Serubabel, „den ersten Stein", das heißt den Giebelstein auf der Tempelzinneeinsetzen dürfen, und alles Volk hat dabei gejauchzt: „Glück zu! Glück zu!" <strong>Die</strong>Klagelaute sind verstummt, die Sorgen gewichen, man hört nur die Gnadepreisen, die dies Werk vollbracht hat. <strong>De</strong>nn es ist ein göttliches Gnadenwerk,der Tempelbau zu Zion. Esra 3, 10—13; 6, 16—22.So gewiss Serubabel jenen Tempel zu Jersuslem vollendet hat, so gewiss wirdauch der geistliche Tempel <strong>des</strong> Herrn vollendet werden (1. Petr. 2, 4—5). Undso gewiss jener Fürst aus Juda den Schlussstein auf die Zinne <strong>des</strong>jerusalemischen Tempels gelegt hat, so gewiss wird auch der Schlussstein aufden ganzen Plan Gottes gesetzt werden, und zwar von dem großen SohneDavids, den Serubabel abschattet.„In <strong>Sacharja</strong> 4, 8—9 wird noch einmal klar und deutlich hervorgehoben, dass es sich beidem Werke Serubabels nur um die Gründung und Vollendung <strong>des</strong> Tempels Jahwes handelt, derWohnung unter seinem Volk, also nicht um die Wiederherstellung und den Ausbau der Stadtund ihrer Befestigung, ihrer Mauern. Wenn es sich um letzteres handelte, würde diesepolitische Tat vorbildlich sein für die Begründung und Festigung <strong>des</strong> Staatswesens. So aberwird in der Aufrichtung <strong>des</strong> Tempels zu Jerusalem durch Serubabel nur der Bau <strong>des</strong> geistlichenHauses Gottes aus lebendigen Steinen durch den Herrn Jesus Christus abgeschattet. Das mussman klar erkennen, um vor Missdeutungen <strong>des</strong> prophetischen Wortes bewahrt zu werden.<strong>De</strong>nn sonst wird man leicht versucht, den Grundsatz 4, 6: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft,sondern durch meinen Geist geschehen", auch zu beziehen auf die Art und Weise und Zeit derAufrichtung der königlichen Weltherrschaft <strong>des</strong> Messias. Dann aber käme man in einenunlöslichen Gegensatz mit anderer, ebenso deutlicher Offenbarung, die auf das Bestimmtesteredet von den Heeren Jahwes, die er selbst am Tage <strong>des</strong> Streits in das Feld führen wird gegenseine Feinde: Joel 4, 11; Psalm 14, 8; <strong>Sacharja</strong> 14, 5; Offenbarung 19, 11—21."Daraus geht hervor, dass bei der Aufrichtung <strong>des</strong> Reiches Gottes auf Erden nicht reingeistige Mittel zur Anwendung kommen, sondern ungeheure Katastrophen werden es mitheraufführen.<strong>De</strong>r Zusatz „dass ihr erfahret, dass mich der Herr zu euch gesandt hat", ist uns ähnlichschon Kapitel 2, 13, 15 begegnet. Er bringt das heiße Verlangen Jesus-Messias zum Ausdruck,„endlich doch auch von seinem Volke, von seinen Brüdern nach dem Fleisch erkannt zuwerden, ihnen zum Heil und zum Leben. Und das wird geschehen als eine Folge der Vollendung<strong>des</strong> herrlichen Tempels aus lebendigen Steinen, <strong>des</strong>sen Bau ihm gelingen wird, der ihnangefangen hat in der Kraft <strong>des</strong> lebendig machenden Geistes. Johannes 17, 21. 23."6. <strong>Die</strong> fliegende Schriftrolle.Nun kommt das sechste Nachtgesicht: <strong>Die</strong> fliegende Schreibrolle. Etwas Neues! <strong>De</strong>r Prophetsieht, als er vom vorhergehenden strahlenden Gesicht vom goldenen Leuchter und den zweiÖlbäumen fast geblendet und tief innerlich froh bewegt ob <strong>des</strong> Segens Gottes über sein Volkseine Augen wiederum aufhebt, eine fliegende Schriftrolle, <strong>Sacharja</strong> 5, 1—4,auseinandergerollt. „Auf der durch die Luft fliegenden Schriftrolle steht ein Fluch geschrieben,der nicht Tinte, sondern wirkende Kraft ist. <strong>Die</strong>se Kraft teilt sich, und doch ist in allen Teilendie gleiche Kraft. Und die Teile dringen wie Gespenster in die Häuser der <strong>Die</strong>be undMeineidigen ein, setzen sich dort fest und ruinieren die Häuser buchstäblich, natürlich samtden Bewohnern. Von der Ausrottung von Bösewichtern handelt also das sechste Gesicht, undzwar „im ganzen Lande", 5, 3, das heißt im Lande Juda. soweit es von den Heimkehrern wiederbesiedelt worden ist. <strong>De</strong>r mit „Meineidige" wiedergegebene hebräische Ausdruck denkt ganzspeziell an Leute, die im Wirtschaftsleben betrügen. Es ist daher kaum zu bezweifeln, dass dasStück 5, 1—4 seine Spitze gegen die im Lande zurückgebliebenen Judäer richtet, die sich dieherrenlosen Güter der Exilierten angeeignet und sich in deren Besitz häuslich eingerichtethatten, und die sich nun den Ansprüchen der heimgekehrten ehemaligen Besitzer gegenübersahen. Dass es bei diesen Auseinandersetzungen zu manchem Meineid und Betrug kam, dassmancher min<strong>des</strong>tens Teile seines Vermögens den „<strong>Die</strong>ben" lassen musste — schließlich waren48
ja auch auf der anderen Seite erworbene Rechte da! —, ist kein Wunder. Daher erklärt sichendlich auch die besondere Zuspitzung <strong>des</strong> Fluches auf das Haus „mit Balken und Steinen":Gerade das war bei der Rückkehr der alten Besitzer immer das erste Streitobjekt. Das sechsteNachtgesicht verheißt also die gerechte Lösung der für die Heimkehrer so schwierigen GrundundBodenfrage, überhaupt alle mit der Repatriierung verbundenen Vermögensstreitigkeitenund ähnlicher Schwierigkeiten." (Altes Testament <strong>De</strong>utsch. Göttingen 1950, Seite 104 f.)Aber über die zeitgemäße Bedeutung der Vision <strong>des</strong> <strong>Sacharja</strong> von der fliegenden Schriftrollehinaus hat dieselbe noch eine hohe, in die Zukunft weisende Bedeutung. <strong>De</strong>nn der Propheterkennt sofort das Ungewöhnliche an ihr. <strong>De</strong>nn sie ist zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit.5, 2. Wie kommt es, dass er diese Maße sogleich richtig abgeschätzt hat, und was bedeuten sieprophetisch? Das „Land" (Kanaan) war auch ungefähr doppelt so lang wie breit. Außerdemwaren es dieselben Größenverhältnisse, wie sie bei dem Vorhof <strong>des</strong> salomonischen Tempels zuGrunde gelegen hatten. Und nun waren ja die aus Babylon zurückgekehrten Juden dabei,diesen zerstörten ersten Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Darum hatte der Prophetdiese Breiten- und Längenmaße stets vor Augen. Dass diese Schreibrolle aber gerade die Maßejener heiligen Stätten versinnbildlichte, hat eine mehrfache Bedeutung. Erstens, wenn dieBriefrolle doppelt so lang als breit war wie das Land Palästina selbst, so ist daraus zu ersehen,dass sich ihr Inhalt auf das das ganze Kanaan bewohnende, bekehrte Volk der Juden bezieht.Zweitens: <strong>Die</strong> dem Vorhof am Tempel Salomos gleiche Länge und Breite <strong>des</strong> Briefes zeigt an,dass sein Inhalt sich auf alles, was im Vorhof <strong>des</strong> Tempels ist, also auf alle Heiden (auf die Nationen)erstreckt. Und drittens: wenn sich die Maße der Briefrolle mit denen <strong>des</strong> Heiligtumsdecken, so soll das heißen, dass in Zukunft, also im messianischen Königreich Gottes alle auchnur denkbaren Verhältnisse Palästinas wie aller Länder auf Erden von der strengen HeiligkeitGottes werden beherrscht werden.Was steht denn auf dieser an dem <strong>Propheten</strong> hoch in der Luft vor-überschwebenden, für allelesbaren Schriftrolle geschrieben? Für alle lesbar steht dort geschrieben, dass jeder <strong>Die</strong>b undMeineidige von Gott im ganzen Lande, bzw. auf der ganzen Erde ausgerottet wird. Und daswährend der tausendjährigen Gottesherrschaft! Gibt's denn dann noch <strong>Die</strong>be und Meineidigeauf Erden? Ja, wenn auch Christus als König regiert, und der Teufel auf tausend Jahregefesselt ist. Aber die Sünde im Menschen und der Tod sind doch noch da!„<strong>Die</strong>se beiden Kategorien von Sündern und damit von Sünden sind aus dem Ganzenherausgegriffen, um als Beispiel und Vertreter für die Gesamtheit aller Sünder und Sündendazustehen. <strong>De</strong>nn die Sünde <strong>des</strong> <strong>Die</strong>bstahls, die Gott auf der zweiten Gesetzestafel verbotenhat, ist die krasseste Form der Selbstsucht und die häufigste Art der Versündigung gegen denHöchsten. Und der Meineid, das falsche Schworen bei Gott, der Missbrauch seines Namens,welcher auf der ersten Tafel <strong>des</strong> göttlichen Gesetzes verboten ist, ist die gräulichsteVersündigung gegen Gott. Es sind aber bei<strong>des</strong>, wie gesagt, nur Beispiele von Übertretungender Gebote Gottes, von deren eines sich gegen den Nächsten, das andere gegen Gott richtet.Dabei ist selbstverständlich nicht gemeint, dass andere Sünden gegen die zweite und ersteGesetzestafel ungeahndet blieben. Nein, alle Sünden stehen unter dem Fluch. Und durch denFluch Gottes, wie er hier auf der riesigen, plakatartig anzusehenden, die Luft durchfliegendenSchriftrolle zu lesen ist, wird schriftlich bewirkt, was sonst nur durch ein mündlichausgesprochenes Gerichtswort Gottes geschieht, dass nämlich alle mit solchen Sünden nochBehaftete aus dem Königreich Gottes ausgestoßen werden."<strong>De</strong>nn wir dürfen uns das tausendjährige Reich nicht zu himmlisch vorstellen. Wohl ist seinAbstand von allen bisherigen Reichen der Erde in sittlich-religiöser Hinsicht ein ungeheurer.Wohl ist der Satan auf tausend Jahre von der Erde verschwunden. Aber Sünde undSündenwesen, und darum auch Tod und Leid sind im tausendjährigen Reich nicht ausgerottet.Darum schwebt auch über die ganze Erde, wie uns im sechsten Nachtgesicht gezeigt wird, derFluch Gottes über die Sünde, um dort sofort zu treffen, wo man sich, mutwillig und offen in dieSünde begibt oder sie festhält. In dem jetzigen Äon ist das ja nicht der Fall. Da können vielfacheinzelne Menschen sowie ganze Korporationen gegen sämtliche Gebote Gottes verstoßen, ohnedass sie dafür im selben Augenblick der verzehrende Blitzstrahl <strong>des</strong> Fluches Gottes trifft. Hiermuss sich erst das Böse ausreifen, ehe es gerichtet wird. Im tausendjährigen Reiche jedoch istdas anders. Da geht es heilig ernst zu. <strong>De</strong>nn dort haben sich sämtliche Menschen nacherlebtem Bankrott der eigenen Kraft bereit erklärt, nach den Gesetzen Christi zu leben. Darum49
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- Seite 8 und 9: anständiger Mensch ist, muss mithe
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- Seite 12 und 13: denjenigen Propheten, die wie Sacha
- Seite 14 und 15: lange, als noch nicht „die Leucht
- Seite 16 und 17: Warum, so wird man vielleicht frage
- Seite 18 und 19: vergeblich. Danach hat er es mit ei
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- Seite 24 und 25: Nationen gehen. Darum kann von eine
- Seite 26 und 27: Also um Jerusalem handelt es sich i
- Seite 28 und 29: Matthäus 24, 31 sagt, dass er sein
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