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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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628 Bericht zur ges<strong>und</strong>heitlichen Lage von Frauen <strong>in</strong> Deutschland<br />

gewährleisten wie z. B. davor, nachts auf die Straße zu gehen. Diese Ängste <strong>der</strong> Frauen<br />

können s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, das bloße Wegtra<strong>in</strong>ieren gefährlich.<br />

Die Konzeption legt Wert auf die Beteiligung <strong>und</strong> Mitbestimmung von Frauen an ihrem<br />

Heilungsprozeß; ihre Ressourcen <strong>und</strong> Vorstellungen sollen bestimmend <strong>in</strong> die Therapie<br />

e<strong>in</strong>fließen. So bespricht die Therapeut<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> zu Beg<strong>in</strong>n den Therapieplan<br />

<strong>und</strong> die Therapieziele, <strong>und</strong> auch im Laufe <strong>der</strong> Behandlung wird zusammen überprüft,<br />

<strong>in</strong>wieweit die Behandlung beibehalten o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden sollte. Dabei hat die<br />

Therapeut<strong>in</strong> die Aufgabe, mit <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> Ziele zu vere<strong>in</strong>baren, <strong>der</strong>en Umsetzung für<br />

den Zeitrahmen des Aufenthalts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik realistisch s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> mit ihr zu planen,<br />

welche Behandlung nach dem Aufenthalt dort s<strong>in</strong>nvoll wäre. In dieser Kl<strong>in</strong>ik gibt es die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> stationären Intervalltherapie, das heißt, daß Frauen <strong>in</strong> bestimmten Zeitabständen<br />

e<strong>in</strong>e Therapie fortführen können.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Arbeit mit eßgestörten Frauen steht die Unterstützung des Selbstwertgefühls.<br />

Die Fähigkeiten <strong>und</strong> Ressourcen <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen werden erarbeitet,<br />

zusätzlich wird das vorherrschende Bild des weiblichen Körpers kritisch gesehen, <strong>der</strong><br />

jung <strong>und</strong> attraktiv zu se<strong>in</strong> habe; gesellschaftlich werde <strong>der</strong> Wert e<strong>in</strong>er Frau oft an <strong>der</strong><br />

Nutzbarkeit ihres Körpers gemessen. Eßstörungen werden hier als Autonomieversuch<br />

<strong>und</strong> Protest verstanden. Der dar<strong>in</strong> enthaltene Versuch, die eigenen Grenzen zu verän<strong>der</strong>n,<br />

wird geachtet, jedoch als letztlich selbstschädigend <strong>in</strong> Frage gestellt.<br />

In <strong>der</strong> Behandlung werden Bewegungs- <strong>und</strong> Körpertherapien e<strong>in</strong>gesetzt, Gespräche <strong>und</strong><br />

Ernährungsberatung angeboten. Die Komb<strong>in</strong>ation aus Selbsterfahrung, Verhaltens- <strong>und</strong><br />

Körpertherapie sei wichtig. Durch die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe lernen Frauen<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> entwickeln Toleranz, auch sich selbst gegenüber. Die Kl<strong>in</strong>ik kann e<strong>in</strong>e<br />

höhere Therapiedichte als im ambulanten Behandlungsbereich leisten; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

werden psychotherapeutische Körperverfahren außerhalb <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik von den Krankenkassen<br />

oft nicht übernommen.<br />

In <strong>der</strong> Traumatherapie arbeiten die Expert<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em stützenden, stabilisierenden<br />

<strong>und</strong> ressourcenorientierten Ansatz. Zu Beg<strong>in</strong>n muß e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen Patient<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Therapeut<strong>in</strong> aufgebaut werden. Dies braucht Zeit. Traumatisierte Frauen kommen<br />

mit den verschiedensten, nicht selten unzutreffenden Diagnosen, die teilweise auch sehr<br />

kränkend s<strong>in</strong>d. Daher führt die Kl<strong>in</strong>ik mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eigene Diagnostik<br />

durch, die Persönlichkeits- <strong>und</strong> Traumadiagnostik sowie Differentialdiagnose zu<br />

frühen Störungen umfaßt. Ferner werden Symptome organischer, psychischer <strong>und</strong><br />

psychosomatischer Herkunft festgestellt. Auch muß geklärt werden, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem<br />

Ausmaß Dissoziationen auftreten. Schließlich ist es notwendig, sich e<strong>in</strong>e Vorstellung<br />

<strong>der</strong> Fähigkeiten <strong>und</strong> Ressourcen zu machen, die e<strong>in</strong>e Frau mitbr<strong>in</strong>gt.<br />

Während <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Therapie werden Regeln für die Gespräche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gruppe aufgestellt <strong>und</strong> Strategien für den Umgang mit Er<strong>in</strong>nerungen an traumatisierende<br />

Erlebnisse erlernt. Information <strong>und</strong> Aufklärung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Phase wichtig, eben-

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