WERKBUCH_06_web
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werkbuch<br />
.<strong>06</strong> 1<br />
lernen mit Kunst und Kultur<br />
Josef Köhler<br />
Prof. Dr. Max Fuchs:<br />
Die Bedeutung von Kunst und Gestaltungsfähigkeit für das Lernen<br />
von morgen<br />
denen man nachlesen kann, wie man es macht. Auch<br />
unser Remscheider Ansatz zur kulturellen Schulentwicklung,<br />
an dessen Ende eine Kulturschule<br />
entstanden sein soll, stellt das ästhetische Lernen in<br />
den Mittelpunkt. Es wird darauf ankommen, in den<br />
nächsten Jahren Arbeitshilfen bereitzustellen, die<br />
eine entsprechende Profilierung von Schulen und all<br />
den anderen Bildungseinrichtungen (gerade in der<br />
Jugendarbeit) erleichtern sollen.<br />
Jg. 1948. Studium der Mathematik, Wirtschaftswissenschaft<br />
und Pädagogik. Honorarprofessor<br />
für Kulturarbeit an der Universität Duisburg-<br />
Essen. Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung<br />
Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, Vorsitzender<br />
des Instituts für Bildung und Kultur, Präsident<br />
des Deutschen Kulturrates. Ehemaliger Direktor<br />
der Akademie Remscheid.<br />
Vor dem Hintergrund der PISA-Studie wurden die<br />
Künste in der Schulentwicklungsdiskussion mit ihrer<br />
weitreichenden und vielfältigen Wirkung wenig<br />
beachtet. Über eine „neue Bildungskunst“ gilt es, die<br />
Künste systemisch im Bildungssystem, insbesondere<br />
im Schulleben und im Unterricht wieder zu integrieren.<br />
Denn die Künste, wenn sie adäquat vermittelt<br />
und übersetzt werden, sind in der Lage, für viele der<br />
aktuellen Herausforderungen von Schule – und damit<br />
auch von Gesellschaft – Antworten zu liefern, die<br />
über den herkömmlichen Fächerkanon nicht abgedeckt<br />
werden können. Intuition, Empathie, Phantasie,<br />
das Achten von Vielfalt, der Umgang mit Scheitern<br />
und Gelingen, Toleranz sowie die Übernahme<br />
von Verantwortung sind Herausforderungen für das<br />
Zusammenleben in einer zunehmend „flexiblen“<br />
Welt. Gesellschaft braucht die Künste nicht nur in<br />
ihrer ästhetisch/kulturellen Dimension, als Luxusgut,<br />
sondern in ihrer transformativen Fähigkeit. Moderne<br />
Gesellschaften sind laut EU dadurch gekennzeichnet,<br />
dass sie als große Herausforderung die Themen<br />
„Inklusion“ und „Identität“ beantworten müssen.<br />
„Niemand kann das besser als die Kunst. Die Universalsprache<br />
der Menschen“, so Yehudi Menuhin,<br />
„verbindet jenseits der trennenden Sprachen. Künste<br />
integrieren, schaffen I dentität und Persönlichkeit.“<br />
Kunst im Bildungskontext ist ein seit Jahrzehnten<br />
wiederkehrendes Thema. Um Kunst bzw. künstlerisch/kulturelle<br />
Bildung grundsätzlich vom Randbereich<br />
der Bildung zu lösen, um ihre Bedeutung<br />
als Querschnittsaufgabe im Kernbereich von Bildung<br />
zu verankern, braucht es die Zusammenarbeit auf<br />
verschiedenen Ebenen. Es erfordert nicht nur den<br />
Einsatz und die Zusammenarbeit aller maßgeblichen<br />
Protagonisten in diesem Feld, sondern braucht die<br />
Schaffung politischer und struktureller Rahmenbedingungen.<br />
Die Eignung der Künste für den Kernbereich<br />
von Bildung erfordert neben einem erweiterten<br />
Bildungsverständnis die Entwicklung, Erprobung<br />
und den Einsatz adäquater Modelle, Strategien<br />
und Methoden sowie gesicherter Qualitätsstandards.<br />
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Neurobiologie<br />
und der Lernforschung belegen: Optimales<br />
Lernen ist ein kunstanaloger Prozess. Lernen als<br />
„kunstanalogen Prozess“ anzunehmen, setzt eine<br />
Sensibilisierung für Neues Denken und Handeln<br />
voraus. Scheitern, Ausprobieren, Forschen, Entdecken<br />
sowie Verantwortung für sich und andere zu<br />
übernehmen, sind wichtige Prozesse nicht nur im<br />
künstlerischen Alltag, sondern in allen Lebensbereichen,<br />
auch innerhalb von Schule. Aber was ist nun das<br />
Geheimnis des Gelingens für das Lernen von morgen,<br />
um mit Gerald Hüther zu sprechen. Vielleicht machen<br />
wir einen kleinen Sprung zurück. Das Geheimnis des<br />
Gelingens liegt meines Erachtens im kostenlosen<br />
Rohstoff, den wir Menschen als Rohdiamant in die<br />
Wiege gelegt bekommen. Ein grenzenloser Rohstoff<br />
mit dem Namen: Kreativität. Ursprünglich wurde<br />
der Begriff Kreativität als Bezeichnung für alle Arten<br />
schöpferischer Tätigkeiten verwendet. Bei Wikipedia<br />
ist zu lesen, dass vielen Schulsystemen vorgeworfen<br />
wird, mit einer zu starken Orientierung auf<br />
Wissenserwerb und Begrifflichkeit zur frühzeitigen<br />
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