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werkbuch<br />

.<strong>06</strong> 5<br />

Methoden kultureller bildung aus dem<br />

bereich der Musik<br />

Gitanjali Schmelcher<br />

Rapucation-Lernen durch Rapmusik<br />

Hip Hop und Rap<br />

Hip Hop ist bei vielen Jugendlichen angesagter<br />

Bestandteil des Freizeitverhaltens. Die Schwelle zur<br />

Nachahmung ist gering, da die Jugendkultur seit jeher<br />

von einem starken „Do it yourself“-Charakter geprägt<br />

ist. Jeder kann sofort ein Teil von Hip Hop werden, vor<br />

allem kann schnell in die Welt der Rapmusik eingetaucht<br />

werden. Lieblingssongs werden von Kindern<br />

und Jugendlichen rauf und runter gehört und Textzeilen<br />

deutschsprachiger Rapinterpreten wie Caspar,<br />

Cro, Sido u. a. auswendig gelernt.<br />

Entstehung und Motivation von<br />

Rapucation<br />

Die Rapucation-Gründer Robin Haefs und Vincent<br />

Stein sind seit Jahren in der Musikindustrie unterwegs<br />

und veröffentlichten als Künstler unzählige Songs.<br />

Was die Macher zum Rapucation-Projekt bewegt hat,<br />

ist vor allem die Überzeugung, dass in einem Rapsong<br />

viel mehr Potenzial enthalten ist, als landläufig angenommen<br />

wird. In seinen „regulären“ Rapsongs<br />

bewegt sich Haefs seit jeher in dem Genre des<br />

Themenrap. Das sogenannte Storytelling eignet sich<br />

seiner Überlegung nach ausgezeichnet dafür,<br />

bestimmte Themen durch das Einbetten in eine<br />

Geschichte in einen emotional ansprechenden Song<br />

umzuwandeln. Im Laufe seiner Karriere produzierte<br />

er außerdem gerappte Radiospots, in denen er in<br />

wenigen Zeilen vorgegebene Inhalte einbauen<br />

musste. Für Rapucation verbindet er das Storytelling<br />

mit der starren Inhaltsvorgabe und widmet sich<br />

Themen des Schulunterrichts. Die Dokumentation<br />

über die Produktion der ersten Songs stellt die<br />

Abschlussarbeit von Haefs für den Studiengang<br />

Bachelor of Multimedia Arts dar.<br />

Neben der Vermittlung von unterrichtsrelevanten<br />

Fakten wird bei der Herstellung der Rapucation-<br />

Songs das Augenmerk auf den Transport von Authentizität<br />

gelegt, da eine Identifikation der Lernenden<br />

mit dem Medium hergestellt werden soll. Die Vermittlung<br />

von Fakten und auch Kompetenzen darf nicht<br />

vordergründig als „schulisch“ erkennbar sein. Die<br />

Tracks sollen in erster Linie als ganz normale Rapmusik<br />

wahrgenommen und somit im Idealfall in das Freizeitverhalten<br />

der Lernenden integriert werden.<br />

Beschäftigung mit Inhalten wird durch das Medium<br />

Musik erleichtert. Die Rapvertonungen der Unterrichtsinhalte<br />

übernehmen durch Reimbildung und<br />

eine klassische Songstruktur sowie durch Klangeffekte<br />

die Funktion einer modernen Eselsbrücke.<br />

Dazu wird zusätzlich Interesse am jeweiligen Thema<br />

geweckt, was zu einem selbstgesteuerten und eigenverantwortlichen<br />

Lernen mit dem Medium führen<br />

kann.<br />

Fachliche Kompetenzen können gestärkt werden<br />

durch eine intensive Auseinandersetzung mit<br />

bestimmten Thematiken. Durch den Rapsong<br />

entsteht ein Bezug der Jugendlichen zu ihrer eigenen<br />

Lebenswelt. Somit kann Rap als niedrigstufiger<br />

Einstieg in verschiedenste Bereiche der Bildung<br />

verwendet werden. Zusätzlich kann das Lernen mit<br />

Musik dazu führen, dass sich Kinder und Jugendliche<br />

animiert fühlen in Eigenregie mit Themen in Form<br />

von Rapsongs zu beschäftigen (siehe Infobox 2).<br />

eine bildhafte Sprache personifiziert, wie es auch in<br />

klassischen gereimten Eselsbrücken üblich ist.<br />

Ähnlich wie bei Film- und Hörspielmusik wird der<br />

Inhalt der Texte durch den Sound unterstützt und<br />

begleitet. Zum Beispiel wird bei „Mutter Erde“ die<br />

Weite des Weltraums durch Soundeffekte wie Hall<br />

und Echo symbolisiert.<br />

Bedeutung von Rapucation<br />

In Deutschland ist mittlerweile eine deutliche<br />

Aufwertung des Images von Rap zu beobachten.<br />

Deutschrap öffnet sich in alle Richtungen und bildet<br />

mittlerweile eine Bandbreite ab, die durchaus<br />

anspruchsvolle Themen und differenzierte Sprache<br />

aufweist. Rapucation geht von diesem Punkt aus noch<br />

einen Schritt weiter. Die Initiative arbeitet mit der<br />

thematischen Auseinandersetzung schulrelevanter<br />

Themen im Rahmen von Rapmusik. Texte und Beats<br />

werden kombiniert, um Inhalte zu vermitteln.<br />

Dadurch wird ein effektives, ansprechendes multimediales<br />

Lernen ermöglicht.<br />

Lernen durch Rap<br />

Themen der Songs und Bezug zum<br />

Rahmenlehrplan<br />

Die bereits produzierten Songs sind „Europa“ mit<br />

dem Thema Länder und Hauptstädte, „Fotosynthese“<br />

beschäftigt sich mit der Entdeckung der Fotosyntheseformel.<br />

„Unser Berlin“ beinhaltet sowohl aktuelle<br />

Daten als auch historische Fakten und Besonderheiten<br />

der Hauptstadt. Im Song „Guten Appetit“ dreht es<br />

sich um ein nachhaltiges Konsumverhalten. Der Song<br />

„Mutter Erde“ (siehe Infobox 1) beinhaltet die<br />

Beschaffenheit und wesentlichen Merkmale unserer<br />

Erde. Dabei wird auf die Problematik des Treibhauseffektes<br />

hingewiesen. Der Planet Erde wird durch<br />

90 23 91

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