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Operation „Herzintelligenz“ - Haufe.de

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aufgrund von persönlichen Präferenzen<br />

und Erfahrungen zu han<strong>de</strong>ln.<br />

Das Interesse an EbM entstand mit <strong>de</strong>r<br />

Bewegung <strong>de</strong>r evi<strong>de</strong>nzbasierten Medizin,<br />

die als erste Disziplin auf die erfolgreiche<br />

Institutionalisierung und praktische Nutzung<br />

faktengestützter Empirie zurückblicken<br />

kann. Sie integriert individuelle klinische<br />

Expertise mit bester wissenschaftlicher<br />

Evi<strong>de</strong>nz über die Wirkungsstärke<br />

und Wirkungsweise klinischer Interventionen<br />

im Gesundheitsbereich.<br />

Die Ziele sind <strong>de</strong>r evi<strong>de</strong>nzbasierten<br />

Medizin sehr ähnlich<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rungen für Manager sind<br />

in manchen Bereichen ähnlich wie jene<br />

für Mediziner. Manager und Personaler<br />

sehen sich unablässig Entscheidungsnotwendigkeiten<br />

gegenüber, für die meist<br />

nur unvollständige Ausgangsdaten zur<br />

Verfügung stehen. Bei Fehlern o<strong>de</strong>r Fehlentscheidungen<br />

sind schwerwiegen<strong>de</strong><br />

Konsequenzen zu befürchten. Die Ziele<br />

von EbM und evi<strong>de</strong>nzbasierter Medizin<br />

sind daher sehr ähnlich. Peter Berchtold<br />

und Christof Schmitz haben sie in einem<br />

Zeitschriftenaufsatz aus <strong>de</strong>m Jahr 2008<br />

wie folgt zusammengefasst:<br />

• Entscheidungen fin<strong>de</strong>n und Maßnahmen<br />

gestalten aufgrund bestehen<strong>de</strong>r wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse und geprüfter<br />

Daten, in<strong>de</strong>m systematisch Wirksamkeitsnachweise<br />

erbracht wer<strong>de</strong>n<br />

• systematisches Recherchieren, Sammeln<br />

und Strukturieren von Erkenntnissen<br />

über wirkungsvolle Konzepte und<br />

Instrumente, um diese in einem breiten<br />

Kreis relevanter Nutzergruppen zu kommunizieren<br />

und zu diskutieren<br />

• gesammeltes und bewertetes Wissen<br />

für die Praxis, Aus- und Weiterbildung<br />

und weiterführen<strong>de</strong> angewandte Forschung<br />

zur Verfügung stellen<br />

Die für EbM kennzeichnen<strong>de</strong> For<strong>de</strong>rung,<br />

Managemententscheidungen durch expliziten<br />

Gebrauch bestmöglicher wissenschaftlicher<br />

Metho<strong>de</strong>n und Befun<strong>de</strong> zu<br />

treffen, fin<strong>de</strong>t in Deutschland bisher nur<br />

wenig Anklang, sowohl bei Praktikern im<br />

Management als auch im Personalwesen.<br />

Rob B. Briner und Denise M. Rousseau<br />

kommen für <strong>de</strong>n anglo-amerikanischen<br />

Kulturkreis auch eher zu einem ernüchtern<strong>de</strong>n<br />

Ergebnis über die tatsächliche<br />

Anwendung von EbM. In Deutschland ist<br />

allerdings im Gegensatz zu englischsprachigen<br />

Län<strong>de</strong>rn bereits <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s<br />

evi<strong>de</strong>nzbasierten Managements nahezu<br />

unbekannt. EbM-Initiativen gehen dort<br />

wie hier fast ausschließlich von aka<strong>de</strong>misch<br />

etablierten Personal- und Managementforschern<br />

aus.<br />

Grundlegen<strong>de</strong> Prinzipien<br />

und Metho<strong>de</strong>n<br />

Evi<strong>de</strong>nzbasiertes Han<strong>de</strong>ln beinhaltet<br />

zwei übergeordnete Auffassungen laut<br />

Allen Rubin: Zum einen wird evi<strong>de</strong>nzbasiertes<br />

Han<strong>de</strong>ln als Prozess betrachtet,<br />

<strong>de</strong>r sowohl das Auffin<strong>de</strong>n als auch die Beurteilung<br />

zuverlässiger Evi<strong>de</strong>nz als einen<br />

Teil <strong>de</strong>r Handlungsentscheidung beinhaltet.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wird im evi<strong>de</strong>nzbasierten<br />

Han<strong>de</strong>ln eine Metho<strong>de</strong> gesehen, mit<br />

<strong>de</strong>ren Hilfe bestimmte Maßnahmen und<br />

bestimmte Bedingungen als empirisch gestützt<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Weitere Merkmale <strong>de</strong>r evi<strong>de</strong>nzbasierten<br />

Praxis in Organisationen beschreibt Denise<br />

M. Rousseau in einem Aufsatz aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 2006. Diese sind:<br />

• das Lernen über tatsächliche Ursache-<br />

Wirkungszusammenhänge in <strong>de</strong>r professionellen<br />

Praxis,<br />

• das I<strong>de</strong>ntifizieren von Faktoren und<br />

Einflussgrößen, die eine Wirkung auf die<br />

gewünschten Zielgrößen ausüben,<br />

• das För<strong>de</strong>rn einer Kultur in Organisationen,<br />

die evi<strong>de</strong>nzbasierte Entscheidungsfindung<br />

als wichtigen Wert betrachtet,<br />

<strong>de</strong>r zum Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens beiträgt<br />

und einen entsprechen<strong>de</strong>n Umgang<br />

mit verfügbaren Daten för<strong>de</strong>rt,<br />

• das Nutzen von Informationstechnologien<br />

und die Teilnahme an professionellen<br />

Gemeinschaften, womit ein gegebenenfalls<br />

übermäßiger, zu seltener o<strong>de</strong>r<br />

fehlerhafter Gebrauch organisationaler<br />

Verfahren und Praktiken erkannt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, und<br />

• das Einrichten von praktikablen Systemen<br />

zur Entscheidungsfindung, sodass<br />

evi<strong>de</strong>nzbasiert für wirkungsvoll erachtete<br />

Praktiken, etwa bei Führungsentscheidungen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Personalarbeit, propagiert<br />

und vermittelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

In <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Gemeinschaft,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r medizinischen Grundlagenforschung,<br />

<strong>de</strong>n Naturwissenschaften<br />

und einigen Sozialwissenschaften, etwa<br />

in <strong>de</strong>r Psychologie, wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne<br />

Qualitätsstufen von Evi<strong>de</strong>nz unterschie<strong>de</strong>n:<br />

Die hochwertigste empirische Evi<strong>de</strong>nz<br />

wird heute mehrfach wie<strong>de</strong>rholten,<br />

kontrollierten Experimenten zugesprochen.<br />

Ihnen wird vor allem dann ein beson<strong>de</strong>res<br />

Gewicht beigemessen, wenn sie<br />

in Meta-Analysen statistisch zusammengefasst<br />

sind und Auskünfte über durchschnittliche<br />

Effektstärken und <strong>de</strong>ren<br />

Schätzgenauigkeiten möglich sind. Auf<br />

<strong>de</strong>n nächsten Qualitätsrängen folgen kontrollierte<br />

Interventionsstudien und systematische<br />

Reviews von Originalstudien,<br />

die lediglich narrative Zusammenstellungen<br />

ohne Angabe von durchschnittlichen<br />

Effektstärken und Genauigkeitsschätzungen<br />

darstellen. Korrelationsstudien,<br />

wird die geringste Qualitätsstufe<br />

eingeräumt - insbeson<strong>de</strong>re wenn sie nicht<br />

im Längsschnitt erfolgen, wie Rousseau<br />

und Sharon McCarthy aufzeigen.<br />

Lei<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Management-,<br />

Personal- und Organisationsforschung<br />

überwiegend Korrelationsstudien. Qualitativen<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Generierung von<br />

Evi<strong>de</strong>nz, wie etwa Interviews, Inhaltsanalysen,<br />

Beurteilungen durch Experten,<br />

Führungskräfte o<strong>de</strong>r Mitarbeiter, Fallstudien,<br />

Fokusgruppen, Best-Practice-<br />

Beschreibungen und Ähnliches, die oftmals<br />

als induktive Verfahren bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n, wird in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Forschung gemeinhin wenig Vertrauen<br />

entgegengebracht. Die mangeln<strong>de</strong> Kompatibilität<br />

dieser bei<strong>de</strong>n Verfahrensgruppen<br />

zur Generierung von Evi<strong>de</strong>nz ist offensichtlich,<br />

und sie wird nur von einigen<br />

wenigen Anwendungsforschern und von<br />

noch weniger Praktikern überwun<strong>de</strong>n,<br />

in<strong>de</strong>m etwa eine Metho<strong>de</strong>nkombination<br />

angestrebt wird. Hier gibt es nur wenige<br />

Ausnahmen.<br />

Wissenschaft und Praxis<br />

miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n<br />

Ein weiterer Grund für die mangeln<strong>de</strong><br />

Kompatibilität <strong>de</strong>r jeweils bevorzugten<br />

Metho<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Personalarbeit auf <strong>de</strong>r<br />

einen Seite und <strong>de</strong>r Sozial- und Organisationswissenschaft<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

resultiert aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Zielen,<br />

die jeweils verfolgt wer<strong>de</strong>n: Hier stehen<br />

sich die Wahrheitsfindung über Kausal- r<br />

02_2013 wirtschaft+weiterbildung 25

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