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4.12 Volkswirtschaftliche Perspektive<<strong>br</strong> />

Laut Bundesamt für Statistik werden erst seit 2012 Schätzungen ü<strong>ber</strong> Prostitution und Drogenhandel<<strong>br</strong> />

als Bestandteil der volkswirtschaftlichen Buchhaltung gemacht. Die Statistiker stützen sich bei ihren<<strong>br</strong> />

Rechnungen auf Schätzungen von Zoll- und Polizeibehörden ebenso wie auf Mutmassungen aus der<<strong>br</strong> />

Branche. Dementsprechend wird geschätzt, dass die Prostitution jährlich um die CHF 3 Milliarden<<strong>br</strong> />

(etwa 0,5%) zum Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) beisteuere. Nach Ansicht einer Studie aus dem<<strong>br</strong> />

Jahr 2014 liege dagegen der gesamte Jahresumsatz aus der Prostitution vermutungsweise viel tiefer,<<strong>br</strong> />

nämlich im Bereich von CHF 1 Milliarde. 159<<strong>br</strong> />

Das „Angebot“ an sexuellen Dienstleistungen besteht zunehmend aus temporären oder teilzeitlich aktiven<<strong>br</strong> />

Prostituierten, die auf Auftragsbasis mit einem Unternehmen der Sexindustrie verbunden sind.<<strong>br</strong> />

Die „Nachfrage“, das heisst die Freier, wird mit neuster Kommunikationstechnologie beworben.<<strong>br</strong> />

Bei der Prostitution handelt es sich also um einen Markt, und ein solcher folgt den Marktgesetzen. Sinkende<<strong>br</strong> />

Preise und die Zunahme von ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wie sie seit ein paar Jahren in<<strong>br</strong> />

der Schweiz beobachtet werden, können als Hinweise für ein erweitertes Angebot gewertet werden.<<strong>br</strong> />

Tatsächlich hat in den vergangen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen eine starke temporäre Zuwanderung<<strong>br</strong> />

zum Zweck der Prostitutionsausübung aus Osteuropa stattgefunden, ohne dass dies mit einer<<strong>br</strong> />

Zunahme der Nachfrage erklärt werden kann. Es kann deshalb angenommen werden, dass es in der<<strong>br</strong> />

Schweiz heute in der Prostitution ein Marktungleichgewicht in der Form eines Angebotsü<strong>ber</strong>hanges<<strong>br</strong> />

gibt.<<strong>br</strong> />

Für die Prostituierten bedeutet dies, dass der Konkurrenzdruck gestiegen ist und sie sich gegenü<strong>ber</strong><<strong>br</strong> />

anderen Mitbewer<strong>ber</strong>innen auf dem Markt zunehmend behaupten müssen. Eine Möglichkeit dazu ist,<<strong>br</strong> />

dass sie die Dienste von vermeintlichen Helfern beanspruchen, die ihnen einen sicheren Umsatz und<<strong>br</strong> />

somit Verdienst versprechen. Dies kann im Falle von Prostituierten ausländischer Herkunft <strong>ber</strong>eits in<<strong>br</strong> />

ihrem Herkunftsland geschehen. Damit sind die ersten fatalen Schritte zur Ausbeutung und zum Menschenhandel<<strong>br</strong> />

vollzogen. Es erscheint aus dieser Perspektive fraglich, ob Massnahmen gegen Menschenhandel,<<strong>br</strong> />

welche sich primär auf die Nachfrageseite fokussieren, erfolgreich sind.<<strong>br</strong> />

159<<strong>br</strong> />

Bi<strong>ber</strong>stein/Killias, S. 77.<<strong>br</strong> />

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