15.06.2015 Aufrufe

ber-br-prost-mh-d

ber-br-prost-mh-d

ber-br-prost-mh-d

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stark an das jeweilige Motiv gekoppelt ist sodann das soziale Setting des Einstiegs: Wer etwa aus einer<<strong>br</strong> />

Krise heraus handelt, wird den Besuch bei der Prostituierten nicht zu einem Gruppenevent ausweiten<<strong>br</strong> />

wollen. Anders sieht es bei denjenigen Männern aus, für welche etwa die Vorstellung vom erotischen<<strong>br</strong> />

„Schlaraffenland“ dominiert. In der Gruppe wiederum, etwa anlässlich von Freizeitaktivitäten<<strong>br</strong> />

reiner Männergruppen, wie dem Vatertags-, Betriebs- oder Vereinsausflug, spiegeln sich die Gruppenmitglieder<<strong>br</strong> />

wechselseitig die soziale und moralische Legitimität ihres Tuns. Damit werden die Zugangshürden<<strong>br</strong> />

herabgesetzt. Abschliessend kann festgestellt werden, dass die enthemmende Wirkung<<strong>br</strong> />

von Alkohol eine eigentliche Katalysatorfunktion auf die Nachfrage nach käuflichem Sex hat.<<strong>br</strong> />

Sexuelle Motive spielen eine bedeutendere Rolle als soziale Motive. „Plötzliche Lust“ sowie Abwechslung,<<strong>br</strong> />

dominieren also als Grund für den Kauf von Sex. Bei den sozialen Motiven wurde zudem<<strong>br</strong> />

ein Zusammenhang zwischen dem Kauf von Sex und sexueller Unzufriedenheit (innerhalb der Partnerschaft<<strong>br</strong> />

oder aufgrund fehlender Partnerschaft)<<strong>br</strong> />

151, 152<<strong>br</strong> />

festgestellt.<<strong>br</strong> />

4.10.1.4 Auswirkungen des Kaufs von Sex<<strong>br</strong> />

Der Kauf von sexuellen Dienstleistungen kann sich auf alle Lebens<strong>ber</strong>eiche eines Freiers auswirken.<<strong>br</strong> />

Typischerweise geht es dabei um:<<strong>br</strong> />

1. soziale Beziehungen (z. B. Partnerschaft, Familie, Freundschaften);<<strong>br</strong> />

2. physische und psychische Gesundheit (z. B. Geschlechtskrankheiten, Ängste, Zufriedenheit);<<strong>br</strong> />

3. Sexualität (z. B. Safer Sex-Regeln, sexuelle Fantasien); sowie<<strong>br</strong> />

4. Finanzen (z. B. Reue ü<strong>ber</strong> „unnötige“ Ausgaben).<<strong>br</strong> />

Besonders stark beeinflusst werden die zwei erstgenannten Lebens<strong>ber</strong>eiche der Freier, nämlich die sozialen<<strong>br</strong> />

Beziehungen und die Gesundheit. Bei den sozialen Beziehungen stehen die Auswirkungen auf<<strong>br</strong> />

die Partnerschaft und Familie im Vordergrund, sei es schon nur aufgrund der Zeit, welche für die Inanspruchnahme<<strong>br</strong> />

sexueller Dienstleistungen ge<strong>br</strong>aucht werden. A<strong>ber</strong> auch Freundschaften sind betroffen,<<strong>br</strong> />

etwa wenn ein Freund beim Aufrechterhalten eines Alibis eingespannt wird. Betreffend Gesundheit ist<<strong>br</strong> />

zwar einerseits bei vielen Freiern eine Angst bezüglich Krankheiten wie HIV oder Syphilis vorhanden.<<strong>br</strong> />

Trotzdem wird gerade bei länger andauernden Beziehungen zwischen einem Freier und einer Prostituierten<<strong>br</strong> />

oft auf Kondome verzichtet. Ängste sind ebenfalls in vielen Formen vorhanden, wenn Sex gekauft<<strong>br</strong> />

wird. Es geht etwa um die Angst, bei einem heimlichen Besuch entdeckt und erpresst zu werden<<strong>br</strong> />

oder darum, die Kontrolle bezüglich der Nachfrage nach käuflichem Sex zu verlieren. 153<<strong>br</strong> />

Als positive Auswirkungen werden aus Sicht Freier etwa der Spass und die Entspannung (Befriedigung<<strong>br</strong> />

sexueller Bedürfnisse) genannt. Insgesamt scheinen jedoch die negativen Auswirkungen zu ü<strong>ber</strong>wiegen,<<strong>br</strong> />

wobei ein Zusammenhang mit der Heimlichkeit des Kaufs von Sex besteht. Kritisiert wird<<strong>br</strong> />

insbesondere die ver<strong>br</strong>eitete Nachfrage nach ungeschütztem Sexualkontakt und die damit verbundene<<strong>br</strong> />

mangelnde Ü<strong>ber</strong>nahme von Verantwortung durch die Prostitutionskunden. Dies, sowie der Umstand,<<strong>br</strong> />

dass unhygienische Bedingungen vorkommen (z. B. ungepflegte Freier oder Örtlichkeiten), werfe die<<strong>br</strong> />

Frage nach dem Selbstverständnis dieser Männer auf. 154<<strong>br</strong> />

Die Frage drängt sich auf, inwiefern sich die Freier Gedanken ü<strong>ber</strong> ihr Frauenbild und die Auswirkungen<<strong>br</strong> />

ihres Kaufs von sexuellen Dienstleistungen in einem grösseren Kontext machen. Welcher Freier<<strong>br</strong> />

151<<strong>br</strong> />

Allemann/ Ambauen/ Vinatzer, S. 29 mit Verweis auf die Studie von Dieter Klei<strong>ber</strong>/Doris Velten, Prostitutionskunden. Eine Untersuchung<<strong>br</strong> />

ü<strong>ber</strong> soziale und psychologische Charakteristika von Besuchern weiblicher Prostituierter in Zeiten von Aids, Bundesministerium für Gesundheit,<<strong>br</strong> />

1994.<<strong>br</strong> />

152<<strong>br</strong> />

Zschokke, S. 233, 237.<<strong>br</strong> />

153<<strong>br</strong> />

Allemann/Ambauen/ Vinatzer, 51 ff., 69 ff., 89 ff.<<strong>br</strong> />

154<<strong>br</strong> />

Bowald, S. 184 ff.<<strong>br</strong> />

62

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!