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werkbuch<br />

.<strong>06</strong> 3<br />

Methoden kultureller bildung aus dem<br />

bereich der Theaterpädagogik<br />

Kasten 2<br />

Spiele selbst entwickeln oder nachspielen? Die Entscheidung<br />

hängt von verschiedenen Aspekten ab:<br />

• Mit welcher Klassenstufe wird das Spiel gespielt?<br />

• Welche Verortung im Unterricht hat es?<br />

• Wie komplex ist die Thematik?<br />

• Sind die Schülerinnen und Schüler mit solchen<br />

Spielen und ihrer Entwicklung vertraut?<br />

Vieles spricht dafür, Schülerinnen und Schüler eigenständig<br />

Spiele oder zumindest Teile der Spiele entwickeln<br />

zu lassen: Durch die handlungsbezogene Auseinandersetzung<br />

mit dem Stoff und seiner Umsetzung<br />

sind sie gezwungen, sich intensiv mit dem Modellcharakter<br />

und seiner Begrenztheit auseinanderzusetzen.<br />

Manche tiefer gehenden inhaltlichen Fragen<br />

tauchen erst bei der Erarbeitung eines Spieles auf.<br />

Diese Art des Lernens stellt einen intensiveren Bezug<br />

zwischen den Lernenden und den zu lernenden<br />

Inhalten her als der Nachvollzug eines vorgegebenen<br />

Spiels. Dadurch wird aktiveres Wissen und größere<br />

Nachhaltigkeit geschaffen. Die Gefahr der Peinlichkeit<br />

ist geringer, wenn Spiele selbst entwickelt<br />

werden. Die eigenständige Entwicklung eines Spiels<br />

ist aber auch zeitaufwändiger, da die Lernenden im<br />

Entwicklungsprozess sich immer wieder zu den fachlichen<br />

Inhalten rückkoppeln müssen und da Materialien<br />

im Unterrichtsprozess erstellt und beschafft<br />

werden müssen.<br />

Die in diesem Heft dargestellten Spiele bieten unter<br />

schiedliche Einsatzmöglichkeiten:<br />

• Das Endosymbionten-Spiel ist für die schülereigene<br />

Entwicklung konzipiert. Mit der nötigen Vorinformation<br />

kann es schnell und einfach entworfen,<br />

durchgeführt und ausgebaut werden.<br />

• Das Immunbiologie-Rollenspiel lässt sich von<br />

Schülerinnen und Schüler selbst entwickeln. Die<br />

Rollenkarten und auch die Handlungsabläufe können<br />

nach eingehender Behandlung des Themas<br />

selbst erstellt werden.<br />

• Das Projekt zur Evolution des Menschen ist zeitund<br />

materialaufwändiger. Aber auch dies lässt<br />

sich von Oberstufenschülerinnen und Schüler<br />

als Theaterstück für Mittelstufenschülerinnen und<br />

Schüler entwickeln. Hier wird aber der Rote Faden<br />

der Spielidee vorgegeben.<br />

• Das bilinguale Spiel zur Mutation und Selektion<br />

eignet sich zum Nachspielen und hat zum Ziel,<br />

diese Evolutionsmechanismen «am eigenen Leib»<br />

zu verdeutlichen. Hier könnten mit den Schülerinnen<br />

und Schüler noch zusätzliche Mutationen und<br />

Ereignisse erfunden werden.<br />

• Die Spiele zur Schwarmintelligenz haben zum Ziel,<br />

die Schwarm-Dynamik durch einfache Regeln zu<br />

zeigen. Sie werden entsprechend den hier beschriebenen<br />

Regeln und Abläufen nachvollzogen.<br />

Weitere Themen, die sich für die selbständige<br />

Entwicklung eignen, sind:<br />

• Mitose und Meiose<br />

• Transkription<br />

• Proteinbiosynthese<br />

• Isolation als Evolutionsmechanismus<br />

• Gendrift<br />

• Entwicklungsschritte in der Evolution<br />

• Der Prozess des Wurzelwachstums<br />

• Verschiedene Stoffwechselprozesse (z. B. die<br />

Atmungskette)<br />

In einer Befragung von Schülerinnen und Schüler<br />

(Experimentier- Werkstatt Biologie Universität<br />

Kassel, unveröffentlicht) wurde die selbständige<br />

Entwicklung von Modellen als besonders attraktive<br />

Form des Lernens im Biologieunterricht bezeichnet.<br />

Anhand einfacher Beispiele können Schülerinnen und<br />

Schüler schon in der Grundschule lernen, Modelle<br />

selbst zu entwickeln und zu gestalten. Dabei werden<br />

wichtige Kompetenzen geschult: (Kasten 3)<br />

Kasten 3<br />

Spiele und Bildungsstandards durch den Einsatz<br />

von Spielen im Unterricht werden folgende Bildungsstandards<br />

gefördert:<br />

Schülerinnen und Schüler …<br />

• wenden Modelle zur Veranschaulichung von<br />

Struktur und Funktion an<br />

• analysieren Wechselwirkungen mit Hilfe von<br />

Modellen<br />

• beurteilen die Aussagekraft eines Modells<br />

• kommunizieren und argumentieren in verschiedenen<br />

Sozialformen<br />

• beschreiben und erklären Originale oder naturgetreue<br />

Abbildungen mit Zeichnungen oder idealtypischen<br />

Bildern<br />

• stellen biologische Systeme, z. B. Organismen,<br />

sachgerecht, situationsgerecht dar<br />

• wenden idealtypische Darstellungen, Schemazeichnungen,<br />

Diagramme und Symbolsprache auf<br />

komplexe Sachverhalte an.<br />

Eine intensive eigenständige Beschäftigung mit dem<br />

Fachwissen ist die unabdingbare Grundlage, um einen<br />

biologischen Prozess in Form eines Spiels darstellen<br />

zu können. Gespielte Modelle bieten die Chance, eine<br />

Zeitdimension abbilden zu können, dies ist sonst nur<br />

in Computermodellen möglich.<br />

Während des Entwicklungsprozesses wird immer<br />

wieder eine Rückkopplung zum Sachverhalt vorgenommen<br />

werden müssen (z. B.: Was genau passiert<br />

mit den Membranen beim Prozess der Endocytobiose?).<br />

Das hat zur Folge, dass der fachliche Inhalt<br />

intensiv bearbeitet und immer wieder im Prozess des<br />

Aufbaus des gespielten Modells rekapituliert wird.<br />

Im Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung spielen<br />

die Modellierung und die Modellkritik eine wichtige<br />

Rolle. Der Transfer vom fachlichen Inhalt zum Modell<br />

mit seinem Abstraktionsgrad und seiner Begrenztheit<br />

fördert das Verständnis und die Aneignung biologischer<br />

Kenntnisse. Wenn diese Modellierung körperlich<br />

erfahrbar wird, vertieft und intensiviert das die<br />

Erkenntnisgewinnung. Die eigenständige Entwicklung<br />

gespielter biologischer Prozesse fördert zusätzlich<br />

die Souveränität im Umgang mit Modellen und<br />

den damit dargestellten Inhalten.<br />

Kommunikative Kompetenzen werden durch die<br />

Anwendung und Entwicklung gespielter Modelle in<br />

hohem Maße gefördert. Ohne intensive Diskussionsprozesse<br />

über Fachwissen und Darstellungsweise und<br />

ohne gute Teamarbeit lassen sich solche gespielten<br />

Modelle nicht umsetzen.<br />

In Rollenspielen lassen sich Bewertungskompetenzen<br />

schärfen und an konkreten Beispielen erfahrbar<br />

machen. So werden bei den Spielen zur Schwarmintelligenz<br />

mit unterschiedlichen Entscheidungen<br />

unterschiedliche Ergebnisse erzielt.<br />

Die Bildungsstandards mit ihrer Schwerpunktsetzung<br />

auf Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten bieten<br />

neue Impulse für den Einsatz von Methoden aus der<br />

Spielpädagogik. In ihrem Fokus auf selbständiges Erarbeiten<br />

biologischer Inhalte und auf Transferleistungen<br />

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