Gott der Herr: „Siehe, es kommt die Zeit, dass ich dem David einen gerechten Sprosserwecken will." Das Königshaus Davids glich ja einem abgehauenen Baumstamm. Aus seinemWurzelstock wollte der lebendige Gott ein frisches Reis erwachsen lassen, das zum mächtigenBaume werden und zu seiner Zeit Frucht bringen sollte. Aber ehe das eintreten konnte, dassJesu Leben Frucht brachte für die ganze Welt, ehe er in wunderbarer Hoheit und Herrlichkeitdie Zweige seiner Herrschaft über die ganze Erde ausbreiten konnte, musste er ein Leben inNiedrigkeit und Armut, in Verachtung und Unscheinbarkeit führen. Das ging so weit, dass erward der Allerverachtetste und Unwerteste. Das zarte Reislein aus Davids Stamm wurde vonrohen Menschen zertreten, ja geknickt und vernichtet. Es ging elend zugrunde. Jesus starbunter den furchtbarsten Qualen den Tod am Kreuzesstamm. Damit schien alle Hoffnung aufdas Königreich der Gerechtigkeit und <strong>des</strong> Friedens auf Erden vergebens zu sein. Aber gerade,dass der Spross erstarb und in die Erde gesenkt wurde, war der alleinige Weg zur Aufrichtung<strong>des</strong> kommenden Königreichs Christi auf Erden. <strong>De</strong>nn durch Jesu stellvertretenden Sühnetod istder Bann der Menschheitssünde durchbrochen, die Gewalt <strong>des</strong>sen, der das Kommen <strong>des</strong>Reiches Gottes auf Erden hindert, im Grunde abgetan, die Menschen gereinigt von aller Schuld.Nun sind wir <strong>des</strong>sen, dass das Königreich Gottes sich anbahnen wird auf Erden, nachdem derGottesspross und Davidsspross Jesus Christus in den Menschheitsboden eingepflanzt,erstorben und wiedererstanden ist, so gewiss, als wir wissen, dass das in die Erde gepflanzteReis eines Baumes immer wieder von neuem im Frühjahr nach einem to<strong>des</strong>ähnlichen Schlafaufsprosst und größer wird. So wird Jesus Christus ein Spross sein, der bald die Erde füllen,überschatten wird.Bisher war dem <strong>Sacharja</strong> unter zwei Bildern der Messias Gottes gezeigt worden: unter demSymbol <strong>des</strong> leidenden und arbeitenden Knechtes und dem Symbol <strong>des</strong> verachteten,abgeknickten Sprosses. Dazu gesellt sich eine dritte Darstellung <strong>des</strong> Lebens und Wirkens JesuChristi. Sie knüpft an die Tatsache an, dass vor dem Hohenpriester Josua der Schluss-Steinliegt, auf dem sich der Tempel erhebt, den die Juden nach ihrer Rückkehr aus Babylonerrichteten. Er ist mit Inschriften versehen und soll nun bald eingefügt werden. Mit einem solchbedeutungsvollen Steine wird das Reich Gottes und Jesus Christus, der es bringt, verglichen.Schon bei Jesaja 28, 16 spricht der Herr: „Wisset wohl, ich bin's, der in Zion einen Grundsteingelegt hat, einen erprobten Stein, einen kostbaren Eckstein, der felsenfest gegründet ist. Werdas glaubt, wird nicht zuschanden." Gott ist der Baumeister. Er hat in Zion einen kostbarenGrundstein gelegt, auf den der Tempel der Zukunft errichtet werden soll. Aber diesen PlanGottes haben seine berufenen Handwerksleute im Besserwissen- und Machenwollen beiseitegetan. Sie haben den Grundstein <strong>des</strong> geistlichen Hauses Gottes verworfen. <strong>Die</strong> Juden habenJesum ans Kreuz geschlagen. „Siehe, ich will ihn aushauen, spricht der Herr Zebaoth." Und erhat ihn aushauen lassen durch seine Bauleute, die Juden. <strong>Die</strong> haben Jesum genommen und ihnin der Heiden Hände überantwortet. Und nun wurde der Stein bebauen. Jesus wurde gegeißelt,seine Hände und Füße am Kreuze durchbohrt, seine Stirne zerstochen, seine Seite aufgerissen.So wurde er bebauen. Es ging durchs Leiden und Sterben. Aber gerade auf diese Weiseerreichte Gott es, dass er der kostbare Grundstein wurde, auf dem der geistliche TempelGottes aufgebaut werden konnte. <strong>De</strong>nn nur durch den verworfenen, getöteten Christus habenwir Gerechtigkeit vor Gott und Frieden mit Gott. Nur im leidenden und sterbenden Herrn liegtdas Heil der Welt. Darum steht in der Schrift: „Siehe da, ich lege einen auserwählten,köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden. Euchnun, die ihr glaubet, ist er köstlich; den Ungläubigen aber ist er der Stein, den die Bauleuteverworfen haben, der zum Eckstein geworden ist, ein Stein <strong>des</strong> Anstoßes und ein Fels <strong>des</strong>Ärgernisses; denn sie stoßen sich ein dem Wort und glauben nicht daran, wozu sie auchgesetzt sind." 1. Petr. 2, 6—8.„Siehe, ich selbst schneide ein seine Inschrift, ist der Sprach <strong>des</strong> Herrn Zebaoth. Und ichtilge die Schuld dieses Lan<strong>des</strong> auf einen Tag." Menge: „Auf diesen Stein will ich selbst nunmehrdas ihm gebührende Bildwerk eingraben." (Sach. 3, 9.) Nur dadurch, dass der Steinausgehauen wurde, war es möglich, dass Gott die Sünde wegnahm. Wenn Christus nicht fürdie Welt gestorben wäre, wäre sie verloren gewesen. In Jesus waren alle Kräfte vorhanden zurVeränderung <strong>des</strong> Angesichts der Erde. Es wäre ihm ohne allen Zweifel gelungen, alle Staatenund Verhältnisse umzugestalten.Er hätte, wenn er nicht gestorben, wenn der Stein nicht ausgehauen wäre, alle Reiche derWelt sich untertan gemacht. So hatte der Satan es ihm ja auch angeboten. Es wäre das Reich<strong>des</strong> Friedens und der Gerechtigkeit heraufgestiegen, das alle Menschen ersehnen, aber nur als42
eine Fata morgana, als eine vorübergehende Erscheinung. Es wäre ein kurzer Traum gewesen,dieses Menschheits-Herrlichkeitsreich. <strong>De</strong>nn bald, ganz schnell wäre es wiederzusammengestürzt, so wie es im antichristlichen Zeitalter geschehen wird, wenn der Antichristdas große Menschheits-Reich <strong>des</strong> Friedens, der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit herauf führenwird. Und Jesus wäre zwar ein genialer Mann, ein unendlich strahlen<strong>des</strong> Licht gewesen, aberdoch ein Irrlicht, das die Welt getäuscht hätte. Und die arme betrogene Welt würde immerwieder von neuem versuchen, ihr Friedensreich zu schaffen, und sie würde immer wiederzurücksinken in Nacht und Grauen. <strong>De</strong>nn der Eine, der die Macht gehabt hätte, zu retten, haueja seine Kraft umsonst verpufft. Arme, elende Welt, wenn Jesus nicht für sie gestorben wäreund dadurch das Gesetz der Sünde und <strong>des</strong> To<strong>des</strong> aufgehoben und somit auch ermöglichthätte, dass das Königreich Gottes einmal Wirklichkeit wird. Aber auch armer, unglückseligerHeiland, wenn er sich nicht hätte aushauen lassen durch Leiden und Sterben, und so um seinesstellvertretenden Leidens willen Gott die Sünden <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> und der Welt hätte auf einen Tagwegnehmen und sich nun auf ihm, dem kostbaren Grundstein die Geistesgemeine hätteaufbauen können! Wenn der Sohn in den Ewigkeiten zum Vater gesagt hätte: „Ja, lieber Täter,diesen grausigen To<strong>des</strong>gang, welchen du in deinem Rate mir auferlegst, den kann ich nichtübernehmen!" dann wäre es ohne Zweifel auch nicht zu den Schöpfungen gekommen. Wiehätte doch der Vater können Geschöpfe machen, sie in Sünde fallen lassen, ohne Garantieihrer Erlösung? Dann wäre aber der Sohn wohl ein köstlicher Edelstein ja wunderbarerSchönheit geblieben, aber nimmermehr der köstliche Grund- und Eckstein geworden, auf demsich die Gemeine auferbaute. Und keine geistlichen Steine wären geworden, die sichzusammenfügten zur Behausung Gottes im Geist. Jesus wäre ganz einsam und allein in seinerkalten Schönheit geblieben, denn die Liebe <strong>des</strong> Vaters hätte ihm gefehlt, weil er nicht seinenWillen erfüllt hätte und die Liebe der Millionen und Abermillionen durch ihn Erlösten, die mitihm einen Leib bilden, und der anderen, deren Bräutigam er ist. Allein, ewig allein, furchtbardiese Einsamkeit lAber wir könnten uns auch noch Ärgeres denken. Angenommen, der Sohn wäre in denEwigkeiten von <strong>des</strong> Vaters herrlichem Erlösungsplan, der durch Leiden und Sterben ausgeführtwerden musste, begeistert gewesen und hätte gesagt: „Ja, Vater, ja, von Herzensgrund, legauf, ich will Dir's tragen!" Und dann wären die großartigen Schöpfungen vor sich gegangen,und die furchtbaren Sündenfälle wären gefolgt, und der Tod wäre zu allen durchgedrungen,weil sie alle gesündigt hatten, und endlich wäre die Stunde dagewesen, wo der Vater sagte:„Siehe, ich will den einigen Stein aushauen und will die Sünde <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> wegnehmen aufeinen Tag." Aber der Sohn hätte geantwortet: Nein, Vater, ich kann nicht, es ist zu grausam,erspare es mir bitte! Was dann? Jesus wäre nicht gestorben zur Vergebung der Sünden derganzen Welt, und alle Kreaturen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde, die ja durch ihnund zu ihm geschaffen sind, würden klagen und jammern. Und ihr Wehgeheul würde ihn umgebenTag und Nacht in Unendlichkeiten, und er wäre und bliebe der eine kostbare Edelstein,aber er müsste auch sein Herz droben im Himmelszelt so hart machen wie Stein, wenn erwollte den Jammer, der durch seine Schuld unerlöst gebliebenen Welten ertragen.Unausdenkbar fürchterlicher Zustand !Aber es wäre noch nicht das Schlimmste. Schlimmer noch wäre folgender Fall.Angenommen, Jesus wäre hineingegangen in die Welt, wäre Mensch geworden, aber nichtgestorben als Mensch. <strong>De</strong>nn er musste ja nicht sterben. Und es ergriff ihn auch, wie wir ausseinem fürchterlichen Kampf mit dem Satan im Garten Gethsemane wissen, Grauen vor demTode als der Sünde Sold. Hätte sich der auserwählte Gottesstein Jesus nicht bebauen lassendurch die Bauleute in Leiden und Sterben, dann hätte er als verklärter Mensch weiter über dieErde wandeln können, aber Gott hätte nimmer auf den einen Tag die Sünde <strong>des</strong> Volkeshinwegnehmen können, und Satan hätte triumphieren können: „Er hätte euch alle rettenkönnen, aber weil er sein Leben lieb hatte, hat er's nicht getan und nun bleibt ihr alle mein undunendlich unter dem Tode l" Und die Menschen hätten ihn nun mit Recht verachten,verhöhnen, verspeien können, ja sie hätten mit Recht getan, was sie später mit Unrecht taten,dass sie den Stein, der der Eckstein werden sollte, verwarfen. <strong>De</strong>nn er hätte sie alle rettenkönnen, er der Einzige, er allein., aber weil er sich mehr lieb hatte als die Nächsten, war esnicht möglich.43
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