Die gesamte Ausgabe 1/2010 als pdf-Datei - Senioren Zeitschrift ...
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Stadtlicher Alterswohnsitz<br />
Wohnen in der Stadt bietet<br />
viele Vorteile. Geschäfte, Ärzte<br />
und Vereine sind um die<br />
Ecke; Busse und Bahnen fahren alle<br />
paar Minuten. Frankfurt ist in dieser<br />
Hinsicht vorbildlich.<br />
Das Stadtleben bietet nicht nur<br />
gefühlte, sondern wissenschaftlich erwiesene<br />
Annehmlichkeiten. „<strong>Die</strong> Vorteile<br />
des Innenstadtwohnens liegen in<br />
kurzen Wegen, sozialen Netzen und<br />
dichten Infrastrukturangeboten”, fassen<br />
Gregor Jekel und Franciska Frölich von<br />
Bodelschwingh die Ergebnisse ihrer<br />
Studien im Auftrag des Deutschen Instituts<br />
für Urbanistik (Difu) in Berlin<br />
zusammen. Sie befragten zwischen<br />
2006 und 2007 in verschiedenen deutschen<br />
Städten Mitarbeiter der Kommunalverwaltungen,<br />
Lokalpolitiker, Vertreter<br />
von Wohnungsgesellschaften,<br />
Miet- und Stadtteilvereinen.<br />
Beim bunten Nachmittag<br />
während<br />
der Aktionswoche<br />
„Älter werden in<br />
Frankfurt” lud die<br />
<strong>Senioren</strong>tanzgruppe<br />
der TG Bornheim<br />
zum Mitmachen ein.<br />
Foto: Oeser<br />
Neue Kontakte knüpfen,<br />
alte pflegen<br />
Sowohl die jungen Alten, die noch<br />
selbstständig und gesund sind, <strong>als</strong> auch<br />
weniger mobile <strong>Senioren</strong> sind in der<br />
Stadt am besten aufgehoben. Wer noch<br />
mobil und fit ist, kann das kulturelle Leben<br />
genießen und ausgefallene Veranstaltungen<br />
besuchen. In ihrer Mobilität<br />
eingeschränkte Menschen profitieren<br />
von vielfältigen <strong>Die</strong>nstleistungsangeboten<br />
wie ambulanter Pflege, Einkaufshilfen,<br />
Vorlesediensten und ähnlichem.<br />
Ältere Menschen, die in einer Stadt leben,<br />
haben noch einen weiteren Vorteil:<br />
Sie können nach dem Erwerbsleben,<br />
wenn die Zahl der Außenkontakte rapide<br />
sinkt, leichter neue soziale Kontakte<br />
knüpfen und alte aufrechterhalten.<br />
Doch deswegen werde keiner extra in<br />
die Stadt ziehen, betont der Soziologe<br />
Walter Siebel. <strong>Die</strong> Bereitschaft umzuziehen<br />
sinke mit jedem Lebensjahrzehnt<br />
kontinuierlich bis auf den tiefsten<br />
Stand in den 60ern. Für ihn steht<br />
fest: „<strong>Die</strong> Bevölkerung wird dort alt, wo<br />
sie wohnt.” Denn die Wohnung sei weit<br />
mehr <strong>als</strong> Ort von Freizeit und Erholung,<br />
betont Siebel. „(Sie) ist ein Stück<br />
Heimat, eine geschützte Sphäre der<br />
Geborgenheit, der Intimität, der Emotionalität<br />
und Körperlichkeit.” Deshalb<br />
wollen die meisten Menschen in gewohnter<br />
Umgebung mit vertrauten<br />
Nachbarn alt werden.<br />
Mit Gleichgesinnten<br />
zusammenwohnen<br />
Aus diesem Grund sind neue Wohnformen<br />
wie Betreutes Wohnen, <strong>Senioren</strong>-WGs<br />
und Mehrgenerationenhäuser,<br />
aber auch Hausnotrufdienste, Fahr-<br />
und Wäschedienste stark im Kommen,<br />
wie die Difu-Wissenschaftler in ihrer<br />
Untersuchung unter anderem ermittelten.<br />
Vor allem das Zusammenleben im<br />
Alter mit Gleichgesinnten werde zunehmen.<br />
Menschen in einer ähnlichen<br />
Lebenslage und mit ähnlichen Wertvorstellungen<br />
könnten sich schlichtweg<br />
besser gegenseitig unterstützen.<br />
Damit das auch gelingt, sei aber eine<br />
stadtteilbezogene kommunale Altenhilfeplanung<br />
notwendig, betont Ursula<br />
Kremer-Preuß, die Sozialwissenschaftlerin<br />
des Kuratoriums Deutsche Altenpflege<br />
(KDA) in Berlin. „<strong>Die</strong> Altenhilfe<br />
soll künftig nicht mehr schwerpunktmäßig<br />
(…) Versorgungsstrukturen<br />
sichern, sondern das normale Wohnen<br />
und die Entwicklung von Mitwirkungsstrukturen<br />
(…) in den Fokus rücken.”<br />
Ziel müsse sein, die Wohnangebote so zu<br />
Titel: Ältere Menschen im modernen Frankfurt<br />
verändern und zu stärken, dass man<br />
hier auch bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit<br />
leben könne. Nicht das Versorgen,<br />
sondern Teilhabe und Wohnen<br />
rückten in den Mittelpunkt zukunftsorientierter<br />
Altenhilfepolitik.<br />
Vorbild Frankfurt<br />
Dafür gebe es drei Grundprinzipien:<br />
Kleinräumig denken, Partizipation ermöglichen<br />
und Kooperationen schaffen.<br />
Vorbildlich laufe das in der Stadt Frankfurt,<br />
findet das KDA. <strong>Die</strong> Mainmetropole<br />
betreibe eine stadtteilnahe Planung. <strong>Die</strong><br />
städtischen Ämter, die Altenhilfeträger<br />
aus der Wohlfahrtspflege und engagierte<br />
Bürger hätten sich zusammengetan, Bedarfslücken<br />
ermittelt und gemeinsame<br />
Empfehlungen erarbeitet.<br />
Angebote ambulanter <strong>Die</strong>nste<br />
Jeder kann sich auch selbst beispielsweise<br />
über Angebote der ambulanten<br />
<strong>Die</strong>nste informieren. Tipps zu Pflege,<br />
hauswirtschaftlicher Hilfe, Essen auf<br />
Rädern, Einkaufsdiensten, Fahrdiensten<br />
und Wäschediensten geben die<br />
Pflegekassen, die Stadt Frankfurt, die örtlichen<br />
Stellen der Altenhilfe und das<br />
Projekt „Soziale Einrichtungen in Hessen“<br />
im Sozialnetz Hessen unter der Internet-<br />
Adresse www.sozialnetz-hessen.de. Im<br />
Sozialnetz Hessen gibt es auch ein weiteres<br />
Projekt zu „Hilfen bei der Auswahl von<br />
Pflegeeinrichtungen” unter der Adresse<br />
www.sozialnetz.de/Pflegeangebote.<br />
Nicole Galliwoda<br />
Das Sozialdezernat hat im Mai und<br />
Juni 2009 in zwei Schüben je 7.500<br />
ältere Menschen ab 50 Jahren in<br />
Fragebögen zu ihrer Wohnsituation<br />
befragt. Erstes Ergebnis: Etwa jeder<br />
Dritte hat geantwortet. <strong>Die</strong> Rücklaufquote<br />
war mit 32,94 Prozent enorm.<br />
„Das hat keiner erwartet”, freut sich<br />
Pia Bolz vom Sozialdezernat. <strong>Die</strong> Umfrage<br />
„<strong>Senioren</strong>gerechtes Wohnen in<br />
Frankfurt” lief schriftlich. Sämtliche<br />
rund 50 Fragen wurden in sieben<br />
Sprachen übersetzt. Mit den Fragen<br />
zur aktuellen und künftigen Wohnsituation<br />
will die Stadt ein Bild davon<br />
bekommen, wie ältere Menschen<br />
wohnen möchten. Inhaltliche Ergebnisse<br />
zur Umfrage gibt es in der nächsten<br />
<strong>Senioren</strong> <strong>Zeitschrift</strong>. gal<br />
SZ 1/<strong>2010</strong><br />
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