Kennen Sie Korea - beim Städtischen Musikverein zu Düsseldorf eV
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decken dabei die sieben Brüder. Diese<br />
meinen, nur eine Nacht geschlafen <strong>zu</strong><br />
haben, schicken den Jüngsten in die<br />
Stadt, wo er überall Symbole des Christentums<br />
findet, seinerseits aber durch<br />
seltsame Kleidung und altertümliches<br />
Geld Aufsehen erregt. In Gesprächen<br />
klärt sich das Wunder auf, die Städter<br />
kehren mit dem jüngsten Bruder <strong>zu</strong>r<br />
Höhle <strong>zu</strong>rück, in der alle Brüder bis <strong>zu</strong><br />
ihrem Tod, der dann auch eintritt, bleiben<br />
wollen.<br />
Loewes Musik vermag noch heute<br />
<strong>zu</strong> überzeugen. Der erste Chor „Rüstig<br />
schwingt eure Hämmer“ zeichnet naturalistisch-tonmalerisch<br />
die Arbeit von<br />
Hirten nach; er taucht noch mehrmals<br />
im Folgenden auf. Duette passen sich<br />
formvollendet und textgemäß den jeweiligen<br />
Situationen an, eine Arie „Aber<br />
die Tage der Trübsal schwanden“ geht<br />
über in einen prächtigen Chor „Theodosius<br />
herrschet“ – ungewöhnlich für<br />
einen Triumphgesang im 6/8-Takt geschrieben.<br />
Einer der Brüder beginnt<br />
die Verse des 90.Psalms <strong>zu</strong> singen,<br />
von Strophe <strong>zu</strong> Strophe tritt ein weiterer<br />
Bruder hin<strong>zu</strong>, Loewe gelingt es in<br />
Melodie und Notation das Altertümliche<br />
der Brüder und das Ehrwürdige des<br />
Textes deutlich werden <strong>zu</strong> lassen. Auf<br />
die Melodie des christlichen Chorals<br />
„Erschienen ist der herrlich‘ Tag“ treten<br />
die Brüder aus der Höhle. Im zweiten<br />
Teil, der in Ephesus spielt, passt sich<br />
Loewes Musik den vielen kleinen dargestellten<br />
Szenen an: Chöre, Arien und<br />
Duette gipfeln in einer großangelegten<br />
Fuge. Der dritte Teil wird mit einem<br />
Sextett eröffnet, beeindruckend ist der<br />
Teil, in dem geschildert wird, wie die<br />
Brüder sanft nacheinander entschlafen,<br />
„bis einst die Posaune des Richters der<br />
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Toten sie und uns in die Wolken entrückt“<br />
– vertont in Form einer großen<br />
Fuge, wie sie auch Loewe nicht immer<br />
gelungen ist.<br />
Die Einwände gegen das Oratorium<br />
beziehen sich vor allem auf <strong>zu</strong> viel theatralische<br />
Effekte in Einzelszenen und<br />
eine <strong>zu</strong> starke Nähe <strong>zu</strong>r Oper; Modeß<br />
macht daher den interessanten Vorschlag<br />
„Die sieben Schläfer“ einmal als<br />
Film <strong>zu</strong> inszenieren. 5<br />
Männerchor-Oratorien (1834, 1835)<br />
Seit etwa 1820 waren im deutschen<br />
Sprachbereich immer mehr Männerchöre<br />
entstanden, die <strong>zu</strong>mindest bis<br />
<strong>zu</strong>m Ende des Kaiserreichs 1914 eine<br />
wesentliche Rolle im deutschen Musikleben<br />
spielten. Es war daher durchaus<br />
kein Wagnis, wenn der Dichter<br />
Ludwig Giesebrecht und Carl Loewe<br />
sich da<strong>zu</strong> entschlossen, Oratorien nur<br />
für Männerstimmen ohne Instrumentalbegleitung<br />
<strong>zu</strong> schaffen. Das erste Oratorium<br />
dieser Art, „Die eherne Schlange“,<br />
entstand 1834.<br />
Als Vorlage dienten Giesebrecht der<br />
biblische Bericht im 4. Buch Mose und<br />
zwei Verse aus dem dritten Kapitel des<br />
Johannes-Evangeliums. Die Israeliten<br />
sind von Ägypten aus auf dem Weg<br />
ins gelobte Land und sind <strong>zu</strong>hehmend<br />
un<strong>zu</strong>frieden mit ihrer Situation: Hunger<br />
und Durst sowie schlechte Wege<br />
setzen ihnen <strong>zu</strong> und führen <strong>zu</strong> Wut,<br />
Verzweiflung und Rebellion. Da erscheinen<br />
im Lager Unmengen giftiger<br />
Schlangen, die durch Bisse viele töten.<br />
Das Volk wendet sich an Mose, der von<br />
Gott den Auftrag erhält, eine eherne<br />
Schlange, d.h. eine aus Bronze oder<br />
Kupfer, her<strong>zu</strong>stellen und an einem Holz