Papa-Liste
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94<br />
Peter Härtling<br />
„Nachgetragene<br />
Liebe“<br />
Dtv<br />
ISBN:<br />
978-3-423-11827-9<br />
D: 8,50 €<br />
A: 8,80 €<br />
15,20 sFr<br />
"Zwischen meiner Geburt<br />
(1933) und dem<br />
Tod meines Vaters am<br />
21. Juli 1945 lagen<br />
zwölf Jahre. Es blieb<br />
uns wenig Zeit".<br />
Der Schriftsteller Peter Härtling schrieb diese autobiographische, zeitgeschichtlich<br />
aufschlussreiche Erzählung, die in seine Kindheit, Familie und<br />
Heimat zurückführt, um Gestalt und Wesensart des früh verstorbenen Vaters<br />
wiederzufinden. Was zu Lebzeiten nicht möglich war, wird hier - die<br />
Vergangenheit vergegenwärtigend - mit begreifender Liebe nachgetragen.<br />
Ich habe zu diesem Taschenbuch für lesegewohnte Erwachsene eine<br />
Gastrezension von Lothar Hitzges aus Schweich gefunden:<br />
„In unseren Köpfen sammelte sich Unrat; wir meinten, es sei die Welt.",<br />
schreibt der Autor zu dem was Hitlerdeutschland ihm in seiner Jugend<br />
vermittelte. Das Buch mit den Schilderungen eines zehnjährigen Jungen,<br />
der mit seiner Familie, aber insbesondere mit seinem Vater hadert, ist ergreifend.<br />
Während die Familie, akademisch gebildet und unbeeindruckt<br />
von der damaligen Propaganda, ein schweres Leben in Mähren führt, erfährt<br />
der Junge eine demagogische Gehirnwäsche in Schule und von<br />
gleichaltrigen Kameraden. Was kann es schöneres geben, als im Knabenalter<br />
Krieg zu spielen, ein Held zu sein und zu den Siegern zu gehören.<br />
Dies ist für einen jungen Heranwachsenden eine sehr große Versuchung.<br />
Die Entzweiung mit der Familie, in der es möglicherweise sogar Verschwörer<br />
gegen alles gibt, was ihm jetzt heilig ist, ist somit vorprogrammiert.<br />
Die Entfremdung des Kindes zum Vater schmerzt nicht nur den Autor<br />
sehr. Besonders auch deshalb, weil der allzu frühe Tod des Vaters eine<br />
Korrektur, eine Aufarbeitung nicht mehr zulässt. Deshalb kam es vermutlich<br />
zu diesem bemerkenswerten Buch. Eine Annäherung an einen Vater<br />
mit den Augen eines inzwischen erwachsen gewordenen Sohnes. Eines<br />
Sohnes, der die Welt nun aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten gelernt<br />
hat und der etwas sein möchte, was ein verführerisches System unterband,<br />
nämlich Sohn.<br />
Hans Fallada, Uli Ditzen<br />
"Mein Vater und sein<br />
Sohn"<br />
Aufbau-Verlag 2004<br />
Taschenbuch<br />
ISBN:<br />
978-3-7466-2145-6<br />
D: 7,95 €<br />
A: 8,20 €<br />
15,80 sFr<br />
Als der zehnjährige Ulrich Ditzen, ältester Sohn von Rudolf und Anna Ditzen,<br />
ins Internat des Templiner Gymnasiums gegeben wird, schreibt der<br />
Vater - bekannt geworden als der Schriftsteller und Drehbuchautor Hans<br />
Fallada - ihm jeden Sonntag einen Brief. Der junge Schüler antwortet, zunächst<br />
in kurzen Briefen, später als Jugendlicher in langen ausführlichen<br />
Schreiben. Aus der umfangreichen Korrespondenz von 1940 bis 1946 legt<br />
der heute 75-jährige Sohn ein Zeitdokument vor, das den Leser teilnehmen<br />
lässt am dörflichen Leben in Carwitz, erzählt von der Arbeit des Vaters auf<br />
dem Hof und mit den Tieren, von den Sorgen, den Kriegsalltag zu bewältigen.<br />
Der Sohn Ulrich berichtet vom Internat und vom Gymnasium, von<br />
Freunden, vom Luftalarm und vom schlechten Essen. Deutlich wird ein<br />
starkes, inniges Verhältnis zwischen Vater und Sohn, das durch die Scheidung<br />
der Eltern und durch die Wiederverheiratung kaum beeinträchtigt<br />
wird. Der Kontakt brach erst ab, als der Sohn in den letzten beiden Lebensjahren<br />
des Vaters Zeuge der Morphiumsucht und des schleichenden<br />
Verfalls wurde. Hans Fallada lebte viele Leben: als Trinker, Morphinist, Gefängnisinsasse,<br />
als liebevoller Familienvater und manischer Schreiber, er<br />
starb 53-jährig im Februar 1947. Jahrzehnte später findet der Sohn die erhalten<br />
gebliebenen Briefe wieder und beim Studium des Ordners „tat sich<br />
für ihn eine verlorene, eine neue Welt auf“. Für den Aufbau-Verlag, der das<br />
literarische Werk seines Vaters verwaltet, legte er den Briefwechsel für<br />
diese Dokumentation vor, ergänzt durch Anmerkungen und mit 22 Abbildungen<br />
illustriert. In seinem Vorwort schreibt er heute dazu: „So hat der<br />
Sohn schließlich sein Verständnis der Dinge und seinen Frieden gefunden<br />
mit dem Vater. Und den Gehalt einer Kindheit, die über lange Jahre hinweg<br />
aus der Erinnerung geraten war.“<br />
CMS<br />
Söhne erinnern sich an ihre berühmten Politiker-Väter:<br />
„Leben oder gelebt werden - Schritte auf dem Weg zur Versöhnung“ von Walter Kohl. Er erinnert sich an<br />
seinen Vater, den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, Neuerscheinung im Februar 2011<br />
„Andenken“ von Lars Brandt an seinen Vater Willy Brandt, verschiedene Ausgaben und ein Hörbuch<br />
„Mein Vater – Erinnerungen“ von Franz Georg Strauß an seinen Vater Franz Josef Strauß