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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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<strong>Frauenzentrierte</strong> Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung 627<br />

<strong>10</strong>.4.2 Praxisbeispiel: Die Frauenabteilung e<strong>in</strong>er psychosomatischen Kl<strong>in</strong>ik<br />

Das therapeutische Angebot <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Bad Wildungen richtet sich u. a. an Frauen<br />

mit traumatischen K<strong>in</strong>dheitserfahrungen, an Frauen, die an Eßstörungen leiden, <strong>und</strong> an<br />

Frauen nach gynäkologischen Erkrankungen o<strong>der</strong> Operationen. Seit zwölf Jahren werden<br />

hier Frauen ausschließlich von Frauen behandelt - als Konsequenz aus <strong>der</strong> Beobachtung,<br />

daß Frauen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn sie Gewalt erfahren haben, <strong>in</strong> geschlechtsgemischten<br />

Gruppen so mit Abgrenzungen gegenüber Männern beschäftigt s<strong>in</strong>d, daß die Bearbeitung<br />

ihrer Probleme zu kurz kommt.<br />

Nach Kostenzusage <strong>der</strong> Versicherungsträger werden Patient<strong>in</strong>nen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

ihres Motivationsschreibens ausgewählt. Ihnen wird ferner e<strong>in</strong> Vorgespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />

angeboten, das klären hilft, ob das Behandlungsangebot für diese Frau angemessen<br />

ist. Viele Patient<strong>in</strong>nen wünschen sich ihrerseits diese Vorgespräche, um die Kl<strong>in</strong>ik<br />

vorher kennenzulernen. Vielfach bestehen Ängste, psychiatrische Verhältnisse vorzuf<strong>in</strong>den,<br />

die durch die Besichtigung <strong>der</strong> Räume <strong>und</strong> das Kennenlernen <strong>der</strong> Expert<strong>in</strong>nen<br />

ausgeräumt werden. Auch können die Frauen e<strong>in</strong>schätzen, was sie während ihres Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes<br />

erwartet.<br />

Brieflich werden die Patient<strong>in</strong>nen noch vor dem Kl<strong>in</strong>ikaufenthalt gefragt, zu welchem<br />

<strong>der</strong> drei vorgenannten Schwerpunkte sie arbeiten wollen. Die Behandlung ist themenspezifisch<br />

ausgerichtet. Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Therapie wählen die Frauen Therapiemethoden<br />

aus, mit denen sie arbeiten wollen; sie werden dabei beraten, aber die Entscheidung<br />

bleibt letztlich bei <strong>der</strong> jeweiligen Frau. Die Frauen, die die Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Traumagruppe<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen wollen, s<strong>in</strong>d sich ihrer Traumatisierung größtenteils bewußt,<br />

o<strong>der</strong> die Traumatisierung wird den Frauen im Rahmen <strong>der</strong> Therapie deutlich. Die<br />

Expert<strong>in</strong>nen schätzen ferner den Anteil <strong>der</strong> traumatisierten Frauen bei den Frauen mit<br />

Eßstörungen auf 70 %. Auch dort werden daher sexuelle Gewalterfahrungen zum<br />

Thema, sie stehen aber nicht im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Der therapeutischer Ansatz wird als „ressourcenorientiert“ beschreiben, d. h. an den<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>der</strong> Frauen ansetzend. Unter „frauengemäßer Therapie“<br />

verstehen die Expert<strong>in</strong>nen - <strong>in</strong> deutlicher Abgrenzung etwa von <strong>der</strong> analytischen Therapie<br />

-, Frauen mit ihren Kräften <strong>und</strong> Stärken, nicht als defizitäre Mangelwesen zu sehen<br />

<strong>und</strong> ihnen dadurch mit Respekt <strong>und</strong> Achtung begegnen zu können.<br />

Insgesamt wird das eigene Konzept als Gegenmodell zu herkömmlichen Ansätzen verstanden,<br />

bei denen <strong>der</strong> Mann als Norm, die Frau als Abweichung gilt. Auch <strong>der</strong> Umgang<br />

vieler Versorgungse<strong>in</strong>richtungen mit <strong>der</strong> Sexualität von Frauen sei nach wie vor an<br />

männlichen Maßstäben <strong>der</strong> Normalität orientiert. Als Beispiel für e<strong>in</strong>e Ausrichtung an<br />

männlichen Werten wird e<strong>in</strong> verhaltenstherapeutischer Umgang mit Ängsten genannt,<br />

<strong>der</strong> darauf zielt, Ängste wegzutra<strong>in</strong>ieren; dies bezeichnen die Expert<strong>in</strong>nen als <strong>und</strong>ifferenziert.<br />

Sie unterscheiden vielmehr bei Frauen zwischen lebenshemmenden <strong>und</strong> lebensnotwendigen<br />

Ängsten. Lebensnotwendig seien Ängste, die für Frauen e<strong>in</strong>en Schutz

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