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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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6<strong>10</strong> Bericht zur ges<strong>und</strong>heitlichen Lage von Frauen <strong>in</strong> Deutschland<br />

von e<strong>in</strong>er Ergänzung <strong>der</strong> Regelversorgung durch Selbsthilfe je nach Bedarfslage <strong>der</strong><br />

Klientel zu sprechen ist, o<strong>der</strong> ob Anstöße zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> stationären <strong>und</strong> ambulanten<br />

Versorgung aus <strong>der</strong> frauenzentrierten Praxis hervorgehen.<br />

Versorgungsangebote für Frauen mit Eßstörungen<br />

Bemerkenswert war zunächst die Breite <strong>und</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Praxisansätze, die <strong>in</strong> unserer<br />

Erhebung zu diesem Problemfeld erfaßt wurden. Es f<strong>in</strong>den zahlreiche Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Erwachsenenbildung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Beratung statt; es gibt spezifische E<strong>in</strong>richtungen,<br />

die E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppentherapie, Beratung <strong>und</strong> Selbsthilfe anbieten, nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzt<strong>in</strong>nen sprachen das Problem an, zwei psychosomatische Kl<strong>in</strong>ikstationen<br />

behandeln Betroffene mit frauenspezifischem Ansatz stationär <strong>und</strong> ambulant, <strong>und</strong> im<br />

Rehabilitationsbereich war festzustellen, daß Müttergenesungskurheime Konzepte für<br />

Gruppenarbeit zu Eßstörungen entwickelt haben.<br />

Innovative Herangehensweisen haben sich seit Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre im Rahmen eigens<br />

gegründeter Therapiee<strong>in</strong>richtungen, Beratungsstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Selbsthilfe <strong>und</strong> <strong>in</strong> psychosomatischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken entwickelt. Die Beratungs- <strong>und</strong> Therapielandschaft ist <strong>in</strong>zwischen<br />

vielfältig. Im Beratungsbereich s<strong>in</strong>d sowohl Frauenprojekte als auch staatliche bzw.<br />

kirchliche Stellen <strong>und</strong> Wohlfahrtsverbände tätig, wie aus <strong>der</strong> ersten Stufe <strong>der</strong> empirischen<br />

Erhebung deutlich wurde. Neben Beratungsstellen nur für Eßstörungen bieten<br />

Frauenberatungsstellen, Beratungsstellen für Ehe-, Familien- <strong>und</strong> Lebensprobleme, Erziehungsberatungsstellen<br />

o<strong>der</strong> Drogenberatungsstellen Beratung <strong>und</strong> ambulante Behandlung<br />

von Eßstörungen an. Die Nachfrage nach Beratung <strong>und</strong> Behandlung von Anorexia<br />

nervosa, Bulimie nervosa, Adipositas <strong>und</strong> Mischformen hat sich <strong>in</strong> den letzten zehn<br />

Jahren <strong>in</strong> den Mitgliedse<strong>in</strong>richtungen des Verbandes ambulanter Behandlungsstellen für<br />

Suchtkranke <strong>und</strong> Drogenabhängige (VABS) rapide erhöht; dabei handelt es sich vorwiegend<br />

um Frauen (Appel 1998). Auch die Ges<strong>und</strong>heitsbildung nimmt sich <strong>der</strong> Thematik<br />

an: Im Rahmen <strong>der</strong> Erwachsenenbildung für die Volkshochschule ist e<strong>in</strong> Modellprojekt<br />

entwickelt worden; die Thematik geht <strong>in</strong> die Fortbildung für Drogen- <strong>und</strong> Suchtberatungsstellen<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Zur Interpretation von Ersche<strong>in</strong>ungsformen <strong>und</strong> Ursachen<br />

Die meisten Expert<strong>in</strong>nen nehmen an, daß Eßstörungen objektiv stark zugenommen<br />

haben. Sie führen dies auf das Anwachsen des Körperkults <strong>und</strong> die enge Koppelung <strong>der</strong><br />

Identität ans Äußere <strong>und</strong> den Körper zurück, aber auch auf den verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen<br />

Kontext für Frauen; es wird von „drastischen Verän<strong>der</strong>ungen“ gesprochen,<br />

von „Lebensmodellen, die gerade <strong>in</strong> den letzten drei Jahrzehnten wi<strong>der</strong>prüchliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen“ stellen, <strong>der</strong>en „Zwänge“ dazu führen, daß Frauen „vermehrt zu e<strong>in</strong>er<br />

Konfliktlösung Eßstörung“ neigen. Zwar werden positive Verän<strong>der</strong>ungen durch bessere<br />

Ausbildung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e größere Freiheit <strong>der</strong> Lebensgestaltung konstatiert, kritisch wird<br />

jedoch festgestellt, daß es „viele Verän<strong>der</strong>ungen bei den Frauen, aber wenig Verän<strong>der</strong>ungen<br />

bei den Männern gegeben hat“. Die traditionelle weibliche Rolle greift nicht<br />

mehr; es ist e<strong>in</strong>e Vielfalt von Lebensentwürfen für Frauen möglich geworden. Diese

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