WERKBUCH_06_web
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werkbuch<br />
.<strong>06</strong> 2<br />
Methoden kultureller bildung aus dem<br />
bereich der bildenen kunst<br />
Untersucht wird die Fragestellung, warum Pflanzen<br />
Farben besitzen, wo diese genau lokalisiert sind und<br />
welche Eigenschaften sie haben. Dazu werden Farben<br />
beispielsweise aus Blaukraut, Rote Beete und<br />
Holunder extrahiert und untersucht. Die künstlerische<br />
Umsetzung der Thematik ist das Aquarell: Die<br />
wässrigen Pflanzenfarben sind die Grundlage für das<br />
Erlernen des Aquarellierens. Das zweite Modul trägt<br />
den Titel Chromatografie. Diese spezielle Labormethode<br />
dient dazu festzustellen, ob Pflanzenfarben<br />
Reinstoffe oder Gemische sind. Die Schülerinnen und<br />
Schüler erarbeiten die unterschiedlichen Formen der<br />
Chromatografie (Papierchromatografie, DC, HPLC)<br />
und untersuchen die Pflanzenfarben. So wird<br />
beispielsweise eine Dünnschicht-Chromatografie<br />
einer Blattgrün-Lösung durchgeführt und ausgewertet.<br />
Der Titel eines Buches des Entdeckers der<br />
Papierchromatografie, Friedlieb Ferdinand Runge<br />
(1794 - 1867), ist Programm: „Musterbilder für<br />
Freunde des Schönen und zum Gebrauch für Zeichner,<br />
Maler, Verzierer und Zeugdrucker“. Runge erkannte<br />
die Bedeutung seiner Entdeckung für die chemische<br />
Analytik nicht, sondern verwendete die Chromatogramme<br />
als Kunstwerke. Selbst hergestellte Papierchromatogramme<br />
sind im Unterricht Teil einer Collage,<br />
die als künstlerische Umsetzung erstellt wird.<br />
Thematisch muss dazu ein zugeloster einheimischer<br />
Laubbaum porträtiert werden. Mikroskopie ist das<br />
dritte Modul der Fächerkopplung. Bereits im ersten<br />
Modul wurde das Mikroskop verwendet, um herauszufinden,<br />
wo genau sich die Pflanzenfarben befinden<br />
(Vakuole, Chloroplast). Jetzt dient das Mikroskop als<br />
Bild-Geber: Objekte unter dem Mikroskop werden<br />
mit einer digitalen Mikroskop-Kamera fotografiert<br />
und als Datei gespeichert. Hier sind der Fantasie keine<br />
Grenzen gesetzt: Von zellulären Objekten bis hin zu<br />
einer völlig freien Wahl des Objektes unter dem<br />
Mikroskop ist alles denkbar. Die digitalen Fotos<br />
werden ausgedruckt und dienen als Ausgangspunkt<br />
für eine zeichnerische Ergänzung, der nächsten<br />
künstlerischen Umsetzung. Viele der mikroskopischen<br />
Bilder sind für sich genommen bereits Kunstwerke.<br />
Das vierte und letzte Modul im Jahrgang 8<br />
heißt Wahrnehmung. Wie sehen wir mit unserem Auge<br />
Bilder? Wie wirken Farben (Farbpsychologie) und<br />
Formen? Wie werden Erkenntnisse dazu im Bereich<br />
der Kunst als Stilmittel eingesetzt? Großformatige<br />
Wandbilder, die dekorativ im Schulgebäude aufgehängt<br />
werden können, sind eine mögliche künstlerische<br />
Umsetzung. Der Jahrgang 9 beginnt mit dem<br />
Themenbereich Metalle, ein Thema, das bereits zuvor<br />
im Jahrgang 8 im Chemie-Unterricht behandelt<br />
wurde. Die unterschiedlichen Eigenschaften der<br />
Metalle werden noch einmal aufgegriffen und genauer<br />
untersucht: Brennbarkeit, Dichte, Biegbarkeit, elektrische<br />
Leitfähigkeit, Korrosion. Einige Metalloxide,<br />
die bei der Verbrennung von Metallen entstehen, sind<br />
unlösliche und zum Teil farbige Feststoffe, die als<br />
Pigmente in Farben genutzt werden. Prominentes<br />
Beispiel ist Titandioxid; das weiße Oxid ist das Pigment<br />
in Dispersionsfarben im Baumarkt. Die Eigenschaften<br />
der Metalle sind schließlich die Grundlage für die<br />
künstlerische Umsetzung: Die Konstruktion eines<br />
kleinen kinetischen Metallobjektes. Dazu erhalten die<br />
Künstlerinnen und Künstler einen gelochten Metallwinkel<br />
sowie einen kleinen Elektromotor mit Getriebe.<br />
Jetzt ist Fantasie gefragt: Zusammengesuchte kleine<br />
Metallteile werden auf dem Metallwinkel geschraubt,<br />
geklemmt und gelötet - das kinetische Metallobjekt<br />
nimmt Gestalt an. Tinte ist der nächste umfangreiche<br />
Themenbereich im Jahrgang 9. Tintenstifte, die zum<br />
Alltag der Schülerinnen und Schüler gehören, werden<br />
untersucht, alte Tintenrezepturen angesetzt, die<br />
Funktionsweise eines Tintenkillers wird ergründet.<br />
Weitere Teilthemen sind der Tintenstrahldrucker und<br />
sympathetische Tinten (Zaubertinten). Die künstlerische<br />
Umsetzung ist das so genannte „Element-Bild“:<br />
Jeder Schülerin bzw. jedem Schüler wird ein chemisches<br />
Element aus dem Periodensystem der Elemente<br />
zugelost. Dieses gilt es nun in einer Zeichnung mit<br />
Tintenstiften künstlerisch umzusetzen, quasi ein<br />
gezeichnetes Portrait des chemischen Elementes.<br />
Eine genaue Recherche zum jeweiligen chemischen<br />
Element und dessen Bedeutung für Alltag und Technik<br />
sind die Voraussetzung, um Ideen zu entwickeln.<br />
Mit dem letzten umfangreichen Modul Fotografie<br />
schließt die Fächerkopplung Chemie, Biologie und<br />
Kunst schließlich ab. Alle möglichen Teilthemen zur<br />
Fotografie detailliert zu erörtern, sprengt den Rahmen<br />
dieser Darstellung. Stichworte sind: Aufbau und Optik<br />
der Kamera, der CCD-Lichtsensor, Fotografie in der<br />
Kunst, digitale Bildbearbeitung (z.B. mit dem Freeware-Programm<br />
gimp). Eine sehr alte Form der Fotografie,<br />
die Cyanotypie (blaue Bilder), kann als motivierender<br />
Einstieg praktiziert werden. Zu guter Letzt<br />
bleibt die Vorbereitung der Kunstausstellung (Plakate,<br />
Flyer) - einschließlich Vernissage.<br />
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