Kennen Sie Korea - beim Städtischen Musikverein zu Düsseldorf eV
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dem die <strong>Korea</strong>ner eine große Kreativität<br />
entwickeln. Die Eltern wählen hier programmatische,<br />
prophetische, glückverheißende<br />
oder einfach schmückende<br />
Wörter: Perle, Langlebiger, Schönheitsduft.<br />
Man redet sich prinzipiell mit den Nachnamen<br />
an. Im beruflichen Umfeld tritt,<br />
um Verwechslungen vor<strong>zu</strong>beugen, der<br />
Titel oder die Tätigkeitsbezeichnung hin<strong>zu</strong>,<br />
im Familienbereich die im Vergleich<br />
<strong>zu</strong> Europa sehr differenzierte Verwandtschaftsbezeichnung.<br />
So gibt es z.B. für<br />
den älteren, Bzw. jüngeren Bruder oder<br />
die Schwester besondere Anreden. Außerhalb<br />
der Familie heißt es Lee Ssi,<br />
also Herr Lee! Wenn aber zwei Lees<br />
anwesend sind, Lee Jinju Ssi, also Frau<br />
Perle Lee. Die Höflichkeitsformel ist also<br />
geschlechtsneutral.<br />
Daseinsdeutung durch Konfuzius<br />
oder Christus?<br />
Lee Hak Young Ssi, Herr Lee, erzählte<br />
in einer Probenpause, dass er aus einem<br />
evangelischen Elternhause stamme. Seine<br />
Eltern waren Bauern in der Nähe von<br />
Seoul gewesen.<br />
Man vermutet angesichts europäischer<br />
Konfessionsbezeichnungen sofort den<br />
Einfluss englischer oder amerikanischer<br />
Missionare in kolonialen oder imperialistischen<br />
Zeiten. Aber bei Bauern?<br />
Christliche Gemeinden entstanden in<br />
Staaten mit kolonialer Vergangenheit<br />
eher in Städten als auf dem Land. Die<br />
Missionsgeschichte Südamerikas und<br />
auch Chinas liefert dafür Beispiele. Noch<br />
da<strong>zu</strong> wird <strong>Korea</strong> als das konfuzianischste<br />
Land Asiens bezeichnet. (Maull 137)<br />
Tatsächlich prägt die Lehre des Konfuzius<br />
<strong>Korea</strong> bis heute. In deren Mittelpunkt<br />
8 NC 2 / 09<br />
steht die Entsakralisierung des Staates<br />
durch seine Moralisierung. Das bedeutet,<br />
dass <strong>beim</strong> Herrscher nicht seine<br />
Legitimation durch göttliche Berufung<br />
zählt, sondern seine vollkommene Einsicht<br />
in die Gesetze, die den Himmel in<br />
einem dauerhaften Ideal<strong>zu</strong>stand erhalten.<br />
Der Herrscher muss die Menschen<br />
da<strong>zu</strong> anhalten, die Sittengesetze <strong>zu</strong><br />
befolgen, damit es dem Staat ähnlich<br />
wohlergehe wie dem Himmel. Dies geschieht<br />
allerdings nicht durch Zwang,<br />
sondern durch Bildung. Je mehr Menschen<br />
die Schriften weiser Männer studieren<br />
und Einsicht in das Wesen der<br />
Sittengesetze erlangen, desto besser<br />
ergeht es dem Gemeinwesen.<br />
Der erste Kontakt mit dem Katholizismus<br />
war intellektuell, kein Damaskuserlebnis.<br />
Einige konfuzianische Gelehrte<br />
entdeckten am kaiserlichen Hof <strong>zu</strong> Peking<br />
christliche Schriften und versprachen<br />
sich von der Erlösungshoffnung<br />
der Christen einen Ausweg aus den endlosen<br />
Diskussionen über den rechten<br />
Weg im Diesseits. Die erste Taufe eines<br />
konfuzianischen Gelehrten ist 1784 bezeugt.<br />
Zulauf bekamen diese „Ur“-Gemeinden<br />
aus den Reihen der landlosen<br />
Bauern, die vom Erfolg der konfuzianischen<br />
Mittelschichten ausgeschlossen<br />
waren. Trotz blutiger Christenverfolgungen<br />
im 19 Jhdt. gibt es heute 3,2 Mio<br />
Katholiken in <strong>Korea</strong>. Ihnen stehen 8,7<br />
Mio Protestanten gegenüber, so dass<br />
etwas ¼ der 47 Mio Südkoreaner Christen<br />
sind. Die protestantische Mission<br />
wurde von amerikanischen Missionaren<br />
im ausgehenden 19. Jhdt. betrieben,<br />
allen voran den Presbyterianern<br />
und Methodisten, deren pragmatische<br />
Diesseitigkeit die Modernisierung des<br />
Sozialsystems in <strong>Korea</strong> vorantrieb und