27.12.2014 Aufrufe

10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Frauenzentrierte</strong> Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung 619<br />

<strong>Frauenzentrierte</strong> Zugänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung<br />

Zwar ließe die Diskussion <strong>in</strong> <strong>der</strong> frauenzentrierten Bezugsliteratur e<strong>in</strong>en empf<strong>und</strong>enen<br />

Bedarf an Beratungs- <strong>und</strong> Entscheidungshilfe für Frauen vor e<strong>in</strong>em gynäkologischen<br />

E<strong>in</strong>griff vermuten. In unserer Erhebung kamen ausdifferenzierte frauenspezifische Versorgungsangebote<br />

jedoch erst nach erfolgter Operation, im Bereich <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Selbsthilfe, zum Zuge. Expert<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> diesem Bereich äußern allerd<strong>in</strong>gs meist<br />

e<strong>in</strong>e kritische E<strong>in</strong>schätzung sowohl <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> vorherigen Informierung <strong>der</strong> betroffenen<br />

Frauen wie auch <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Notwendigkeit e<strong>in</strong>es Teils <strong>der</strong> erfolgten E<strong>in</strong>griffe.<br />

In <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung sche<strong>in</strong>t es<br />

noch ke<strong>in</strong> explizites Angebot für die Situation <strong>der</strong> Frau zu geben, die sich für o<strong>der</strong><br />

gegen e<strong>in</strong>en gynäkologischen E<strong>in</strong>griff entscheiden muß.<br />

Expert<strong>in</strong>nen aus spezifischen Beratungse<strong>in</strong>richtungen wie Frauenges<strong>und</strong>heitszentren<br />

o<strong>der</strong> Pro Familia berichteten, daß Frauen dort wegen e<strong>in</strong>er ihnen vorgeschlagenen<br />

Operation Rat suchen, etwa wenn ihnen die Gebärmutterentfernung wegen e<strong>in</strong>es Myoms<br />

nahegelegt worden ist. Auch dem Gruppengespräch mit Frauen, die zur Rehabilitation<br />

nach e<strong>in</strong>er Hysterektomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik gewesen s<strong>in</strong>d, war zu entnehmen, daß <strong>in</strong> dieser<br />

Frage e<strong>in</strong>e selbstbewußte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Ärzten nicht mehr außergewöhnlich<br />

ist. Allerd<strong>in</strong>gs wurde dies bezeichnen<strong>der</strong>weise als „Sich-durchsetzen“ o<strong>der</strong> „Sich-wehren“<br />

gegen das Ans<strong>in</strong>nen „dann können wir die Gebärmutter gleich mit herausnehmen“<br />

beschrieben. Diese Frauen haben erst dem E<strong>in</strong>griff zugestimmt, als e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische<br />

Indikation ihnen dargelegt wurde. Über Beratungsgespräche bei e<strong>in</strong>em Krebsverdacht<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Befragung nicht berichtet. Lediglich e<strong>in</strong>e nie<strong>der</strong>gelassene Ärzt<strong>in</strong> erläuterte<br />

ihren Arbeitsansatz am Beispiel von Tumorkrankheiten, die nach ihrer E<strong>in</strong>schätzung<br />

häufig mit psychosomatischen Störungen e<strong>in</strong>hergehen <strong>und</strong> - <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Chemotherapie<br />

- auf dieser Ebene besprochen <strong>und</strong> behandelt werden müssen. Den bösartigen<br />

Tumor spricht auch sie nicht an.<br />

Die rückblickenden Berichte betroffener Frauen <strong>in</strong> den Gruppengesprächen nach Brustkrebs<br />

sowie die Erfahrungsberichte <strong>der</strong> Expert<strong>in</strong>nen mit solchen Frauen können nur<br />

e<strong>in</strong>geschränkt als Beschreibung <strong>der</strong> Verläufe vor <strong>der</strong> Operation gewertet werden. Nicht<br />

selten wird Information <strong>und</strong> Aufklärung unter <strong>der</strong> Last <strong>der</strong> Angst vor e<strong>in</strong>er Krebsdiagnose<br />

überhört o<strong>der</strong> mißverstanden. So kann aus <strong>der</strong> Tatsache, daß die Expert<strong>in</strong>nen<br />

auf große Unterschiede im Informationsstand <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> erfahrenen Beratung vor <strong>der</strong><br />

Operation bei den betroffenen Frauen stoßen, nicht auf fehlende Bemühung um Aufklärung<br />

geschlossen werden. E<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong> weist darauf h<strong>in</strong>: „Die Frauen machen sich im<br />

Augenblick <strong>der</strong> Operation über e<strong>in</strong> Organ, über das sie noch nie nachgedacht haben,<br />

ke<strong>in</strong>e Gedanken. Die Gedanken kommen dann h<strong>in</strong>terher.“ Aus den Berichten <strong>der</strong> Expert<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> den Gruppengesprächen ist allerd<strong>in</strong>gs zu schließen, daß es den Kl<strong>in</strong>iken nur<br />

unzureichend gel<strong>in</strong>gt, Frauen über die Indikationsstellung, den E<strong>in</strong>griff selbst <strong>und</strong> die<br />

Folgen wirksam zu <strong>in</strong>formieren. Die Kl<strong>in</strong>ik als „sett<strong>in</strong>g“, die dort vorherrschende<br />

mediz<strong>in</strong>isch-technische Fachsprache <strong>und</strong> <strong>der</strong> empf<strong>und</strong>ene Zeitdruck bilden offenbar<br />

e<strong>in</strong>en sehr ungünstigen Rahmen für die Abwägung unter verschiedenen Möglichkeiten,<br />

zumal die Kl<strong>in</strong>iken selbst - zur Abklärung <strong>der</strong> Diagnose aufgesucht - jeweils bevorzugte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!