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10 Frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und in der ...

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<strong>Frauenzentrierte</strong> Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung 655<br />

Sensibilität für die Bed<strong>in</strong>gungen, aus denen Ges<strong>und</strong>heitsprobleme von Frauen erwachsen<br />

können, geht e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>er Haltung von Wertschätzung für Frauen <strong>und</strong> von<br />

Respekt für <strong>der</strong>en Entscheidungen. Bewußt Wertschätzung für Frauen zu vermitteln,<br />

beg<strong>in</strong>nt für viele Praktiker<strong>in</strong>nen damit, selbst als Frau bejahend aufzutreten; typische<br />

Formulierungen s<strong>in</strong>d z. B.: die Frauen ernst nehmen, mit Frauen Solidarität zeigen, mit<br />

Frauen parteilich se<strong>in</strong>, Empathie <strong>und</strong> Akzeptanz geben, nach den Stärken von Frauen<br />

schauen.<br />

In den Expert<strong>in</strong>nengesprächen wird deutlich, wie vielfältig <strong>in</strong> Ausbildung, Beruf <strong>und</strong> im<br />

Alltag e<strong>in</strong>e Ger<strong>in</strong>gschätzung für das Weibliche <strong>und</strong> für Frauen erfahren wurde. Oft<br />

schimmert die eigene Begegnung <strong>der</strong> Fachfrau mit herabsetzenden Äußerungen, Vorurteilen<br />

<strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gschätzigen E<strong>in</strong>stellungen sowie mit frauendiskrim<strong>in</strong>ierenden Realitäten<br />

im Beruf wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft beim Interview durch; aber ebenso stark lassen sich<br />

Mitgefühl <strong>und</strong> Empörung über die Erfahrungen <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen bzw. <strong>der</strong> Nutzer<strong>in</strong>nen<br />

ihrer Angebote erkennen. Die Wertschätzung von Frauen ist nicht als bloß <strong>in</strong>tellektuelle<br />

Kritik an frauenfe<strong>in</strong>dlichen Traditionen zu verstehen, ebensowenig wie sie mit allgeme<strong>in</strong>er<br />

Menschenfre<strong>und</strong>lichkeit zu verwechseln wäre: Es handelt sich um e<strong>in</strong>e gegenüber<br />

mächtigen kulturellen Vorgaben oppositionelle Haltung, die im täglichen Umgang<br />

erarbeitet <strong>und</strong> praktisch realisiert wird, z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bereitschaft, sich Zeit zu nehmen,<br />

bei <strong>der</strong> Wahrung von Körper- <strong>und</strong> Schamgrenzen, bei <strong>der</strong> Wortwahl <strong>in</strong> Erklärungen o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Achtsamkeit, mit <strong>der</strong> Übergriffe vermieden werden. Konzeptionell gehört die bewußte<br />

Umbewertung von weiblichen Lebensphasen <strong>und</strong> Lebensleistungen sowie <strong>der</strong> für<br />

Frauen geltenden Normen (etwa Schönheitsnormen o<strong>der</strong> Normen für die gute Mutter,<br />

die nicht krank werden darf) vielfach - mehr o<strong>der</strong> weniger explizit - zum therapeutischen<br />

Prozeß bzw. zum Inhalt <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> angeleiteten Selbsthilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbildung.<br />

Gr<strong>und</strong>legend für frauenzentrierte Praxisansätze ist <strong>der</strong>en Ressourcenorientierung. Damit<br />

ist die Überzeugung verb<strong>und</strong>en, daß Frauen unerkannte Potentiale, Kräfte <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

haben, die sie für den Erhalt ihrer Ges<strong>und</strong>heit o<strong>der</strong> für die Bewältigung von<br />

Krankheit <strong>und</strong> Leid e<strong>in</strong>setzen <strong>und</strong> entfalten können. Solche Ressourcen, die körperlichen<br />

o<strong>der</strong> seelischen Ursprungs o<strong>der</strong> aber <strong>in</strong> den sozialen Beziehungsnetzen verborgen<br />

se<strong>in</strong> können, kommen erst zum Zuge, wenn Frauen aus e<strong>in</strong>er oft selbstverständlichen<br />

Selbst- <strong>und</strong> Fremdabwertung heraustreten können <strong>und</strong> Stolz auf eigene Leistungen<br />

entwickeln, sich Genuß <strong>und</strong> Freude zubilligen. Dies zu för<strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong> Anliegen <strong>der</strong><br />

unterschiedlichsten Praxiskonzepte. Ressourcenorientierung bedeutet auch, daß Ges<strong>und</strong>heit<br />

im Alltag von Frauen verankert werden muß. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Wertschätzung<br />

des Frau-se<strong>in</strong>s <strong>und</strong> <strong>der</strong> Frauen wird <strong>der</strong> weibliche Körper nicht als Risiko, son<strong>der</strong>n eher<br />

als Kräftezentrum gesehen. Das hat Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Anbietern<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Versorgung <strong>und</strong> Klient<strong>in</strong>. Es wird die aktive Mitwirkung <strong>der</strong> Frau<br />

an <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung ihres Bef<strong>in</strong>dens, <strong>der</strong> Gründe dafür <strong>und</strong> <strong>der</strong> möglichen Handlungsstrategien<br />

angestrebt. Es sei, so e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong>, wirklich wichtig, den Frauen zu sagen, daß<br />

es verschiedene Me<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> gibt <strong>und</strong> daß sie selbst ihren Platz dar<strong>in</strong><br />

suchen müssen.

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