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werkbuch<br />

.<strong>06</strong> 2<br />

Methoden kultureller bildung aus dem<br />

bereich der bildenen kunst<br />

Das Museum als „Lernort“<br />

Das Atelier für Kinder und Jugendliche<br />

Es gibt kaum ein Schulfach, das nicht vom Museum<br />

und den dort präsentierten Themen profitieren<br />

könnte. Warum sollen die Lehrkräfte den Sprachunterricht<br />

nicht einmal ins Museum verlegen, sodass die<br />

Schülerinnen und Schüler sich auf Französisch,<br />

Englisch oder in einer anderen Sprache mit einem<br />

Kunstwerk befassen? Das Gemälde „Die Ermordung<br />

der Söhne Eduards IV“, 1835, von Ferdinand Theodor<br />

Hildebrand ist nach dem literarischen Vorbild von<br />

William Shakespeare entstanden und lässt sich<br />

wunderbar in den Englischunterricht integrieren. Die<br />

Literatur der Romantik im Fach Deutsch bekommt<br />

vielleicht eine andere Dimension, wenn die<br />

Schülerinnen und Schüler Gemälde von Caspar David<br />

Friederich oder seinem Malerkollegen Gustav Carus<br />

betrachten. Die Bildbesprechung kann mit dem<br />

Vorlesen eines Gedichtes kombiniert werden oder mit<br />

einer Übung im kreativen Schreiben.<br />

Einige Gemälde der Düsseldorfer Malerschule aus dem<br />

19. Jahrhundert befassen sich mit sozialkritischen<br />

Themen und bieten vielfältige Anknüpfungspunkte<br />

für den Geschichtsunterricht oder für Sozialwissenschaften.<br />

Als Beispiel sei hier „Arbeiter vor dem<br />

Magistrat“, 1850 von Johann Peter Hasenclever<br />

genannt. Es stellt die Überreichung einer Arbeiterpetition<br />

an den Magistrat der Stadt Düsseldorf im Jahr<br />

1848 dar, oder „Die schlesischen Weber“, 1844 von<br />

Carl Wilhelm Hübner. Heinrich Heine hat ein Gedicht<br />

mit gleichem Titel geschrieben.<br />

Beispielhafter Lehrplanbezug<br />

U. a. können folgende fachbezogene Kompetenzen durch die museumspädagogischen<br />

Elemente erreicht werden:<br />

2.03. Auszug aus dem Kernlehrplan Englisch für die Gesamtschule Jahrgangstufe 10<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

• verfügen über einen ausreichend großen Wortschatz, um sich ihrer persönlichen<br />

Lebensgestaltung, zu Themenfeldern ihres Interessen- und Erfahrungsbereichs<br />

sowie zu Themenfeldern von gesellschaftlicher Bedeutung auch differenzierter<br />

äußern zu können,<br />

• können im Allgemeinen ein gefestigtes Repertoire verwendungshäufiger<br />

grammatischer Strukturen einsetzen.<br />

Bei den oben angeführten Kompetenzerwartungen der beispielhaften Lehrplanbezügen<br />

handelt es sich um eine exemplarische Auswahl. Diese Auswahl lässt sich auch für andere<br />

Schulformen treffen. Die entsprechenden Kernlehrpläne für weitere Schulformen finden<br />

Sie auf dem Bildungsportal unter www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/<br />

lehrplaene/lehrplannavigator-s-i/<br />

Jedes Jahr wird im „Atelier für Kinder und Jugendliche“<br />

eine Ausstellung eingerichtet, in der die Schülerinnen<br />

und Schüler aufgefordert sind, Themen<br />

selbst zu erforschen. Immer wieder werden auch hier<br />

Angebote für fächerübergreifenden Unterricht entwickelt.<br />

Nach „1+1=Kunst!“ - Kunst und Mathematik -<br />

mit verschiedenen Stationen, in denen es um „Perspektive“,<br />

den „goldenen Schnitt“ „menschliche<br />

Proportionen“, „unmögliche Körper“ und „Ornamentik“<br />

ging, haben wir zurzeit ein „Lichtlabor“ –<br />

Kunst und Physik - eingerichtet. Das „Lichtlabor“ ist<br />

eine offene Installation, die von den Besuchern als Ort<br />

für Lichtexperimente genutzt werden kann. Verschiedene<br />

optische Materialien, transparente und transluzide<br />

Objekte, Petrischalen, Linsen, Lupen, Stative<br />

und Lichtquellen bilden die Elemente eines Lichtbaukastens.<br />

Bevor die Schüler in Kleingruppen anfangen<br />

zu experimentieren, schauen sie sich in der Museumssammlung<br />

Beispiele zur Darstellung von Licht<br />

und Schatten aus unterschiedlichen Jahrhunderten<br />

an. So befindet sich dort unter anderem der berühmte<br />

Lichtraum der Künstler Heinz Mack, Otto Piene und<br />

Günther Uecker aus dem Jahr 1964. Phänomene des<br />

Physikunterrichts stehen so in einem neuen, vielleicht<br />

ungewöhnlichen Kontext.<br />

Kooperationen zwischen Schule und<br />

Museum<br />

Neben Einzelbesuchen haben sich längere Kooperationen<br />

zwischen Schulen und dem Museum sehr<br />

bewährt. Als Beispiel sei hier das Projekt „Bildtexte-<br />

Textbilder“ genannt. Hierzu haben wir die Literatur–<br />

und Deutschkurse der Düsseldorfer Gesamtschulen<br />

eingeladen, ein Schulhalbjahr lang mit dem Museum<br />

zusammenzuarbeiten. Es meldeten sich 6 Kurse mit<br />

insgesamt 120 Schülerinnen und Schülern an. Das<br />

Projekt zielte darauf ab, eine individuelle und fantasievolle<br />

Begegnung mit Kunst zu ermöglichen, die im<br />

kreativen Schreibprozess zum Ausdruck gebracht<br />

wird. In diesem Sinne verband es nicht einfach<br />

Bildende Kunst und Literatur. Der subjektive Umgang<br />

mit Kunst und Sprache eröffnet neue Perspektiven für<br />

beide Seiten und hilft, stereotype Sichtweisen aufzubrechen.<br />

Alle Texte entstanden spontan direkt vor<br />

den zuvor ausgewählten Originalen. Die Schülerinnen<br />

und Schüler erhielten im Vorfeld keinerlei Informationen<br />

zu den Künstlern oder Bildinhalten. Die Texte<br />

wurden von zwei Theaterpädagoginnen nach dramaturgischen<br />

Gesichtspunkten bearbeitet und zu einer<br />

vortragbaren Textcollage montiert. In einer großen<br />

Abschlussveranstaltung wurden die Textcollagen von<br />

Künstlern, Schauspielern und anderen Kulturschaffenden<br />

vor den Originalen vorgetragen. Durch diese<br />

professionellen Vorträge an einem öffentlichen Ort<br />

erhielten die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler<br />

eine besondere Aufmerksamkeit, die sie mit großem<br />

Stolz erfüllte.<br />

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