sportFACHHANDEL 08_2015_Leseprobe

8 8.2015
KORRUPTE FIFA
SKINS übt Druck aus
Schon vor der Verhaftungswelle durch das amerikanische FBI hatte Skins-CEO Jaimie Fuller deutliche
Worte gewählt und sogar mit Klage gedroht. Der australische Kompressionsspezialisten ist der weltweit
erste „offizielle Non-Sponsor der FIFA“ und will damit Sponsoren auf ihre Verantwortung aufmerksam
machen. Das Beben von Zürich und die ungewisse Zukunft sind Anlass genug für sportFACHHANDEL,
mit Jaimie Fuller exklusiv über die jüngsten Entwicklungen zu sprechen.
Das gute Gewissen
der Sponsoren?
Skins-CEO
Jaimie Fuller
sportFACHHANDEL: Jaimie,
wie sind Ihre weiteren Erwartungen
nach den Verhaftungen
und Blatters Rücktritt? Wir
haben die „Hypocrisy World
Cup Kampagne“ noch vor
den Ereignissen des 27. März
in Zürich und der Bekanntgabe
der FBI-Untersuchung
ins Leben gerufen. Unsere
Kampagne war das Ergebnis
einer Mitteilung von Coke,
die mich um ein Gespräch
gebeten hatten. Ich habe ein
Treffen vorgeschlagen, um die Situation
zu diskutieren, allerdings in Doha.
Wir müssen uns über das Wann und
Wo noch abschließend einigen, da es
einige logistische Probleme zu lösen
gibt. Unterdessen werden wir weiterhin
Druck auf alle Sponsoren ausüben und
sie an ihre ethischen Verpflichtungen
erinnern, die mit ihrer Teilhabe am
Sportgeschäft einhergehen. Ich glaube,
dass wir einen echten Wendepunkt für
Sponsoren erreicht haben, der der Nike
Sweatshop-Kampagne vor fünfzehn
Jahren nicht unähnlich ist, die letzt-
endlich dazu geführt hat, dass heute
alle Marken Verantwortung für
die Arbeitsverhältnisse in
ihren Fabriken übernehmen
müssen.
Wie sollten sich die anderen
Player verhalten? Es
ist tatsächlich ziemlich
simpel, wie sich alle
Parteien verhalten
sollten. Es ist klar, dass
in der FIFA seit vielen
Jahren, wenigstens seit
Havalanges Zeiten, eine
Kultur und ein System der Korruption
herrschen. Eigentlich sollte keine
Partei dazu bereit sein, so etwas einfach
stillschweigend hinzunehmen, aber
genau so ist es gelaufen. Die Landschaft
ist übersät mit solchen Parteien, die
im besten Fall die Augen verschlossen
haben oder sich schlimmstenfalls an
korrupten Aktivitäten beteiligt haben.
Das ist inakzeptabel. Unsere Marke
weigert sich, das einfach stumm zu
beobachten, wie wir es vor zweieinhalb
Jahren bei Fragen im Radsport und der
UCI auch nicht getan haben.
Wie sehen Deine nächsten Schritte aus?
Wir versuchen weiterhin, Sponsoren
aufzuwecken und alle Parteien auf die
heuchlerischen Aspekte ihrer Taten
(losigkeit) aufmerksam zu machen und
echte Reformen in der FIFA herbeizuführen.
Was jetzt zählt, ist, die Gestaltung
der Reform nicht allein in der
Hand der FIFA zu belassen. Wir haben
bei den FIFA-Wahlen gesehen, dass
beinahe zwei Drittel der ‚FIFA-Familie‘
dafür gestimmt haben, das korrupte
System zu erhalten, und das nach einer
der vermutlich dramatischsten und
beunruhigendsten Wochen
in der Geschichte der Sportpolitik.
Das beweist, dass
wir nicht nur ein Sepp-Blatter-Problem
haben, sondern
eines in der FIFA-Familie als
solche. Der einzige Schritt
vorwärts kann darin bestehen,
das Anliegen der Reform und
Restrukturierung der Kontrolle
Blatters und seines Gefolges zu
entziehen und es einer unabhängigen
Reformkommission
anzuvertrauen, geleitet von
einer geeigneten Person, und es erst
später wieder in die Hände der FIFA zu
geben. Das sollte dann eine vollkommen
neu strukturierte Organisation
mit Verwaltung und Transparenz von
Weltklasse sein.
Was ist das Hauptziel von Skins? Wir
glauben, dass Sport die Welt zum
Besseren verändern kann, wenn er
in den richtigen Händen ist, und wir
wollen sicherstellen, dass er in solchen
Händen ist. Das bedeutet, dass
die Leitung sich vollkommen ihrer
Verantwortungbewusst sein muss und
sich im Zweifelsfall auch verantworten
muss. Die gegenwärtige Struktur, wie
wir sie sehen, ist inakzeptabel, weil die
aktuelle, sogenannte Leitung keine Verantwortung
übernimmt. Das muss sich
ändern. All das tun wir im Hinblick auf
die offiziellen Werte unserer Marke, die
darin bestehen, den Geist des ehrlichen
Wettbewerbs und die Integrität des
Sports zu fördern. Das sind die Werte,
mit denen unsere Organisation steht
und fällt und die uns bei der Gestaltung
unserer Unternehmenskultur und all
unseren Entscheidungen helfen.
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