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Aus diversen Studien ü<strong>ber</strong> den Kauf von Sex durch Männer ist bekannt, dass es verschiedene Freiertypen<<strong>br</strong> />
gibt. Eine Kategorisierung ist zum Beispiel ü<strong>ber</strong> die Art des Sexkaufs möglich, und zwar sowohl<<strong>br</strong> />
in Bezug auf die Frequenz, mit der Sex gekauft wird (sporadisch oder regelmässig) wie auch in Bezug<<strong>br</strong> />
auf das Verhältnis zur Prostituierten (z. B. Zufallsbekanntschaft, Stammfreier oder sogenannte Sugar<<strong>br</strong> />
Daddies, d.h. Freier, die das ganze Leben einer Prostituierten finanzieren und ihre Dienste exklusiv für<<strong>br</strong> />
sich kaufen). 146 Möglich wäre auch eine Kategorisierung ü<strong>ber</strong> die finanziellen Möglichkeiten der<<strong>br</strong> />
Freier.<<strong>br</strong> />
4.10.1.2 Voraussetzungen für den Besuch bei einer Prostituierten 147<<strong>br</strong> />
Damit es ü<strong>ber</strong>haupt zu einem ersten Besuch bei einer Prostituierten kommt, <strong>br</strong>aucht es – abgesehen<<strong>br</strong> />
vom Wunsch dazu – drei Voraussetzungen: Zeit, Geld und eine Infrastruktur. Der zeitliche Aspekt ist<<strong>br</strong> />
vor allem für Freier, die in einer Paarbeziehung leben, von grosser Bedeutung. Oft wird der Kauf von<<strong>br</strong> />
Sex vor der Partnerin verheimlicht, was längerfristig psychisch sehr belastend sein kann. Die finanzielle<<strong>br</strong> />
Dimension wird sodann nicht nur vom Vermögen des Freiers geprägt, sondern auch vom Preisniveau<<strong>br</strong> />
in der Prostitution sowie von der individuellen Nachfragedynamik der Männer. Im untersten Segment<<strong>br</strong> />
der Prostitution, dem Drogenstrich, ist die Marktmacht der Frauen am geringsten. Sie tragen deshalb<<strong>br</strong> />
das grösste Risiko, von den Freiern sexuell und ökonomisch ausgebeutet zu werden. Die Infrastruktur<<strong>br</strong> />
als dritte Voraussetzung stellt hingegen kaum eine Hürde dar, weil es nicht nur in Städten,<<strong>br</strong> />
sondern auch in ländlichen Gebieten genügend Lokalitäten gibt.<<strong>br</strong> />
Die gesellschaftliche Einstellung kann ebenfalls eine wichtige Rolle spielen bezüglich der Nachfrage<<strong>br</strong> />
nach Prostitution. Dazu gehören die Existenz folgender Meinungen oder Wahrnehmungen in der Gesellschaft:<<strong>br</strong> />
1. Der Besuch bei der Prostituierten ist ein standardbiographisches Element männlicher Lebenswelt:<<strong>br</strong> />
Unter Männern wird es als „normal“ bezeichnet, eine Prostituierte aufzusuchen, weil der<<strong>br</strong> />
Mann seinen biologisch begründeten Sexualtrieb periodisch entladen können müsse. Die Prostitution<<strong>br</strong> />
wird demzufolge als legitime „Spieloption“ für Männer wahrgenommen.<<strong>br</strong> />
2. Wenn man etwas bezahlt, so ist es in Ordnung: Die sexuelle Dienstleistung wird gedanklich zu<<strong>br</strong> />
einer „normalen“ Ware, also zu einem Konsumgut transformiert. Damit wird der Sexkauf der<<strong>br</strong> />
kapitalistischen Tauschlogik unterworfen, mit der man im Alltag vertraut ist.<<strong>br</strong> />
3. Prostitution ist eine mystische Subkultur: Prostitution übt für viele Männer eine magische Anziehungskraft<<strong>br</strong> />
aus. Sie sehen den Prostitutions<strong>ber</strong>eich als eine Art „omnipotenter Kosmos männlicher<<strong>br</strong> />
sexueller Wunscherfüllungen“. Denn hier ist Sex auch mit ansonsten unerreichbaren<<strong>br</strong> />
Frauen in jeglicher Form zu haben.<<strong>br</strong> />
4. Es gibt „Heilige“ und „Huren“ unter den Frauen: Der weibliche Geschlechterraum wird bei<<strong>br</strong> />
dieser Ü<strong>ber</strong>legung gespalten. Es resultiert eine doppelte Moral, indem ein männlich dominiertes,<<strong>br</strong> />
staatliches Kontroll- und Disziplinarregime einerseits unerbittlich die Prostitution bekämpft<<strong>br</strong> />
und Männern gleichzeitig ungehindert Zugriff auf die „verachteten“ Prostituierten verschafft.<<strong>br</strong> />
Speziell zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch die Haltung der Gesellschaft zur Bezahlung<<strong>br</strong> />
für sexuelle Dienstleistungen, wenn diese gegenü<strong>ber</strong> bestimmten Personengruppen er<strong>br</strong>acht wird.<<strong>br</strong> />
Dazu gehört etwa die Arbeit von „Berührerinnen“ bei behinderten Menschen oder der Besuch von Sexualbegleiterinnen<<strong>br</strong> />
in Altersheimen. 148<<strong>br</strong> />
jedoch nicht zugenommen (Hearing der Expertengruppe Hil<strong>ber</strong> mit der Beratungsstelle Don Juan vom 7. Januar 2014 (Herr Peter Briggeler)).<<strong>br</strong> />
146<<strong>br</strong> />
Sanders/O’Neill/Pitcher, S. 78 ff.<<strong>br</strong> />
147<<strong>br</strong> />
Soweit nicht anders vermerkt: Gerheim, S. 40 ff.<<strong>br</strong> />
148<<strong>br</strong> />
Altersheime öffnen Türen für Sexualbegleiterinnen, in 20 Minuten vom 3. Mai 2014 auf<<strong>br</strong> />
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