Jahresbericht 2010 Der Rhein 60 - Riwa
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<strong>60</strong><br />
YEARS<br />
Rhine Water Works<br />
The Netherlands<br />
wurde aber deutlich, dass es im Wasser eine Vielzahl von Stoffen in relativ niedrigen Konzentrationen<br />
gab. Es wurde auch schwieriger, die Herkunft dieser Stoffe festzustellen, da sie<br />
immer häufiger aus diffusen Quellen stammten. Die früheren Verunreinigungen hatte man<br />
relativ einfach auf Punktquellen zurückführen können, meistens dem Abfluss einer industriellen<br />
Abwasserreinigungsanlage. <strong>Der</strong> Bentazon-Vorfall war hierfür ein gutes Beispiel.<br />
Die <strong>Rhein</strong>wasserwerke behielten diese Stoffe sorgfältig im Auge. Bei einer Überschreitung der<br />
Grenze von 1 Mikrogramm pro Liter schlugen RIWA und IAWR regelmäßig Alarm, insbesondere<br />
bei Stoffen, die bei einfachen Aufbereitungsverfahren bis in das Trinkwasser vordringen<br />
konnten. Anfangs ging es dabei hauptsächlich um Pflanzenschutzmittel. Allmählich tauchten<br />
jedoch immer häufiger Arzneimittelreste, Hormonstoffe und andere in Haushalt und Industrie<br />
verwendete Mittel im Oberflächenwasser auf.<br />
Walter Jülich erinnert sich an die Entdeckung der Röntgenkontrastmittel. Kiwa in den Niederlanden<br />
und das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe hatten ihre Messmethoden fortlaufend<br />
weiter entwickelt und stießen plötzlich auf Röntgenkontrastmittel im <strong>Rhein</strong>wasser. „Wir<br />
führten Gespräche mit einzelnen Fabrikanten, Branchenorganisationen und sogar mit Brüssel.<br />
Dort wurde schulterzuckend reagiert: „Eine beeindruckende Leistung, dass ihr das finden<br />
konntet. Aber wo liegt das Problem? Bei einer medizinischen Untersuchung wird den Leuten<br />
ein halbes Kilo oder mehr dieses Stoffes in den Körper gespritzt. Was soll ein Mikrogramm<br />
im Wasser da ausmachen?” Das Problem liegt jedoch darin, dass diese Stoffe nicht abgebaut<br />
werden. Wenn sie dann in das Trinkwasser gelangen, werden die Wasserwerke von Medien<br />
und Konsumenten hierauf angesprochen.”<br />
Die <strong>Rhein</strong>wasserwerke begannen daraufhin mit der Inventarisierung der neu auf den Markt<br />
gebrachten Mittel. Das war eine riesige Menge, so stellte sich heraus, sagt Jülich. „Damit konnten<br />
wir nicht Schritt halten. Wir konnten die Schädlichkeit dieser Stoffe nicht nachweisen.<br />
Das war allerdings auch nicht relevant: wir wollen diese Stoffe einfach nicht im Wasser haben.<br />
Für den Konsumenten ist es letztendlich nebensächlich, ob eine Trinkwasserverunreinigung<br />
unschuldig ist; sie hat einfach nicht im Wasser zu sein!"<br />
Bleiersatzmittel<br />
Auch das Pflanzenschutzmittel Isoproturon bereitete den Trinkwasserwerken regelmäßig Sorgen.<br />
In den 90er Jahren musste WRK die Wassereinnahme bei Nieuwegein mehrmals aufgrund<br />
zu hoher Isoproturon-Konzentrationen unterbrechen. 2001 wurde sogar während 34<br />
Tagen kein <strong>Rhein</strong>wasser entnommen. RIWA machte die Sache beim Ministerium für Verkehr<br />
und Wasserfragen anhängig, und auch in den Medien wurde ausführlich hierüber berichtet.<br />
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