Association nationale des amis du vin • Schweizerische ... - ANAV
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ebenso viele Bezeichnungen eines<br />
andern Rebgutes gefunden.<br />
Das erlösende Bier<br />
im «Hirschen»<br />
Bei ihm sei leise Enttäuschung aufgekommen<br />
– es wurde der nächste<br />
Wein kredenzt, das Prozedere hätte<br />
sich x-mal wiederholt – und nach<br />
dem zehnten Wein sei er sehr froh<br />
gewesen, dass diese Veranstaltung<br />
doch noch ein Ende fand und er sich<br />
endlich zu einem kühlen Bier in den<br />
«Hirschen» begeben konnte! –<br />
Schallen<strong>des</strong> Gelächter und lang anhaltender<br />
Applaus quittierten die<br />
herrliche Lesung!<br />
St. Estèphe, Moulis<br />
und St. Julien<br />
Gewiefte Stubenräte und Stubenmägde<br />
zwängten sich mühsam<br />
<strong>du</strong>rch die Stuhlreihen, um die drei<br />
Gläser eines jeden Besuchers<br />
«fingerbreit» zu füllen! Die erste<br />
Serie wurde kredenzt: Château<br />
Tronquoy-Lalande, Cru Bourgeois,<br />
St. Estèphe, in hellem Violett<br />
glänzend, mit frischer Frucht, elegant<br />
und vollmundig, nach Brombeeren<br />
und Nüssen schmeckend,<br />
stoffig, aromatisch reich, weich<br />
und harmonisch im Abgang. Dann<br />
Château Poujeaux, cru bourgeois<br />
exceptionel, Moulis, <strong>du</strong>nkelrote<br />
Farbe, nach Waldbeeren <strong>du</strong>ftend,<br />
elegant und harmonisch, weich<br />
und edel im Abgang, die Tannine<br />
schön verpackt. Und schliesslich<br />
Clos <strong>du</strong> Marquis, 2è <strong>vin</strong> <strong>du</strong> Château<br />
Léoville-las-Cases, deuxième<br />
Grand Cru Classé St. Julien, tiefes<br />
Dunkelrot, reife Beerendüfte, Kaffeeröstnoten<br />
und Vanille, sehr gut<br />
gebaut, elegant und subtil.<br />
Separate Kelterung<br />
der verschiedenen Rebsorten<br />
Das Rebgebiet Bordeaux hat sehr<br />
vielfältige, reich nuancierte Weine,<br />
die von verschiedensten Terroirs<br />
und Bodenbeschaffenheiten (Kalk,<br />
Lehm und Kies) geprägt werden. Zu-<br />
dem ist das Klima hervorragend geeignet,<br />
um in diesem Rebgebiet die<br />
berühmtesten und teuersten Weine<br />
der Welt entstehen zu lassen! Alle<br />
grossen Bordeaux sind Assemblages.<br />
Die Trauben der verschiedenen<br />
Rebsorten werden separat gekeltert<br />
und die Weine einzeln im Stahltank,<br />
Holzfass oder neuen Barriques ausgebaut,<br />
um dann miteinander «vermählt»<br />
zu werden.<br />
Merlot dominiert<br />
Bei den roten Sorten dominiert<br />
Merlot mit rund 60% der Anbaufläche.<br />
Sie ist frühreif, liebt kühle,<br />
feuchte Böden und bringt dem<br />
Wein Geschmeidigkeit. Cabernet<br />
Sauvignon liebt warme, trockene<br />
Kiesböden und hat regelmässige<br />
Erträge. Der Saft der Cabernet-Sauvignon-Traube<br />
ist <strong>du</strong>nkelrot; Tannin<br />
und Säure garantieren grosse Lagerfähigkeit.<br />
Der Cabernet Franc<br />
kommt vorwiegend im Libournais<br />
vor, hat weichere Tannine und gibt<br />
Kräuter-Aromen ab. Petit Verdot ist<br />
eine alte Rebsorte mit später Reife,<br />
<strong>du</strong>nkler Farbe und Finesse. Der<br />
Malbec, die fünfte Sorte im Bunde,<br />
ist im Bordeaux-Gebiet eher am<br />
Verschwinden.<br />
Die weissen Sorten im Bordeaux<br />
sind Sauvignon (mit einem hohen<br />
Potential an Aromen), Semillon<br />
(mit goldgelber Farbe und vor allem<br />
bei der Herstellung <strong>des</strong> Sauternes<br />
federführend, da sie sehr empfänglich<br />
für Edelfäule ist) und die etwas<br />
heikle Muscadelle, die sehr aromenreich,<br />
doch unbequem im Anbau ist.<br />
Die 2000-er sind «Langläufer»<br />
Der Jahrgang 2000 ist ein ganz<br />
besonderer. Nicht nur, dass er an<br />
der Jahrtausendwende «geboren»<br />
wurde. Je nach Terroir hat er in<br />
der Tat auf besten Böden insbesondere<br />
im Medoc ganz ausserordentliche<br />
Weine hervorgebracht!<br />
Weine, die «Langläufer» werden<br />
sollen und welche von Fachleuten<br />
mit einer Lebensdauer von 30 bis<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
50 Jahren bedacht werden (in der<br />
Doppelmagnum notabene!!).<br />
Margaux, Pauillac<br />
und Pessac-Léognan<br />
Die zweite Dreierserie bestand erstens<br />
aus dem Château Gurgue,<br />
Cru Bourgeois, Margaux, der sich<br />
in <strong>du</strong>nkelroter Robe zeigte, eine<br />
feine Nase, im Gaumen Cassis und<br />
eine seidige Fülle und Charme im<br />
Abgang aufwies. Auf dem 10 ha<br />
grossen Rebgut bringen die 25jährigen<br />
Reben wunderschöne<br />
Weine mit Charakter hervor. Zweitens<br />
aus dem Carrua<strong>des</strong> de Lafite,<br />
2è <strong>vin</strong> <strong>du</strong> Château Lafite 1e GCC,<br />
Pauillac. Er zeigt sich in hellerem<br />
Rot, bringt Noten von Zedernholz in<br />
die Nase, ist vielschichtig in Gaumen<br />
und Abgang. Und drittens aus<br />
dem Château Rochemorin, Pessac-<br />
Léognan rouge, Graves. Dieser präsentiert<br />
sich in tiefem Rot, ist würzig<br />
in der Nase mit Zimtnoten,<br />
zeugt mit Zwetschgen-Tönen von<br />
reifer Frucht und verabschiedet<br />
sich mit Schmelz im Abgang. Er<br />
wächst auf tiefgründigem kiesigem<br />
Boden (60% CS /40% Merlot). –<br />
Diese Serie begeisterte sehr.<br />
Nicht nur der Boden, auch der<br />
Humor kann tiefgründig sein<br />
Mit feingezeichnetem, tiefgründigem<br />
Humor folgte die zweite Lesung<br />
<strong>des</strong> Abends zum Thema «Im<br />
Wein liegt Wahrheit» von und mit<br />
Dr. Karl Gautschi. Schmunzelnd und<br />
lachend, fröhliche und zufriedene<br />
Gesichter allseits in der Runde. Ja,<br />
eigentlich passen Wein und Satire<br />
ganz ausserordentlich gut zusammen,<br />
insbesondere wenn zwei<br />
Fachleute eines jeden Gebietes<br />
«Hof halten» und das Publikum sich<br />
nicht nur amüsieren kann, sondern<br />
auch geistig etwas gefordert wird!<br />
Nördlich der Dordogne<br />
Die dritte Dreierserie der Wein-<br />
Degustation bestand einerseits<br />
aus Château Belair St-Georges,<br />
Referent Edi Meyer<br />
St-Georges St-Emilion, welcher<br />
ein funkeln<strong>des</strong> Rot, eine feine<br />
Nase mit Minze- und Kamillen<strong>du</strong>ft,<br />
einen sehr komplexen Gaumen<br />
und reichen Abgang zeigte.<br />
Sehr gefällig und elegant! Und<br />
Château Grand-Mayne, Grand Cru<br />
classé, St-Emilion, der auf Lehm<br />
und Kalkstein wächst. Er präsentierte<br />
sich in <strong>du</strong>nkler Farbe, kam<br />
opulent, rassig und gehaltvoll daher.<br />
Pomerol Clos <strong>du</strong> Clocher beendete<br />
den Reigen und zeigte mit<br />
Charme sein seidiges <strong>du</strong>nkelrotes<br />
Gewand. Die Struktur wohlgefällig<br />
und lang anhaltend im Abgang.<br />
Önologische und satirische<br />
Kompetenz: eine gute Paarung!<br />
Run<strong>du</strong>m ein reines Vergnügen war<br />
diese Veranstaltung, bestechend<br />
einerseits <strong>du</strong>rch die fachliche Kompetenz<br />
in der Präsentation der<br />
Weine, untermalt mit wunderschönen<br />
Bildern und Texten über das<br />
Rebgebiet, andererseits aber auch<br />
<strong>du</strong>rch die satirische Kompetenz.<br />
Die Degustation, Degustatoren und<br />
die blumige Sprache der Weinliebhaber<br />
wurden aus guter Distanz<br />
betrachtet, feinfühlig befragt und<br />
humorvoll kommentiert! – Ganz<br />
herzlichen Dank an die beiden<br />
Fachleute! Herzlichen Dank aber<br />
auch den Organisatoren <strong>des</strong> hervorragenden<br />
Jubiläums-Anlasses.<br />
30 Ami <strong>du</strong> Vin 1/09