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Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja. - Kahal.De

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So oft wir unseres großen Gottes gedenken, wandeln wir auf Höhen. Aber auf diesemHöhenwege gibt es noch besondere Kuppen, von denen aus wir einen weiten und reichen Blickins göttliche Wollen und Wirken haben. In Sach. 3, 8 b stehen wir auch „auf solch einem hohenBerg", sagt ein Schriftforscher, „und dürfen einen tiefen Blick tun in <strong>des</strong> himmlischen VatersHerz." Er selber fordert uns dazu auf mit seinem bittenden, flehenden „Siehe". Wir eilen meistso dahin, ohne unseren Blick viel zu erheben von dieser Erde. Wir sehen alle auf unseren Weg.Da rüttelt uns dieses qualvoll aus Gottes Munde tönende „Siehe" aus unserer Stumpfheit undGleichgültigkeit auf. Es ist wie der herzzerreißende Schrei eines Vaters, dem sein Liebstes vonseiner Seite gerissen wird. Und wir müssen unwillkürlich innehalten in unserem Lauf undstehen bleiben und sehen. „Siehe!" Und was schauen unsere Augen im Geist? Einentiefergreifenden Abschied von Vater und Sohn. <strong>De</strong>r Vater lässt seinen reinen, heiligen Sohnziehen in eine sündige, grausame Welt. Er gibt ihn hin, weil er es ihr versprochen hat: „Siehe,ich will meinen Knecht Zemach kommen lassen", und weil er also die Welt lieb hat. diesesündenzerrüttete Welt. Noch einen Blick tut der Sohn auf den Vater, noch einmal schaut er indas Licht seiner ewigen Heimat, dann eilt er hinweg, und der Vater schaut ihm nach, Leid undWeh im Herzen, denn der Sohn geht zum Sterben.Siehe, das war der Moment, von dem es heißt: „<strong>De</strong>r Eingeborene vom Vater hielt es nicht füreinen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst."Heb doch einmal die Augen auf, siehe ihn doch einmal voll und ganz an, siehe „meinenKnecht"! So nennt Gott oftmals seinen Sohn; Jesaja 42, 1—4: „Siehe, das ist mein Knecht —ich erhalte ihn — und mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habeihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreiennoch rufen und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen." So demütig, so still ister. „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nichtauslöschen." So vorsichtig wird er seine Arbeit tun. „Er wird nicht matt werden noch verzagen,bis dass er auf Erden das Recht aufrichte." So unermüdlich wird er Gott und Menschen dienen,bis sein Werk vollbracht ist.' Siehe, mein Knecht! Jesaja 49, 4—6: „Ich aber dachte, icharbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnütz zu, wiewohl meine Sache<strong>des</strong> Herrn und mein Amt meines Gottes ist. Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleiban zu seinem Knechte bereitet hat, dass ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf dass Israel nichthinweggerafft werde, und spricht: Es ist ein Geringes, dass du mein Knecht bist, die StämmeJakobs aufzurichten und die Bewahrten Israel wiederzubringen; sondern ich habe dich auchzum Licht der Heiden gemacht, dass du seiest mein Heil bis ans Ende der Welt!" ,Aber das ging nicht anders als indem der eingeborene Sohn eben Knechtsgestalt annahm,das heißt Sündenfleisch anzog. Da hat er auf Erden in dürftigster Wohnstätte unter Knechtensein Leben geführt. „<strong>Die</strong> Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel Nester, aber<strong>des</strong> Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege." Das waren die Leiden eines Knechtes.Sie vermehrten sich gegen Ende seines Daseins. Er ward geschlagen und gegeißelt, verhöhntund verspeit: „Siehe, mein Knecht!" Solchen Schimpf und solche Schande wagt man nichtgroßen Herren anzutun. Mein „Knecht"! Ja, man kreuzigte ihn schließlich, eine To<strong>des</strong>strafe, diedamals nur an Sklaven vollzogen wurde. So tief wurde Gottes Knecht gedemütigt. Aber ererniedrigte sich selbst, es war sein Beruf, so elend und verachtet zu werden. Er wardgehorsam, wie es seinen Knechten geziemt, gehorsam bis zum Tode am Kreuz. So hat sichGottes durch den <strong>Propheten</strong> gesprochenes Wort erfüllt: „Ich will meinen Knecht Zemachsenden!"<strong>De</strong>s Vaters große Armut aber und Christi tiefste Ärmlichkeit sind für Arme der köstlichsteTrost. Ich will meinen Knecht Zemach senden! Zu wem denn? Zum Volke Israeli <strong>De</strong>r soll ihmdienen. Er hat es ja auch selbst gesagt: „<strong>De</strong>s Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sichdienen lasse" — wie er es wohl mit vollem Recht als Gottes Sohn beanspruche.! konnte —,„sondern dass er diene und gebe sein Leben zum Lösegeld für viele."Das kostbare Verheißungswort Gottes: „Ich will meinen Knecht Zemach kommen lassen",stellt uns aber das Sein und Wirken <strong>des</strong> Erlösers nicht nur unter dem Bilde <strong>des</strong> Knechtsstan<strong>des</strong>dar, sondern auch unter dem eines Sprosses, denn Zemach heißt „Spross". Ein Spross ist einneuer Lebenskeim, der aus einem scheinbar schon abgestorbenen Holzstumpf hervortreibt. Mitihm wird der Messias verglichen, nicht nur hier, bei <strong>Sacharja</strong>, schon ältere <strong>Propheten</strong> als erhaben das getan. So Jesaja. Er kündet an: Jesaja l i, 1: „Aus dem Stumpfe Isais wird ein Reisausschlagen und aus seiner Wurzel ein Zweig hervorbrechen." Und bei Jeremia 23, 5 spricht41

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