Jahresbericht 2010 Der Rhein 60 - Riwa
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YEARS<br />
Rhine Water Works<br />
The Netherlands<br />
Trinkwasser kann er sich noch gut erinnern. „Es war besorgniserregend, dass Bentazon lediglich<br />
die Spitze des Eisbergs war. KIWA führte eine groß angelegte Folgeuntersuchung durch.<br />
Dies ergab, dass im <strong>Rhein</strong>einzugsgebiet über dreihundert verschiedene Pflanzenschutzmittel<br />
eingesetzt wurden, von denen in erster Instanz jedoch lediglich dreißig messbar waren.”<br />
Unfrieden in Deutschland<br />
<strong>Der</strong> Bentazon-Vorfall belastete die Beziehungen zwischen den niederländischen und deutschen<br />
<strong>Rhein</strong>wasserwerken. Die deutschen Kollegen fühlten sich in die Enge getrieben, da<br />
die deutschen Medien sie direkt mit Fragen bombardierten. „In jener Zeit war alles, was mit<br />
Umwelt zu tun hatte, ein heikles Thema. Wir hatten ‘Sandoz’ gerade hinter uns, und der <strong>Rhein</strong><br />
hatte schon einen schlechten Ruf,” führt Klaus Lindner an. Er war damals Geschäftsführer<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Rhein</strong>-Wasserwerke (ARW), dem deutschen Pendant von RIWA.<br />
„Die durch die Niederlande hervorgerufene Medienandacht überfiel uns. Es war aber noch<br />
überhaupt nicht bekannt, ob Bentazon sich auch in unserem Trinkwasser befand.” Beim Endosulfan-Problem<br />
und dem Sandoz-Brand hatte die Uferfiltration die meisten Stoffe zurückgehalten.<br />
Außerdem verwendeten die deutschen <strong>Rhein</strong>wasserwerke schon lange Aktivkohlefilter.<br />
Die schnelle Offenlegung des Befunds durch das Amsterdamer Wasserwerk stieß auch in den<br />
Niederlanden auf Kritik, vor allem von Seiten des Gesundheitsamtes. Gast zufolgte änderte<br />
sich dies jedoch schnell. „Wir hatten uns sehr offen gezeigt und erhielten zunächst von allen<br />
Seiten Kritik. Anschließend richtet der Unmut sich gegen die einleitende Industrie. Dort zeigte<br />
man sich durchaus für öffentliche Kritik empfänglich. Die Einleitungen wurden, trotz mangelnder<br />
Gesetzgebung, saniert,” sagt Gast.<br />
Ein einziger Schwellenwert für alle Mikroverunreinigungen<br />
<strong>Der</strong> deutsche Biologe Jülich, der schon lange in den Niederlanden ansässig war, wurde 1990<br />
zum RIWA-Geschäftsführer ernannt. Rückblickend auf die Spannungen zwischen den Niederlanden<br />
und Deutschland sagt Jülich, dass die deutschen Trinkwasserwerke vor allem an einer<br />
guten Untermauerung der Messungen und Normen interessiert waren. „Die Toxizität von<br />
Bentazon war beispielsweise wesentlich geringer als die von Lindan. Die deutschen Kollegen<br />
suchten nach mehr Differenzierung, begriffen aber auch, dass es unmöglich war, für hunderte<br />
von Stoffen separate Schwellenwerte festzusetzen. Dennoch entschied man sich letztendlich<br />
dafür, einen Wert von 0,1 Mikrogramm pro Liter für alle Pflanzenschutzmittel festzulegen,<br />
ungeachtet der jeweiligen Toxizität,” so Jülich.<br />
Die generische Vorgehensweise hat mittlerweile auch in den letzten beiden IAWR-Memoranda<br />
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