendung besser zu kennen und<br />
zu beherrschen.<br />
im Bereich Markt<br />
• Fähigkeit, einen bestimmten Markt bzw. eine bestimmte<br />
Abnehmergruppe gezielter und wirkungsvoller als die<br />
Konkurrenz zu bearbeiten.<br />
• Fähigkeit, in einem Markt ein überlegenes Image<br />
aufzubauen und zu halten.<br />
im Bereich der Unternehmensfunktionen<br />
• Fähigkeit, bestimmte Distributionskanäle am besten zu<br />
erschliessen und zu besetzen<br />
• Fähigkeit, durch laufende Innovationen schneller als die<br />
Konkurrenz neue, überlegene Produkte auf den Markt<br />
zu bringen.<br />
• Fähigkeit, überlegene Beschaffungsquellen zu<br />
erschliessen und zu sichern.<br />
• Fähigkeit, effizienter und kostengünstiger als die<br />
Kokurrenz zu produzieren.<br />
• Fähigkeit, die bestqualifizierten Mitarbeiter zu<br />
rekrutieren und zu halten.<br />
Herausragende Beispiele von strategischen<br />
Erfolgspositionen sind u.a.<br />
• Innovationsfähigkeit von 3M<br />
Der international tätige US-Konzern zählt seit langem zu<br />
den innovativsten Unternehmen der Welt. Eine Ursache<br />
für die überdurchschnittliche Kreativität der Mitarbeiter<br />
liegt im Freiraum, der ihnen gewährt wird. 3M-<br />
Wissenschafter und Techniker haben das Privileg, 15%<br />
ihrer Arbeitszeit für Projekte nach eigener Wahl<br />
einzusetzen.<br />
• McDonald’s Fähigkeit, optimale Standorte zu besetzen<br />
McDonald’s ist u.a. bekannt für seine fundierte und<br />
gezielte Auswahl von Standorten. McDonald’s Filialen<br />
befinden sich entweder an Verkehrsknoten, zentralen<br />
Fussgängerzonen oder neben Einkaufszentren.<br />
• Marke von Coca-Cola<br />
Die Marke Coca-Cola ist wahrscheinlich die wertvollste<br />
Marke weltweit und stellt für viele Millionen Menschen,<br />
54<br />
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Wettbewerbsvorteile<br />
insbesondere in den USA, aber auch in anderen<br />
Ländern, wesentlich mehr dar als ein gesüsstes<br />
Mineralwasser.<br />
Zu den erfolgreichsten Wettbewerbsvorteilen unserer Zeit<br />
zählen:<br />
• Individualisierung (infolge immer unterschiedlicherer<br />
Kundenanforderungen)<br />
• Schnelligkeit (als Folge der zunehmenden<br />
Veränderungsgeschwindigkeit)<br />
• Lernfähigkeit (infolge Komplexität, d.h. Vielschichtigkeit)<br />
• Innovationsfähigkeit (als Folge der<br />
Wettbewerbsintensität, d.h. Zahl und Stärke der<br />
Konkurrenten)<br />
• Kommunikation (als Folge der Informationsüberlastung)<br />
• Multikulturalität (als Folge der Globalisierung)<br />
• Kostenvorteile (als Folge des Preisbewusstseins der<br />
Kunden)<br />
55<br />
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2.2 Marktsegmentierung<br />
Lernziel: Sie verstehen die<br />
Eigenheiten und<br />
Herausforderungen einer<br />
Marktsegmentierung.<br />
Grundlagen<br />
undifferenzierte<br />
Marktstrategie<br />
differenzierte<br />
Marktstrategie<br />
konzentrierte<br />
Marktstrategie<br />
Marktsegmentierungsstrategien<br />
Gesamtmarkt<br />
Marktsegment 1<br />
Marktsegment 2<br />
Marktsegment 3<br />
Marktsegment<br />
Eine Unternehmung kann kaum alle Kunden eines Marktes<br />
für sich gewinnen. Die Kunden sind zu zahlreich und<br />
unterscheiden sich in mehreren Merkmalen voneinander.<br />
Zudem steht eine Unternehmung in den meisten Fällen im<br />
Wettbewerb mit mehreren Konkurrenten, von denen<br />
einzelne in einem gewissen Bereich des Gesamtmarktes<br />
die besseren Chancen haben. Eine Unternehmung sollte<br />
demzufolge diejenigen Marktsegmente ermitteln, die sie<br />
aufgrund ihrer Stärken erfolgversprechend bearbeiten<br />
kann.<br />
Unter Marksegmentierung versteht man die Aufteilung des<br />
Gesamtmarktes in homogene Käufergruppen bzw. -<br />
segmente. An jedes Segment wird die Forderung gestellt,<br />
dass es in sich möglichst ähnlich, im Vergleich zu anderen<br />
Segmenten hingegen klare Unterscheidungsmerkmale<br />
aufweist. Hauptzweck der Marktsegmentierung ist die<br />
differenzierte Marktbearbeitung, d.h. dass einzelne<br />
Angebote an die besonderen Ansprüche und Erwartungen<br />
einer genau definierten Käuferschicht angepasst werden.<br />
„Massenmarketing praktiziert das Schrotflintenprinzip,<br />
differenziertes Marketing das Scharfschützenprinzip.“<br />
(Jochen Becker)<br />
Für die Segmentierung von Konsummärkten sind die<br />
folgenden Kriterien üblich:<br />
56<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Statistische Kriterien<br />
Psychografische Kriterien<br />
• Geografische Kriterien<br />
○ Gebiet: Nation, Region, Kanton, Gemeinde<br />
○ Bevölkerungsdichte: städtisch, ländlich<br />
○ Klimazonen<br />
• Demografische Kriterien<br />
○ Geschlecht: männlich, weiblich<br />
○ Altersgruppe<br />
○ Haushaltsgrösse (Anzahl Personen)<br />
○ Nationalität<br />
○ Religion<br />
• Sozioökonomische Kriterien<br />
○ Ausbildung<br />
○ Berufsgruppe<br />
○ Stellung im Beruf<br />
○ Einkommen, Vermögen und Kaufkraft<br />
○ Soziale Schicht<br />
• Einstellungen, Erwartungen und Präferenzen gegebener<br />
einem Produkt oder einer Produktgruppe<br />
• allgemeine grundlegende Persönlichkeitsmerkmale<br />
(Charaktereigenschaften, Werthaltung)<br />
• Verhaltensmerkmale (Lebens- und Kaufgewohnheiten)<br />
Die Marktsegmentierung dient als Basis für Zielgruppen-<br />
Marketing. Erst durch Zielgruppen-Marketing resultiert eine<br />
effiziente und zielorientierte Marktbearbeitung. Während<br />
Zielgruppen-Marketing verschiedene Marktsegmente<br />
bearbeitet, zielt das Nischen-Marketing lediglich auf ein<br />
Marktsegment ab.<br />
Zielgruppen-Marketing Nischen-Marketing<br />
57<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
2.3 Zielmarktfestlegung<br />
Lernziel: Sie können eine<br />
Zielmarktfestlegung durchführen.<br />
Grundlagen<br />
Beurteilen der Marktattraktivität<br />
Auswahl der Zielmärkte<br />
Marktsegmentierung<br />
Ermitteln der<br />
Segmentierungskriterien<br />
Profile der<br />
Segmente<br />
entwickeln<br />
Massen-<br />
Marketing<br />
Zielmarktfestlegung<br />
Zielmarktfestlegung<br />
Beurteilen der<br />
Marktattraktivität<br />
Auswahl der<br />
Zielmärkte<br />
Selten kann es sich ein Unternehmen leisten, alle oder<br />
sogar mehrere Marktsegmente zu bearbeiten. Es gilt<br />
daher, sich auf einen oder wenige Zielmärkte festzulegen.<br />
Nachdem die Marktsegmente feststehen, ist zu<br />
entscheiden, welche Teilmärkte bzw. wie viele Teilmärkte<br />
bearbeitet werden sollen. Dafür muss zuerst die<br />
Attraktivität der einzelnen Marktsegmente beurteilt und in<br />
der Folge die Zielmärkte ausgewählt werden.<br />
Ein Segment ist umso attraktiver, je<br />
• kleiner die Rivalität innerhalb des Segments<br />
• kleiner die Lieferantenmacht<br />
• kleiner die Käufermacht<br />
Zielgruppen-<br />
Marketing<br />
Positionierung<br />
Positionierungsmerkmale<br />
erarbeiten<br />
Positionierungsstrategie<br />
festlegen<br />
Customized<br />
Marketing<br />
Umsetzung<br />
Zielgruppenorientierter<br />
Marketing-Mix<br />
Zielgruppenorientiertes<br />
Controlling<br />
• kleiner die Gefahr von potentiellen neuen Konkurrenten<br />
• kleiner die Gefahr von Substitutionsprodukten ist.<br />
Die Auswahl der Zielmärkte bleibt vielfach ein<br />
„Bauchentscheid“, da selbst die Auswertung sämtlicher<br />
Marktkennzahlen und eine fundierte Beurteilung der<br />
58<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Marktattraktivität nie eine abschliessende Gewissheit für<br />
den zukünftigen Erfolg garantieren können.<br />
59<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
2.4 Positionierung<br />
Lernziel: Als zentraler Prozess<br />
des Zielgruppenmarketing wissen<br />
Sie über die Erfolgsfaktoren der<br />
Positionierung Bescheid.<br />
Grundlagen<br />
Möglichst nahe an<br />
der Idealvorstellung<br />
der Nachfrager<br />
Positionierung<br />
Positionierungsstrategien<br />
Möglichst weit<br />
Weg von den<br />
Wettbewerbern<br />
hoch<br />
mittel<br />
gering<br />
Anbieter<br />
C ��<br />
Anbieter A<br />
��<br />
Preis<br />
Mit ganz anderen<br />
Dimensionen als am<br />
Markt üblich<br />
Die meisten Märkte sind gesättigt. Das Angebot ist<br />
entsprechend grösser als die Nachfrage. Dennoch bringen<br />
immer mehr Unternehmen immer mehr Produkte auf den<br />
Markt, die sich in ihren Produkteigenschaften erst noch<br />
kaum unterscheiden. Für den Käufer ist es objektiv kaum<br />
noch möglich zu differenzieren, wer bzw. was nun besser,<br />
schneller, schöner, gründlicher, umweltschonender oder<br />
benutzerfreundlicher ist. Aus diesem Grund müssen sich<br />
Unternehmen und/oder ihre Produkte positionieren! In<br />
gesättigten und hart umkämpften Märkten wird es für die<br />
Unternehmen überlebenswichtig, in ihren Marketingstrategien<br />
die eigenen Produkte stärker durch die<br />
Erzeugung subjektiv wahrgenommener<br />
Produkteigenschaften von den anderen zu differenzieren.<br />
Das Produkt soll sich – trotz objektiv ähnlicher<br />
Eigenschaften – von den anderen abheben und<br />
entsprechend vom Kunden aufgrund seiner Attraktivität<br />
bevorzugt werden.<br />
Dieses strategische Marketinginstrument nennt sich<br />
„Positionierung“. Viele Experten messen diesem<br />
Instrument im modernen Marketing zentrale Bedeutung bei.<br />
Begriffsherkunft<br />
Erstmalig tauchte der Begriff der Positionierung in dem<br />
Artikel „The Positioning Era“ der Zeitschrift „Advertising<br />
Age“ im Jahre 1972 auf. Dieser Artikel wurde von den<br />
amerikanischen Werbefachleuten Al Ries und Jack Trout<br />
geschrieben.<br />
mittel<br />
��<br />
Anbieter D<br />
Anbieter<br />
B<br />
��<br />
hoch<br />
Serviceangebot<br />
60<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Definitionen<br />
Unter Positionierung versteht man eine Spezialform des<br />
Zielgruppenmarketing. Hier eine kleine Auswahl von<br />
Definitionen der wichtigsten Autoren:<br />
• „Unter Positionierung versteht man alle Massnahmen,<br />
die darauf abzielen, das Angebot so in die subjektive<br />
Wahrnehmung der Abnehmer einzufügen, dass es sich<br />
von den konkurrierenden Angeboten abhebt und diesen<br />
vorgezogen wird.“ (Kroeber-Riel, 1993)<br />
• „Positionierung ist das Bemühen, Angebot und Image<br />
des Unternehmens so zu gestalten, dass der Zielmarkt<br />
das, wofür das Unternehmen im Vergleich zu seinem<br />
Wettbewerbern steht, versteht und wertschätzt.<br />
(Kotler/Bliemel, 1995)<br />
• Die Positionierung beginnt bei einem Produkt. Das kann<br />
eine Ware, eine Dienstleistung, ein Unternehmen, eine<br />
Institution, ja selbst eine Person sein. Aber<br />
Positionierung ist nicht das, was man mit einem Produkt<br />
tut, sondern was man mit der Gedankenwelt des<br />
potentiellen Käufers tut. Das heisst, ein Produkt wird in<br />
der Gedankenweit des potentiellen Käufers positioniert.<br />
(Ries/Trout, 1982)<br />
Relevanz<br />
Der Konsument ist angesichts der Produktevielfalt<br />
überfordert! Dazu kommt, dass die Produkte immer<br />
austauschbarer sind!<br />
Ein Beleg hierfür stellen die von der Agentur BBDO im<br />
Jahre 1987 und 1993 weltweit durchgeführten Studien dar,<br />
bei denen deutlich wurde, dass immer weniger<br />
Verbraucher in der Lage sind Unterschiede bei den<br />
einzelnen Produkten verschiedener Marken zu erkennen.<br />
Waren es 1987 bereits 68 Prozent der Konsumenten, die<br />
zwischen den Marken von 13 untersuchten<br />
Produktgattungen keine oder keine grösseren<br />
Unterschiede erkennen konnten, so erhöhte sich der Wert<br />
bei der zweiten Untersuchung im Jahre 1993 sogar auf 72<br />
Prozent.<br />
„Bei einer zunehmenden Ähnlichkeit hinsichtlich objektiver<br />
Produkteigenschaften im Angebot unterschiedlicher<br />
Unternehmen wird es immer wichtiger Unterschiede in den<br />
von den Kunden subjektiv wahrgenommenen<br />
Produkteigenschaften zu erzeugen.“(Bruhn, 1997)<br />
„Ausgangspunkt... ist die Tatsache, dass Konsumenten<br />
durchweg die Produkte auswählen, deren Eigenschaften<br />
(und zwar die subjektiver und objektiver Art) ihren<br />
Vorstellungen möglichst in hohem Masse entsprechen.“<br />
(Becker, 1993)<br />
Es gibt nur noch wenige Bedingungen auf dem Markt, für<br />
die eine Positionierungsstrategie nicht relevant ist:<br />
• ein unbedeutender Markt.<br />
• ein Markt ohne Konkurrenz.<br />
• die Imitation eines Produktes ist zweckmässig.<br />
61<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Ziele und Möglichkeiten der Positionierung<br />
Aus der Notwendigkeit die Produkte zu positionieren<br />
ergeben sich für die Marketingstrategen Aufgaben und<br />
Ziele. Konzeptionelles Ziel ist es, für das eigene Produkt<br />
eine „unique selling proposition“, d.h. einen einzigartigen<br />
Verkaufsvorteil zu besetzen, der es erlaubt, dieses Produkt<br />
ganz spezifisch und möglichst nicht nachahmbar zu<br />
profilieren.<br />
Ein wesentlicher Punkt der also durch die<br />
Produktpositionierung gewährleistet werden soll ist die<br />
Schaffung einer attraktiven Position des jeweiligen<br />
Produktes bzw. Angebotes in der Wahrnehmung des<br />
Konsumenten. In der Praxis versucht man diese Aufgabe<br />
mit Hilfe der Kommunikation durch verschiedene<br />
Beeinflussungsziele aus der Werbung zufriedenstellend zu<br />
lösen.<br />
Bei der Positionierung soll bei den Konsumenten in der<br />
subjektiven Wahrnehmung eine Position geschaffen<br />
werden, die weitestgehend den ldealvorstellungen<br />
entspricht oder zumindest nahekommt und sich dann auch<br />
noch von den Produkten/Marken der Konkurrenz abhebt.<br />
Um diese Vorgaben entsprechend zu gewährleisten gibt es<br />
verschiedene Möglichkeiten:<br />
• Besonderheiten des Angebots herausstellen<br />
• Für den Konsumenten attraktiv sein<br />
• Sich gegenüber der Konkurrenz abheben<br />
• Langfristige Positionen aufbauen<br />
1. Besonderheiten des Angebotes herausstellen:<br />
Bei den meisten Produkten die sich auf den Märkten<br />
befinden und dort neu eingebracht werden, handelt es sich<br />
leider nicht um innovative oder wirklich neue Produkte mit<br />
neuen relevanten Eigenschaften. Nur diese verfügen von<br />
sich aus über eine entsprechende Besonderheit. Für alle<br />
anderen Produkte gilt es die Besonderheiten zu finden, zu<br />
kreieren und schliesslich herauszustellen.<br />
Im Wesentlichen bedient man sich hier der Möglichkeiten<br />
der Werbung. Hier sind es dann zum einen die sachlichen<br />
und funktionalen Eigenschaften eines Produktes, die<br />
verstärkt durch die Werbung kommuniziert werden.<br />
Beispiele hierfür wären ein besonderes Design, eine<br />
besondere Funktionalität (z.B. Mehrfachnutzen etc.),<br />
aussergewöhnliche Verpackungen, ökologische Aspekte<br />
etc., die sich als Besonderheit herausstellen lassen, sofern<br />
sie relevant sind für den Verbraucher.<br />
Eine weitere wichtige Möglichkeit ist das Schaffen eines<br />
Erlebnisprofils. Durch die Werbung wird hier in erster Linie<br />
versucht mit dem Produkt emotionale Erlebnisse oder<br />
Erfahrungen für den Konsumenten zu verbinden, die so in<br />
keiner Art und Weise von einem Konkurrenzangebot<br />
geboten werden.<br />
62<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Das klassische Positionierungsmodell<br />
2. Für den Konsumenten attraktiv sein:<br />
Wesentliche Voraussetzungen für ein erfolgreiches<br />
Produkt sind ein attraktives Wahrnehmen und Erleben der<br />
Produkteigenschaften oder auch einer Dienstleistung durch<br />
den Verbraucher. Wichtig ist dabei vor allem, dass sich<br />
diese Eigenschaften ausschliesslich an den Interessen und<br />
Wünschen der Konsumenten orientieren.<br />
3. Sich gegenüber der Konkurrenz abheben:<br />
Auch hierbei ist es zunächst einmal wichtig, sich nur durch<br />
solche Eigenschaften von den Konkurrenzangeboten<br />
abzuheben, die wirklich den Interessen und Wünschen der<br />
Verbraucher entsprechen. Eine Position oder auch<br />
Marktnische, die nicht besetzt ist, muss nicht<br />
gleichbedeutend mit möglichen Marktpotentialen sein,<br />
wenn die dortigen Eigenschaften völlig unwichtig für den<br />
Kauf eines Produktes sind. Des Weiteren darf man sich<br />
beim Versuch des Abgrenzens nicht von Pauschalurteilen<br />
leiten lassen.<br />
Eine zumeist erfolgsversprechende Lösung für eine eigenständige<br />
Strategie liegt in der Entwicklung von neuen und<br />
innovativen Konzepten. Hier gilt es rechtzeitig mögliche<br />
Trends zu erkennen bzw. vorherzusagen oder vielleicht<br />
auch einmal auf einen solchen hin zu spekulieren. Bei<br />
besonders innovativen Unternehmen ist es auch durchaus<br />
einmal möglich, selbst einen erfolgreichen<br />
zukunftsorientierten Trend zu entwickeln.<br />
4. Langfristige Positionen aufbauen:<br />
Neben dem Aspekt der Zukunftsorientierung ist es für eine<br />
Positionierung auch bedeutsam, diese in jedem Fall mittelbis<br />
langfristig anzulegen und diese nicht ständig zu<br />
ändern. Reaktives Marketing durch ständigen Wechsel von<br />
immer neuen Imagekomponenten führt beim Verbraucher<br />
zu einer diffusen Position des Produktes. Durch das<br />
ständige reagieren auf lmagedefizite in der heutigen<br />
schnellebigen Zeit durch Neupositionierungen lassen sich<br />
kaum eigenständige Positionen aufbauen. Natürliche<br />
Imagedefizite lassen sich im Allgemeinen durch den<br />
Aufbau von eigenständigen Positionen abschwächen.<br />
Ohnehin lassen sich solche Imagedefizite durch die<br />
Gestaltung der Werbung nebenbei ausgleichen. Dies sollte<br />
aber wirklich nur nebenbei geschehen, als Hauptziel sollte<br />
eine langfristige und eigenständige Positionierung<br />
angestrebt werden.<br />
Beim Produktpositionierungsmodell erhalten zunächst die<br />
Produkte bzw. Marken einer Produktart aufgrund der<br />
wahrgenommenen Ausprägungen in relevanten<br />
Wahrnehmungsdimensionen eine Position in einem<br />
mehrdimensionalen Eigenschafts- bzw.<br />
Wahrnehmungsraum.<br />
Das Produktpositionierungsmodell ermöglicht es aufgrund<br />
seiner Elemente das Markenverhalten bestimmter<br />
63<br />
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Fehlerquellen in der Positionierung<br />
Konsumenten bzw. Zielgruppen transparenter zu machen<br />
und zu erklären, im wesentlichen dient es dafür einen<br />
Zielgruppen orientierten Einsatz der Marketing-Instrumente<br />
als Ausgangsbasis zu planen und zu kontrollieren. Der<br />
Erfolg hängt hierbei im Wesentlichen von der<br />
Aussagefähigkeit des Positionierungsmodells ab, der durch<br />
die Auswahl und Relevanz der Wahrnehmungs- und<br />
Beurteilungseigenschaften bestimmt wird.<br />
Neben den Nachteilen gibt es aber auch einige<br />
gravierende Fehlerquellen, wodurch der Nutzen einiger<br />
Produktpositionierungen in Frage gestellt werden kann. So<br />
werden zum Beispiel in vielen Fällen die Eigenschaften<br />
aus Sicht des Anbieters oder der Kreativen aus der<br />
Werbung für die Positionierung verwendet und nicht die<br />
relevanten Eigenschaften aus der Sicht der Zielgruppen.<br />
Eine weitere Fehlerquelle liegt oftmals darin, dass die<br />
Idealvorstellungen durch die Marktführer geprägt werden<br />
und als solche übernommen werden. Hier sind die<br />
Positionierungen einfach zu gegenwartsbezogen ohne jede<br />
Zukunftsorientierung.<br />
64<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3 Marketing-Mix<br />
Lernziel: Der Marketing-Mix ist<br />
der Werkzeugkasten des<br />
Marketers! Sie können bezüglich<br />
der 4Ps detailliert Auskunft geben<br />
und kennen die praxisrelevanten<br />
Zusammenhänge.<br />
Grundlagen<br />
Marktleistung<br />
(Product)<br />
•Produktgestaltung<br />
•Sortiment<br />
•Marke<br />
• Verpackung<br />
• Zusatzleistung<br />
Kommunikation<br />
(Promotion)<br />
• Werbung<br />
•PR<br />
•Verkaufsförderung<br />
•Verkauf<br />
Marketing-Mix<br />
Preisgestaltung<br />
(Price)<br />
•Preisbildung<br />
• Preishöhe<br />
•Preisdifferenzierung<br />
•Preiselastizität<br />
• Rabatte/<br />
Konditionen<br />
Distribution<br />
(Place)<br />
• Absatzweg<br />
• Warenbewegungen<br />
Der Marketing-Mix umfasst das absatzpolitische<br />
Instrumentarium mit den sog. 4 Ps. Bei diesen 4 Ps<br />
handelt es sich um die Marktleistung (Produkt oder<br />
Dienstleistung; (product), den Preis und der damit<br />
verbundenen Aspekte (price), die Marketingkommunikation<br />
(promotion) und die Distribution (place). Illustrativ<br />
gesprochen, könnte der Marketing-Mix als des Marketers<br />
Werkzeugkiste bezeichnet werden.<br />
Der Teilbegriff „Mix“ impliziert eine stimmige Kombination<br />
der 4 Ps, welche erfolgsentscheidend sein kann. Eine<br />
stimmige Kombination ist dann gegeben, wenn der<br />
gesamte Mix nicht nur auf die jeweilige Zielgruppe passt<br />
und die 4 Ps aufeinander abgestimmt geplant und<br />
umgesetzt werden.<br />
Beispiel: Ein exklusives Produkt mit einer gut<br />
positionierten Marke und einem reichhaltigen<br />
Zusatzleistungs-Paket (product) wird einen entsprechend<br />
hohen Preis (price) haben, über gediegene und<br />
qualitätsbewusste Distributionskanäle (place) vertrieben<br />
und über entsprechend luxusaffine Medien (promotion)<br />
kommuniziert.<br />
65<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3.1 Product<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
Entscheidungsparameter des<br />
Produkt-Mixes.<br />
Sie kennen die wichtigsten<br />
Elemente der Produktgestaltung.<br />
Sie können die Vielfalt einer<br />
Sortimentsentscheidung<br />
beschreiben.<br />
Sie können über zentrale<br />
Entscheidungen im Rahmen eines<br />
modernen Markenmanagements<br />
Auskunft geben.<br />
Und verstehen die Vielfalt und die<br />
Bedeutung von Zusatzleistungen.<br />
Grundlagen<br />
Produktentscheidungen<br />
Produktgestaltung<br />
Meist denken wir beim Begriff Produkt an Waren in Form<br />
von materiellen Objekten wie Autos, PCs, Bücher usw.<br />
Aber auch Dienstleistungen, wie ein Bankkonto, ein<br />
Haarschnitt, ein Konzert oder eine Ausbildung sind<br />
Produkte. Ebenso kann man Personen als Produkt sehen.<br />
Kurzum, ein Produkt ist alles was vermarktet werden kann:<br />
Waren, Dienstleistungen, Personen, Orte, Organisationen<br />
und Ideen.<br />
„A product is what the buyer thinks it is, not what the seller<br />
thinks it is!“<br />
(Rom J. Markin)<br />
„Wer seine besten Ingenieure im Hause hat und nicht beim<br />
Kunden, der hat noch nicht verstanden, dass der Kunde<br />
heute Problemlösungen kauft, nicht Produkte!“ (Thomas<br />
Laukamm)<br />
Folgende Entscheidungen gilt es i.d.R. im Rahmen des Ps<br />
„Product“ zu fällen:<br />
• Produktgestaltung<br />
• Sortiment<br />
• Marke<br />
Sortiment<br />
• Zusatzleistung<br />
Marktleistung (Product)<br />
Marke<br />
Zusatzleistung<br />
66<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Produktgestaltung<br />
Sortiment(sgestaltung)<br />
Mit Produktgestaltung ist der sog. Produktkern gemeint.<br />
Der Produktkern stellt das eigentliche Produkt dar und<br />
bietet dem Käufer den Grundnutzen mit den funktionalen<br />
Eigenschaften in einer bestimmten Qualität (Summe der<br />
Eigenschaften wie Haltbarkeit, Gebrauchstüchtigkeit,<br />
Störanfälligkeit, Wertbeständigkeit usw.).<br />
Meist stark mit dem Produktkern verbunden ist der sog.<br />
Marketingüberbau, welcher zusätzlichen Nutzen vermittelt<br />
und/oder zwingender Bestandteil des Produktes darstellt:<br />
• Design (Gestalt, Material, Farbe usw.),<br />
• Verpackung (übernimmt Funktionen wie Schutz,<br />
Lagerung, Transport, Information, Identifikation,<br />
Werbung usw.)<br />
Die Gesamtheit aller angebotenen Produkte einer<br />
Unternehmung wird als Produktprogramm oder Produkt-<br />
Mix (im Warenhandel versteht man darunter das Sortiment)<br />
bezeichnet. Das Produktprogramm kann unterteilt werden<br />
in:<br />
Eine Produktlinie<br />
umfasst mehreren Produkttypen, deren Produkte in enger<br />
Beziehung zueinander stehen, da sie die gleiche Funktion<br />
erfüllen (z.B. führt BMW die zwei Produktlinien<br />
Personenwagen und Motorräder oder Mercedes führt die<br />
zwei Produktlinien Lastwagen und Personenwagen).<br />
Ein Produkttyp<br />
umfassen Produkte gleicher Art (z.B. der Produkttyp 3er-<br />
Reihe von BMW oder der Produkttyp C-Klasse von<br />
Mercedes innerhalb der Produktlinie Personenwagen).<br />
Ein Artikel<br />
ist eine ganz bestimmte Ausführung eines Produkttyps, der<br />
sich in Details, wie z.B. Farbe, Grösse, Preis, Leistung,<br />
Ausstattung usw. von den anderen Artikeln desselben<br />
Produkttyps unterscheidet (z.B. Personenwagen 328i<br />
Touring von BMW oder C200 von Mercedes).<br />
In diesem Zusammenhang spricht man auch von der<br />
Programmtiefe und -breite:<br />
Die Programmbreite gibt Auskunft darüber, wie viele<br />
Produktlinien im Leistungsprogramm enthalten sind. So hat<br />
z.B. Porsche ein schmales Leistungsprogramm<br />
(Sportwagen), während Mitsubishi ein sehr breites<br />
Leistungsprogramm aufweist (Satelliten,<br />
Halbleitertechnologie, Kommunikations- und<br />
Informationstechnologie, Equipment zur Erzeugung und<br />
Verteilung von Elektrizität, Transportmittel jeglicher Art,<br />
Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte usw.).<br />
Die Programmtiefe gibt Auskunft darüber, wie viele<br />
verschiedene Ausführungen (Produkttypen und Artikel)<br />
innerhalb einer Produktlinie enthalten sind.<br />
67<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Die wesentlichen Möglichkeiten bei der Gestaltung des<br />
Produktprogramms sind das Management des Produkte-<br />
Portfolios und Produktvariationen. Im Rahmen des<br />
Produkte-Portfolios gilt es den Zyklus von Produkten zu<br />
analysieren und zu managen.<br />
Produktlebenszyklus<br />
Das Modell des Produktlebenszyklus versucht, den<br />
Lebensweg eines Produkts, gemessen in Umsätzen,<br />
Umsatzveränderungen und Gewinn zwischen der<br />
Markteinführung und dem Ausscheiden eines Produkts aus<br />
dem Markt aufzuzeigen.<br />
Umsatz<br />
Umsatzwachstum<br />
Gewinn<br />
Umsatz<br />
Umsatzwachstum<br />
Gewinn<br />
Zeit<br />
EinführungWachstum Reife SättigungDegeneration<br />
Das Modell unterstellt, dass jedes Produkt unabhängig von<br />
seiner gesamten absoluten Lebensdauer ganz bestimmte<br />
Phasen bezüglich Marktvolumen, Preis, Gewinn,<br />
Wettbewerber, Kunden Cash Flow und Problemen<br />
durchläuft:<br />
Einführung Wachstum Reife Sättigung/<br />
Degeneration<br />
Marktvolumen gering schnell steigend maximal rückläufig<br />
Preis/Einheit hoch sinkend Richtung stabil<br />
Grenzkosten<br />
Gewinne negativ steigend hoch fallend<br />
Wettbewerber wenige zunehmend stabil abnehmend<br />
Kunden Innovatoren Frühadopter breite Masse Nachzügler<br />
Cash Flow stark negativ positiv/negativ stark positiv positiv/negativ<br />
Hauptprobleme zögernde<br />
Kaufbereit-schaft<br />
und schwierig zu<br />
definierendes<br />
Zielpublikum<br />
erste<br />
Wettbewerber<br />
dringen ein und<br />
Beginn des<br />
Preiskampfes<br />
Kampf und<br />
Marktanteile<br />
und Zwang zu<br />
vermehrter<br />
Produktdifferenzierung<br />
68<br />
Überkapazitäten<br />
und Aufkommen<br />
von Substitutionsprodukten<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Marke<br />
Beispiele für verschiedene Produktlebenszyklen<br />
Umsatz<br />
Umsatz<br />
Modegüter<br />
Zeit<br />
Grundnahrungsmittel<br />
Zeit<br />
Umsatz<br />
Umsatz<br />
Flop<br />
Zeit<br />
Nischenprodukt<br />
Zeit<br />
Die Produktvariation<br />
Die Modifikation gewisser Eigenschaften eines bereits im<br />
Programm enthaltenen Produkts bezeichnet man als<br />
Produktvariation (auch Produktmodifikation genannt). Es<br />
wird unterschieden zwischen:<br />
Produktverbesserung<br />
Der technische Fortschritt, neue Bedürfnisse und<br />
Modeströmungen erfordern die periodische Anpassung des<br />
Funktionsumfangs oder der Ausstattung, der Qualität, der<br />
Benutzerfreundlichkeit, des Design, oder der Verpackung<br />
eines Produkts (z.B. verbesserte Versionen von Software).<br />
Produktdifferenzierung<br />
Wird ein Produkt oder ein Produkttyp um weitere<br />
Ausführungen ergänzt, so spricht man von<br />
Produktdifferenzierung. Diese erlaubt eine bessere<br />
Abstimmung des Produktprogramms auf die<br />
unterschiedlichen Bedürfnisse potentieller Käufer (z.B.<br />
Cabriolet, Coupé, Kompakt oder Kombi in der 3er-Reihe<br />
von BMW).<br />
„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es<br />
anders wird; aber soviel kann ich sagen, es muss anders<br />
werden, wenn es gut werden soll.“ (Georg Christoph<br />
Lichtenberg)<br />
Zur Unterstützung der Entscheide bei der Gestaltung des<br />
Produktprogramms kann das Modell des<br />
Produktlebenszyklus eingesetzt werden.<br />
Eine Marke kennzeichnet ein Produkt, bürgt für<br />
gleichbleibende Qualität, hat ein einheitliches<br />
Erscheinungsbild und ist überall verfügbar. Die Marke hat<br />
durch ständige Marketingmassnahmen einen hohen<br />
Wiedererkennungswert und ist durch ein ihr eigenes,<br />
unverwechselbares Image subjektiv emotional aufgeladen.<br />
Dem Käufer wird also neben dem rational fassbaren<br />
Produkt zusätzlich ein Erlebniswert offeriert, der sich an<br />
69<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
des Kunden Vorstellungen, Werten und Wünschen<br />
orientiert.<br />
Die Marke ist heutzutage längst nicht mehr nur lediglich<br />
"Herkunftszeichen" eines Produktes, wie sie es<br />
ursprünglich einmal war. Die Marke, so wie dieser Begriff<br />
heute verstanden wird, hat eine lange Geschichte: Bereits<br />
in der Antike wurde der Grundstein für dieses immer<br />
komplexer werdende Marketinginstrument gelegt. Mit der<br />
Industrialisierung und der anonymen Massenfertigung<br />
vieler Produkte in der Mitte des 19. Jahrhunderts bekam<br />
die Qualität entscheidende Bedeutung, denn es gab<br />
teilweise sehr grosse Unterschiede in bezug auf die<br />
Fertigkeiten der Hersteller eines Produktes. Die Herkunft<br />
der Ware fungierte somit schon bald als Qualitätssiegel.<br />
Ein einprägsamer Name bürgte fortan dafür, dass der<br />
Kunde sicher sein konnte, ein gutes Produkt gekauft zu<br />
haben. Mit dieser Erkenntnis stieg auch die Bedeutung der<br />
klassischen Werbung für die Marke, da ein hoher<br />
Bekanntheitsgrad eine der wichtigsten Voraussetzungen<br />
für das Funktionieren eines Markenkonzeptes ist.<br />
Es gibt verschiedene Ansätze, Marken zu etablieren und<br />
ihren Erfolg zu stützen. Die Basisstrategien sind:<br />
• Einzelmarke<br />
• Mehrmarke<br />
• Markenfamilie<br />
• Dachmarke<br />
• Markentransfer<br />
Einzelmarke<br />
Für jedes Produkt in einem bestimmten Marktsegment wird<br />
eine Marke kreiert. Jede Marke ist somit auf die<br />
Bedürfnisse abgestimmt, die der Verbraucher in einem<br />
bestimmten Bereich entwickeln kann.<br />
Der Vorteil: Für jedes Bedürfnis des Konsumenten gibt es<br />
eine Lösung durch den Anbieter in Form eines<br />
Markenartikels. Jedem Bedürfnis kann also ein<br />
Markenname seitens des Verbrauchers zugeordnet<br />
werden, von dem er/sie sich keine Gedanken hinsichtlich<br />
der Qualität oder Verfügbarkeit machen muss. Problem:<br />
Kopfschmerzen. Lösung: Nicht etwa: Kopfschmerztablette<br />
sondern: Aspirin.<br />
Da die einzelnen Marken unabhängig voneinander sind,<br />
weil sie sich in verschiedenen Segmenten befinden, steht<br />
jede für sich. Umpositionierungen seitens des Marketings<br />
zum Beispiel sind einfach zu handhaben, weil sie nur den<br />
jeweiligen Artikel betreffen. Alle anderen Marken bleiben<br />
davon unberührt und es muss keine Koordination zwischen<br />
den Artikeln vorgenommen werden.<br />
Der Nachteil dieses Einzelmarkensystems sind die<br />
anfallenden Kosten. Jede Marke muss ihr eigenes<br />
Marketingkonzept bekommen. Es gibt also für jeden<br />
Markenartikel eine komplette Kampagne mit auf den Artikel<br />
abgestimmten Anzeigen, Spots usw.<br />
70<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Ausserdem kann es vorkommen, dass sich der<br />
Markenname so sehr beim Verbraucher einprägt, dass er<br />
die gesamte Produktgattung prägt. Ein Papiertaschentuch<br />
ist ein Tempo (oder in den USA ein Kleenex), egal, ob es<br />
wirklich ein Taschentuch der Marke Tempo ist oder ein<br />
anderes. Die angedachte Markenpersönlichkeit, die das<br />
Produkt von der Konkurrenz eigentlich abheben sollte,<br />
weitet sich auf das Segment selbst aus und kann ihren<br />
Sinn und Zweck somit konterkarieren.<br />
Mehrmarke<br />
Das Prinzip heisst: Mehrere Eisen im Feuer!<br />
In einem Produktbereich sollten nach diesem Ansatz zwei<br />
oder mehr Marken vorhanden sein. Das hat gleich mehrere<br />
Vorteile: Zum einen kann man Kundschaft halten, die sich<br />
von einer Marke nicht angesprochen fühlen oder einfach<br />
andere Präferenzen haben. So verdient Coca Cola auch<br />
daran, wenn einem Konsumenten die Cola zu süss ist und<br />
er deshalb zur Fanta oder dem Mezzo-Mix greift, weil<br />
diese Marken auch aus dem Hause Coca Cola stammen.<br />
Zigaretten werden vom Käufer ganz besonders mit dem zur<br />
Marke aufgebauten Image verknüpft. Und da es unklug<br />
wäre, auf den globalen "Cowboy – Konformismus" zu<br />
hoffen, hat Phillip Morris neben der Marke Marlboro eben<br />
auch weitere etabliert, die völlig andere Bedürfnisse der<br />
(Verb)Raucher befriedigen. Markenwechsler können auf<br />
diese Weise im eigenen Hause gehalten werden.<br />
Nicht nur das Image sondern auch andere Entscheidungskriterien,<br />
wie etwa der Preis eines Produktes, kann durch<br />
eine zusätzliche Marke abgedeckt werden. Wem Image<br />
egal ist – Hauptsache der Preis stimmt – wird ebenfalls<br />
bedient. Die Marke WEST ist bei den Zigarettenmarken<br />
aus dem Hause Reemtsma diejenige für preisorientierte<br />
Raucher. Ein weiterer Vorteil ist die Verdrängung<br />
potentieller Konkurrenz aus den Regalen der Anbieter.<br />
Mehrere eigene, etablierte Marken sichern den Platz im<br />
Kaufhaus, bevor eine Konkurrenzmarke dies tut.<br />
Ein Nachteil dieser Strategie könnte sein, dass der<br />
Aufwand, eine neue Marke zu kreieren, nicht mehr in<br />
Relation zum Gewinn stehen könnte. Der Bedarf an<br />
Waschmittel etwa wird durch eine neue Marke nicht<br />
steigen – er wird sich bestenfalls umverteilen. Ein<br />
Unternehmen muss also abwägen zwischen bereits<br />
vorhandenem Marktanteil und der Gefahr, dass man mit<br />
einer neuen Marke eventuell nur die eigenen Kunden zu<br />
Markenwechslern macht, nicht aber zwingend neue<br />
Kunden gewinnt, die man von Konkurrenzprodukten<br />
abziehen könnte. Eine neu eingeführte Marke müsste sich<br />
also eher an der Konkurrenz orientieren und dort etwaige<br />
Schwächen ausnutzen.<br />
Eine schwierige Aufgabe, die wahrscheinlich nur selten die<br />
Konzeption und Einführung einer neuen Marke rechtfertigt.<br />
Die Gefahr der Schädigung der eigenen Marken bleibt<br />
immer bestehen.<br />
71<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Markenfamilie<br />
Einzelmarken werden in diesem Konzept zu einer Familie<br />
zusammengefasst, ganz im Sinne der corporate identity.<br />
Ein einheitlicher Auftritt mit Anforderungen, die für alle<br />
Produkte der Markenfamilie gelten, bildet die Matrix für<br />
dieses Konzept. Zum Beispiel bietet ELLEN BETRIX<br />
diverse Produkte im Bereich Kosmetik an – von Cremes<br />
über Lippenstifte bis zum Maskara. Im Bereich<br />
Körperpflege ist NIVEA wohl das deutlichste Beispiel für<br />
eine funktionierende Markenfamilie. Dort gibt es von der<br />
Creme über den Rasierschaum, das Eau de Toilette bis<br />
zum Sonnenöl alles für diesen Produktbereich. Alle<br />
Produkte erfüllen zudem die Anforderung der Milde und<br />
Pflege.<br />
Ist die Loyalität zu der Marke beim Kunden erst einmal<br />
entstanden, hat man diesen gleich für eine ganze Serie<br />
von Produkten gewonnen. Allerdings liegt hier auch die<br />
größte Gefahr für die Markenfamilie. Wenn die klassische<br />
Niveacreme zum Beispiel in einigen Tests von<br />
verschiedenen Instituten als mangelhaft bewertet wird,<br />
kann sich dies sehr schnell schädigend auf alle anderen<br />
Produkte der Markenfamilie auswirken. Der Negativ –<br />
Imagetransfer funktioniert mindestens genauso gut wie der<br />
Imagetransfer im positiven Sinne. Eine Sicherung der<br />
Produktqualität und konsequente Imagewerbung sind im<br />
Bereich der Markenfamilie daher unerlässlich. Dabei ist die<br />
Abstimmung des Marketingmixes schwieriger als z.B. bei<br />
der Einzelmarke, weil sich Werbemaßnahmen immer gleich<br />
auf die gesamte Produktreihe auswirken und deshalb<br />
sorgfältig konzipiert werden müssen.<br />
Dachmarke<br />
Die Dachmarke vereint die zu vertreibenden Produkte<br />
ebenso unter einem Namen wie es bei der Markenfamilie<br />
der Fall ist. Die Produktpalette ist bei der Dachmarke<br />
jedoch noch wesentlich grösser, da man hier nicht nur in<br />
einem bestimmten Marktsegment aktiv ist (wie im Falle von<br />
NIVEA), sondern auch völlig verschiedene Produkte unter<br />
einer Marke vereint. Ein weiterer Unterschied zur<br />
Markenfamilie ist, dass der Hersteller bei der Dachmarke<br />
nicht so sehr in den Hintergrund tritt wie bei der<br />
Markenfamilie. Der Hersteller und die Dachmarke sind oft<br />
sehr eng miteinander verbunden. So finden sich auch oft<br />
die Namen der Gründer von Unternehmen in der Marke<br />
wieder. Daimler, Opel, Jack Daniels oder Harley Davidson<br />
sind solche Unternehmen.<br />
Eine Dachmarke ist meistens ein Unternehmen, das<br />
bereits eine Geschichte hat – also ein gewachsenes<br />
Unternehmen mit einem starken Namen. Der Ruf eines<br />
solchen Unternehmens bildet die Grundlage für die<br />
Dachmarke. Heute ist der Pioniergeist und damit die<br />
Originalität ein sehr gewichtiges Kriterium für das Image<br />
eines solchen Unternehmens.<br />
Zum Beispiel ist es allgemein bekannt, dass japanische<br />
Motorräder stets auf dem neuesten Stand der Technik<br />
sind, ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis bieten und sehr<br />
zuverlässig sind. Die Marke Harley Davidson wiederum ist<br />
teuer, technisch veraltet und weniger zuverlässig – ist<br />
72<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Zusatzleistung<br />
jedoch aufgrund ihrer Tradition und Originalität die um ein<br />
vielfaches stärkere Marke. Harley Davidson Motorräder<br />
gelten im allgemeinen als das Original schlechthin.<br />
Wie schon erwähnt, werden manchmal sehr verschiedene<br />
Produkte unter einer Dachmarke vertrieben. Die Gefahr<br />
darin besteht, dass der Verbraucher dem Unternehmen die<br />
Kompetenz für bestimmte Produktbereiche abspricht und<br />
diese dann nicht akzeptiert. Wie stark eine Dachmarke<br />
sein kann, zeigt das Beispiel Mercedes Benz im Falle der<br />
A – Klasse. Der zu befürchtende Imageverlust durch den<br />
nicht bestandenen "Elchtest" ist ganz und gar<br />
ausgeblieben, weil das Unternehmen konsequent und<br />
professionell darauf reagiert hat. Das Vertrauen der<br />
Verbraucher ist nicht geschwunden, die Autos der A –<br />
Klasse verkaufen sich gut und der Elch fährt in jedem<br />
Exemplar als Stoffmaskottchen mit.<br />
Markentransfer<br />
Wer eine starke Marke hat, hat starke Möglichkeiten!<br />
Markentransfer gibt es in vielen Varianten. Hollywoodstars<br />
oder Musikgruppen nutzen zum Beispiel dasselbe Prinzip<br />
wie Unternehmen, die mit einer bereits etablierten Marke<br />
neue Märkte erschließen. Im Falle der Medienstars heißt<br />
der Produktbereich dann "Merchandising". Poster, T-<br />
Shirts, Bettbezüge oder Kaffeetassen mit dem Konterfei<br />
von Stars sind mächtige Wirtschaftszweige geworden, und<br />
auch die Unternehmen nutzen die "Gesichter" ihrer Marken<br />
zunehmend für neue Geschäftszweige.<br />
So werden durch die Marke Camel längst nicht mehr nur<br />
Zigaretten verkauft, sondern auch Reisen und Bekleidung.<br />
Der einheitliche Anspruch liegt in den Attributen Qualität,<br />
Abenteuer, Freiheit, Natur und Individualität.<br />
Genau dieser Punkt kann der Hauptmarke allerdings auch<br />
zum Nachteil gereichen. Etwa wenn durch die<br />
Transfermarken, also durch die hinzugekommenen Artikel,<br />
die eigentliche Zielgruppe der Marke unterwandert wird.<br />
Wenn ein Accessoire einer exklusiven Marke zum Beispiel<br />
plötzlich für jeden erschwinglich und verfügbar ist (z.B.<br />
Bekleidung, Embleme, Sonnenbrillen von Ferrari /<br />
Porsche), könnte das exklusive und elitäre Image und<br />
damit die Identität der Marke heftigst darunter leiden.<br />
Zusatzleistungen bringen dem Kunden zusätzlichen<br />
Nutzen; z.B. durch:<br />
• Beratung beim Verkauf<br />
• Inzahlungnahme eines alten Produktes<br />
• Zustellung und Installation<br />
• Ausbildung<br />
• Reparatur-, Unterhalts- und Ersatzteildienst<br />
• Entsorgung von Rückständen, Abfällen, Schadstoffe und<br />
des ausgedienten Produkts<br />
73<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
„Der Service ist der leichteste und beste Weg, sich Treue<br />
und Zufriedenheit der Kunden zu sicheren.“ (Peter<br />
Drucker)<br />
74<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3.2 Price<br />
Lernziel: Sie verstehen die<br />
entscheidenden Mechanismen<br />
rund um den Preis.<br />
Grundlagen<br />
Preisbildung<br />
Kosten<br />
Konkurrenten<br />
Kunden<br />
Kaum ein Marketing-Aspekt ist so bedeutsam und<br />
gleichzeitig auch kritisch wie die Preispolitik. Das<br />
Marketingnstrument „Preis“ ist überdies dasjenige, das am<br />
schnellsten geändert werden kann. Während Produkt,<br />
Promotion und Place nur langfristig angepasst werden<br />
können, kann der Preis sofort neuen Gegebenheiten<br />
angepasst werden. Dies ist eine Chance und gleichzeitig<br />
eine Gefahr! Aber wie findet man den gewinnoptimalen<br />
Verkaufspreis? In welchem Fall lässt sich der Gewinn mit<br />
einer Preiserhöhung steigern? Wie erklärt man dem<br />
Kunden die Preispolitik so, dass es auch akzeptiert wird?<br />
Welche Preisdifferenzierung ist auch aus Kunden-Optik<br />
gerechtfertigt?<br />
Die Bestimmung des Preises für ein Produkt erfolgt<br />
anhand der drei K’s des sog. Preisdreiecks:<br />
• Kosten<br />
• Kundennutzen<br />
Preisgestaltung (Price)<br />
Preisbildung<br />
Preiselastizität<br />
Preisdifferenzierung<br />
•zeitlich<br />
•räumlich<br />
•Kundensegment<br />
• Verwendungszweck<br />
• Konkurrenz<br />
Bei folgenden Ereignissen muss die Unternehmung sich<br />
mit der Bestimmung von Preisen auseinandersetzen:<br />
• die Unternehmung führt ein neues Produkt ein,<br />
• die Konkurrenz ändert ihre Preise,<br />
Rabatte /<br />
Konditionen<br />
•Funktionsrabatte<br />
• Mengenrabatte<br />
• Zeitrabatte<br />
•Skonti<br />
•Treuerabatte<br />
75<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Preisdifferenzierung<br />
Rabatte<br />
• die Produktionskosten erhöhen oder vermindern sich,<br />
• die Abnehmer ändern ihr Konsumverhalten,<br />
• oder der Staat führt eine indirekte Steuer auf ein<br />
Produkt ein, das die Unternehmung im Programm führt.<br />
bedeutet, dass eine Unternehmung ein und dasselbe<br />
Produkt zu unterschiedlich hohen Preisen an<br />
unterschiedliche Abnehmer verkauft. Mit diesem Vorgehen<br />
lässt sich der Umsatz, Marktanteil oder Gewinn<br />
vergrössern.<br />
Man kennt in der Praxis verschiedene Arten von<br />
Preisdifferenzierung:<br />
• Die räumliche Preisdifferenzierung basiert auf der<br />
geografischen Aufteilung des Marktes in verschiedene<br />
Gebiete (z.B. Stadt-Land, Regionen, Länder).<br />
• Die zeitliche Preisdifferenzierung basiert auf den<br />
Schwankungen der Nachfrage über den Zeitablauf und<br />
zeigt sich z.B. in unterschiedlichen Telefontarifen (Tag,<br />
Nacht, Wochenende) oder Hotelpreisen (Haupt- und<br />
Zwischensaison).<br />
• Die Preisdifferenzierung nach Kundensegmenten basiert<br />
auf der Unterteilung der potentiellen Käufer nach<br />
bestimmten Merkmalen wie z.B. Lebensalter oder<br />
Erwerbssituation (reduzierte Preise für AHV-<br />
Berechtigte, Schüler und Studenten bei Veranstaltungen<br />
oder SBB). Oft haben die tieferen Preise nur während<br />
bestimmten Zeiten Gültigkeit.<br />
• Die Preisdifferenzierung nach Produkt- und<br />
Verwendungsform basiert darauf, dass das gleiche<br />
Produkt mit nur geringfügigen Veränderungen<br />
unterschiedlich verwendet werden kann. Deshalb<br />
werden für nur geringfügig verschiedene Produkte<br />
unterschiedliche Preise festgelegt, obwohl die<br />
Herstellkosten gar nicht oder nur marginal variieren.<br />
Beispiele dafür sind die Unterscheidung von Industrie-<br />
und Haushaltsstrom, Speise und Viehsalz, Heiz- und<br />
Dieselöl oder Drucksachen und Briefpost beim Versand<br />
durch die PTT.<br />
Rabatte sind prozentuale oder absolute Abschläge auf den<br />
Endverbraucherpreis oder den Herstellerabgabepreis einer<br />
Ware. Viele Unternehmungen variieren ihre Preise durch<br />
die Gewährung von Rabatten, um die Abnehmer (Handel<br />
oder Konsumenten) zu einer bestimmten Handlung<br />
(sofortiger Kauf, frühzeitige Zahlung, Barzahlung,<br />
Abnahme grösserer Mengen, Aufträge ausserhalb der<br />
Saison, Übernahme von Funktionen wie Vertrieb,<br />
Lagerhaltung usw.) zu bewegen.<br />
Im Wesentlichen werden mit der Gewährung von Rabatten<br />
die folgenden Ziele verfolgt:<br />
76<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Preiselastizität<br />
• Umsatz- bzw. Absatzausweitung<br />
• Erhöhung der Kundentreue<br />
• Rationalisierung der Auftragsabwicklung<br />
• Steuerung der zeitlichen Verteilung des<br />
Auftragseingangs<br />
• Image hochpreisiger Güter sichern und trotzdem<br />
preiswert anbieten.<br />
Zur Erreichung dieser Ziele stehen die verschiedensten<br />
Rabattarten zur Verfügung:<br />
• Funktionsrabatte (Pauschalfunktionsrabatt,<br />
Marktbearbeitungsrabatt, Finanzierungsfunktionsrabatt)<br />
• Mengenrabatte (Einzelauftragsrabatt, Umsatzrabatt,<br />
Grosskundenmengenrabatt)<br />
• Zeitrabatte (Einführungsrabatt, Vorausbestellrabatt,<br />
Saisonrabatt, Auslaufrabatt)<br />
• Treuerabatte (Rückvergütungen, Rabattmarken usw.)<br />
Die Preiselastizität gibt Aufschluss darüber, wie der Absatz<br />
eines bestimmten Produktes reagiert, wenn der Preis sich<br />
ändert.<br />
Formel: Relative Änderung der Nachfrage / Relative<br />
Änderung des Preises<br />
Ein Produkt mit grosser Elastizität (z.B. Äpfel) reagiert<br />
stark auf Preisänderungen und ein Produkt mit kleiner<br />
Elastizität (z.B. Benzin) reagiert schwach darauf.<br />
Folgende Aspekte führen u.a. zu einer hohen<br />
Preiselastizität:<br />
• grosse Ähnlichkeit und Substituierbarkeit der Produkte,<br />
geringe Differenzierung<br />
• hohe Preistransparenz resp. Preisbewusstsein<br />
• hohe Kauffrequenz<br />
• gute Produktkenntnisse des Abnehmers resp.<br />
Fähigkeiten, Produkte objektiv zu beurteilen<br />
(Industriegüter)<br />
• Entscheidungsträger zahlt selber mit persönlichem Geld<br />
• hohe absolute Preise<br />
• hoher Anteil des Artikels an den Gesamtkosten des<br />
Endproduktes<br />
• Käufer/Wiederverkäufer stehen im Preiswettbewerb im<br />
Endverbrauchermarkt<br />
• geringe Bedeutung von Image und Prestige<br />
77<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Die Liefer- und Zahlungsbedingungen<br />
Preismanagement-Prinzipien<br />
haben mit dem Preis direkt nichts zu tun. Damit werden<br />
Kosten und Leistungen des Waren- und Geldflusses<br />
geregelt. Eine Freihauslieferung z.B. verursacht zwar<br />
Kosten bei der Unternehmung, kann aber gleichzeitig -<br />
falls die Konkurrenz dies nicht bietet - ein<br />
Verkaufsargument darstellen.<br />
Lieferbedingungen sind im Wesentlichen Bestimmungen<br />
hinsichtlich des Umfangs der Lieferverpflichtungen des<br />
Lieferanten (Hersteller, Handel) und ihrer Erfüllung durch<br />
den Lieferanten (Warenübergabe bzw. -zustellung (Ort und<br />
Zeit), Umtausch- und Rücktrittsmöglichkeiten,<br />
Konventionalstrafen bei Lieferverzug, Berechnung von<br />
Porti, Frachten und Versicherungskosten).<br />
Zahlungsbedingungen regeln die Zahlungsweise<br />
(Vorauszahlung, Barzahlung, Zahlung nach Erhalt der<br />
Ware, Gesamtzahlung oder Teilzahlung, Höhe der Raten<br />
bei Teilzahlung) und die Zahlungsfristen (z.B. „Zahlung<br />
innert 30 Tagen ab Rechnungsdatum“).<br />
Bezüglich Preispolitik bzw. -management gibt es gewisse<br />
Prinzipien, die praktisch für alle Branchen und Märkte<br />
gelten:<br />
• Preis-Konstanz: je konstanter und dauerhafter die<br />
Preise, desto glaubwürdiger und qualitativ hochstehend<br />
ist die Wirkung auf die Kunden<br />
• Preis-Diskriminierung: je geringer die Preis-<br />
Diskriminierung bzw. die Preis-Differenzierung, desto<br />
glaubwürdiger und desto geringer ist das Risiko,<br />
einzelne Kunden zu verärgern<br />
• Rabatte und Konditionen: je einheitlicher und<br />
transparenter die Rabatte und Konditionen<br />
(Mengenrabatte, saisonale Rabatte usw.), desto<br />
glaubwürdiger und kundenfreundlicher ist die Wirkung<br />
auf die Kunden<br />
• Psychologische Preise: je durchdachter und stringenter<br />
die Preispsychologie zugunsten beider Parteien<br />
angewendet wird, desto sympathischer und<br />
umsatzfördernder ist die Wirkung<br />
• Preis-Gruppen: je konsistenter und ähnlicher die<br />
Sortimente in Preis-Gruppen zusammengefasst werden,<br />
desto einfacher und zeitsparender ist dies für die<br />
Kunden und für uns<br />
• Preis-Erhöhungen: je transparenter und argumentativ<br />
belegbar die Preis-Erhöhung, desto eher akzeptiert dies<br />
der Kunde<br />
• Vermeidung von Preis-Wettbewerb: je besser sicher<br />
eine Unternehmung aus dem Preis-Wettbewerb<br />
raushalten kann, desto eher wird sie den Kunden an<br />
sich binden können (allerdings oft nur langfristig)<br />
78<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3.3 Promotion<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
Grundlage des<br />
Kommunikationsprozesses und<br />
verstehen die Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen<br />
Marketingkommunikationsinstrume<br />
nten.<br />
Sie sind in der Lage, ein PR-<br />
Konzept zu erstellen.<br />
Sie sind in der Lage, ein<br />
Werbekonzept zu erstellen.<br />
Sie sind in der Lage, ein<br />
Verkaufsförderungskonzept zu<br />
erstellen.<br />
Sie sind in der Lage, ein<br />
Verkaufskonzept zu erstellen.<br />
Und kennen einige Grundlagen<br />
der Verkaufspsychologie und -<br />
techniken.<br />
Zusätzlich zu den vier klassischen<br />
Instrumenten der<br />
Marketingkommunikation PR,<br />
Werbung, Verkaufsförderung und<br />
Verkauf sind Sie in der Lage,<br />
alternative Instrumente sinnvoll<br />
und zielorientiert einzusetzen.<br />
Grundlagen<br />
Marktbearbeitung (Promotion)<br />
PR Werbung Verkaufsförderung<br />
Sympathie<br />
Vertrauen<br />
Dialog<br />
Anspruchsgruppen<br />
Umsatz<br />
Information<br />
Bekanntheit<br />
Umsatz<br />
Unterstützung<br />
Kunden Handel<br />
Verkäufer<br />
Kunden<br />
Verkauf<br />
Umsatz<br />
Beratung<br />
Kunden<br />
wichtiger unwichtiger wichtig wichtiger<br />
In unserer modernen Gesellschaft, in welcher der<br />
Konsument u.a. die Qualität der Produkte aufgrund ihrer<br />
Komplexität immer weniger beurteilen kann, die<br />
Informationsflut enorm wird bekommt die Information der<br />
und die Kommunikation mit den Kunden einen immer<br />
höheren Stellenwert. Selbst überdurchschnittlich gute<br />
Produkte oder Dienstleistungen verkaufen sich nicht<br />
mühelos, sondern bedürfen einer wirkungsvollen<br />
Marktbearbeitung.<br />
Die Aufgabe der Promotion (auch Marketingkommunikation<br />
oder Markbearbeitung genannt) besteht darin, die Kunden,<br />
Interessenten und anderen Anspruchsgruppen über die<br />
Unternehmung und deren Produkte aktiv, bewusst und<br />
gezielt zu informieren, um damit den Absatz der Produkte<br />
direkt und/oder indirekt zu fördern. Die Promotion kann als<br />
das Sprachrohr des Marketings bezeichnet werden. Diese<br />
79<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3.3.1 Public Relations<br />
Grundlagen<br />
Ziele und Aufgaben<br />
Kommunikationsmassnahmen können wiederum in einen<br />
sog. Kommunikations-Mix unterteilt werden. Dieser<br />
umfasst die folgenden<br />
Marketingkommunikationsinstrumente:<br />
• Werbung<br />
• Verkaufsförderung (Sales Promotions)<br />
• Public Relations (PR, Öffentlichkeitsarbeit)<br />
• Verkauf.<br />
Oft werden u.a. folgende Massnahmen der<br />
Marktbearbeitung zusätzlich aufgelistet (weil sie nicht klar<br />
einem dieser vier Instrumente zugeordnet werden können):<br />
• Direktmarketing<br />
• Sponsoring<br />
• Eventmarketing<br />
• Messe-Marketing<br />
Unter Public Relations fallen alle Massnahmen, mit<br />
welchen eine Unternehmung die Öffentlichkeit sowohl über<br />
ihre Tätigkeiten und Absichten als auch über ihre Produkte<br />
informiert, um damit v.a. ein positives Image, Vertrauen<br />
und Verständnis bei ihren Anspruchsgruppen zu gewinnen<br />
und zu pflegen. Öffentlichkeitsarbeit dient der<br />
gesellschaftlichen und marktorientierten Kommunikation<br />
mit ihrer inner- und ausserbetrieblich relevanten<br />
Öffentlichkeit. Diese besteht aus Konsumenten,<br />
Mitarbeitern, überbetrieblichen Institutionen, staatlichen<br />
Instanzen, Lieferanten, Kreditgebern, Medien etc.<br />
Im Zeichen zunehmender sozialer und umweltpolitischer<br />
Probleme geraten Unternehmen vermehrt unter Beschuss<br />
einer kritischen Öffentlichkeit. Es überrascht daher nicht,<br />
dass vor allem Unternehmen, die in besonderem Masse<br />
der öffentlichen Kritik ausgesetzt sind, sich verstärkt der<br />
PR bedienen (Banken, Mineralölfirmen, Chemie- und<br />
Pharmabetriebe etc.).<br />
PR dient der Imageverbesserung und baut auf Kontinuität.<br />
Sekundär kann PR sich durchaus auch auf den Umsatz<br />
auswirken - im positiven wie im negativen Sinne. Ist das<br />
Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit positiv, steigt<br />
das Vertrauen der Verbraucher in die Dienstleistungen und<br />
Produkte. PR erweist sich in einer sich ständig<br />
80<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Abgrenzung zu Sales Promotion und Werbung<br />
verändernden Umwelt als eine der zentralen<br />
Erfolgsfaktoren. Unternehmungen, Organisationen und<br />
Institutionen, die in den vergangenen Jahren durch den<br />
Dialog mit der Öffentlichkeit Vertrauen und Akzeptanz<br />
schaffen konnten, bewältigen Situationen öffentlicher<br />
Exponiertheit besser. In diesen Zeiten können diese vom<br />
Vertrauens- und Glaubwürdigkeitspotential zehren, dass<br />
sie in der Vergangenheit aufgebaut haben.<br />
Als "Opinion Leader" (Entscheidungsträger, Beeinflusser)<br />
hat die Presse einen starken Einfluss auf die<br />
Meinungsbildung in der Öffentlichkeit. Somit stehen die<br />
Journalisten an erster Stelle. Denn ihre Aufmerksamkeit<br />
und ihr Interesse muss immer wieder geweckt werden, um<br />
an die eigentliche Zielgruppe, die Öffentlichkeit,<br />
heranzukommen. Die Medienvertreter sind meistens ihren<br />
Lesern und Hörern verpflichtet und arbeiten folgerichtig die<br />
Meldungen in deren Sinne und zu ihrem Nutzen auf. So<br />
müssen Inhalte und Sprache in zweifacher Hinsicht<br />
zielgruppenspezifisch sein: Die PR-Meldung muss das<br />
journalistische Interesse des Redaktors zu wecken<br />
versuchen wie auch dasjenige der Öffentlichkeit. Moderne<br />
PR sucht auch den offenen Dialog mit kritischen<br />
Zielgruppen.<br />
Public Relations können folgende Aufgaben wahrnehmen:<br />
• Die Neueinführung oder Repositionierung von<br />
Produkten unterstützen,<br />
• Produkte verteidigen, die in der Öffentlichkeit auf Kritik<br />
gestossen sind,<br />
• Zielgruppen beeinflussen oder zumindest deren<br />
Interesse an bestimmten Produkten wecken,<br />
• das Image der Unternehmung so aufbauen, dass es sich<br />
positiv auf deren Produkte auswirkt.<br />
Im Gegensatz zur Werbung oder Sales Promotions steht<br />
bei marktorientierten Public Relations nicht der<br />
unmittelbare und kurz- bis mittelfristige Absatz im Zentrum,<br />
sondern vielmehr die Erwirkung einer langfristig positiven<br />
Haltung der relevanten Anspruchsgruppen gegenüber der<br />
Unternehmung und ihren Produkten.<br />
Zum Unterschied PR - Werbung:<br />
PR Werbung<br />
PR befassen sich mit dem Informationsfluss<br />
zwischen der Unternehmung<br />
und ihrer Anspruchsgruppen.<br />
81<br />
Werbung bezieht sich auf die Information über<br />
die eigenen Produkte gegenüber den<br />
(potentiellen) Kunden.<br />
PR bemühen sich um Sympathieanteile. Werbung kämpft um Marktanteile.<br />
PR wirken langfristig. Werbung wirkt eher kurzfristig.<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Instrumente der Public Relations<br />
Einsatz<br />
Spezialformen der Public Relations<br />
Die folgende Aufzählung enthält die wichtigsten und in der<br />
Praxis verbreiteten Instrumente der marktorientierten<br />
Public Relations:<br />
• Veröffentlichungen:<br />
Geschäftsberichte, Kundenzeitschriften, redaktionelle<br />
Beiträge in Zeitungen oder Fachzeitschriften, Prospekte<br />
• Pressearbeit:<br />
Pressemitteilungen, Pressekonferenzen, Interviews für<br />
Zeitung oder TV<br />
• Veranstaltungen:<br />
Fachvorträge, Podiumsdiskussionen, Tag der offenen<br />
Tür, Jubiläumsfeiern, Ausstellungen,<br />
Wohltätigkeitsveranstaltungen, Konzerte, Theater<br />
• Förderung und Beiträge an gemeinnützige Institutionen:<br />
Unterstützung von Hilfsorganisationen oder<br />
Umweltschutzaktivitäten, Einrichtung von Stiftungen,<br />
Förderung von Wissenschaft oder Kultur<br />
PR-Massnahmen sind im Vergleich zur Werbung<br />
wesentlich kostengünstiger und sollten somit auch<br />
vermehrter von kleineren Unternehmungen eingesetzt<br />
werden. Dabei ist aber wichtig, dass bei allen PR- und<br />
Kommunikationsmassnahmen auf eine gewisse<br />
Regelmässigkeit und einen bestimmten Rhythmus Wert<br />
gelegt wird.<br />
Sponsoring<br />
ist die Förderung von Personen und Organisationen im<br />
sportlichen, kulturellen, sozialen oder ökologischen<br />
Bereich nach dem Grundsatz von Leistung und<br />
Gegenleistung. Hier liegt auch der wesentliche<br />
Unterschied zur Förderung im klassischen Sinne, bei<br />
welcher der Förderer meist im Hintergrund bleibt und keine<br />
Gegenleistung verlangt. Der Sponsor stellt hingegen Geld,<br />
Sachmittel oder Dienstleistungen zur Verfügung und<br />
erwartet dafür vom Gesponserten Werbung für seine<br />
Unternehmung oder deren Produkte.<br />
Product Placement<br />
ist die Plazierung von Produkten als Requisiten in Kino-<br />
und Fernsehfilmen. Dies wird in der Regel vom Publikum<br />
nicht als Werbung empfunden und erzeugt damit auch<br />
keine Abwehrhaltung. Im weiteren schafft dieses<br />
82<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3.3.2 Werbung<br />
Grundlagen<br />
Instrument die Möglichkeit, den Gebrauch des Produktes<br />
zu zeigen und es mit bestimmten Situationen oder im<br />
Zusammenhang mit Idolen zu assoziieren.<br />
Werbung ist, zusammen mit PR, Verkaufsförderung und<br />
dem persönlichen Verkauf, ein Kommunikationsinstrument.<br />
Der Kommunikations-Mix (oder die Marktbearbeitung) ist<br />
Bestandteil des Marketing-Mix:<br />
Mit Werbung kann ein gewisser Bekanntheitsgrad bzw.<br />
eine Akzeptanz erreicht oder erhöht werden. Mit der Wahl<br />
der entsprechenden Werbemittel und Werbeträger wird die<br />
Werbung zum Instrument der Aktion und Reaktion auf dem<br />
Markt. Durch die Gestaltung der Werbemittel schafft<br />
Werbung Identität und unterscheidet das Unternehmen von<br />
den Wettbewerbern (Positionierung). Die Wirkung der<br />
Werbung kann nicht direkt an der Zahl der verkauften<br />
Einheiten gemessen werden. Ihr Hauptziel ist es, für das<br />
Unternehmen Kunden zu gewinnen, die Besucherfrequenz<br />
zu erhöhen, den Namen des Unternehmens oder des<br />
Produktes in der Erinnerung der Kunden zu verankern.<br />
Werbung ist weder Unterhaltung noch eine Form der<br />
Kunst, sondern vielmehr ein Medium der Information. Ich<br />
möchte nicht, dass Sie eine Anzeige von mir als „kreativ“<br />
bezeichnen, sondern diese so interessant finden, dass Sie<br />
das Produkt kaufen.“ (David Ogilvy)<br />
„Werbung ist das ehrlichste Medium. Da wird nichts<br />
gelogen. Jeder weiss: Alles ist geschönt.“<br />
Kritik an der Werbung<br />
• Werbung fördert die Kommerzialisierung der<br />
Gesellschaft!<br />
• Werbung manipuliert den Konsumenten!<br />
• Werbung orientiert sich lediglich am Markterfolg und<br />
nicht an gesellschaftlich wichtigen Anliegen!<br />
• Werbung beschleunigt den rücksichtslosen Verbrauch<br />
knapper Energien und natürlicher Ressourcen!<br />
• Werbung hintergeht die Gesellschaft durch falsche<br />
Versprechungen, überhöhte Preise, ungenügende<br />
Produktinformationen usw.!<br />
Funktionen der Werbung für den Konsumenten<br />
• Informationen bezüglich Konsumentscheidungen<br />
• emotionale Konsumerlebnisse<br />
• Normen und Modelle für das Konsumverhalten<br />
83<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Werbeziele<br />
Werbebotschaft<br />
• Zeitvertreib und Unterhaltung<br />
Bekanntmachung von Produkten<br />
• Erlangung des Bekanntheitsgrades eines Produktes<br />
• Erhaltung des Bekanntheitsgrades eines Produktes<br />
• Erhöhung des Bekanntheitsgrades eines Produktes<br />
Information über Produkte<br />
• Information über Funktion des Produktes<br />
• Information über Einsatzmöglichkeiten des Produktes<br />
• Information über Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
Stärkung des Vertrauens in das Produkt<br />
• Imageverbesserung des Produktes<br />
• Schaffung von Präferenzen für das Produkt<br />
• Vermeidung von kognitiven Dissonanzen<br />
Unterstützung der Absatzchancen<br />
• Argumente für Kaufentschluss<br />
• Senkung der „Vertriebskosten“<br />
Bei den Werbebotschaften kann Informationswerbung<br />
(„Jetzt haben wir neue Modell an Lager“),<br />
Suggestivwerbung („Ihre Freunde werden Sie beneiden“)<br />
oder Erinnerungswerbung (Haben Sie Ihre Ovo heute<br />
schon gehabt?“) unterschieden werden.<br />
Argumentationen in den Werbebotschaften:<br />
• Produktvergleiche<br />
• wissenschaftliche Beweisführung<br />
• Offenheit<br />
• Provokation<br />
• Stilleben (Umgebung, Ambiance)<br />
• Dramatisierung<br />
• persönliche Empfehlung<br />
• Demonstration<br />
• Humor<br />
• Übertreibung<br />
• Nutzen<br />
84<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Werbestil<br />
z.B. Prestige als Nutzen:<br />
• edles Design<br />
• anspruchsvolle Technik<br />
• niveauvolles Outfit<br />
• ganz speziell Ihren Wünschen angepasst<br />
• etwas für Kenner<br />
• für jüngeres, schöneres Aussehen<br />
Emotionales Frischeerlebnis<br />
• Töne: helle, klare Klangfarbe, Melodiedissonanzen<br />
• Farben: grün-gelbe und einige blaue Töne<br />
• Bilder: Blumen, Wasser, Frühlingslandschaften<br />
• Duftstoffe: Zitrusdüfte, grasig-grüne Düfte<br />
• Geschmack: Mentol, Pfefferminze<br />
• Worte: "wilde Frische von Äpfeln"<br />
• Haptik: glatte Oberflächen wie Glas oder Metall<br />
Die wichtigsten Regeln für den Macher:<br />
AIDA - A = Attention<br />
• Jedes Inserat braucht einen Eye Catcher! Das<br />
schlimmste ist, wenn das Inserat übersehen wird!<br />
• Setzen Sie Prioritäten! Gleichmässige Seiten sind<br />
abstossend! Nicht vollstopfen; mit Leerraum spielen!<br />
• Zwischentitel sind zwingend!<br />
• Extreme Formate geben Spannung in die Seite!<br />
• Zeilen: nicht weniger als 30 und nicht mehr als 40<br />
Buchstaben!<br />
AIDA - I = Interesse<br />
• Das Interesse muss schon beim Anlesen geweckt<br />
werden! Verwenden Sie Reizwörter oder Neugier-<br />
Wecker!<br />
• Bilder: Je emotionaler ein Bild ist, umso eher „packt“ es!<br />
• „Bildlegende“ = Bildunterschrift. Das Auge sucht die<br />
Erklärung zu einem Bild unter dem Bild.<br />
• Der Leser will Namen lesen!<br />
• Nur junge Katzen glauben an die andere Katze im<br />
Spiegel...<br />
AIDA - D = Desire<br />
• Der Leser und die Leserin wollen eingeladen werden.<br />
Verwenden Sie Sie-Formulierungen!<br />
85<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Mediaplanung (Streuplanung)<br />
• Lange Text-Riemen sind verboten! Der Leser hüpft,<br />
wählt aus, liest von hinten nach vorne und sucht<br />
kompakte Informationen. Lange Artikel müssen<br />
segmentiert werden!<br />
AIDA - A = Action<br />
• Machen Sie dem Leser die (Kauf) Handlung so einfach<br />
wie möglich!<br />
• Bringen Sie den Leser so weit, dass er sofort (re-<br />
)agiert. Aus den Augen, aus dem Sinn!<br />
Eine bestimmte Zielgruppe soll in bestimmter Intensität in<br />
einer bestimmten Zeitspanne in einem bestimmten Gebiet<br />
beworben werden.<br />
Folgende Entscheidungen müssen diesbezüglich getroffen<br />
werden:<br />
• Auswahl der Mediagattungen<br />
• Festlegen der Wiederholungen (Bestimmung des<br />
Werbedrucks)<br />
• Bestimmung zeitlicher Einsatz<br />
Die Mediaplanung wird bestimmt durch:<br />
• Markt<br />
○ gesättigt<br />
○ ungesättigt<br />
○ sprachlich differenziert (Tessin: kl. Gebiet braucht<br />
grosses Budget)<br />
• Produktcharakteristik (Involvement)<br />
• Medienverfügbarkeit (TV in der Schweiz: gute<br />
Sendezeiten sind total überbucht)<br />
• Kommunikations- bzw. Werbeziele (Ziel<br />
Markenbekanntheit� grosser Werbedruck nötig;<br />
Festigung Markenimage � bildhafte Medien<br />
• Zielgruppe (Medien wählen mit denen Zielgruppe gut<br />
erreicht wird; Zielgruppe involviert oder nicht? �<br />
bestimmt Anzahl Schaltungen<br />
• Botschaftsinhalt (komplexe Informationen � Print;<br />
Abläufe � TV, Kino; Kurz � Radio)<br />
• Budget bestimmt Mediagattung und Formate (Länge,<br />
Grösse) � Kompromiss zwischen Reichweite und<br />
Anzahl Schaltungen (viele Leute wenige Male – wenige<br />
Leute viele Male)<br />
• Mitbewerber<br />
• Einsatz anderer Kommunikationsinstrumente<br />
86<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Um die wichtigen – und letztlich kostspieligen –<br />
Mediaplanungsentscheid zu fällen bedarf es eines<br />
Mediavergleichs. Folgende Untersuchungskriterien werden<br />
dabei analysiert:<br />
• Reichweite: Leser pro Nummer / Ausgabe, Seher /<br />
Hörer pro Zeiteinheit<br />
• Kumulierte Reichweite: Anzahl Zielpersonen, die<br />
zumindest einmal durch mehrere Ausgaben eines<br />
Werbeträgers bzw. durch mehrere Werbeeinschaltungen<br />
erreicht werden.<br />
• Nettoreichweite: Gesamtzahl der Personen, die bei<br />
Einschaltungen in verschiedenen Medien mindestens<br />
einmal erreicht werden � Überschneidungen bei<br />
Nutzern mehrer Medien (Duplikation).<br />
• Kombinierte Reichweite: Umfasst alle Personen, die von<br />
mehreren Einschaltungen in mehreren Medien<br />
zumindest einmal erreicht wurden.<br />
• Kontakthäufigkeitsverteilung: Gibt an wie oft die<br />
Mitglieder der Zielgruppe die Chance haben, Kontakt<br />
mit den Werbeträgern zu haben, in denen die<br />
Werbebotschaft geschaltet wird.<br />
• Durchschnittliche Kontaktchance OTS (Opportunity to<br />
See): Gibt an wie oft eine durchschnittliche Person die<br />
Chance hat mit der Werbung in Berührung zu kommen.<br />
• Gross Rating Points (GRP): Bruttoreichweite<br />
(Kontaktsumme) in % der Zielgruppe.<br />
Ferner bedarf es eines Intermedia-Vergleiches:<br />
Plakate<br />
• hohe Beachtung!<br />
• mit Plakat erreicht man fast alle Menschen. Plakate<br />
profitieren von Zunahme der Mobilität.<br />
• Werbung muss plakatgerecht sein! Nur wenige<br />
Informationen können transportiert werden.<br />
TV<br />
• DAS Low-Involvement Medium! Sympathie, Emotion,<br />
Bild und Ton…<br />
Zeitungen<br />
• Leser suchen aktiv Informationen, auch über<br />
Dienstleistungen und Produkte<br />
• ideal für lokal beschränke Informationen<br />
• relativ kostengünstig<br />
• Nachteil: viele Mitbewerber, kurze Lebensdauer<br />
87<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Zeitschriften<br />
• allgemeine Zeitschriften (Streuverluste) vs. Spezialzeitschriften<br />
(Detailinformationen, Zielgruppe zu relativ<br />
geringen Kosten erreichbar)<br />
• gutes Image, Glaubwürdigkeit und Exklusivität<br />
• längeres Leben, mehrmals betrachtet<br />
Radio<br />
• bei privaten Sendern: starker Boom<br />
• klare unkomplizierte, akustisch gut darstellbare Inhalte<br />
� gut<br />
• man kann sich akustischen Reizen weniger entziehen<br />
als optischen<br />
• Sender-/Programmwahl � Zielgruppenselektion in<br />
Ordnung<br />
Kino<br />
Werbeplattform (Werbekonzeption)<br />
• Anteil an Kinowerbung verglichen mit Gesamtwerbung<br />
gering<br />
• Empfangsbedingungen gut<br />
• Kosten im Vergleich mit TV viel geringer<br />
Aussenwerbung<br />
• Plakate, Verkehrsmittel, Schilder<br />
• geografische Segmentierung<br />
• relativ tiefe Kosten<br />
• hohe Kontakthäufigkeit<br />
• Informationen müssen Aufmerksamkeit erregen resp.<br />
kurz und prägnant sein<br />
Sobald Ausgangslage und Aufgabe klar umschrieben,<br />
nötige Informationen und Daten zusammengetragen und in<br />
einem Briefing formuliert worden sind, kann die<br />
Kommunikationsstrategie festgelegt werden. Diese<br />
Strategie bildet die Basis der Werbeplattform<br />
(Werbekonzeption):<br />
Werbeziel<br />
Was soll erreicht<br />
werden?<br />
Ökonomische Ziele sind in der<br />
Werbung beschränkt sinnvoll:<br />
* keine Anhaltspunkte für<br />
Werbestrategie<br />
* direkte Wirkung der Werbung<br />
(alleine) ist nicht messbar bei<br />
ökonomischen Grössen. Es<br />
könnten auch alle anderen<br />
Kommunikationsinstrumente oder<br />
sonstige Einflussgrössen sein.<br />
88<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Werbeobjekt<br />
Für was soll geworben<br />
werden?<br />
Zielgruppe<br />
Wer soll angesprochen<br />
werden?<br />
Werbebotschaft<br />
Was sagen wir?<br />
Werbeträger und –<br />
mittel (Mediaplanung)<br />
Welches Medium eignet<br />
sich?<br />
Werbestil<br />
Wie gestalten wir die<br />
Botschaft?<br />
Werbebiet (Streugebiet)<br />
Wo soll geworben<br />
werden?<br />
Werbezeit (Streuzeit)<br />
Wann soll geworben<br />
werden?<br />
Kommunikationsziele:<br />
* Wissensziele = Produkt,<br />
Markenkenntnis, Kenntnis von<br />
Produktmerkmalen<br />
* Einstellungsziele = Einstellungen<br />
zu Produkten, Marken,<br />
Unternehmen<br />
* Kontaktziele<br />
* Imageziele<br />
* Motivationsziele<br />
Positionierungsziele<br />
* einzelnes Produkt<br />
* Produktgruppe<br />
* gesamtes<br />
Produktionsprogramm/Sortiment<br />
* Händler<br />
* Gewerbetreibende<br />
* Endverbraucher (Hausfrauen,<br />
Kinder, Heimwerker ...) ...<br />
Die Zielgruppe kann erreicht werden<br />
mittels ...<br />
Direktwerbung (Umworbener ist<br />
bekannt) z.B. Werbebrief<br />
Massenwerbung (Umworbener ist<br />
anonym) z.B. Fernsehspot<br />
* informierende Werbung<br />
* argumentierende Werbung<br />
* emotionale Werbung<br />
(Suggestivwerbung)<br />
Zeitung, (Fach)Zeitschrift, Fernsehen,<br />
Radio, Plakatwand, Litfasssäule,<br />
Werbebrief, Verkehrsmittel, Person ...<br />
* emotionale reize (biologisch<br />
vorprogrammierte Reaktionen<br />
auslösend, kaum kontrollierbar).<br />
Bsp: Kindchenschema, Erotik,<br />
Gesichter<br />
* kognitive reize (aktivieren<br />
Informationsverarbeitung durch<br />
gedankliche Konflikte,<br />
Widersprüche, Überraschungen)<br />
* physische reize (Grösse und<br />
verwendete Farbe)<br />
lokale, regionale, nationale,<br />
internationale Werbung<br />
89<br />
ganzes Jahr, bestimmte Jahreszeit,<br />
bestimmte Tage, bestimmte Tageszeit<br />
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Checkliste Werbebriefing<br />
Werbeetat<br />
(Werbebudget)<br />
Wie viel Geld steht für die<br />
Werbung zur Verfügung?<br />
Werbeerfolgskontrolle<br />
Wie wirksam war die<br />
Werbung?<br />
Situationsanalyse<br />
90<br />
Budgetierungsmethoden in der<br />
Praxis:<br />
* Umsatz- bzw.<br />
Gewinnanteilmethode<br />
(Werbekosten als Prozentsatz vom<br />
vergangenen oder erwarteten<br />
Umsatz bzw. Gewinn)<br />
* Methode der Werbekosten je<br />
Verkaufseinheit<br />
* Methode der finanziellen<br />
Tragbarkeit<br />
* Konkurrenz-Paritäts-Methode<br />
(Bestimmung des Budgets<br />
aufgrund der Gepflogenheit der<br />
Konkurrenten)<br />
* Werbezielabhängige Methoden<br />
(Werbebudget wird aufgrund der<br />
gesetzten Kommunikationsziele<br />
bestimmt)<br />
* Werbekosten pro Tausend<br />
erreichter Zielkunden<br />
* Prozentsatz der angesprochenen<br />
Kunden pro Werbeträger<br />
* Konsumentenmeinungen zum<br />
Werbeinhalt und zur<br />
Werbewirksamkeit<br />
* Einstellungen zum Produkt vor und<br />
nach einer Werbekampagne<br />
* Zahl der Anfragen, die durch eine<br />
Anzeige bewirkt wurden<br />
• kurze Information über Kunde, Markt, Konkurrenz<br />
• eigene Werbung in den letzten Jahren<br />
• Konkurrenzwerbung<br />
Unser Problem<br />
• Die Kampagne im allgemeinen (konkreter Auftrag,<br />
Termine, Kontaktpersonen), Probleme, z.B.<br />
Produkteinführung, Image-Kampagnen, Erinnern<br />
Firma<br />
• Absender, Auftraggeber, sinnvolle<br />
Hintergrundinformationen, CI<br />
Produkt / Dienstleistung<br />
• Name, Bezeichnung<br />
• Eigenschaften und deren Begründung (= Reason Why)<br />
• Was haben wir, was wollen wir?<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• Wie wird unser Produkt, unsere Dienstleistung<br />
verwendet?<br />
• USP und UAP<br />
• Nachteile, Handicaps<br />
• Einzelproduktstrategie, Dachmarken-Strategie<br />
• Welche technischen Informationen sind für die Werbung<br />
relevant?<br />
• Vorschriften und Standards, die zu berücksichtigen sind<br />
Zielgruppe / Marktsegmente<br />
• Beschreibung der Zielgruppe(n)<br />
• Welche Zielgruppen sollen angesprochen, welche<br />
Marktsegment bearbeitet werden?<br />
• Gewichtung / Bedeutung<br />
• Meinungsführer, Handel, Konsument, externe<br />
Beeinflusser<br />
Positionierung<br />
• Ist-Zustand, Idealposition (Vergleich mit Konkurrenz)<br />
• Positionierung in Bezug auf Konkurrenz, Zielgruppe,<br />
Gesamtangebot<br />
Kommunikationsstrategie mit Zielvorgabe<br />
• Übergeordnete Ziele (Marketing, Unternehmensziele) �<br />
ökonomische Ziele<br />
• Kommunikationsziele � Wirkungsziele<br />
• Wissensziele<br />
• Einstellungsziele<br />
• Ziele beim Kunden und beim Handel<br />
• Zeitraum � pulsierende Werbung, Schubwerbung<br />
Copy Platform und andere Gestaltungsvorgaben<br />
• Grobe Angaben über den gewünschten Text<br />
• Inhaltliche unternehmensphilosophische Vorgaben (aus<br />
CI)<br />
• evtl. Restriktionen<br />
• Farbvorgaben (Firmenfarben, Markenfarben)<br />
• einfarbig, mehrfarbig<br />
Media-Mix (Mediaplan)<br />
• Werbemittel<br />
• Werbeträger<br />
• Mediagattung<br />
91<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Budget<br />
3.3.3 Verkaufsförderung<br />
Grundlagen<br />
Verbraucher-Promotions<br />
• Finanzieller Rahmen<br />
Unter Verkaufsförderung (Sales Promotions) fallen alle<br />
Massnahmen, mit denen der Absatz eines Produkts mit<br />
ausserordentlichen, punktuellen und in der Regel zeitlich<br />
befristeten Anreizen unmittelbar unterstützt und damit<br />
kurzfristig erhöht werden soll.<br />
Mit Sales Promotion können entweder die Verbraucher, die<br />
Händler oder aber die eigenen Verkäufer zum Kauf bzw.<br />
Verkauf zusätzlich motiviert werden. Man unterscheidet<br />
deshalb die Verbraucher-, die Händler- und die Verkäufer-<br />
Promotions.<br />
sind Massnahmen, die auf die Verbraucher gerichtet sind.<br />
In der Praxis sind v.a. die folgenden üblich:<br />
• Muster<br />
eines Produkts werden in geringen Mengen kostenlos<br />
zur Probe abgegeben - als Beilage zu einem anderen<br />
Produkt wie z.B. ein Muster Weichspüler in der<br />
Waschmittelpackung, über den Postversand, „auf der<br />
Strasse“ wie z.B. Zigaretten oder beim Einkauf nach<br />
Bezahlung an der Kasse wie z.B. Kosmetika.<br />
• Gutscheine oder Coupons<br />
gewähren dem Inhaber beim Kauf eines Produkts eine<br />
Ersparnis oder einen bestimmte Zusatzleistung wie z.B.<br />
eine komplette Innenreinigung des Autos beim nächsten<br />
Service.<br />
• Kombi- oder Multipacks<br />
bieten dem Verbraucher eine Ersparnis gegenüber den<br />
regulären Produktpreisen wie z.B. 3 für 2 im Multipack<br />
oder die gemeinsame Verpackung zweier<br />
komplementärer Produkte wie z.B. Zahnbürste und<br />
Zahnpasta im Kombipack.<br />
• Zugaben<br />
sind Produkte, die zu einem relativ niedrigen Preis oder<br />
sogar kostenlos beim Kauf eines anderen Produkts<br />
abgegeben werden wie z.B. Schlüsselanhänger als<br />
Zugabe beim Kauf eines Portemonnaies.<br />
• Gewinnspiele und Preisausschreiben<br />
bieten den Verbrauchern die Möglichkeit, Bargeld,<br />
Reisen oder Produkte zu gewinnen. Die Teilnahme am<br />
Gewinnspiel verpflichtet dabei nicht zum Kauf und<br />
umgekehrt erhöht ein Kauf die Gewinnchancen nicht.<br />
92<br />
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Händler-Promotions<br />
Verkäufer-Promotions<br />
Die Bedeutung von Verkaufsförderung<br />
3.3.4 Verkauf<br />
Grundlagen<br />
• Probenutzung oder Warenrücknahme<br />
bieten dem Verbraucher die Möglichkeit, ein Produkt zu<br />
testen. Wenn dieses die Erwartungen nicht erfüllt, kann<br />
es dem Verkäufer ohne finanzielle Konsequenzen<br />
zurückgegeben werden.<br />
Während die Werbung beim Verbraucher v.a. Interesse<br />
oder bestenfalls den Kaufwunsch weckt, so sollen ihn<br />
Verbraucher-Promotions im Wesentlichen zum effektiven -<br />
wenn möglich sofortigen - Kauf veranlassen.<br />
sind Massnahmen, die auf die Händler gerichtet sind.<br />
Darunter fallen z.B. Spezielle Einkaufskonditionen und<br />
Rabatte, Prämien bei Erreichung eines festgelegten<br />
Absatzziels, zur Verfügung gestelltes Ausstellungsmaterial<br />
für den Verkaufsraum, zur Verfügung gestellte Hostessen<br />
für Messen und Veranstaltungen, Information, Beratung<br />
und Ausbildung.<br />
sind Massnahmen, die die Motivation der eigenen<br />
Verkäufer unterstützen und fördern sollen. Darunter fallen<br />
z.B. Verkaufswettbewerbe mit Preisen für die „besten“<br />
Verkäufer, Ausrüstung mit entsprechenden Hilfsmitteln zur<br />
Verkaufsunterstützung wie Laptop und Natel, Ausbildung<br />
oder Informationsveranstaltungen.<br />
hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So weisen<br />
heute Sales Promotions bei vielen Unternehmungen einen<br />
Anteil von bis zu 30% (die Werbung inkl. Direct Marketing<br />
bis zu 70%) vom gesamten Kommunikationsbudget auf.<br />
Der persönliche Verkauf ist dasjenige Instrument der<br />
Marketing-Kommunikation, das auf zwischenmenschlicher<br />
Kommunikation beruht: Im persönlichen Gespräch mit<br />
einem Verkaufsmitarbeiter soll der potentielle Käufer über<br />
ein Produkt informiert, beraten und hinsichtlich dessen<br />
Nutzen und Qualität überzeugt werden. Das primäre Ziel<br />
eines solchen Gesprächs - und damit des persönlichen<br />
Verkaufs - ist der Abschluss eines Kaufvertrags. Der<br />
persönliche Verkauf findet am Verkaufsort selbst, beim<br />
93<br />
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Verkaufsplanung<br />
Kunden, am Telefon (siehe dazu auch Kapitel Direct<br />
Marketing, Telemarketing) oder an Messen statt.<br />
Die Bedeutung des persönlichen Verkaufs ist um so<br />
grösser, je erklärungsbedürftiger oder teurer ein Produkt<br />
ist oder je seltener es gekauft wird.<br />
Im Gegensatz zu den unpersönlichen Formen der<br />
Marketingkommunikation resultiert aus dem persönlichen<br />
Kontakt der Verkaufsmitarbeiter mit den potentiellen<br />
Käufern ein direktes Feedback. Der persönliche Verkauf<br />
dient somit auch der Beschaffung von zuverlässigen<br />
Informationen über Kundenbedürfnisse. Deshalb können<br />
auch Gesprächskontakte von Führungskräften mit<br />
wichtigen Kunden im weiteren Sinne dem persönlichen<br />
Verkauf zugeordnet werden, auch wenn dabei die Pflege<br />
der Kundenbeziehung im Vordergrund steht.<br />
Der Verkauf kann grundsätzlich in zwei Hauptbereiche<br />
unterteilt werden: Verkaufsplanung (oder Verkaufskonzept)<br />
und Verkaufstechnik (bzw. -psychologie). Beim ersten<br />
handelt es sich um eine planerisch-konzeptionelle<br />
Aufgabe, während es sich beim Verkaufsgespräch um<br />
Fähigkeiten rund um jedes einzelne Gespräch mit dem<br />
Kunden handelt. Die Verkaufsplanung ist dabei meist in<br />
der Kompetenz des Verkaufsleiters, während das<br />
Verkaufsgespräch Hauptinhalt jeder Verkaufsperson<br />
darstellt.<br />
Analyse der Vorgaben aus der Marketing-bzw.<br />
Verkaufsstrategie<br />
• Die Marketing- bzw. Verkaufsstategie wird von der<br />
Unternehmensstrategie abgeleitet und stellt die<br />
Rahmenbedingungen für die Verkaufsplanung dar.<br />
Umsatz-, Absatz- oder DB-Planung<br />
• Aufgrund der Erfahrungszahlen wird die Plangung<br />
bezüglich Umsatz, Absatz und Deckungsbeitrag der<br />
Produkte gemacht. Je nach Branche, Unternehmung,<br />
Kundenstruktur, Provisionierung der<br />
Verkaufsmitarbeitenden ist ein unterschiedlicher<br />
Zielfokus zu wählen.<br />
Berechnung der Kapazität pro Zeiteinheit<br />
• Verkauf ist sehr zeitintensiv. So sind beispielsweise<br />
selten mehr als drei oder vier Kundenkontakte pro Sales<br />
und Tag möglich. Es gilt daher, die knappe und<br />
kostspielige Ressource Mensch gezielt einzusetzen.<br />
ABC-Analyse / Kontaktqualität und –quantität<br />
• Mittels ABC-Analyse werden die verschiedenen<br />
Kundentypen eingeordnet und die Wichtigkeit der<br />
einzelnen Kunden bestimmt. Daraufhin muss die<br />
Kontaktintensität und -häufigkeit für die einzelen<br />
Kundengruppen festgelegt werden.<br />
94<br />
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Verkaufsgespräch<br />
Verkaufsprobleme<br />
Verkaufsunterstützung<br />
• Im Rahmen der Verkaufsunterstützung wird festgelegt,<br />
welche Instrumente und Mittel die<br />
Verkaufsmitarbeitenden zur Verfügung gestellt erhalten.<br />
Je nach Branche genügt bereits eine einfache<br />
Verkaufspräsentation oder andererseits braucht es<br />
komplexe und teilweise massgeschneiderte<br />
Demonstrationsobjekte.<br />
Budgeterstellung und Kontrollplanung<br />
• Aufgrund der vorangegangenen Analysen wird das dazu<br />
nötige Budget erstellt und die genaue Verkaufsplanung<br />
verifiziert.<br />
Der eigentliche Verkauf beginnt mit dem ersten „Nein“ des<br />
Kunden – so ein Spruch aus der „Welt“ des Verkaufs. Ein<br />
Verkaufs- oder Beratungsgespräch mit dem Kunden will<br />
fundiert vorbereitet und ebenso strukturiert aufgebaut sein.<br />
Folgender Ablauf gilt als idealtypisch:<br />
• Einstellung, Auftreten, Ausdrucksweise<br />
• Vorbereitung<br />
• Kontaktaufnahme<br />
• Bedarfs- und Kundenanalyse<br />
• Argumentation und Präsentation<br />
• Abschluss<br />
• Zusatzverkauf<br />
Wer in gesättigten Märkten verkauft, hat es nicht immer<br />
einfach! Die Hürden und Herausforderungen sind gross:<br />
• ungenügende Kundenkenntnisse (mangelnde<br />
Kenntnisse der spezifischen Kundenprobleme)<br />
• Preisargumentation (Notwendigkeit der Rechtfertigung<br />
gegenüber den Kunden)<br />
• Verrechenbarkeit (zusätzliche Leistungen werden von<br />
den Kunden als selbstverständlich betrachtet)<br />
• zu freundlicher Verkauf (Aggressivität und Biss fehlt)<br />
• Abschlussquote (Abschluss-Angebots-Verhältnis wird<br />
schlechter)<br />
• ungenügende Flexibilität (Verkäufer können sich neuen<br />
Anforderungen nicht oder nur ungenügend anpassen)<br />
• Umsätze (rückläufige Umsätze pro Kundenbesuch)<br />
• Verkaufsargumentation (Argumente greifen bzw.<br />
überzeugen je länger je weniger)<br />
95<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• abnehmende Effizienz (Aufwand wird immer grösser –<br />
Ertrag nicht)<br />
• Überforderung hinsichtlich der Beurteilung der Kundensituation<br />
(Kenntnisse zur Lösung der Kundenprobleme<br />
fehlen)<br />
• Überforderung hinsichtlich der Leistungsvielfalt<br />
(Angebotsvielfalt ist zu gross)<br />
96<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
3.4 Place<br />
Lernziel: Sie sind in der Lage, die<br />
wichtigsten<br />
Distributionsentscheidungen zu<br />
beurteilen.<br />
Und wissen Bescheid über die<br />
Charakteristika des Franchising<br />
als alternativer Distributionskanal.<br />
Grundlagen<br />
Die Gestaltung der Distributionskanäle<br />
Distributionskanal<br />
direkter Absatzweg<br />
indirekter Absatzweg<br />
Distributionsüberblick<br />
Distribution<br />
Distributionslogistik<br />
Auftragsabwicklung<br />
Lagermanagement<br />
Transportwesen<br />
strategische Distribution physische Distribution<br />
Da der Verkauf vieler Produkte unmittelbar von deren<br />
Erhältlichkeit abhängt, muss eine Unternehmung<br />
gewährleisten, dass jeder Abnehmer - ob Konsument oder<br />
Unternehmung - so kaufen kann, wie es seinen<br />
Bedürfnissen entspricht (Ort, Zeit und Art des Einkaufs).<br />
Ziel der Distribution ist es, dies optimal zu ermöglichen.<br />
Die Distribution umfasst<br />
• die Gestaltung der Distributionskanäle (Absatzwege und<br />
-organe) und<br />
• die Distributionslogistik (Auftragsabwicklung,<br />
Lagerhaltung und Transport).<br />
umfasst die Wahl der Absatzwege (direkt oder indirekt),<br />
die Entscheide über Zahl und Art der auf verschiedenen<br />
Stufen einzuschaltenden Absatzorgane und die Art der<br />
Zusammenarbeit mit letzteren.<br />
Direkter Absatzweg<br />
Von einem direkten Absatzweg spricht man, wenn die<br />
Unternehmung ihre Produkte direkt an die Konsumenten<br />
verkauft. Der Direktvertrieb erfolgt v.a. über<br />
97<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• eigene Verkaufsniederlassungen wie z.B. bei Eduscho<br />
(Kaffee) oder H&M (Kleider),<br />
• Online-Shop, Telefon- und Versandhandel wie z.B. bei<br />
Dell (Computer),<br />
• Aussendienstmitarbeiter (z.B. Versicherungen,<br />
• Fabrikläden wie z.B. bei Stöckli (Ski) und Strellson<br />
(Bekleidung), oder über Factory Outlets - eine neuere<br />
Form des Fabrikladens, die im Gegensatz zu der<br />
klassischen Form an einem vom Produktionsort<br />
entfernten Standort liegt. Im Industriegebiet von<br />
Mendrisio (Tessin) steht das Foxtown - ein grosses<br />
Center, in welchem nur Factory-Outlets wie z.B. von<br />
Nike, Gucci oder Diesel untergebracht sind.<br />
Indirekter Absatzweg<br />
Von einem indirekten Absatzweg hingegen spricht man,<br />
wenn die Unternehmung ihre Produkte über verschiedene<br />
Arten von Zwischenstufen (Absatzorgane des Handels<br />
oder Kooperationspartner wie Franchisenehmer oder OEM-<br />
Parnter) an die Konsumenten verkauft. Der Handel spielt in<br />
der Distribution - insbesondere im Konsumgüterbereich -<br />
als Bindeglied zwischen Hersteller und Verbraucher eine<br />
zentrale Rolle. Der Handel kann unterteilt werden in:<br />
• Grosshandel,<br />
welcher Waren an Wiederverkäufer oder gewerbliche<br />
Verwender (Weiterverarbeitung oder Grossverbrauch)<br />
verkauft, und<br />
• Einzelhandel,<br />
welcher Waren direkt an Verbraucher für deren<br />
persönliche, nicht gewerbliche Verwendung verkauft.<br />
Funktion des Grosshandels<br />
Warum wird überhaupt vielfach der Grosshandel<br />
eingeschaltet? Die Hersteller könnten ihre Produkte ja<br />
auch direkt an den Einzelhandel oder die Verbraucher<br />
verkaufen und damit wahrscheinlich auch höhere Preise<br />
erzielen. Sowohl der Einzelhandel und der gewerbliche<br />
Verwender als auch der Hersteller haben jedoch gute<br />
Gründe dafür, den Grosshandel einzuschalten,<br />
insbesondere wenn dieser eine oder mehrere der<br />
folgenden Funktionen wirtschaftlicher wahrnehmen kann:<br />
• Markterschliessung<br />
Über Grosshändler kann ein Hersteller zu<br />
vergleichsweise niedrigen Kosten eine grosse Zahl von<br />
kleineren Abnehmern erreichen. Ein Grosshändler hat<br />
zudem engeren Kontakt mit den Abnehmern, die seinem<br />
Rat eher vertrauen als einem weit entfernten Hersteller,<br />
der nicht so häufig präsent ist.<br />
• Mengenausgleich<br />
Grosshändler nehmen den Herstellern grosse Mengen<br />
ab und verkaufen diese in kleinere Mengen aufgeteilt an<br />
ihre Abnehmer weiter. Damit können sie<br />
Kosteneinsparungen für alle Beteiligten erzielen.<br />
• Sortimentszusammenstellung<br />
Grosshändler treffen eine Vorauswahl aus dem Angebot<br />
98<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Distributionslogistik<br />
Qualitative Distributionsziele<br />
vieler Hersteller und können damit ihren Abnehmern das<br />
Sortiment auf Wunsch zusammenstellen.<br />
• Lagerhaltung und Transport<br />
Mit der Lagerhaltung und dem Transport überbrücken<br />
Grosshändler Zeit und Distanz sowohl für Hersteller als<br />
auch für Abnehmer.<br />
• Finanzierung<br />
Grosshändler können ihre Abnehmer durch Verkauf auf<br />
Kredit und ihre Lieferanten durch Vorauszahlung<br />
finanzieren.<br />
• Risikoübernahme<br />
Grosshändler übernehmen mit dem Erwerb des<br />
Eigentums an der Ware einen Teil des Risikos und der<br />
damit verbundenen Kosten, die durch Diebstahl,<br />
Beschädigung, Verderb oder Veralterung anfallen<br />
können.<br />
• Bereitstellung von Marktinformationen<br />
Grosshändler stellen ihren Lieferanten und Abnehmern<br />
Informationen über Massnahmen der Konkurrenz, neue<br />
Produkte oder Preisentwicklungen zur Verfügung.<br />
• Betriebsschulung und Beratung<br />
• Einzelne der oben aufgeführten Funktionen kann aber<br />
auch der Einzelhandel teilweise - also nur in geringem<br />
Umfang - übernehmen.<br />
Die Distributionslogistik umfasst alle Aktivitäten zur<br />
physischen Überführung der Produkte einer Unternehmung<br />
zu ihren Kunden und wird deshalb auch oft als physische<br />
Distribution bezeichnet.<br />
Die oberste Zielsetzung der Distributionslogistik besteht<br />
somit darin, dass das richtige Produkt zur gewünschten<br />
Zeit in der richtigen Menge zu optimalen Kosten zum<br />
gewünschten Ort gelangt.<br />
Mit einer geeigneten Distributionslogistik werden<br />
Wettbewerbsvorteile erzielt, denn<br />
• Zuverlässigkeit und Termintreue bei der<br />
Auftragsabwicklung, eine hohe Lieferbereitschaft, kurze<br />
Lieferzeiten und ein entsprechender Lieferservice sind<br />
heute unumgängliche Leistungen für die<br />
Zufriedenstellung von Kunden.<br />
• Kostensenkungen durch Rationalisierung, Optimierung<br />
oder Verbesserungen bei den erforderlichen Prozessen<br />
führen zu erhöhten Margen oder Preissenkungen.<br />
Der Vertrieb ist einer der wichtigsten Konkurrenzvorteile,<br />
mit dem ein Unternehmen neue Kunden anziehen oder<br />
bestehende Kunden halten kann. Folgende Ziele sind<br />
wichtig:<br />
99<br />
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Quantitative Distributionsziele<br />
Distributionskennzahlen<br />
• Schnelligkeit bei der Bearbeitung und Anlieferung<br />
normaler Aufträge<br />
• Bereitschaft des Lieferanten, kurzfristig einen<br />
besonderen Bedarf des Kunden zu decken<br />
• Sorgfalt bei der Lieferung bzw. Auslieferung der Ware in<br />
einwandfreiem Zustand<br />
• Bereitschaft des Lieferanten, defekte Ware<br />
zurückzunehmen und rasch zu ersetzen<br />
100<br />
• Anzahl der Auswahlmöglichkeiten für den Kunden bei<br />
der Bestimmung des genauen Zeitpunktes der Lieferung<br />
und der Transportmittel<br />
• Bereitschaft des Lieferanten, Lagerbestände für den<br />
Kunden zu halten<br />
• Zu erreichende Distributionsgrade numerisch und<br />
gewichtet<br />
• Lieferbereitschaft (in Anzahl Std.)<br />
• Termineinhaltung<br />
• Marktanteils- und Umsatzziele<br />
• Kosten-, Margen- und Deckungsbeitragsziele<br />
• Bevorratungsziele<br />
• Informationsziele<br />
• Rücknahme von Produkten, Dienstleistungen des<br />
Handels<br />
Numerische und gewichtete Distribution<br />
Die numerische Distribution gibt an, in welcher Anzahl der<br />
erhobenen Geschäfte der Artikel distribuiert ist.<br />
Anzahl Produkt X führende Geschäfte x 100<br />
Totalanzahl der untersuchten Geschäfte<br />
Die gewichtete Distribution zeigt auf, welche Bedeutung<br />
diese Geschäfte haben.<br />
Umsatz der Prod. X führenden Geschäfte x 100<br />
Totalumsatz der untersuchten Geschäfte<br />
Beispiel: Die Distributionskennziffern 56/89 bedeuten: 56%<br />
aller untersuchten Geschäfte führen das Produkt. Diese<br />
56% der Geschäfte realisieren in dieser Produktekategorie<br />
89% des Umsatzes. Die vorliegende Distributionsqualität<br />
kann als gut bis sehr gut bezeichnet werden, unser<br />
Produkt ist in den wirklich umsatzstarken Läden vertreten.<br />
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Distributionsorgane<br />
101<br />
Out of stocks<br />
Die Out of stock Rate gibt an, bei wie vielen Geschäften<br />
unser Produkt nicht gefunden wurde. Dieser Wert ist eher<br />
theoretischer Natur, da man nicht genau weiss, um welche<br />
Geschäfte es sich handelt. Mit der entsprechenden<br />
Erfahrung kann aus der Veränderung der Out of stock Rate<br />
und unter Beizug der übrigen Nielsen Daten für die<br />
Steuerung des Aussendienstes aber trotzdem wertvolle<br />
Schlüsse gezogen werden.<br />
Handelsreisende<br />
• Angestellte (Aussendienstmitarbeitende);<br />
weisungsgebunden<br />
• Vertretungsmacht: Vermittlungsvollmacht (Bestätigung<br />
durch das Unternehmen) oder Abschlussvollmacht<br />
• Vertragsabschlüsse im Namen und auf Rechnung des<br />
Auftraggebers<br />
• Vergütung: Gehalt (Fixum) + Umsatzbeteiligung<br />
(Provision); meist Firmenwagen, Ersatz von<br />
Aufwendungen (Spesen), Ausstattung mit<br />
Werbematerial, Notebook<br />
• Aufgaben: Kontaktpflege mit Kunden, Anbieten von<br />
Waren u. Dienstleistungen, Entgegennahme von<br />
Bestellungen und Reklamationen/Mängelrügen,<br />
Beschaffung von Absatzinformationen, Schreiben von<br />
Reiseberichten,<br />
• Pflichten: Bemühungspflicht um Abschlüsse,<br />
Benachrichtigungspflicht des Auftraggebers, Treue- und<br />
Verschwiegenheitspflicht, Wettbewerbsverbot, er darf<br />
keine geschlossenen Verträge ändern, bei<br />
Inkassovollmacht kann er Zahlungen entgegennehmen<br />
(Inkassoprovision)<br />
• Vorteil: besserer Einsatz für die Produkte seines<br />
Arbeitgebers; weisungsgebunden, keine freie<br />
Gestaltung seiner Tätigkeit; er kann mit Marktforschung,<br />
Kundenpflege, Verkaufsförderung usw. betraut werden;<br />
gute Verkaufsverhandlungen und gute<br />
Produktkenntnisse, Konzentration auf den Absatz der<br />
Produkte eines Unternehmens; flexibel einsetzbar<br />
• Nachteil: Hohe Personal-Fixkosten, bei geringen<br />
Umsätzen zu hohe Kosten<br />
Handelsvertreter<br />
• Selbstständiger Kaufmann (Gewerbetreibender); handelt<br />
im fremden Namen und auf fremde Rechnung<br />
(Vermittlung von Geschäften/Vertragsabschlüsse im<br />
Namen der zu vertretenden Firmen<br />
• Vergütung: Provision (die alle Kosten deckt)<br />
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• Nicht direkt weisungsgebunden, aber er muss<br />
bestimmten Anweisungen seines Auftraggebers folgen;<br />
Selbstbestimmung seiner Arbeitszeit; im Wesentlichen<br />
freie Gestaltung seiner Tätigkeit<br />
• I.d.R. Mehrfirmenvertreter (Komplementärartikel),<br />
Sortiment aus Produkten mehrerer Firmen<br />
• Pflichten: Bemühung, Benachrichtigung, Sorgfalt,<br />
Befolgung, Verschwiegenheit; Reiseberichterstellung,<br />
keine Artikel von Konkurrenzunternehmen<br />
102<br />
• Rechte: Überlassung von Unterlagen (Muster);<br />
Benachrichtigung ob Annahme oder Ablehnung des<br />
vermittelten Geschäftes; Abschlussprovision (auch für<br />
Nachbestellungen); Bezirksvertreter bekommt Provision<br />
für alle Geschäfte in seinem Bezirk; Delkredereprovision<br />
(bei Haftungsübernahme für den Zahlungseingang);<br />
Inkassoprovision (zusätzlich für ordnungsgemäss<br />
eingezogene Gelder); Ausgleichsanspruch (nach<br />
Ausscheiden max. Jahresprovision aus Durchschnitt der<br />
letzten 5 Jahre); Buchauszug zur Kontrolle der<br />
Abrechnung<br />
• Vorteil: geringe Kosten bei geringem Umsatz;<br />
lückenloses billiges Erschliessen eines Absatzgebietes;<br />
Lohnnebenkosten und Kosten zur Errichtung eines<br />
Arbeitsplatzes entfallen; evtl. objektiver und<br />
glaubwürdiger weil unabhängig von Produkten eines<br />
Unternehmens; oft eigenes Auslieferungslager daher<br />
Übernahme von Teilen der Lagerhaltung und Logistik;<br />
• Nachteile: Hauptinteresse gilt den umsatzstarken<br />
Produkten, stark erklärungsbedürftige Produkte oder<br />
Neueinführungen könnten vernachlässigt werden; keine<br />
Weisungsgebundenheit daher keine Übernahme von<br />
Zusatzaufgaben; evtl. wird nicht ganze Arbeitskraft<br />
eingesetzt, da meist noch für andere Firmen tätig;<br />
Entscheidung über den Einsatz eines<br />
Handlungsreisenden oder Handelsvertreters aus<br />
Kostengesichtspunkten (Kritischer Umsatz)<br />
Kommissionär<br />
• Selbstständiger Kaufmann (Gewerbetreibender)<br />
kauft/verkauft im eigenen Namen und auf Rechnung des<br />
Auftraggebers (Kommittent), ohne dass er Eigentümer<br />
wird; Einkaufs-/ Verkaufskommissionär;<br />
Abschlussvollmacht<br />
• Kommissionsware muss erst nach Verkauf bezahlt<br />
werden; nicht verkaufte Produkte werden an den<br />
Kommittenten zurückgegeben<br />
• Kommissionsvertrag; Einsatz des Kommissionärs<br />
ständig oder von Fall zu Fall<br />
• Vergütung: Kommission (umsatzabhängige Provision);<br />
• Pflichten: Sorgfaltspflicht; Befolgungspflicht der<br />
Anweisungen des Kommittenten; Anzeigepflicht von Ein-<br />
und Verkäufen; Abrechnungspflicht mit dem<br />
Kommittenten; Haftung für Verlust oder Beschädigung<br />
der in Verwahrung genommenen Ware;<br />
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• Rechte: Provisionsanspruch; Ausführungsprovision,<br />
Auslieferungsprovision; Ersatz der Aufwendungen<br />
(Telefon, Lagermiete, Transportkosten); gesetzliches<br />
Pfandrecht bei unbefriedigten Ansprüchen gegenüber<br />
dem Kommittenten; Selbsteintrittsrecht (Kommissionär<br />
kann selbst liefern/kaufen)<br />
• Vorteile für den Kommittenten: Kommissionär kennt<br />
Absatzgebiet und Kaufgewohnheiten und stellt fertige<br />
Verkaufsorganisation zur Verfügung, übernimmt<br />
Lagerhaltung; vergleichsweise niedrige Kosten; günstig<br />
bei Einführung neuer Waren;<br />
103<br />
• Vorteile für den Kommissionär: Vergrösserung des<br />
Sortiments ohne Absatzrisiko, da kein Verkaufsmuss;<br />
Kosten trägt der Kommittent. Da meist halbjährliche<br />
Abrechnung, Verwaltung grosser zinsloser Geldsummen<br />
Handelsmakler<br />
• Selbstständiger Kaufmann (Gewerbetreibender)<br />
übernimmt Vermittlung von Verträgen, ohne in einem<br />
ständigen Vertragsverhältnis zu stehen (von Fall zu Fall<br />
tätig im fremden Namen und für fremde Rechnung);<br />
Zusammenführung vertragswilliger Partner<br />
• Vergütung: Maklergebühr (Courtage), wenn nicht<br />
vereinbart, dann ortsüblicher Betrag; beide Parteien<br />
zahlen je die Hälfte nach Abschluss; Anspruch auf<br />
Auslagenersatz nur wenn vertraglich vereinbart;<br />
• Pflichten: Interessenwahrung beider Partner; Ausstellen<br />
einer Schlussnote; Führung eines Tagebuches;<br />
Auskunftspflicht; Haftpflicht<br />
Vertragshändler<br />
• Selbstständiger Kaufmann; kauft/verkauft im eigenen<br />
Namen und für eigene Rechnung; langfristige<br />
Vertragsbindung an Hersteller (z.B. bei hochwertigen<br />
Gütern wie Autos);<br />
• Vergütung: umsatzabhängige Provision<br />
• Rechte: Alleinvertriebsrecht für einen bestimmten Bezirk<br />
(Gebietsschutz); Recht auf Überlassung von Mustern<br />
und Ausstellungsstücken;<br />
• Hersteller übernimmt Werbemaßnahmen, weitgehend<br />
Kunden- und Reparaturdienst<br />
• Sortimentsbindung (Aufbau des Sortiments wird<br />
vorgeschrieben); Vertriebsbindung (Vorschrift, welche<br />
Kunden beliefert werden dürfen, z.B. Vertrieb nur an<br />
Fachgeschäfte); Mindestverkaufsmengenbindung;<br />
Mindestlagermengenbindung<br />
Franchising<br />
• Starke Bindung von Hersteller und Händler; rechtlich<br />
und wirtschaftlich selbständige Händler tragen volles<br />
Geschäftsrisiko, aber Franchise-Geber haben Einfluss<br />
auf die Absatzpolitik:<br />
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104<br />
○ Einheitliche Marketingmassnahmen<br />
○ Verkauf unter Logo des Herstellers<br />
○ Gleiche Ausstattung der Läden<br />
○ Nur Produkte des Franchisinggebers zu einheitlichen<br />
Preisen<br />
○ Franchisinggeber entwickelt Produkte, Aufmachung,<br />
Verpackung, Namen und finanziert Marketing<br />
○ Konkurrenzschutz (Franchisinggeber darf jeweils nur<br />
einen Franchisingnehmer in einem jeweiligen<br />
Absatzgebiet beliefern, dafür wird dem<br />
Franchisinggeber eine Gebühr in Form einer<br />
Umsatzbeteiligung entrichtet)<br />
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3.5 E-Marketing<br />
Lernziel: Sie können Online-<br />
Marketing-Grundlagen<br />
beschreiben und erklären.<br />
Grundlagen<br />
Begriff<br />
Offline-Marketing<br />
Klassisches<br />
Marketing<br />
CD-ROM,<br />
TV,<br />
Radio,<br />
usw.<br />
E-Marketing<br />
Email- &<br />
Newslettermarketing<br />
E-Marketing<br />
Online-Marketing<br />
Banner<br />
Such-<br />
Maschinenmarketing<br />
Website-Marketing<br />
URL<br />
Affiliate<br />
Marketing<br />
Das unterschiedliche Begriffsverständnis von E-Marketing<br />
mag u.a. daran liegen, dass es sich beim E-Marketing um<br />
eine vermeintlich junge Marketing-Disziplin handelt. E-<br />
Marketing ist aber nicht sonderlich neu – zumindest was<br />
die elektronischen Offline-Medien wie TV, Radio, Teletext<br />
u.ä. betrifft. Neu(er) dagegen ist Online-Marketing mit dem<br />
Internet als zentrales Medium. Um von „Online“ zu<br />
sprechen, bedarf es der Neuen Medien.<br />
105<br />
Unter E-Marketing werden sämtliche Ziele, Massnahmen<br />
und Mittel rund um die elektronisch gestützten<br />
Marketingmöglichkeiten subsummiert. E-Marketing umfasst<br />
elektronisches Offline-Marketing (z.B. elektronischer<br />
Katalog auf CD-ROM) sowie Online-Marketing. Innerhalb<br />
des Online-Marketing spielt das Internet und die damit<br />
verbundenen Marketingmöglichkeiten eine zentrale Rolle.<br />
Online-Marketing kann allerdings mit Internetmarketing<br />
nicht gleichgesetzt werden. Man denke an Mobile-<br />
Marketing, dass ein Online-Marketing auch ohne Internet<br />
ermöglicht.<br />
...<br />
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Element im Marketing-Mix<br />
Chancen und Gefahren<br />
106<br />
E-Marketing kann dem Marketing-Mix zugeordnet werden.<br />
E-Marketing ist ein absatzpolitisches Instrumentarium,<br />
kann allerdings nicht einem der klassischen 4 Ps zugeteilt<br />
werden. Das Internet kann beispielsweise als wichtiges<br />
Promotions-Instrument genau so eine zentrale Rolle<br />
(innerhalb des Marketing-Mix) spielen wie als<br />
Distributionskanal, als eigentliches Produkt oder im<br />
Rahmen von Preisentscheidungen:<br />
Internet als Promotions-Instrument: Website,<br />
Suchmaschinen-Marketing, Email usw.<br />
Internet als Produkt: Infomediäre wie z.B. ebay, google,<br />
comparis oder das careerTool sind Produkte, die ohne das<br />
Internet gar nicht – oder zumindest nicht in dieser Form –<br />
existieren würden.<br />
Internet als Distributionskanal: E-Books, Musik oder<br />
andere immaterielle Güter benutzen bzw. bedingen sogar<br />
das Internet als Verteil-Vehikel.<br />
Internet als Preisgestaltungsinstrument: Mit der<br />
Professionalisierung des Internets nehmen auch die<br />
Geschäftsmodell-Möglichkeiten und insbesondere die<br />
Ertragsmechanik-Varianten zu. Früher wurde fast<br />
ausschliesslich Leistung gegen Entgeld getauscht. Heute –<br />
und insbesondere wegen dem Internet – muss dies nicht<br />
mehr zwingend der Fall sein. Google stellt den Internet-<br />
Benützern eine herausragende Dienstleistung kostenlos<br />
zur Verfügung. Wie macht Google das? Die Investitionen in<br />
eine derart leistungsfähige Technologie müssen exorbitant<br />
sein? Woher kommt das notwendige Kapital? Wie generiert<br />
Google einen Gewinn? Google erwirtschaftet u.a. –<br />
beachtliche – Umsätze mit Online-Anzeigen:<br />
„Durch Google AdWords-Anzeigen treten Sie genau in dem<br />
Moment bei neuen Kunden in Erscheinung, wenn diese<br />
Ihre Produkte oder Dienstleistungen suchen. Mithilfe von<br />
Google AdWords erstellen Sie Ihre eigenen Anzeigen und<br />
Sie wählen die Keywords aus, anhand derer wir Ihre<br />
Anzeigen an die Zielgruppe anpassen. Das Schöne daran:<br />
Sie bezahlen nur dann, wenn Nutzer auf Ihre Anzeigen<br />
klicken.“<br />
E-Marketing muss daher als komplementäres resp.<br />
unterstützendes und den anderen 4 P als<br />
gleichbedeutendes Marketing-Instrument betrachtet<br />
werden.<br />
Online-Marketing bringt viele Vorteile mit sich – aber nicht<br />
nur!<br />
Verbraucher sehen sich nicht mehr mit Verkehrs- und<br />
Parkplatzproblemen konfrontiert und sind nicht<br />
gezwungen, unzählige Läden nach Produkten zu<br />
durchsuchen. Sie können Leistungen und Preise<br />
vergleichen und 24 Stunden am Tag Bestellungen<br />
aufgeben. Online-Einkauf ist bequem und privat: Kunden<br />
müssen sich nicht mit Verkaufspersonal und<br />
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Instrumente<br />
107<br />
Warteschlangen herumschlagen. Ausserdem erfolgt<br />
Online-Shopping interaktiv und sofort. Verbraucher können<br />
die Website des Anbieters konsultieren, um exakt die<br />
gewünschten Informationen, Produkte oder<br />
Dienstleistungen zu finden.<br />
Online-Marketing bietet auch Anbietern eine Menge<br />
Vorteile. Unternehmen können mit den Kunden<br />
interagieren, um mehr über spezielle Kundenwünsche und<br />
-bedürfnisse zu erfahren. Online-Marketing hat das<br />
überdies Potential, Kosten zu reduzieren und die Effizienz<br />
zu erhöhen. Online-Anbieter müssen keinen Laden<br />
unterhalten und sparen entsprechend Infastruktur-Kosten.<br />
Einer der grossen Vorteile lassen sich bei der Online-<br />
Promotion finden. Online-Kommunikationsmassnahmen wie<br />
z.B. die Bereitstellung eines Online-Katalogs sind<br />
wesentlich kostengünstiger als der Druck und das<br />
Versenden von Katalogen auf Papier.<br />
Trotz aller Vorteile ist Online-Marketing dennoch nicht für<br />
jedes Unternehmen und nicht für jedes Produkt geeignet.<br />
Es bedarf sorgfältiger Überlegungen, ob, wann und wie<br />
man Online-Marketing einsetzt. Ebenso wie der Online-<br />
Markt erlaubt, Marketingbotschaften schnell und einfach<br />
unter die Leute zu bringen, ermöglicht er den Gegnern,<br />
ebenso schnell und einfach falsche oder schädliche<br />
Informationen über ein Unternehmen zu verbreiten. Auch<br />
ein einziger unzufriedener Kunde oder Interessent kann<br />
ein Pauschalurteil abgeben und dieses Urteil innerhalb von<br />
Sekunden mit einem einzigen Mausklick vor Tausenden<br />
von Menschen ausposaunen. Der Online-Markt ist 24<br />
Stunden pro Tag geöffnet und die Online-Präsenz muss<br />
regelmässig überprüft und abgefragt werden. Der Online-<br />
Kunde und -Interessent erwartet eine rasche Reaktion.<br />
Nachbearbeitung und Beständigkeit sind hier nicht Kür,<br />
sondern Pflicht. Sicherheitsprobleme und<br />
Datenschutzprobleme machen das Online-Marketing<br />
zusätzlich zur herausfordernden Angelegenheit.<br />
Da innerhalb des Online-Marketing das Internetmarketing<br />
die dominante Rolle spielt, wird hier auf die folgenden<br />
bedeutenden Internetmarketing-Instrumenten näher<br />
eingegangen:<br />
• Website-Promotion<br />
• Suchmaschinenmarketing<br />
• E-Mail-/Newsletter-Marketing<br />
• Affiliate Marketing<br />
Website-Promotion<br />
Eine schöne Website bedeutet noch lange kein<br />
erfolgreiches Internetmarketing, doch ist sie eine<br />
zwingende Voraussetzung dafür. Was macht eine Website<br />
– aus Marketingoptik – erfolgreich? Folgende 5 Parameter<br />
sind erfolgsentscheidend:<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• Content<br />
• Design<br />
• Funktionalitäten (Technologie)<br />
• Benutzerführung (Usability)<br />
• Zielgruppenaffinität<br />
108<br />
Suchmaschinenmarketing<br />
Suchmaschinenmarketing – oder heute vielmehr Google-<br />
Marketing – ist insbesondere für Anbieter, die einen<br />
beachtlichen Teil ihres Umsatzes über ihre Website<br />
erwirtschaften, eine direkt erfolgswirksame Disziplin.<br />
Letztlich gilt, wer auf dem Internet nicht gefunden wird…!<br />
Das Ziel der Suchmaschinenmarketing-Aktivitäten besteht<br />
darin, bei ausgewählten Suchbegriffen möglichst weit oben<br />
(im besten Fall in den Top 10) zu erscheinen. Dies kann<br />
beeinflusst werden, indem man die Funktionsweise von<br />
Google versteht und die eigene Website dahingehend<br />
optimiert. Nachfolgend einige Massnahmen, die das<br />
Suchmaschinen-Ranking i.d.R. verbessern:<br />
• URL<br />
• Meta-Tags<br />
• Keywords<br />
• Text<br />
• Interne und externe Links<br />
• Keine Frames<br />
E-Mail-/Newsletter-Marketing<br />
E-Mail- bzw. Newsletter-Marketing ist eine noch relativ<br />
junge Form der Kundenansprache, aber aus dem Media-<br />
Mix nicht mehr wegzudenken. Denn es gibt Argumente, die<br />
eindeutig für sie sprechen: Kurze Vorlaufzeiten, niedrige<br />
Kosten und überdurchschnittlich hohe Responsequoten.<br />
Die hohen Responsequoten lassen sich zum einen mit der<br />
rechtlichen Situation erklären. Denn nur diejenigen User,<br />
die auch ihr Einverständnis zum Empfang von Werbe-E-<br />
Mails gegeben haben, dürfen über E-Mailings<br />
angesprochen bzw. mit Newsletter informiert werden. Zum<br />
anderen kann aber jedes Unternehmen selbst einiges tun,<br />
um eine möglichst hohe Response zu erzielen, indem<br />
• sie ihre Zielgruppe genau festlegen: Alter, Interessen,<br />
Kaufgewohnheiten etc. Je genauer die Zielgruppe<br />
eingegrenzt ist, desto höher ist die Trefferquote.<br />
• sie die Neugier des Empfängers wecken, und sagen, um<br />
was es im E-Mail bzw. im Newsletter geht resp. welchen<br />
Nutzen der Kunde davon hat.<br />
• der Nutzer nachvollziehen kann, wer der Absender der<br />
E-Mail bzw. des Newsletters ist.<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
• die Kunden persönlich angesprochen werden.<br />
109<br />
Affiliate Marketing<br />
Affiliate Programme (auch Partnerprogramme, Associate<br />
Programs, Affiliate Networks) sind virtuelle<br />
Vertriebsnetzwerke und schaffen die Basis für eine<br />
neuartige, kooperative Promotionsform im Internet. Anstatt<br />
einzelne Banner auf Werbeplattformen zu platzieren,<br />
können Unternehmen mit Hilfe von Affiliate Programmen<br />
„virtuelle Partner-Netzwerke“ aufbauen und ihre Produkte<br />
und Dienstleistungen auf anderen Websites direkt anbieten<br />
und verkaufen. Als primäres Ziel resultiert eine höhere<br />
Besucherfrequenz (Traffic).<br />
Es handelt sich bei Affiliate Programmen um eine neue<br />
Online-Vertriebskooperation. Affiliate Programme sind<br />
„Reseller-Programme“ mit einfachen Regeln für beide<br />
Parteien. Der Betreiber kann eine Vielzahl von virtuellen<br />
Vertriebspartnern gewinnen und somit eine hohe<br />
Verbreitung seiner Produkte und Dienstleistungen im<br />
Internet erreichen. Der Partner (Affiliate) wiederum kann<br />
neue Angebote in seine Website integrieren. Er hat damit<br />
eine kosten- und risikolose Möglichkeit, seine Website<br />
attraktiver zu gestalten bzw. sein eigenes Online-Business<br />
auszubauen und etabliert gleichzeitig eine zusätzliche<br />
Einnahmenquelle.<br />
Als unbestrittener Affiliate-Benchmark gilt Amazon. Das<br />
Programm wurde ins Leben gerufen, als eine junge Frau,<br />
die eine Website zum Thema „Scheidung“ erstellte, bei<br />
Amazon anfragte, ob sie nicht ein paar Buchtitel zu diesem<br />
Thema auf ihrer Website anbieten und dafür eine<br />
Vertriebsprovision erhalten könne. Die Idee des Affiliate<br />
Programm war geboren. Inzwischen hat Amazon mehr als<br />
400.000 private und kommerzielle Partner-Websites, die<br />
Bücher aus dem Amazon-Repertoire anbieten.<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
4 Controlling<br />
Lernziel: Sie kennen die<br />
Grundlagen des Marketing-<br />
Controlling.<br />
Grundlagen<br />
Ziel<br />
Objekt<br />
Messgrössen<br />
Zeitraum<br />
Informationsgrundlagen<br />
Steuerungsgrö<br />
ssen<br />
Orientierung<br />
Effizienz<br />
kurzfristig<br />
quantitativ<br />
Controlling<br />
Operatives<br />
Controlling<br />
Aufwand / Ertrag bzw.<br />
Kosten / Leistungen<br />
Finanz-Kennzahlen<br />
relativ sicher, genau<br />
innen- und vergangenheitsorientiert<br />
Effektivität<br />
Stärken / Schwächen<br />
Chancen / Gefahren<br />
USP<br />
Strategisches<br />
Controlling<br />
langfristig<br />
unsicher, ungenau<br />
qualitativ<br />
aussen- und<br />
zukunftsorientiert<br />
110<br />
Controlling wird aus der Optik der Linie vielfach als<br />
Funktion des Controllers verstanden und somit<br />
gleichgesetzt mit der Institution bzw. der Fachabteilung<br />
„Controlling“. Die logische Konsequenz aus dieser<br />
Annahme wäre, dass die Linie „managt“ und der Controller<br />
das Controlling übernimmt. Unabhängig davon, wie man<br />
Controlling definiert, ist diese Vorstellung unzweckmässig<br />
und veraltet. Controlling ist - vergleichbar mit dem<br />
Marketing - eine Denkhaltung, die jede Führungskraft<br />
betrifft.<br />
Controlling ist der gesamte Prozess der Steuerung,<br />
Planung und Überwachung des Unternehmensgeschehens<br />
und somit Aufgabe jedes Managers. Der Controller ist nicht<br />
Buchhalter oder Kontrolleur, sondern sorgt dafür, dass sich<br />
die Führungskräfte im Hinblick auf die Erreichung der<br />
Unternehmensziele selbst kontrollieren können. Die<br />
Kernaufgabe des Controllers ist, Hilfe zur Selbsthilfe zu<br />
leisten, indem er dem Management die<br />
Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung stellt, mit denen<br />
das Unternehmen richtig (effizient) in die richtige Richtung<br />
(effektiv) geführt werden kann. Während der Manager für<br />
die Ergebniserreichung verantwortlich ist, ist der Controller<br />
für die Ergebnistransparenz verantwortlich.<br />
Der Artikel in der HandelsZeitung („Weder Buchhalter noch<br />
Kontrolleur“, Nr. 8/20.2.1997) bringt es auf den Punkt:<br />
„Über das Wesen des Controlling herrschen zum Teil vage<br />
Vorstellungen. (...) Dazu kommt die irreführende und nicht<br />
einmal auf Deutsch übersetzbare Bezeichnung. (...) Viele<br />
sprechen von Controlling; fragt man aber nach einer<br />
Begriffsumschreibung, erhält man von jeder Person eine<br />
andere. (...) Zunächst einmal bedeutet Controlling nicht<br />
Kontrolle, sondern eher Steuerung. (...) Wer strategisches<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Operatives Controlling<br />
Controlling als reines Arbeitsinstrument aus der<br />
Buchhaltungsabteilung definiert, muss umdenken. (...)<br />
Controller, heisst es im Leitbild, leisten begleitenden<br />
betriebswirtschaftlichen Service für das Management zur<br />
zielorientierten Planung und Steuerung. Im Detail werden<br />
die folgenden Aufgaben aufgeführt:<br />
• Sie sorgen für Ergebnis-, Finanz-, Prozess- und<br />
Strategietransparenz und tragen somit zu höherer<br />
Wirtschaftlichkeit bei.<br />
• Sie koordinieren Teilziele und Teilpläne ganzheitlich<br />
und organisieren unternehmensübergreifend<br />
zukunftsorientiertes Berichtswesen.<br />
• Sie moderieren den Controlling-Prozess so, dass jeder<br />
Entscheidungsträger zielorientiert handeln kann.<br />
• Sie sichern die dazu erforderlichen Daten- und<br />
Informationsversorgung.<br />
111<br />
• Sie gestalten und pflegen die Controlling-Systeme.<br />
Damit dienen Controller als die internen<br />
betriebswirtschaftlichen Berater aller Entscheidungsträger<br />
und wirken somit als Navigator zur Erreichung der<br />
Unternehmensziele.“<br />
Etwas bildlicher geschrieben, liefert der Controller den<br />
richtigen Werkzeugkasten, damit der Linienmanager den<br />
richtigen Nagel mit dem richtigen Hammer richtig<br />
einschlagen kann. Etwas betriebswirtschaftlicher<br />
formuliert, ermöglicht der Controller Transparenz und<br />
Koordination, damit das Management Effizienz und<br />
Effektivität erreichen kann.<br />
Während früher lediglich Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung<br />
zum Aufgabeninhalt des Controllers zählten, also<br />
quantitative Ziele und somit nur die Effizienz (operatives<br />
Controlling) im Mittelpunkt standen, geht es heute ebenso<br />
um Effektivität (strategisches Controlling) und somit<br />
qualitative Ziele. Zur reinen Kostenoptik kam die<br />
vielfältigere Nutzenoptik dazu. Das Controlling hat sich vor<br />
diesem Hintergrund von einer vergangenheits- zu einer<br />
zukunftsbezogenen, visionären Aufgabe entwickelt.<br />
Um im Rahmen des operativen Controllings Transparenz<br />
und Koordination punkto Effizienz zu erreichen, ist die<br />
Ermittlung und Darstellung der finanzwirtschaftlichen<br />
Ergebnisse wichtige Grundlage. In der folgenden Übersicht<br />
werden die wichtigsten Instrumente und ihre Zweck<br />
aufgeführt:<br />
Instrumente Zwecke<br />
Bilanz Nachweis des Vermögens- und<br />
Kapitalbestandes<br />
Erfolgsrechnung<br />
(Verlust- und<br />
Gewinnrechnung)<br />
Darstellung von Aufwand, Ertrag<br />
und Reingewinn<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Kennzahlen<br />
Kapitalflussrechnung Übersicht über Mittelherkunft<br />
und -verwendung<br />
Wertschöpfungsrechnung<br />
Kosten- und<br />
Leistungsrechnung<br />
Darstellung der Wertschöpfung<br />
und ihrer Verteilung<br />
Ermittlung der Kosten der<br />
Leistungen<br />
Stückkalkulation Erfassung und Darstellung der<br />
Kosten je Leistungseinheit,<br />
Stück- oder Auftragserfolg<br />
Kurzfristige<br />
Erfolgsrechnung<br />
Ermittlung und Darstellung der<br />
Kosten und des Erlöses sowie<br />
des Betriebsgewinnes<br />
Bei der Interpretation von finanzwirtschaftlichen<br />
Ergebnissen werden Kennzahlen beigezogen. Diese<br />
Kennzahlen haben eine grosse Verbreitung und Akzeptanz<br />
gefunden. Trotzdem sind „branchenübliche“ Richtgrössen<br />
aufgrund der vielen Restriktionen und individuellen<br />
Situationen für solche Kennzahlen kaum aussagekräftig.<br />
Die klassische Bilanz- und Erfolgsanalyse unterscheidet<br />
folgende Kennzahlengruppen:<br />
• Kennzahlen zur Analyse der Vermögensstruktur<br />
(Investitionsverhältnisse)<br />
• Kennzahlen zur Analyse der Kapitalstruktur<br />
(Finanzierungsverhältnisse)<br />
• Kennzahlen zur Analyse der Liquidität<br />
• Kennzahlen zur Analyse der Rentabilität<br />
112<br />
• sowie integrierte Kennzahlensysteme (insbesondere das<br />
Du Pont-Kennzahlensystem)<br />
Kennzahlen zur Analyse der Vermögensstruktur<br />
Kennzahlen zur Analyse der Vermögensstruktur bzw. der<br />
Investitionsverhältnisse zeigen das Verhältnis zwischen<br />
den einzelnen Vermögensteilen. Bei einer Grobanalyse<br />
werden Umlaufvermögen, Anlagevermögen und<br />
Gesamtvermögen verglichen:<br />
Investitionsverhältnis = Umlaufvermögen /<br />
Anlagevermögen<br />
Umlaufintensität = Umlaufvermögen x 100 /<br />
Gesamtvermögen<br />
Anlageintensität = Anlagevermögen x 100 /<br />
Gesamtvermögen<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
Diese Kennzahlen lassen sich zwar genau berechnen,<br />
erlauben allerdings einen nur beschränkt aussagekräftigen<br />
Vergleich. Ein hohes bzw. tiefes Investitionsverhältnis im<br />
Branchenvergleich ist nicht a priori positiv bzw. negativ zu<br />
beurteilen. Die Umschlagshäufigkeit des<br />
Gesamtvermögens (Kapitalumschlag) ist dabei wesentlich<br />
aussagekräftiger:<br />
Kapitalumschlag = Umsatz / Gesamtvermögen<br />
weil die „Produktivität des Gesamtkapitals“ bzw. die<br />
Effizienz der Kapitalverwendung ersichtlich ist, also mit<br />
einem geringen Input, einen grossen Output zu erzielen.<br />
Bei der detaillierten Analyse der Vermögensstruktur<br />
werden einzelne Bilanzpositionen (Aktiven) beurteilt.<br />
Besondere Beachtung verdienen die Forderungen, die<br />
Lagerbestände und die Sachanlagen.<br />
Ø Debitorenbestand = Kreditumsatz x Zahlungsziel (Tage)<br />
/ 360<br />
Die Höhe des Debitorenbestandes wird durch den<br />
Jahresumsatz aus den Kreditverkäufen und durch die<br />
beanspruchte Zahlungsfrist der Schuldner bestimmt.<br />
Debitorenumschlag = Kreditumsatz / Ø Debitorenbestand<br />
Ø Debitorenfrist (Tage) = 360 / Debitorenumschlag<br />
Eine hohe Debitorenfrist deutet auf eine mögliche<br />
Zahlungsunfähigkeit der Kunden oder eine ungenügende<br />
Debitorenbewirtschaftung hin. Zusätzliche Analysen nach<br />
Höhe und Verlustrisiko der Forderungen sind im Einzelfall<br />
durchaus sinnvoll, denn wenn die Unternehmung nur<br />
einzelne und dazu noch zahlungsunfähige oder -unwillige<br />
Grosskunden hat, kann dies die Existenzgefährdung<br />
bedeuten.<br />
Die zur Beurteilung der Lagerbestände notwendigen<br />
Kennzahlen resultieren aus folgenden Kennzahlen:<br />
Ø Lagerbestand (Fr.) = Anfangsbestand (Fr.) +<br />
Endbestand (Fr.) / 2<br />
Lagerumschlag = Einstandswert der verkauften Waren / Ø<br />
Lagerbestand<br />
Ø Lagerdauer (Tage) = 360 / Lagerumschlag<br />
113<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
114<br />
Insbesondere für materialintensive Unternehmen sind<br />
optimale Lagerbestände kein zu unterschätzendes Ziel.<br />
Dementsprechend ist die Diskrepanz zwischen möglichst<br />
hohen Lagerbeständen (grössere Lieferbereitschaft,<br />
verbesserte Einkaufskonditionen infolge kostengünstiger<br />
Lose, grössere Unabhängigkeit von Lieferanten,<br />
reibungsloser Produktionsablauf usw.) und möglichst tiefen<br />
Lagerbeständen (tiefere Lagerhaltungskosten,<br />
insbesondere Kosten der Ein-, Um- und<br />
Auslagerungsvorgänge sowie der Raummiete, tiefere<br />
Kapitalkosten, geringere Kapitalbindung, geringeres<br />
Risiko, veraltetes Material an Lager zu halten usw.). Mit<br />
diesen Herausforderungen setzt sich die Materialwirtschaft<br />
auseinander. Im Zielkonflikt zwischen Bestellmengen,<br />
Sicherheitsbestände und Lagerhaltungskosten geht es um:<br />
• hohe Materialverfügbarkeit<br />
• geringe Lagerhaltungskosten<br />
• hohe Flexibilität<br />
Kapitalbindung = Bestandwert x Lagerzeit x Zinssatz<br />
Zu den wichtigen Hilfsmitteln der Materialwirtschaft<br />
gehören:<br />
• die ABC-Analyse und<br />
• die XYZ-Analyse<br />
Bei der ABC-Analyse werden alle Beschaffungsgüter nach<br />
deren Wert gruppiert. In der Regel wird ein grosser<br />
Prozentsatz an Materialkosten durch relativ wenige<br />
Beschaffungsgüter bestimmt (A-Güter). Umgekehrt macht<br />
ein Grossteil der Beschaffungsgüter nur wenige Prozente<br />
der Materialkosten aus (C-Material). A-Güter entsprechen<br />
durchschnittlich etwa 70 - 80 %, B-Güter etwa 10 - 20 %<br />
und C-Güter nur etwa 5 - 10 % des<br />
Gesamtverbrauchswertes. Die ABC-Analyse zeigt auf,<br />
welche Beschaffungsgüter wirtschaftlich bedeutsam sind<br />
und daher einer genauen Planung und Überwachung<br />
bedürfen. (Für weitere Ausführungen wird an dieser Stelle<br />
auf das Buch „Methoden und Techniken der<br />
Systementwicklung“ verwiesen.)<br />
Die XYZ-Analyse dient in erster Linie zur Bestimmung der<br />
Prognosegenauigkeit über den zukünftigen Verbrauch. X-<br />
Güter zeichnen sich durch einen regelmässigen,<br />
schwankungslosen Bedarfsverlauf aus. Z-Güter haben<br />
einen äusserst unregelmässigen Bedarfsverlauf. Die XYZ-<br />
Analyse erleichtert die Entscheidung, welche Sicherheitsund<br />
Höchstbestände notwendig sind.<br />
Kennzahlen zur Analyse der Kapitalstruktur<br />
Die Analyse der Kapitalstruktur vermittelt Informationen zu<br />
den Finanzierungs- bzw. Deckungsverhältnissen. Die<br />
wichtigsten Kennzahlen sind:<br />
Verschuldungsgrad = Fremdkapital x 100 / Gesamtkapital<br />
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Eigenfinanzierungsgrad = Eigenkapital x 100 /<br />
Gesamtkapital<br />
Finanzierungsverhältnis = Eigenkapital / Fremdkapital<br />
115<br />
Diese drei Kennzahlen sind lediglich unterschiedliche<br />
Darstellungen desselben Sachverhaltes und lassen sich<br />
voneinander ableiten. Ihre Aussagekraft ist beschränkt,<br />
weil sie die Aktivseite der Bilanz ausser acht lassen.<br />
Die Kennzahlen über den Deckungsgrad zeigen auf, wie es<br />
um das Verhältnis zwischen Finanzierung und Investition<br />
steht:<br />
Anlagendeckungsgrad I = Eigenkapital / Anlagevermögen<br />
Anlagendeckungsgrad II = (EK + langfristiges FK) /<br />
Anlagevermögen<br />
Mit der Ermittlung des Anlagendeckungsgrades I soll<br />
überprüft werden, ob das Anlagevermögen mit<br />
risikotragendem Kapital finanziert ist, d.h. ob die<br />
Bilanzregel eingehalten wird (Anlagendeckungsgrad I =<br />
100%).<br />
Der Anlagendeckungsgrad II dient der Überwachung der<br />
Fristenkongruenz. Es soll damit überprüft werden, ob dem<br />
Anlagevermögen auf der Passivseite der Bilanz ein in der<br />
Höhe entsprechender Betrag an langfristig zur Verfügung<br />
stehenden Mitteln gegenübersteht.<br />
Kennzahlen zur Analyse der Liquidität<br />
Für die Beurteilung der Liquidität, d.h. die Fähigkeit einer<br />
Unternehmung, ihren kurzfristigen Verbindlichkeiten<br />
nachkommen zu können, werden in der Praxis folgende<br />
Kennzahlen verwendet:<br />
Liquiditätsgrad I = Zahlungsmittel x 100 / kurzfristiges<br />
Fremdkapital<br />
Liquiditätsgrad II = Zahlungsmittel + Forderungen x 100 /<br />
kurzfristiges Fremdkapital<br />
Liquiditätsgrad III = Umlaufvermögen x 100 / kurzfristiges<br />
Fremdkapital<br />
Net Working Capital = Umlaufvermögen - kurzfristiges<br />
Fremdkapital<br />
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Der Liquiditätsgrad I wird kaum erwähnt. Diese Kennzahl<br />
erweist sich als wenig geeignet zur Beurteilung der<br />
Zahlungsbereitschaft, weil die kurzfristigen<br />
Verbindlichkeiten selten aus den vorhandenen flüssigen<br />
Mitteln beglichen werden müssen.<br />
116<br />
Der Liquiditätsgrad II ist eine zentrale Kennzahl für die<br />
Finanzanalyse. Wenn die Zahlungsmittel und die Debitoren<br />
niedriger sind, als das kurzfristige Fremdkapital, so ist die<br />
Zahlungsbereitschaft der Unternehmung unsicher. Die<br />
Quick Ratio sollte dem Verhältnis 1:1 entsprechen. Die<br />
Current Ratio 2:1, weil die Kreditgeber wissen wollen, ob<br />
ihre Forderungen in einem Konkursfall gedeckt wären.<br />
Die Höhe der Mindestliquidität wird sowohl durch Risikowie<br />
durch Gewinnüberlegungen beeinflusst. Das Ziel der<br />
Risikoverringerung wird umso besser erfüllt, je höher die<br />
Mindestliquidität ist. Hohe Zahlungsmittelbestände sind<br />
andererseits ein Kostenfaktor, denn sie reduzieren die<br />
Rentabilität. Dieser Zielkonflikt kommt in der These<br />
„Liquidität kostet Geld, Illiquidität die Existenz“ oder<br />
„Rentabilität ist die Nahrung, Liquidität der Sauerstoff“<br />
deutlich zum Ausdruck.<br />
Kennzahlen zur Analyse der Ertragslage<br />
Die Analyse der Ertragslage kann weiter in eine<br />
Umsatzanalyse, eine Beurteilung der Aufwand- und<br />
Ertragsstruktur, eine Cashflow-Analyse und eine<br />
Rentabilitätsanalyse unterteilt werden.<br />
Typisch umsatzbezogene Kennzahlen sind:<br />
Kapitalumschlag = Umsatz / Gesamtkapital<br />
Marktanteil = Umsatz / Umsatz der Branche<br />
Ø Verkaufspreis je Mengeneinheit = Umsatz / Menge<br />
Umsatz je Mitarbeiter = Umsatz / Anzahl Mitarbeiter<br />
Umsatzrendite = Gewinn x 100 / Umsatz<br />
Bei der Beurteilung der Aufwand- und Ertragsstruktur sind<br />
die Deckungsbeitragsrechnung und die Break-even-<br />
Analyse nützliche Instrumente. Unter dem<br />
Deckungsbeitrag versteht man jenen Beitrag, den ein<br />
einzelnes Produkt oder eine Produktegruppe zur Deckung<br />
seiner fixen Kosten und zur Erzielung eines Gewinnes<br />
leistet. Die Deckungsbeitragsrechnung konzentriert sich<br />
darauf, den einzelnen Produkten nur diejenigen<br />
Kostenelemente zuzuteilen, die in direkter Abhängigkeit<br />
zum Produktionsvolumen (variable Kosten) stehen. Die<br />
übrigen Kosten (fixe Kosten), die nicht in direktem<br />
Zusammenhang zur Produktion stehen, werden als nicht<br />
<strong>managerTool</strong>.ch
117<br />
beeinflussbar betrachtet. Der Deckungsbeitrag ergibt sich<br />
also aus der Differenz zwischen dem Gesamterlös und den<br />
gesamten variablen Kosten des Produktes, wie<br />
beispielsweise:<br />
• Erlösminderungen wie Verkäuferprovisionen,<br />
Preisnachlässe usw.<br />
• direkte Herstellkosten wie Material- und Lohnkosten<br />
• direkte Vertriebskosten wie Reisekosten, Spesen usw.<br />
• weitere direkte Marketingkosten (Media-Werbung,<br />
Sponsoring, Messen usw.)<br />
Der aus der Berechnung resultierende Deckungsbeitrag<br />
lässt erkennen, wieviel die einzelnen Produkte zur<br />
Deckung der fixen Kosten beitragen, wie stark sie<br />
rentieren und wo die Preisuntergrenze für den Verkauf<br />
liegt. Ein einzelnes Produkt oder eine Produktegruppe wird<br />
in der Regel so lange im Sortiment gehalten, wie die<br />
ermittelte Differenz positiv ist, d.h. ein Beitrag zur Deckung<br />
des Fixkostenblocks geleistet wird. Dies bedeutet jedoch<br />
noch nicht, dass ein Gewinn erwirtschaftet wurde, da der<br />
Deckungsbeitrag lediglich eine Bruttogrösse ist. Ein<br />
positiver Deckungsbeitrag ist nicht mit Gewinn<br />
gleichzusetzen.<br />
Wichtige Anwendungsbeispiele der<br />
Deckungsbeitragsrechnung sind die Break-even-Planung<br />
für Neuprodukte.<br />
Da sowohl Abschreibungen als auch Rückstellungen den<br />
Unternehmenserfolg beeinflussen, ist der Cashflow<br />
aussagekräftiger bezüglich der Ertragskraft als der<br />
Reingewinn:<br />
Cashflow = Reingewinn + Abschreibungen +<br />
Rückstellungen<br />
Der Cashflow vermittelt eine Aussage über die Fähigkeit<br />
der Unternehmung,<br />
• Investitionen zu finanzieren<br />
• Schulden zu tilgen<br />
• Gewinn auszuschütten.<br />
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