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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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<strong>Frauenzentrierte</strong> Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung 615<br />

gruppe angeboten. Zwar gehören zur Spezialkur reduzierte Kost <strong>und</strong> sportliche Betätigung<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> Gewichtsreduktion; dennoch wird als problematisch angesehen,<br />

daß viele vom Arzt mit dem Auftrag <strong>in</strong> die Kur geschickt werden: „Sie müssen<br />

abnehmen“. Das Gewicht sei i. d. R. e<strong>in</strong> Symptom für etwas an<strong>der</strong>es, das nicht mit<br />

Gewichtskontrolle zu behandeln ist. Über H<strong>in</strong>tergründe wird beim Hausarzt zumeist<br />

nicht gesprochen. Frauen werden, so <strong>der</strong> kritische Tenor <strong>der</strong> Expert<strong>in</strong>nen, durch die<br />

ärztliche Auffor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> neuen Zwiespalt gestürzt, denn daß sie Übergewicht haben,<br />

wissen sie, daß sie abnehmen müßten, wissen sie auch. Die H<strong>in</strong>tergründe für ihr Verhalten<br />

s<strong>in</strong>d ihnen aber nicht zugänglich. So wird es als Aufgabe <strong>der</strong> Mütterschwerpunktkur<br />

gesehen, mit den Frauen im begrenzten Zeitrahmen zu erarbeiten, was für e<strong>in</strong><br />

Zusammenhang zwischen ihrem Leben <strong>und</strong> ihrem Übergewicht besteht.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Schwerpunktkur zielt darauf, den Frauen die H<strong>in</strong>tergründe ihrer<br />

Gewichtsprobleme auf verschiedenen Ebenen zu erschließen. Erfragt wird zum e<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> „Selbstaspekt“ im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> persönliche Geschichte, etwa: Warum habe ich mir so<br />

viel Speck angefressen Hat dies Tradition <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie Ist dies nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung<br />

gekommen Suche ich Bestätigung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen Für manche Frauen führt es<br />

zu e<strong>in</strong>er gewissen Entkrampfung, wenn sie erfahren, daß Übergewicht auch genetisch<br />

bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> kann. Frauen sollen <strong>in</strong> den Gesprächsgruppen lernen, sich selbst anzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu akzeptieren, daß das Gewicht im Moment nötig ist, denn es hat e<strong>in</strong>e Funktion.<br />

Diese Funktion läßt sich nicht mit Diäten außer Kraft setzen, das sei „Selbstquälerei“.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Ebene ist die familiäre Situation. Obwohl Frauen zu Hause die Ernährung <strong>in</strong><br />

den Händen haben, ist alles auf die Familie abgestellt. Männer <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> können<br />

jedoch ganz an<strong>der</strong>e Kostverwerter se<strong>in</strong>, die sich nicht e<strong>in</strong>schränken müssen, während<br />

die Frau lernen muß, sich zu begrenzen. Dies kann nur gel<strong>in</strong>gen, wenn die Frau <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage ist, sich selbst wichtig <strong>und</strong> ernst zu nehmen <strong>und</strong> sich nicht immer <strong>der</strong> Familie<br />

anzupassen. Daher wird den Frauen vermittelt, daß es zunächst nicht auf Gewichtskontrolle<br />

ankommt, daß sie aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kur Raum haben, ihre Ernährung selbst zu<br />

steuern. Um diesen eigenen Raum auszufüllen, erfahren sie auch Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong> Ernährung.<br />

Sie lernen, wie sie etwas zubereiten können, daß ihnen selbst schmeckt, ohne daß<br />

es zuviel ist. Sie können auch <strong>in</strong> den drei Wochen ihre Kost selbst zusammenstellen.<br />

Damit machen sie die Erfahrung „Jetzt tue ich was!“ <strong>und</strong> können zugleich ausprobieren,<br />

wie sie sich selbst noch wohl fühlen, während die Familie nicht zu kurz kommt. Dies<br />

gilt als Vorbereitung darauf, ihre Kost zu Hause so weiterzuführen, wie es <strong>der</strong> Frau<br />

gemäß ist.<br />

Die dritte Ebene ist gesellschaftlich <strong>und</strong> kulturell <strong>und</strong> wird damit begründet, daß Frauen<br />

ganz an<strong>der</strong>s als Männer gezwungen s<strong>in</strong>d, sich mit Problemen des Gewichts ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Selbstwahrnehmung <strong>und</strong> Körperwahrnehmung werden zum Thema; dabei<br />

stehen die „<strong>in</strong>neren Räume“ <strong>und</strong> „<strong>in</strong>neren Bil<strong>der</strong>“, aber auch Vorstellungen von gesellschaftlichen<br />

„Idealbil<strong>der</strong>n“ <strong>und</strong> vom „Idealgewicht“ im Mittelpunkt.

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