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stehen immer mehr im Fokus polizeilicher Ermittlungen. Abgehörte Gespräche im Rahmen von Strafverfahren<<strong>br</strong> />

zeigen auf, dass die kriminellen Gruppierungen aus dem (Süd)osten Europas sehr bestimmend<<strong>br</strong> />

mit ihren Opfern umgehen und diese gänzlich in ihrem Selbstbestimmungsrecht einschränken.<<strong>br</strong> />

Die in der Prostitution tätigen Frauen dürfen teilweise weder ü<strong>ber</strong> die Praktiken noch die Kunden oder<<strong>br</strong> />

Konditionen, zu denen sie die sexuellen Dienstleistungen anbieten, entscheiden. Die Täter üben auf<<strong>br</strong> />

ihre Opfer permanenten Druck aus, indem sie entweder den Prostituierten selbst oder deren Angehörigen<<strong>br</strong> />

im Heimatland massive Gewalt und Strafe androhen, sollten sie sich den Anordnungen der Täter<<strong>br</strong> />

widersetzen. Trotz all dieser Umstände sehen sich oftmals Personen, für deren Opferstatus klare Beweise<<strong>br</strong> />

vorliegen, nicht als solche, da aus ihrer Sicht die noch so tragischen Zustände im Zielland immer<<strong>br</strong> />

noch besser sind als die Perspektivlosigkeit im Herkunftsland. Diese Gruppe von Prostituierten<<strong>br</strong> />

findet sich primär auf dem Strassenstrich, also der niedrigsten, billigsten und auch gefährlichsten<<strong>br</strong> />

Sparte der Prostitution. Einerseits hängt dies mit Vorteilen für die Täterschaft zusammen (mit wenig<<strong>br</strong> />

Organisation und Kosten verbunden, gut kontrollierbar, Mobilität), andererseits entsprechen diese<<strong>br</strong> />

Prostituierten aufgrund ihrer physischen Erscheinung wie auch aufgrund der fehlenden Sprachfertigkeiten<<strong>br</strong> />

und fehlenden Bildung nicht dem „Standard“, um in einem („besseren“) Bordell eingesetzt werden<<strong>br</strong> />

zu können.<<strong>br</strong> />

Gemäss polizeilichen Erkenntnissen werden die Opfer von Menschenhandel fast ständig ü<strong>ber</strong>wacht,<<strong>br</strong> />

sei es von den Zuhältern sel<strong>ber</strong> oder deren Aufpasserinnen (Capo-Frauen) oder Aufpassern. Sie müssen<<strong>br</strong> />

ihren Peinigern täglich Bericht erstatten ü<strong>ber</strong> ihre Arbeitsleistung. Beschlagnahmte Notizblöcke<<strong>br</strong> />

zeigen, dass die Täter ü<strong>ber</strong> die Dienstleistungen der Prostituierten und deren Einnahmen genau Buch<<strong>br</strong> />

führen. Den Opfern sel<strong>ber</strong> wird meist nur ein sehr kleiner Betrag für das Notwendigste belassen. Die<<strong>br</strong> />

durch die Prostitution erwirtschafteten Gewinne fliessen ü<strong>ber</strong> die verschiedenen Geldü<strong>ber</strong>weisungskanäle<<strong>br</strong> />

an die Familien der Zuhälter oder an die Drahtzieher in den Herkunftsländern zurück oder sie<<strong>br</strong> />

werden in weitere illegale Tätigkeiten im Zielland reinvestiert.<<strong>br</strong> />

Die Tätigkeiten der (süd)osteuropäischen kriminellen Gruppierungen weisen interkantonale und internationale<<strong>br</strong> />

Bezüge auf. Die Prostituierten werden von ihren Zuhältern oft wie eine Ware behandelt, die<<strong>br</strong> />

ü<strong>ber</strong> Grenzen hinweg beliebig verschoben oder weiterverkauft werden kann. Auffallend ist, wie<<strong>br</strong> />

schnell sich die kriminellen Drahtzieher den aktuellen Umständen (z. B. polizeilichen Massnahmen,<<strong>br</strong> />

städtischen oder kantonalen Änderungen in der Prostitutionspolitik oder auch bezüglich Kundenwünsche)<<strong>br</strong> />

anzupassen wissen. Die Täter suchen sich geographisch günstig gelegene Standorte, die die „Belieferung<<strong>br</strong> />

mit Ware“ schweizweit ermöglicht. Sie sind meist sehr mobil und chauffieren ihre Opfer täglich<<strong>br</strong> />

mehrere Kilometer zwischen der Unterkunft und dem Arbeitsort herum. So sind seit einiger Zeit<<strong>br</strong> />

mehrere bulgarische Zuhälter im Mittelland ansässig, die von dort aus täglich ihre Prostituierten an die<<strong>br</strong> />

verschiedenen Standorte in der Schweiz, die ü<strong>ber</strong> einen Strassenstrich verfügen, fahren.<<strong>br</strong> />

5.6 Entwicklungen und Herausforderungen<<strong>br</strong> />

Aufgrund des grossen Angebots von sexuellen Dienstleistungen von (süd)osteuropäischen Prostituierten<<strong>br</strong> />

sind die Preise vor allem auf dem Strassenstrich, a<strong>ber</strong> auch in Etablissements, stark gefallen. Die<<strong>br</strong> />

kantonalen Polizeibehörden stellen fest, dass in den letzten Jahren die Zahl der Cabarets aufgrund der<<strong>br</strong> />

schlechten Einnahmen in der Schweiz zurückging, während jene der Kontaktbars stetig zunahm. Der<<strong>br</strong> />

Besuch eines Cabarets ist heutzutage für den Kunden mit verhältnismässig hohen Ausgaben und, da<<strong>br</strong> />

die Prostitution in Cabaret-Betrieben gesetzlich verboten ist, mit einem kleinen Angebot verbunden.<<strong>br</strong> />

Im Aufwind sind seit einiger Zeit sogenannte Flatrate-Klubs, in denen die Kunden gegen die Bezahlung<<strong>br</strong> />

einer Pauschale beliebige Dienstleistungen, ausgeführt durch beliebige Prostituierte, in Anspruch<<strong>br</strong> />

nehmen können. In diesen Klubs arbeiten oft junge Frauen aus dem armen Südosten Rumäniens, die<<strong>br</strong> />

unter grossem Druck stehen und die Ausführung jeglicher Praktiken hinnehmen.<<strong>br</strong> />

Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 gehe eine hohe Anzahl von Bewerbungen bei Grossbetrieben<<strong>br</strong> />

(mehr als drei Prostituierte gleichzeitig anwesend) ein. Daraus wird gefolgert, Grossbetriebe seien in<<strong>br</strong> />

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