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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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612 Bericht zur ges<strong>und</strong>heitlichen Lage von Frauen <strong>in</strong> Deutschland<br />

für die befragten Expert<strong>in</strong>nen u. a., daß Gruppenarbeit nicht nach Typus <strong>der</strong> Eßstörungen<br />

aufgeteilt wird. Der therapeutische Ansatz ist für die verschiedenen Formen von<br />

Eßstörung <strong>in</strong>soweit gr<strong>und</strong>sätzlich gleich.<br />

Zwar ist zu erwarten, daß verschiedenartige E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e jeweils an<strong>der</strong>e Klientel<br />

anziehen, doch hat e<strong>in</strong>e Erhebung bei E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Suchtberatung sowie (im<br />

Vergleich) beim Frankfurter Zentrum für Eßstörungen ergeben, daß bei beiden Adipositas<br />

am häufigsten benannt wurde (Appel 1998: 67). Aus <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Ursachen<br />

folgt e<strong>in</strong>e strikte Absage an Diätversuche <strong>und</strong> von außen auferlegte Expertenprogramme.<br />

Eßstörungen werden nicht als Ausdruck von Willenlosigkeit o<strong>der</strong> Unfähigkeit von<br />

Frauen gesehen, mit ihrem Körper o<strong>der</strong> ihren Problemen fertig zu werden.<br />

Im Beratungsbereich <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Therapie wird beobachtet, daß sie zunehmend<br />

auch von Männern aufgesucht werden. Dies führen die Expert<strong>in</strong>nen auf Unsicherheiten<br />

<strong>der</strong> Identität <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Überbewertung des Äußeren zurück: Auch männliche<br />

Identität wird vermehrt an den körperlichen Ausdruck gekoppelt.<br />

Stellenwert spezialisierter E<strong>in</strong>richtungen<br />

Für viele Frauen mit Eßstörungen ist nach Ansicht <strong>der</strong> Expert<strong>in</strong>nen aus dem Beratungs<strong>und</strong><br />

ambulanten Bereich e<strong>in</strong>e Anlaufstelle notwendig, die nach außen sichtbar für das<br />

Problem Eßstörungen zuständig ist. Frauen sollten von vornhere<strong>in</strong> wissen, daß sie hier<br />

ke<strong>in</strong>e Schamgefühle haben müssen, daß jemand da ist, <strong>der</strong> sie akzeptiert, <strong>der</strong> weiß, wie<br />

es um sie steht, <strong>und</strong> <strong>der</strong> weiß, wie man damit umgeht. Am Anfang ist oft e<strong>in</strong>e hohe<br />

Schamgrenze da, „h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> sie sich verstecken möchten. Ich merke, wie entlastend es<br />

ist, wenn ich sage: 'Also ich arbeite schon lange mit bulimischen Frauen. Wie oft haben<br />

sie denn am Tag e<strong>in</strong>en Freßanfall mit nachfolgendem Erbrechen' Dann geht e<strong>in</strong>e<br />

Entspannung durch die Frau. Sie kann es e<strong>in</strong>fach sagen. Sie muß ke<strong>in</strong>en Eiertanz drum<br />

machen.“ Dies stellt e<strong>in</strong>e zentrale Dimension des Bedarfs dar. Niedrigschwellige<br />

Angebote s<strong>in</strong>d aber auch deshalb bedeutsam, weil Frauen sich oft nur tastend dem<br />

Problem nähern <strong>und</strong> zunächst Aufklärung suchen: Woran stelle ich fest, ob ich eßgestört<br />

b<strong>in</strong>; ist das noch normal, was ich mache<br />

Der Erfahrung nach haben viele Frauen Diäterfahrungen schon als K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> bereits<br />

Diätprogramme bei Ärzten <strong>und</strong> Diätgruppen probiert. An<strong>der</strong>e haben Therapieketten<br />

h<strong>in</strong>ter sich <strong>und</strong> schon an<strong>der</strong>e Behandlungsformen erfahren, die nicht zufriedenstellend<br />

waren. Das Spektrum reicht von Krankenhausbehandlungen, wenn es um Leben <strong>und</strong><br />

Tod geht, psychosomatische Kl<strong>in</strong>iken, Psychotherapien, Verhaltenstherapien, Gestalttherapien,<br />

den ganzen esoterischen Markt, über Diäten, Besuche bei Ernährungsexperten<br />

<strong>und</strong> Ernährungsberatung bei Krankenkassen. Es s<strong>in</strong>d häufig ganz unterschiedliche<br />

Aspekte, die nicht zufriedenstellend waren: In den Therapien wurde beispielsweise<br />

etwas an<strong>der</strong>s behandelt, <strong>und</strong> die Eßstörungen blieben unbeachtet. Fragen wurden nicht<br />

angesprochen, mit denen sich Frauen beschäftigen, z. B.: Wie kann ich mit Streß<br />

umgehen Wie kann ich mit me<strong>in</strong>er Wut umgehen An<strong>der</strong>e Frauen fühlten sich <strong>in</strong> <strong>der</strong>

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