Von Der Kunst, Karriere zu machen - IMPULS MV

sich dafür geeignet hält. Diese Form der Selbstdarstellung wird von
Frauen in der Regel nicht bevorzugt oder sogar als unschicklich abgelehnt.
Frauen gehen eher davon aus, dass sie nur über Leistung nach
oben kommen. Aber Karriere funktioniert nur, wenn ich gezielt anmelde,
dass ich etwas werden will. Frauen „warten und hoffen, dass
die anderen schon spüren, wie gut man ist“. Das klappt in der Praxis
allerdings nur selten. Man muss den Mund aufmachen und sagen:
Schau, hier bin ich, und ich möchte meine Kompetenz einsetzen. 8
Dazu gehört sicher Mut, Durchsetzungsvermögen und eine gewisse
Por tion Risikobereitschaft – Eigenschaften, die im politischen Geschäft
unabdingbar sind.
Es reicht also nicht aus, dass Frauen „unbedingten Leistungs willen,
grenzenlose Anpassungsbereitschaft und Härte gegen sich selbst“ 9
entwickeln, sondern sie müssen „eigene Maßstäbe setzen, statt die
Maß stäbe anderer zu erfüllen“. 10 Erst dann haben sie die Chance, von
ih ren männlichen Kollegen als (potenzielle) politische Führungskräfte
ak zeptiert zu werden.
Darüber hinaus stellen die Autoren fest, dass „Frauen … allgemein
stärkere Zweifel [haben; Anm. d. Verf.], wenn es dazu kommt, Macht
und Einfluss auszuüben. …Frauen streben zwar nach Einfluss, bremsen
aber oft im entscheidenden Moment, weil sie beispielsweise Konflikte
scheuen.“ 11
Haben wir damit eine Erklärung für die Schwierigkeiten gefunden,
die Frauen haben, wenn sie in der Politik Karriere machen wollen?
Ich glaube schon, dass das einige der wichtigsten Gründe sind.
Es ist nun einmal so, dass sich Frauen, die in der Politik Karriere machen
wollen, in Institutionen bewegen, die männlich geprägt sind.
Frauen müssen Regeln und Rituale erlernen, die von Männern aufgestellt
wur den bzw. praktiziert werden. 12 Vernachlässigen sie dies, wird
8 Ebenda.
9 Buchhorn 2006, 187.
11 Ebenda.
12 Hoecker 2007, S. 58ff.
10 Ebenda.
23 Frauen Macht Politik