WERKBUCH_06_web
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werkbuch<br />
.<strong>06</strong> 3<br />
Methoden kultureller bildung aus dem<br />
bereich der Theaterpädagogik<br />
Übung 3<br />
Es gibt zwei Angebote für eine Dramaturgie<br />
Simulation von Grenzerfahrungen<br />
Das Medium Theater mit seinen „Verabredungen“ für<br />
die Bühne steht natürlich paradigmatisch für die<br />
Simulation von Grenzerfahrungen. Dies gilt in erster<br />
Linie für das selbst Spielen, aber auch für das<br />
Zuschauen. Hier können Grenzerfahrungen sozusagen<br />
konsequenzlos erlebbar gemacht werden, teilweise<br />
ohne an Intensität zu verlieren. Im Vergleich zur<br />
bloßen Abbildung von Realität bei Film oder Fernsehen<br />
ist die Erfahrung eine wesentlich unmittelbarere,<br />
obwohl sie abstrakter ist und Transferleistungen<br />
erbracht werden müssen.<br />
Zunächst sollten folgende Fragen diskutiert werden:<br />
Hat diese Erfahrung (ir-)reparable Folgen für Körper,<br />
Psyche und Geist? Unfall, Krankheit, Krieg, Natur-<br />
Katastrophe, Entlassung<br />
Dann werden Gruppen von 3 bis 6 Personen gebildet,<br />
um ein kleines Theaterstück zum Thema „Grenzerfahrung“<br />
zu entwickeln und aufzuführen; entsprechend<br />
der Form des aktuellen Theaterstückes im<br />
Erzähltheater-Stil nur mit 2 bis 4 Personen.<br />
Biografisches zu den Figuren<br />
Erleben der Grenzerfahrung<br />
Ekstase, Rausch (Euphorie) durch die Grenzerfahrung<br />
Wunsch der Wiederholung (Simulation) der<br />
Grenzerfahrung<br />
Professionalisierung, effektiver Einsatz der Erfahrungen,<br />
Erfolg, Anerkennung<br />
Biografisches zu den Figuren<br />
Erleben der Grenzerfahrung<br />
Zusammenbruch (Kollaps,Infarkt) durch die<br />
Grenzerfahrung<br />
Vermeidungshaltung von ähnlichen Situationen<br />
(Phobie)<br />
Verlust von Stringenz, von Funktionsfähigkeit, von<br />
Tüchtigkeit, Ablehnung, Frustration<br />
Was macht eine Grenzerfahrung mit mir?<br />
Kollaps als nächste Grenzerfahrung<br />
Genesung als nächste Grenzerfahrung<br />
Wirkt eine Grenzerfahrung immer gleich, egal in<br />
welcher Ausgangsposition (psychische Stabilität,<br />
Gesundheit, Glück, erfülltes Leben) man sich<br />
befindet?<br />
Wie verändert sie die Persönlichkeit, das Denken und<br />
Empfinden?<br />
Ist es eine fremd- oder selbst- “verschuldete“ Grenzerfahrung?<br />
Fremd verschuldet: Überfall, Freiheitsberaubung,<br />
Entführung, Terroranschlag, fremdes<br />
soziales Verhalten / Selbstverschuldet: (glimpflich<br />
verlaufender) Sportunfall, eigenes soziales Verhalten,<br />
Einnahme von Drogen, Todeserfahrung, etc.<br />
Die Gruppen sollten mindestens 30 Minuten Probenzeit<br />
bekommen, sofern sie konzentriert arbeiten.<br />
Sonst sollte früher abgebrochen werden, auch wenn<br />
die Ergebnisse damit unfertig sind. Die Präsentation<br />
nimmt auch mindestens 30 Minuten in Anspruch. Die<br />
Gesamtdauer der 3. Übung beläuft sich also mit<br />
vorhergehender Diskussion auf mindestens 1 ½<br />
Stunden.<br />
Ist es eine positive oder negative, d.h. zunächst<br />
(lebens-)bedrohliche Erfahrung?<br />
Positive Erfahrungen: Sportlicher Erfolg, Lottogewinn,<br />
die große Liebe, unerhofftes Wiedersehen/<br />
Wiederfinden, Beförderung etc.<br />
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