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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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624 Bericht zur ges<strong>und</strong>heitlichen Lage von Frauen <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>10</strong>.4 Ausgewählte Beispiele frauenzentrierter Praxis<br />

Im folgenden werden Beispiele frauenzentrierter Praxis auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage unserer<br />

Erhebung vorgestellt. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e verdichtete Zusammenfassung <strong>der</strong><br />

Gespräche im H<strong>in</strong>blick auf die Begründung für e<strong>in</strong>e auf Frauen ausgerichtete Konzeption,<br />

die Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien des Konzeptes <strong>und</strong> die damit gemachten Erfahrungen. Zumeist<br />

wurden mehrere Expert<strong>in</strong>nen - <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>ikbeispielen unter E<strong>in</strong>beziehung verschiedener<br />

Berufe - befragt. Die Zusammenfassung wurde <strong>der</strong> jeweils hauptverantwortlichen<br />

Expert<strong>in</strong> zugeschickt, um evtl. Fehler o<strong>der</strong> Mißverständnisse zu korrigieren (vgl. Kapitel<br />

<strong>10</strong>.2.1). Das Material für die Darstellung des sechsten Beispiels entstammt teilweise<br />

dem Gruppengespräch mit Nutzer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>es Gesprächskreises.<br />

<strong>10</strong>.4.1 Praxisbeispiel: die psychosomatische Station e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Bielefeld<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> dieser Station s<strong>in</strong>d konzeptionelle Leitl<strong>in</strong>ien für den Umgang<br />

mit Menschen mit Gewalterfahrungen sowie für den Umgang mit Frauen. Aus dem<br />

Unbehagen an <strong>der</strong> fehlenden Berücksichtigung von Gewalterfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatik<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrung, daß traumatisierte Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten mit herkömmlichen<br />

Therapiemethoden nicht erreicht werden, wurde Gewalt zum Thema, das bereits<br />

im Kl<strong>in</strong>ikprospekt als Behandlungsschwerpunkt genannt wird. Für den zweiten Schwerpunkt<br />

war ausschlaggebend, daß Frauen zwar häufiger als Männer psychotherapeutisch<br />

behandelt werden, es jedoch nur wenige Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Deutschland gibt, <strong>der</strong>en Behandlungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweisen nach Bedürfnislagen von Frauen ausgerichtet werden. Nach<br />

wie vor s<strong>in</strong>d Theorie- <strong>und</strong> Therapiemodelle <strong>der</strong> meisten Kl<strong>in</strong>iken nach E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Expert<strong>in</strong>nen für Männer konzipiert.<br />

Als psychosomatische E<strong>in</strong>richtung nimmt diese Kl<strong>in</strong>ik Menschen mit verschiedenen<br />

Diagnosen auf: Angststörungen, Depressionen, psychosomatischen Störungen, Eß- <strong>und</strong><br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>estörungen, manchmal auch mit Psychosen, mit Zwangskrankheiten. Personen<br />

mit Suchterkrankungen werden nicht aufgenommen. Die Aufnahme beruht auf e<strong>in</strong>em<br />

ausführlichen Fragebogen <strong>und</strong> ggf. e<strong>in</strong>em Vorgespräch, die Gr<strong>und</strong>lage dafür s<strong>in</strong>d, welche<br />

Art von Behandlung vorgeschlagen wird. E<strong>in</strong>e vertiefende stationäre Diagnostik mit<br />

gleichzeitiger Therapie vor e<strong>in</strong>er Aufnahme ist angebracht, wenn die Vermutung e<strong>in</strong>er<br />

dissoziativen Störung vorliegt. Es gibt 25 tageskl<strong>in</strong>ische Plätze, die mit Patient<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Patienten aus <strong>der</strong> Region, <strong>und</strong> 25 vollstationäre, die auch mit solchen von weiter her<br />

belegt werden. Vor allem aus Kostengründen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachfrage sollten stationäre<br />

Therapieplätze denjenigen vorbehalten se<strong>in</strong>, bei denen e<strong>in</strong>e ambulante Therapie<br />

wegen des Schweregrades <strong>der</strong> Störung nicht s<strong>in</strong>nvoll ist. Insofern konzentrieren sich <strong>in</strong><br />

dieser E<strong>in</strong>richtung Menschen mit schweren <strong>und</strong> schwersten Gewalterfahrungen. Die<br />

Wartezeit beträgt zwischen sieben <strong>und</strong> neun Monaten, <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />

dauert längstens vier Monate.<br />

Gr<strong>und</strong>legend für das Behandlungskonzept mit traumatisierten Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten<br />

ist die stabilisierende <strong>und</strong> ressourcenorientierte Arbeitsweise. Es werden unter-

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